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Sonntag.

Erfte Adventswoche.

Matth. 21, 1—5.: Da sie nun nahe bei JeruMatth. 21, 1—5.: Da sie nun nahe bei Jerusalem kamen gen Bethphage an den Delberg, sandte JEsus seiner Jünger zween und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und bald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ein Füllen bei ihr; löset sie auf und führet sie zu mir. Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprechet: Der HErr bedarf ihrer; so bald wird er sie euch lassen. Die Jünger gingen hin, und thaten, wie

ihnen JEsus befohlen hatte. Das geschah aber alles, auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Pro pheten, der da spricht: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmüthig, und reitet auf einem Esel, und auf einem Füllen der lastbaren Eselin.

Christus ist nun schon mehr denn achtzehnhundert Jahre hindurch fort und fort gekommen und hat dabei auch seine Gegenwart an viel tausend Herzen merklich genug kund gethan; aber wie wenige sind es allezeit, auch im lezten Kirchenjahre, gewesen, die ihn auf genommen, und wie viele, die ihm vielmehr den Rücken gekehrt haben, als er zu ihnen kam, oder die ihm doch wieder untreu geworden sind! Ach, die allermeisten! Wie nun? ist es daher auch gewiß, daß Christus doch, auch in dem heute beginnenden neuen Kirchenjahre, wieder kommen werde? Sollte er nicht vielleicht, nachdem er nun so oft fast ganz ver geblich gekommen ist, des Kommens müde geworden sein? - Nein, er ist des Kommens noch immer nicht müde. Unser heutiges Evangelium bezeugt uns dies; denn das darin beschriebene einstige sichtbare Kommen Christi nach Jerusalem ist nichts anderes als ein Bild seines steten unsichtbaren Kommens zu dem neutestament

lichen Jerusalem seiner lieben Kirche; laut der Verheißung: „Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen." Und:,,Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende."

Aber ist es denn auch für uns etwas so Tröstliches, zu wissen, daß JEsus auch in diesem neuen Kirchenjahre wieder kommen werde? Ist Er nicht der heilige Sohn Gottes, und wir allzumal Sünder, die des Ruhms ermangeln, den sie an Gott haben sollten? Haben wir daher nicht vielmehr nichts an= deres zu erwarten, als daß Christus, wenn er kommt, im Zorne kommen werde, uns nach unserm Verdienste zu strafen?

So möchte es ja freilich scheinen; aber laßt uns in unser heutiges Evangelium schauen: was für ein JEsus ist es hiernach, der in dem neuen Kirchenjahre wieder kommen will und wird? Haben wir etwa Ursache, uns vor einem solchen JEsus zu fürchten? oder nicht vielmehr, ihn mit Sehnsucht zu erwarten und mit Freuden zu empfangen? - Es ist wahr, unser Evangelium stellt uns JEsum als eine hohe und erhabene Person dar; es sagt uns, er ist allwissend; er kannte selbst die Gedanken und Worte jenes Einwohners von Bethphage von ferne; es sagt uns, er ist allmächtig, er konnte selbst das Herz jenes Eigenthümers zweier Lastthiere aus der Ferne nach seinem Willen lenken: aber unser Evangelium sagt uns auch, er kam nicht als ein heiliger, mit den Schrecken seiner Strafgerech= tigkeit bewaffneter Richter, sondern als König, und zwar als ein sanftmüthiger König, als ein König der Gnade und Barmherzigkeit.

Höhe!"

Mel.: Macht hoch die Thür, die Thor macht weit.

Komm, o mein Heiland JEsu Christ,
Meins Herzens Thür dir offen ist;
Ach, zeuch mit deiner Gnade ein,
Dein Freundlichkeit auch uns erschein;
Dein Heilger Geist uns führ und leit
Den Weg zur ewgen Seligkeit.
Dem Namen dein, o HErr,
Sei ewig Preis und Ehr! Amen.

Montag.

daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmüthig, und reitet auf einem Esel, und auf einem Füllen der lastbaren Eselin.

