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auch ein annehmungswürdiges Wunder, denn es ist ja zur Seligmachung aller Men schen geschehen. Daher sezt St. Paulus so gleich hinzu: „Unter welchen ich der vor nehmste bin"; um anzuzeigen, daß auch er sich das Weihnachtswunder zugeeignet habe. Daher jubelt auch schon der Prophet Jesaias: Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben"; und der Weihnachtsengel ruft in jenen Hirten allen Menschen, auch uns allen zu: „Euch ist heute der Heiland geboren." Ein jeder Mensch soll also nicht nur im Glauben sagen können: „Christus JEsus ist gekommen in die Welt, die Sünder", sondern auch: mich, mich Sünder „,,selig zu machen."

Mel.: Fröhlich soll mein Herze springen.
Meine Schuld kann mich nicht drücken,
Denn du hast
Meine Last

All auf deinem Rücken;
Kein Fleck ist an mir zu finden,
Ich bin gar

Rein und klar
Aller meiner Sünden. Amen.

29. December.

Gal. 4, 4. 5.: Da aber die Zeit erfüllet ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe, und unter das Geseß gethan, auf daß er die, so unter dem Geseß waren erlösete, daß wir die Kind schaft empfingen.

Hieraus ersehen wir, daß Christus nicht, wie die Rationalisten unserer Tage lehren, darum in die Welt gekommen ist, den Men- | schen zu offenbaren, daß sie schon Kinder Got tes seien, sondern im Gegentheil ihnen erstlich das Recht der göttlichen Kindschaft erst zu er | werben und sie zum andern zugleich von der bisherigen Vormundschaft des Gesezes zu erlösen.

Nach Gottes Wort gab es allerdings eine Zeit, da waren alle Menschen Kinder Gottes; da waren nämlich alle Menschen der göttlichen Natur theilhaftig, da trugen sie ihres himm lischen Vaters Ebenbild an sich, hatten Got

tes Sinn und waren erfüllt mit dem Heiligen Geist. Es war dieses damals, als die Menschen noch im Paradiese im Stande der Unschuld waren. Aber der Mensch ist in Sünde gefallen, hat Gottes Ebenbild, die göttliche Natur, den göttlichen Sinn, den Geist Gottes, seine anerschaffene Unschuld und Gerechtigkeit verloren. Nun wird kein Mensch mehr als Gottes Kind geboren, sondern als ein Kind der Sünde, als ein Kind der Finsterniß oder, wie, Paulus schreibt, als ein Kind des Zornes, des Todes, der Hölle, der Verdammniß. Aus unergründlichem Erbarmen hat aber Gott von Ewigkeit beschlossen, uns, die Gefallenen, die Entarteten, wieder zu seinen Kindern zu machen. Sollte dies aber geschehen, so mußte die Sünde getilgt, und wir wieder theilhaftig werden nicht nur der göttlichen Gnade, sondern auch der göttlichen Natur. Gott sandte daher seinen eingebornen. Sohn selbst in die Welt, ließ ihn einen Menschen werden, tilgte durch ihn unsere Sünden, und macht nun alle, die an seinen Sohn glauben, wieder theilhaftig seiner göttlichen Natur, gibt ihnen wieder seinen Heiligen Geist und erneuert sie wieder zu seinem Bilde.

Hieraus sehen wir: so groß die Anzahl der Menschenkinder in der Welt ist, so klein ist die Anzahl der Gottesfinder. Denn wer ist ein Kind Gottes? Ein Kind Gottes ist nur derjenige, welcher eine doppelte Geburt erfahren hat, nicht nur die leibliche von seinen Eltern, sondern auch eine geistliche. Daher Christus sagt: „Es sei denn, daß jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen." — Ein Kind Gottes ist also nur der, welchen Gott nicht nur geschaffen hat, wie andere Menschen, sondern auch geboren und gezeugt hat. Daher schreibt Jacobus: „Gott hat uns gezeuget nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, auf daß wir wären Erstlinge seiner Creaturen." Ein Kind Gottes ist ferner nur der, welcher nicht nur das natürliche Licht seiner Vernunft in sich trägt, sondern auch ein anderes, höheres, göttliches, himmlisches Licht, das von oben in seine Seele gefallen ist. Daher spricht Paulus von den

