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erwachten Welt wieder aufgeht, in welcher sie schon seit Jahrtausenden über ihr leuchtete: so geht auch die unsichtbare Sonne der gött lichen Güte jeden neuen Morgen in demselben Glanze über jeden Menschen neu wieder auf, womit sie ihn schon fort und fort bestrahlte.

Donnerstag.

Röm. 13, 11.: (Und weil) wir (solches) wissen, (nämlich die Zeit,) daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf; sintemal unser Heil jegt näher ist, denn da wir's glaubten.

Was der Apostel für einen Schlaf meine, Doch wenn es heißt: Gottes Güte ist aus welchem wir aufstehen sollen, dies zeigt alle Morgen nen“, so denkt also Gott auch uns der Zusammenhang; nämlich nicht den nie daran, wie viel und wie lange er einem leiblichen, sondern den geistlichen Schlaf, den Menschen schon Güte erwiesen hat, und rech- Schlaf in Sünden. Es ist das aber ein Schlaf, net ihm dies alles nicht an, um es ihm von aus dem man nicht nur einmal in seinem Leder Summe der ihm zugedachten Liebe abzu- ben, sondern täglich bis an seinen Tod aufziehen; sondern, so oft es wieder heute heißt, stehen muß, will man daraus nicht endlich in verhält sich Gott gegen jeden Menschen also, den ewigen Tod sinken. Denn obgleich nur als ob er ihm noch nie seine Güte erwiesen Unbekehrte in diesem Schlafe wie im Tode habe, als ob er heute das erste Mal in sei- liegen, so daß sie nichts Geistliches sehen, hören nem Leben sie ihm anbiete und schmecken lasse, und verstehen, so sind doch auch wahre aufund als ob er heute erst anfange, ihn zu gewachte Christen von einer gewissen geist= suchen und sich als ein Gott, der sein Heil lichen Schläfrigkeit noch nicht ganz befreit. wolle, zu erzeigen. Mögen daher schon Millio- | Wollen sie daher nicht in den alten geistlichen nen Gnadenerweisungen Gottes hinter einem Todesschlaf unvermerkt wieder gänzlich zurückarmen Menschen liegen, und mögen sie bisher fallen, so müssen sie immer und immer wieder alle an ihm vergeblich gewesen sein: so oft sich wach und munter machen lassen. Auch ihm ein neuer Morgen seines Lebens wie uns geht darum das Wort des Apostels an: der geschenkt wird, so oft nimmt auch Gottes „Die Stunde ist da, aufzustehen vom Güte den armen Menschen wie ein neugebor- Schlaf; sintemal unser Heil jezt näher nes Kindlein in ihre Arme und mütterlichen ist, denn da wir es glaubten." Unter Schooß, denn sie ist eben alle Morgen neu! dem Heil versteht der Apostel offenbar hier Gibt es daher irgend ein Trostwort der nicht Gottes Gnade und Vergebung der SünSchrift, wie wir es bei dem Eintritt in ein den, denn diese hatten die römischen Christen neues Kirchenjahr bedürfen, nach dem unver- ja schon, sie kamen ihnen daher nicht erst näher dienten und ach, so oft vergeblichen Genuß so und näher; er meint damit vielmehr die Wievieler Gottesgüte in bereits vergangenen Jah- derkunft Christi am jüngsten Tage zur Heim ren, so ist es gewiß dieses Trostwort. Denn holung der Seinigen in den Himmel und zur ist nach diesem Worte Gottes seine Güte alle Seligkeit. Der heilige Apostel will daher auch Morgen neu, wie viel mehr wird sie alle nicht dieses sageu, daß es je eine Zeit gegeben Jahre neu sein! Wie gewiß können wir also habe, in welcher die Menschen nicht Ursache sein, daß sie auch während des ganzen kom gehabt hätten, von ihrem geistlichen Schlafe menden neuen Kirchenjahres neu sein werde! aufzustehen, sondern nur dieses: so lange Christus noch nicht im Fleisch erschienen, so lange es daher noch nicht möglich war, daß Christus zum Gericht wiederkomme, um der Zeit der Gnade für alle Menschen ein Ende zu machen. (nämlich zur Zeit des Alten Bundes), so lange konnte freilich ein Mensch immer noch denken, daß er das Aufstehen vom Schlafe noch eine Zeitlang aufschieben könne; aber, ihr lieben

Mel.: Nun freut euch, lieben Christen g'mein.

Gott, der du aus Herzensgrund
Die Menschenfinder liebeit
Und uns zu aller Zeit und Stund
Viel Gutes reichlich gibest,
Wir danken dir, daß deine Treu
Bei uns ist alle Morgen neu
In unserm ganzen Leben. Amen.