Matth. 21, 4. 5.: Das geschah aber alles, auf

Was für eine tröstlichere Wahrheit kann vids! Gelobet sei, der da kommt im es also heute für uns geben als diese, daß ein Namen des HErrn! Hosianna in der solcher JEsus auch in dem heute begonnenen Kirchenjahre wieder kommen werde? JEsus ist ja allwissend; er weiß daher alle Sünden, die wir je begangen, auch die wir schon vergessen haben; er weiß alle Sünden, die wir noch begehen werden; er weiß genau, wie es in unserm Herzen aussieht, besser als wir selbst; er kennt unser ganzes großes sündliches Verderben. Aber er will nichts davon wissen als unser Richter, der unsere Sünde strafen wollte, sondern als unser sanftmüthiger Gnadenkönig, der da kommen will, sie zu vergeben, zu tilgen und in die Tiefe des Meeres zu werfen. Da er aber allwissend ist, so weiß er daher auch alle die Noth, in der wir stecken, allen den Kummer, der uns drückt, alle die Seufzer, die in uns von Menschen ungehört aufsteigen, alle die Thränen, die wir ungesehen weinen, alle die Bedürfnisse im Geistlichen und Leiblichen, die wir haben, alle die Feinde und ihren Rath, die nach unserer Seele stehen, und daher auch alle die Gefahren, Nöthe und Trübsale, denen wir entgegen gehen; und er weiß dies alles als unser Gnadenkönig; er will darum kom men, uns mit allem, was wir im Leiblichen und Geistlichen bedürfen, zu versorgen, unsere Gebete und Seufzer zu erhören, unsere Thränen zu trocknen, unsere Gefahren abzuwenden, gegen unsere Feinde uns zu schüßen, alles Uebel uns zum Besten zu lenken und uns endlich aus aller Noth durch einen seligen Tod zu erlösen. Und er weiß nicht nur alle un sere Noth und will nicht nur uns daraus helfen, er ist auch allmächtig; er kann uns daher auch helfen, wo niemand helfen kann, und Rath schaffen, wo niemand mehr Rath weiß; er hat alles in seinen Händen; er kann selbst die Herzen der Menschen lenken wie Wasserbäche und darum alles fügen zu un serm zeitlichen und ewigen Heile.

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Die Tochter Zion also ist es, zu welcher JEsus kommt. Zion war aber der Name eines Berges, auf dessen Gipfel der Jerusa= lemische Tempel und auf dessen einer Seite Jerusalem selbst lag; im eigentlichen Sinne des Wortes hießen daher die Tochter Zion die Einwohner Jerusalems, weil sie der Berg Zion gleichwie eine Mutter ihre Kinder in ihren Schooß aufgenommen hatte; im bildlichen oder geistlichen Sinne aber heißt die Tochter Zion die Kirche des Alten und Neuen Testamentes. Daher es denn eigentlich die Kirche der Gläubigen ist, welche die Verheißung hat, daß JEsus zu ihr allezeit und darum auch in dem begonnenen Kirchenjahre kommen werde.

Wie aber? müssen dann nicht viele fürch= ten, daß JEsus nicht zu ihnen kommen werde? Denn müssen nicht viele fürchten, daß sie noch nicht zur Tochter Zion gehören, daß sie noch keine wahren Glieder der Kirche, noch keine wahren Gläubigen seien? Keineswegs; denn als Christus einst in das sichtbare Jerusalem einzog, da suchte er ja freilich zunächst sein geistliches gläubiges Zion heim; aber er kam doch zugleich zu allen, die damals nach Jerusalem gekommen waren, mochten sie auch noch

die elendesten und verlorensten Sünder sein. So kommt JEsus auch jezt ja freilich zunächst zu seiner Kirche, das ist, zu seinen wahren Gläubigen; aber damit zugleich zu allen, die zu seiner Kirche sich halten, mögen sie auch noch zu den elendesten und verlorensten Sündern gehören. Christi Kirche ist aber allent halben, wo sein Wort verkündigt und seine hochheiligen Sacramente verwaltet werden. Wo freilich diese Gnadenmittel nicht sind, da ist auch die Tochter Zion nicht, da ist auch Christi Kirche nicht, und wo Christi Kirche nicht ist, da ist auch kein Christus, kein Heil, keine Seligkeit. Wer sich daher zu Gottes Wort und Sacramenten nicht halten will, der hofft freilich vergeblich auf Christi Kommen. Denn nur der Tochter Zion, die sein Wort und Sacrament unter sich hat, soll zugerufen werden: „Aber du Tochter Zion, freue dich sehr, und du Tochter Jerusalem, jauchze; siehe, dein König kommt zu dir sanft müthig."