Kindern Gottes: "Ihr waret weiland Finsterniß; nun aber seid ihr ein Licht in dem HErrn." Ein Kind Gottes ist ferner nur derjenige, welcher ein zweifaches Leben in sich trägt, ein natürliches und ein übernatürliches: nach seinem natürlichen Leben lebt er auf Erden, nach seinem übernatürlichen ist sein Wandel im Himmel; nach seinem natürlichen Leben ist er mit Menschen, mit Vater und Mutter, verwandt, nach seinem übernatürlichen Leben aber ist er mit JEsu Christo verwandt. Daher schreibt derselbe Paulus im Namen aller Kinder Gottes: „Ich lebe; doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir." - Ein Kind Gottes ist ferner derjenige, welcher von einer doppelten Nahrung lebt; seine leibliche Nahrung ist Speise und Trank, und seine geistliche Nahrung sind das Wort Gottes und die heiligen Sacramente. Daher schreibt Petrus: Seid gierig nach der vernünftigen lautern Milch (nämlich des Evangeliums), als die jezt gebornen Kindlein, auf daß ihr durch dieselbige zunehmet." - Ein Kind Gottes ist ferner nur derjenige, welcher einen doppelten Geist hat, den ihm anerschaffenen Geist und den Heiligen Geist; daher schreibt der Apostel: „Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid, und der Geist Gottes in euch wohnet?" Ein Kind Gottes ist endlich nur derjenige, welcher nicht mehr muthwillig und wissentlich sündigen kann, so lange er ein Kind Gottes ist; daher schreibt Johannes: ,,Wer aus Gott geboren ist, der thut nicht Sünde, denn sein Same bleibet bei ihm, und kann nicht sündigen; denn er ist von Gott geboren."

Wer ein Kind Gottes ist, wird also nicht etwa nur bildlich so genannt, nicht etwa deswegen nur, weil Gott ihn väterlich und er Gott kindlich liebt; nein, dann wäre er nur gleichsam Gottes Kind und Gott nur gleichsam sein Vater; aber die Kinder Got tes sind wahrhaftig, was ihr Name ausspricht.

Mel.: HErr Gott, der du mein Vater bist.

Auf dein Wort sprech ich Amen, HErr!
Aus Gnad mein' fleinen Glauben mehr;
Du bist allein der Vater mein,

Laß mich dein Kind und Erbe sein. Amen.

30. December.

Luc. 2, 33-35.: Und sein Vater und Mutter wunderten sich deß, das von ihm geredet ward. Und

Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser wird gesezt zu einem Fall und Auferstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird (und es wird ein Schwert durch deine Seele dringen), auf daß vieler Herzen Gedanken offenbar werden.

,,Siehe, dieser wird gesezt zu einem Fall und Auferstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird", das ist es, was der alte Vater Simeon von der Aufnahme Christi unter den Menschen voraus verkündigt. Er spricht: „Vieler in Israel", nicht um anzuzeigen, daß eine solche Gesinnung allein unter Israel zum Vorschein kommen werde; er will damit vielmehr sagen, selbst unter seinem auserwählten Volke werde er dieses Schicksal haben, wie vielmehr auch anderwärts!

Und so ist es. Christus war nicht nur damals den meisten Menschen ein Aergerniß, da er noch als ein armes, nacktes Kindlein in der Krippe lag; er ist auch noch jezt, nachdem alle Welt seine Herrlichkeit gesehen hat, zu einem Zeichen gesezt, dem widersprochen wird". So lange den Menschen Christus noch nicht gepredigt worden ist, so lange scheinen viele Menschen der edelsten Gesinnung zu sein. Sobald ihnen aber Christus gepredigt wird, erfüllt sich an ihrer vielen Simeons Ausspruch: daß gerade an Christo vieler Herzen Gedanken offenbar werden". Je reiner und lauterer Christus gepredigt wird, desto mehr ist er den meisten Menschen ein Stein des Anstoßes und ein Fels der Aergerniß. Christum der Welt predigen, und die ganze Welt wider sich erregen, ist eins und dasselbe. Sobald die Predigt von dem rechten Christus erschallt, da erhebt sich von allen Seiten Widerspruch; mit Entseßen hört diese Predigt die stolze, kluge menschliche Vernunft; alle Herzen empören sich über diese unglaubliche Lehre; alle Weisen und Klugen der Welt werden eins, dieses ihnen thörichte Evangelium zu widerlegen und wieder zu ver

drängen; Könige der Erde rathschlagen, diese ihnen gefährlich scheinende Religion aus ihren Staaten zu verweisen; und gerade die, die die Heiligsten, Gerechtesten und Frömmsten bei den Menschen sind, erklären die Christuslehre für die schädlichste und verderblichste unter allen, die je den Menschen verkündigt ward.