Wohl darum allen, die Gottes Wort nicht verachten, sondern entschlossen sind, das theure Wort Gottes im neuen Kirchenjahre fleißig zu hören! Gehören sie auch noch nicht alle zur Tochter Zion, zu den Bürgern des wahren geistlichen Jerusalems, so sind sie doch jenen Israeliten gleich, die einst in das sichtbare Je rusalem gingen, in welches einst JEsus seinen Einzug hielt, welchen Einzug daher auch sie mit genossen. Wer sich daher unter denen fin den läßt, die Christi Wort hören, dem gilt auch die fröhliche Botschaft: JEsus kommt auch in diesem neuen Kirchenjahr wieder zu dir!

Und wer zwar im alten Kirchenjahr den HErrn JEsum nicht völlig vergessen, verlassen und verloren hat, aber ihm oft untreu gewesen ist, manches ihm gethane Gelübde nicht gehalten hat, von mancher Sünde überwunden worden und in mancher Beziehung mehr zurück, als vorwärts gekommen ist er verzage nicht! es beginnt ja ein neues Kirchenjahr, in welchem JEsus, sein König, wieder zu ihm kommt mit neuer Gnade.

Und wer vielleicht im alten Kirchenjahre, von seinem Fleisch, der Welt oder dem Satan überlistet, den Heiland, der in seinem Herzen

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Und wer endlich noch nie erfahren hat, welch eine Seligkeit es ist, JEsum zu seinem Gnadenkönige zu haben; wer bisher in fleischlicher Sicherheit, ohne Sorge um das Heil seiner unsterblichen Seele dahin gegangen ist; wer bisher vor allem nach Geld und Gut, nach ruhigen Tagen und einem bequemen Leben getrachtet und sich um JEsum nicht von Herzen bekümmert hat, ja, vielleicht gar sein bitterer Feind gewesen ist; wer aber nun merkt, daß er auf diesem Wege nicht selig werden kann, sondern verloren gehen muß, und nun besorgt fragt: „Was muß ich thun, daß ich selig werde?": auch er soll nicht verzagen! Was er in allen vorigen Jahren versäumt hat, dazu schenkt ihm nun Gott im neuen Kirchenjahre neue Gnade. JEsus, sein König, kommt auch zu ihm wieder und sucht ihn auch im neuen Jahre wieder. Er lasse sich nur von JEsu finden und fasse mit reuevollem Herzen im Glauben die Gnadenhand, die er nach ihm ausstreckt, so wird er erfahren, bei JEsu ist Hilfe aus allen Sünden. Und wäre er auch mit tausend Banden der Sünde und des Unglaubens gebunden, so wird Christus wieder wie einst sprechen: „Löset ihn auf und führet ihn zu mir", und er wird frei werden.

Mel.: Meinen JEsum laß ich nicht.
Komm, du werthes Lösegeld,
Dessen alle Heiden hoffen;
Komm, o Heiland aller Welt,
Thor und Thüren stehn dir offen;
Komm in angewöhnter Zier,
Komm, wir warten mit Begier.
Zeuch auch in mein Herz hinein,

du großer Ehrenkönig!
Laß mich deine Wohnung sein!
Bin ich armer Mensch zu wenig,
Ei, so soll mein Reichthum sein,
Wenn du bei mir ziehest ein. Amen.

Dienstag.

Matth. 21, 6-9.: Die Jünger gingen hin und thaten, wie ihnen JEsus befohlen hatte, und brach

ten die Eselin und das Füllen, und legten ihre Klei der darauf und seßten ihn darauf. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg; die andern hieben Zweige von den Bäumen und streueten sie auf den Weg. Das Volk aber, das vorging und nachfolgete, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids; gelobet sei, der da kommt in dem Namen des HErrn, Hosianna in der Höhe!

Kaum hatte sich in Jerusalem die Nach richt verbreitet, daß Christus soeben im Begriffe sei, seinen königlichen Einzug in die Stadt zu halten und nun endlich die Regie rung seines messianischen Reiches anzutreten, da eilten, von Gott erweckt, sogleich ganze Schaaren aus der Stadt, welche, sobald sie Christi ansichtig wurden, ihm zuriefen: „Hosianna dem Sohne Davids!" was auf deutsch so viel heißt, als: O hilf doch dem Sohne Davids! Ihr Hosianna-Rufen war daher nichts anderes als ein brünstiger betender Glückwunsch für Christum zu dem nunmehrigen Antritt seiner Regierung. Sie woll ten sagen: HErr, laß es doch diesem unserm königlichen Messias gelingen, alle seine vie len listigen, mächtigen und grausamen Feinde zu überwinden, sein Reich immer weiter und weiter auszubreiten und es glücklich und im Segen zu regieren. Sie seßten daher auch hinzu: „Gelobet", oder, was hier dasselbe ist, gesegnet sei, der da kommt in dem Namen des HErrn! Hosianna in der Höhe!" Dieser Eifer war aber nicht nur in ihrem Herzen und in ihrem Munde; sie bewiesen denselben vielmehr, so gut sie es in diesem Augenblicke konnten, auch durch die That. Um nämlich Christi Einzug zu verherrlichen und zu fördern, zogen die einen nun auch ihre Oberkleider aus und breiteten, sie auf den Weg, während die andern, die eines Oberkleides ermangelt haben mögen, Zweige von den Bäumen hieben und auf den Weg streuten.

Wir sehen da das Bild solcher Menschen, welche mit Eifer für den glücklichen Fortgang

des Reiches Christi auf Erden erfüllt sind: sie haben erstlich ein für dasselbe brennendes Herz, und offenbaren dies auch zum andern durch thätige Theilnahme an der Förderung desselben mit Worten und Werken.

Das erste, worauf es hier vor allem ankommt, ist also das Herz. Mancher meint wohl, wenn er sich zu einer christlichen Gemeinde halte, fleißig zur Kirche gehe und seine Kinder in eine christliche Schule schicke, wenn er zur Erhaltung von Kirche und Schule seinen regelmäßigen Beitrag gebe, oder wenn er wohl gar bedeutende Summen für kirchliche Zwecke opfere: dann könne ihm gewiß niemand jenen Eifer für den glücklichen Fortgang des Reiches Christi auf Erden absprechen. Wie aber in allen christlichen Dingen, so kommt es, auch was den Eifer für Christi Reich betrifft, nicht sowohl auf irgend welche äußere Werke, sondern, wie gesagt, vor allem darauf an, wie das Herz eines Menschen zur Sache steht. Den rechten Eifer hierin hat daher nur derjenige, welcher zwar um Gottes Gebotes und Ordnung willen in seinem irdischen Beruf und Geschäft treu und fleißig ist, dessen Herz aber dabei in und für Christi Reich lebt und daher alles andere in Vergleich damit für Nebensachen oder doch für etwas ungleich Geringeres ansieht.

Doch wenn der rechte Eifer für den glücklichen Fortgang des Reiches Christi auf Erden in dem Herzen eines Menschen lebt, dann kann dieser Eifer freilich auch nicht im Herzen bleiben, sondern er bricht wie ein verschlossenes Feuer auch heraus, sowohl in Worten, als in Werken. „Weß das Herz voll ist, deß gehet der Mund über." Wessen Herz jener Eifer erfüllt, der betet daher erstlich nicht nur täglich für sich selbst und die Seinen, sondern schließt auch die Angelegenheiten des Reiches Gottes in sein tägliches Gebet mit ein. Dies ist das tägliche „Hosianna“, welches er dem in der Welt daher ziehenden himmlischen Könige entgegenruft. Aber auch bei dem bloßen Hosianna läßt es ein solcher Mensch nicht bewenden: er ist auch werkthätig für die Ausbreitung des Reiches Christi. Er opfert für alles, was der Förderung des Reiches Christi

dient, gern etwas von seinem Vermögen, von seinen Geistesgaben, von seiner Zeit, von sei nem Einfluß. Dies sind die „Kleider" und „Palmenzweige", die er Christo täglich zu Füßen legt.