Wir dürfen aber nicht meinen, daß Christus einen solchen Widerspruch nur unter den groben Ungläubigen und Spöttern finde. O, nein, lasset uns in unser eigenes Herz hinab steigen, und selbst wir, die wir mit Freuden die Botschaft von dem neugebornen Christkindlein hören, werden in der Tiefe unsers Herzens eine Stimme hören, die Christo unaufhörlich und vernehmlich genug widerspricht. Sehet da den Erfahrungsbeweis in unserm eigenen Herzen für die Wahrheit des Simeonschen Ausspruches: „Christus ist gesezt zu einem Zeichen, dem widersprochen. wird."

Woher mag es aber nun wohl kommen, daß Gott den Menschen gerade einen solchen Heiland gegeben und einen solchen Weg zur Seligkeit vorgeschrieben hat, der unserer Vernunft und unserm Herzen so anstößig ist? Warum hat uns Gott nicht ein Evangelium verkündigen lassen, zu welchem gleich jeder Mensch, und insonderheit alle Weisen und Klugen dieser Welt freudig Ja und Amen sagen müßten? Warum hat Gott selbst seinen lieben Sohn in einer Gestalt und mit einer Lehre auftreten lassen, die dem natürlichen Gemüthe jedes Menschen ärgerlich erscheint? Warum hat Gott selbst Christum zu einem Zeichen gejezt, dem von jedermann widersprochen wird? Sollte uns geholfen werden, so mußte uns Gott einen solchen Heiland senden, an welchem unser natürliches Herz kein Wohlgefallen haben kann; er mußte mit einem Worte so und nicht anders beschaffen sein, als er ist. Denn unser natürlicher Vernunftstolz und Tugendstolz, unser angebornes Vertrauen auf unsere eingebildete Weisheit und Gerechtigkeit, und unser irdischer fleischlicher Sinn, das ist eben unser Abfall von Gott, das ist eben das Verderben, das uns von Gott und seiner seligen Gemeinschaft ausschließt, so lange wir

darin bleiben. Ein rechter Heiland, der uns wirklich selig machen sollte, mußte daher so beschaffen sein, daß, wenn wir ihn annehmen, alle unsere falsche Weisheit und alle unsere falsche Gerechtigkeit und unser irdischer fleischlicher Sinn zunichte werden und untergehen. muß.

Mel.: Erschienen ist der herrlich Tag.

Du bist der süßste Menschenfreund,
Doch sind dir jo viel Menschen seind:
Herodis Herz hält dich für Greul,

Und bist doch nichts als lauter Heil. Halleluja.

Ich aber, dein geringster Knecht,
Ich sag es frei und mein es recht:
Ich liebe dich, doch nicht so viel,
Als ich dich gerne lieben will. Halleluja.
Der Will ist da, die Kraft ist klein;
Doch wird dir nicht zuwider sein
Mein armes Herz, und was es kann,
Wirst du in Gnaden nehmen an. Halleluja.
Amen.

31. December.

Dan. 9, 7.: Du, HErr, bist gerecht, wir aber müssen uns schämen.

Ein wichtiger Tag unsers Lebens ist uns mit dem heutigen erschienen, der lezte Tag im Jahre. Wir stehen jezt gleichsam an der Grenze zweier großer Gebiete, durch die der Weg unsers Lebens, der Weg zur Seligkeit uns führt; das eine verlassen wir mit dem heutigen Tage als ein durchwandertes auf immer und ewig, und keine Wiederkehr dahin ist möglich; hin ist hin; und in das andere treten wir als in ein uns völlig unbekanntes bald erwartungsvoll ein.