O so möge unser ganzes Leben ein stetes Hosianna und Palmenstreuen sein auf dem Wege des in die Welt einziehenden Christus! Bleiben wir in diesem Sinne bis zum Tode, wohl uns! An jenem schrecklichen Tage, wo die Bücher werden aufgethan werden, da werden wir mit Erstaunen finden, wie er alles Gute, was wir hier im Glauben für Christi Reich thaten, in das Buch ewiger Vergeltung eingetragen hat, und wie auch unsere geringsten Liebeswerke in unserer Rechnung stehen. Und wenn dann Christus mit den Seinen endlich durch die Perlenthore des himmlischen Jerusalems einziehen wird, so werden auch wir unter dieser seligen Schaar sein und unser bittendes Hosianna in ewig jubelndes Halle luja verwandelt sein.

Mel.: Valet will ich dir geben.

Dein Zion streut dir Palmen

Und grüne Zweige hin, Und ich will dir in Psalmen Ermuntern meinen Sinn. Mein Herze soll dir grünen

In stetem Lob und Preis, Und deinem Namen dienen,

So gut es kann und weiß. Amen.

Mittwoch.

Klagel. 3, 22. 23.: Die Güte des HErrn ist, daß wir nicht gar aus sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu.

Dies war der Trost, den einst Jeremias den Gläubigen des Alten Bundes gab, als diesel ben in schwerer Gefangenschaft seufzten, während zugleich Jerusalem mit seinem Tempel in Trümmern lag. Die Güte des HErrn ist alle Morgen neu", ruft der Prophet ihnen zu. Welch ein Trost! Einen größeren, reicheren, köstlicheren Trost kann es für Sünder gar nicht geben. Laßt uns nur ein wenig über legen, was diese Worte enthalten.

,,Gottes Güte ist alle Morgen neu": sie hört also nie auf, so lange auf Erden dem Abend ein neuer Morgen folgt. Obgleich also Gott dem ganzen sündigen menschlichen Geschlechte schon Jahrtausende lang Güte über Güte erwiesen hat, und ob er auch einem einzelnen Menschen noch so lange Jahre mit lauter Güte nachgegangen ist und mit ihr ihn gleichsam überschüttet hat: seine Güte hat darum doch nie ein Ende, doch nie ihr Ziel erreicht. Wir Menschen haben wohl, wenn wir ja Güte besigen, nur ein bestimmtes Maß derselben und sind daher mit unserer Güte gegen unsere Mitsünder nur zu bald am Ende; haben wir ihnen schon mehrmals und reichlich Güte erwiesen, so heißt es bei uns nur zu bald: Nun ist's genug; und ist der, dem wir wohl thaten, undankbar, gebraucht er wohl gar unsere Güte gegen uns, so versiegt leicht der Brunnen unserer Güte gegen ihn schnell für immer. Der Brunnen der göttlichen Güte aber ergießt sich fort und fort, und selbst die schnödeste Undankbarkeit und der frevelste Mißbrauch kann diesen Brunnen nicht verstopfen. Ist er doch vielmehr ein ewig quellendes grundloses Meer der Liebe, das nie ausgeschöpft werden kann.

Und noch mehr: wenn es heißt: „Gottes Güte ist alle Morgen neu", so hört sie also nicht nur nicht auf, sie nimmt auch sonach nie ab; sie ist immer dieselbe; immer so groß und so brünstig, wie am Anfang; sie veraltet nicht. Unsere Güte, wenn sie auch eine Zeitlang helle brennt, so bald sie nur ein wenig auf die Probe gestellt wird, so sie auch nicht gar verglimmt und auslöscht, wird doch leicht immer schwächer und fließt endlich nur tropfenweise wie ein sich leerendes Gefäß. Nicht so Gottes Güte sie ist, wie gesagt, alle Morgen nen. Nicht nur am ersten Tage unsers Le| bens also ergießt sie sich über uns in vollen Strömen, sondern an jedem folgenden Abende müssen wir wieder singen: „Lobe den HErren, der meinen Stand sichtbar gesegnet, der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet." Denn wie die sichtbare Sonne an jedem neuen Morgen, selbst wenn Wolken sie verdecken, in derselben Pracht über der ganzen

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