Könnten wir wohl diesen Tag verfließen lassen, könnten wir diesen wichtigen Schritt thun und in das neue Jahr hinübergehen, ohne einen Rückblick in die Vergangenheit zu thun? Unmöglich; damit würden wir nicht nur verleugnen, daß wir Christen, selbst daß wir denkende Menschen sind. Thun wir aber heute einen Rückblick, was erblicken wir da? — Schauen wir erst auf das, was Gott an uns gethan hat, so sehen wir nichts als Zeugnisse

seiner Güte, seiner Liebe, seiner Erbarmung, ein Gebot, das wir vollkommen erfüllt und seiner Langmuth, seiner Geduld, und wir nicht übertreten haben? Wo ist ein Tag, an müssen uns schuldig erkennen, ihm zu danken, welchem wir nicht gesündigt haben? Wo ist ihn zu loben und ihn zu preisen. Wie viel eine Gabe, für die wir vollkommen gedankt haben wir während des ganzen Jahres be- und die wir ganz nach dem Willen des himmdurft mit den Unsrigen an Nahrung, Kleidung lischen Gebers gebraucht haben? Wo ist eine und Obdach! Und siehe! der HErr hat es am Errettung aus Noth, für die wir Gott vollNöthigen uns nie fehlen lassen; ja, er hat den kommen gepriesen haben? Wo ist ein Gelübde, meisten unter uns noch einen Ueberschuß zuge- das wir vollkommen gehalten haben? Wo ist worfen. Wir müssen mit Paulo sagen: „Er eine Predigt, eine Ermahnung zur Büße, eine hat sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat uns | Lockung zum Glauben, eine Ermunterung zur viel Gutes gethan und vom Himmel Regen Heiligung, der wir vollkommen nachgekommen und fruchtbare Zeiten gegeben, unsere Herzen sind? Wo ist die Liebe, mit der wir vollkom= erfüllet mit Speise und Freuden." - Ferner, men den hätten wieder lieben sollen, der uns wie vielen Gefahren sind wir während eines zuerst geliebt hat?- Ach, bei all diesen Fragen ganzen Jahres ausgesezt gewesen! Wie vieler müssen wir beschämt die Augen niederschlagen lei Unglück hätte uns treffen können an allen vor dem allerheiligsten Gott, an unsere Brust Gliedern unsers Leibes und an allen Kräften schlagen und mit dem Zöllner sagen: „Gott, unserer Seele! Aber siehe! wie auf Adlers- sei mir Sünder gnädig!", und mit David seufflügeln hat er uns über alle Gefahren hinweg- zen: „So du willst, HErr, Sünde zurechnen, getragen; er stand uns zur Seite, wenn wir HErr, wer wird bestehen?" Ach, „geh nicht wachten, und er wachte, wenn wir schliefen; ins Gericht mit deinem Knechte", mit deiner immer war sein Auge über uns offen; er hat Magd; denn vor dir ist kein Lebendiger gesich erwiesen als der Hüter Israels. Wir müssen recht." "Du, HErr, bist gerecht, wir aber mit dem heiligen David ausrufen: „Ihr Hei- müssen uns schämen." Ja, innigster Dant ligen, lobsinget dem HErrn, danket und prei- und tiefste Demüthigung, diese zwei Dinge set seine Heiligkeit. Denn sein Zorn währet sind es, zu denen uns alle heute ein Rückblick einen Augenblick, und er hat Lust zum Leben; auf das verflossene Jahr auffordert. Hiervon den Abend lang währet das Weinen, aber des kann niemand unter uns sich ausschließen; Morgens die Freude." Wenn wir aber nun das gilt uns allen. Möchten wir jedoch, die erst daran denken, wie vielen Millionen in dem wir hierin einander gleich sind, auch darin einverflossenen Jahr das Wort der Gnade nicht ander gleich sein, daß wir alle heute als vererscholl, wie reichlich aber Gott dasselbe uns söhnte Kinder des himmlischen Vaters dies hat verkündigen lassen mit Mund und Schrift; Jahr schließen; denn nur wer dies kann, macht wie freundlich er uns immer aufs neue seine einen fröhlichen und seligen Jahresschluß. Gnade hat anbieten, den Weg zum Himmel weisen und in sein seliges Reich einladen lassen: müssen wir da nicht ausrufen: HErr, wie sollen wir dir vergelten all deine Barmherzigkeit und Treue, die du an uns gethan hast?

wäre jeder Puls ein Dank Und jeder Odem ein Gesang!

Doch was erblicken wir, wenn wir auf das zurück sehen, was wir gethan haben? Wo ist

In eigener Melodie.

Das alte Jahr vergangen ist,

Wir danken dir, HErr JEsu Christ,
Daß du uns haft für aller G'fahr
So gnädiglich behüt dies Jahr.

Hilf, daß wir von der Sünd ablahn
Und fromm zu werden fahen an,

Kein Sünd im alten Jahr gedenk,
Ein gnadenreich Neujahr uns schenk. Amen.

1. Januar.

Neujahrswoche.

Luc. 2, 21.: Und da acht Tage um waren, daß das Kind beschnitten würde, da ward sein Name genannt JEsus, welcher genannt war von dem Engel, ehe denn er in Mutterleibe empfangen war.

Diejenigen, welche noch Kinder dieser Welt sind, in denen nämlich noch kein Verlangen nach dem ewigen Leben und noch keine Sorge um ihrer Seelen Heil und Seligkeit erwacht ist, die allein für dieses Leben besorgt sind, diese halten das für einen guten Eintritt in das neue Jahr, wenn sie mit den Ihrigen gesund und munter sind, wenn sie die Aussicht haben, im neuen Jahre mehr irdische Güter zu sammeln, als sie jezt haben, und wenn sie hoffen dürfen, daß mit dem neuen Jahre ihnen auch neue Vergnügungen, neue Tage der Freude gekommen sind. Daher fangen denn auch solche Weltkinder das ihnen von Gott geschenkte neue Gnadenjahr meist mit weltlichen Eitelkeiten, mit Tanz und Spiel, mit Lachen und Scherzen an. Menschen, die keine besseren Freuden kennen, sind gewiß sehr zu bedauern. Denn ach! solche wandeln noch in Finsterniß; das Licht der göttlichen Gnade ist ihnen noch nicht aufgegangen; sie wissen noch nicht, zu welch einer ganz anderen Freude und Seligkeit sie Gott bestimmt habe; sie wissen noch nicht, daß ihr Reichthum eigentlich nichts ist als eine Sorgenlast ihrer Seele, ihre Freude nichts als ein leerer Schatten, ihre Hoffnung nichts als ein eitler Traum; sie wissen noch nicht, wie glücklich, wie selig sie sein könnten, wenn sie nur erkennen wollten, was zu ihrem Frieden dient.

Das Allernöthigste nämlich zu einem rechten, fröhlichen und seligen Eintritt in ein neues Jahr ist, daß wir die Sünden des alten Jahres nicht mit in das neue hinübernehmen; denn muß derjenige nicht bei allem seinem Reichthum sehr arm sein, dem das nöthigste unter allen Gütern noch fehlt, der nämlich Gottes Gnade noch nicht hat? Wie kann

ferner derjenige wahrhaft fröhlich sein, dem noch die süßeste unter allen Freuden fehlt, der sich nämlich noch nicht der Vergebung seiner Sünden freuen kann? Endlich wie kann derjenige heut wahrhaft ruhig sein, der noch in den beunruhigendsten Zweifeln steht, der nämlich noch fürchten muß, daß Gott wider ihn zürne, daß er noch nicht sein versöhnter Vater im Himmel sei? O gewiß, nur der kann heute das neue Jahr recht fröhlich und selig antreten, der den Trost im Herzen trägt: Alles, was du in der Vergangenheit gesündiget hast, das ist vergeben, das ist vergraben, das ist versenkt in die Tiefe des Meeres; du kannst heut getrost dich zu Gott nahen als ein Kind zu seinem lieben Vater, denn alle deine Sündenschulden sind auf ewig getilgt!

Was gehört aber nun dazu, daß wir heut so sagen können? Das können wir durch nichts bei Gott verdienen; wollten und könnten wir auch heute blutige Thränenströme weinen, so könnten wir damit auch nicht eine im alten Jahre begangene Sünde von unserer Seele abwaschen; wollten wir uns heute auch die schwersten Bußzwerke auflegen, so könnten wir damit der beleidigten Gerechtigkeit Gottes doch kein Genüge leisten; könnten wir uns auch in die tiefste Reue und Zerknirschung versenken, ja, um unserer Sünden willen die Pein der Hölle schon hier empfinden, so könnten wir damit doch Gott auch nicht wegen eines einzigen bösen Gedankens versöhnen. Was geschehen ist, ist geschehen, und kein menschliches Werk oder Leiden kann es ungeschehen machen.

Nur einer ist es, nur einer, der für uns alle eine Buße gethan hat, die alles versöhnt; nur einer ist es, dessen Blut, und wäre es nur ein Tröpflein, die blutrothe Schuld aller Sünder austilgen kann, und dieser eine ist JEsus Christus, der allerheiligste Gottmensch, der heute als ein achttägiges Knäblein nach dem göttlichen Geseze beschnitten ward. Indem aber dieses heilige Kind diese vor den Augen der Vernunft so schimpfliche Handlung an sich

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