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Christen, nun, da unser Heil näher ist, denn da wir es glaubten, da nämlich nun Christus gekommen ist und jede Stunde wiederkommen kann nun ist auch die Stunde da, ja, nun ist es wahrlich hohe Zeit, aufzustehen vom Schlafe, damit uns der Tag des HErrn nicht als thörichte Jungfrauen im Schlafe überfalle und wir nicht die Thür zur himmlischen Hochzeit auf ewig verschlossen finden.

War nun aber das Immernäherkommen des Heils oder der Wiederkunft Christi zum jüngsten Tage den Christen schon in der apostolischen Zeit ein Grund, warum sie eilends vom Schlaf aufstehen sollten, wie viel mehr ist dies ein Grund für uns! Nicht nur sind, seitdem der Apostel dieses geschrieben, bereits wieder 1800 Jahre verflossen, sondern es ist nun auch alles vollends geschehen, und zwar zum größ ten Theil wiederholt geschehen, was nach den Weissagungen Christi, der Apostel und Propheten dem jüngsten Tage vorausgehen sollte. Schon steht der Richter vor der Thür. Schon steht Gott mit der Brandfackel seines Zornes vor dem Weltgebäude, aber es sieht sich an, als ob Gottes grundlose Langmuth mit seiner Gerechtigkeit gleichsam noch ränge, welche die zu einem großen Sodom gewordene Welt nun endlich in Brand stecken will, um sie bis auf ihre Elemente zu zerschmelzen und der Vernichtung zu übergeben.

Die Stunde ist da, aufzustehen vom Schlaf", so ruft daher die ganze bereits in Sterbensnöthen liegende Welt den Christen und allen, welche Christen sein wol len, zu. Die Stunde ist da, aufzustehen vom Schlaf", rufen alle die tausend erfüllten Zeichen des wie eine schwarze Gewitterwolfe herannahenden jüngsten Tages. „Die Stunde ist da", ruft laut selbst das zahllose Heer der getauften Spötter, die nach den Weissagungen der Schrift die unterste Hefe der Welt sein und als der letzte Vorbote des großen Tages der Rache erscheinen sollten.

Was wäre es daher anders, als Wahnsinn und Raserei des Herzens, jezt vom Sündenschlafe nicht aufstehen zu wollen, da bereits die Flammen des göttlichen Zornes sich dem Strohhaus der Welt nahen und Himmel und

Erde und alle Creaturen wie mit Donnerstimme rufen: „Die Stunde ist da, aufzustehen vom Schlafe!"

Mel.: Gott des Himmels und der Erden.
Hilf, daß ich mit diesem Morgen
Geistlich auferstehen mag
Und für meine Seele sorgen,
Daß, wenn nun dein großer Tag
Uns erscheint und dein Gericht,
Ich davor erschrecke nicht. Amen.

Freitag.

Röm. 13, 12.: Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbei gekommen.

Daß die meisten Menschen in ihren Sünden bleiben und ihren Himmel in der Erde und ihrer Herrlichkeit suchen, das ist kein Wunder, denn die meisten Menschen liegen in geistlicher Finsterniß; ach leider! nicht nur die armen blinden Heiden, sondern auch die meisten getauften sogenannten Christen. Die meisten wissen nämlich erstlich nicht, was für eine erschreckliche Sache die Sünde ist; sie können es nicht erkennen, daß eine jede Sünde, und wäre sie scheinbar auch noch so klein, die Hölle und die ewige Verdammniß verdient. Die meisten wissen aber auch zum andern nicht, wie selig diejenigen sind, die es mit Gott allein halten, seine Gnade besigen und mit ihm in der innigsten Gemeinschaft stehen. So wenig nun diejenigen sich schämen, auch wenn sie die schlechtesten Kleider anhaben, die von der dunklen Nacht umgeben sind, so wenig scheuen sich diejenigen vor der Sünde, deren Herz noch voll geistlicher Nacht und Finsterniß ist.

Anders ist's aber bei gläubigen Christen. Bei ihnen heißt's: „Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbei gekommen." In den Herzen der gläubigen Christen ist nämlich die natürliche Finsterniß gewichen. und der Tag einer seligmachenden Erkenntniß angebrochen; in ihren Herzen ist Christus selbst als der helle Morgenstern aufgegangen. Die gläubigen Christen wissen daher erstlich, was die Sünde ist, und was sie auf sich hat. Sie haben es erfahren, als sie sich zu Christo

bekehrten, daß die Sünde eine erschreckliche Beleidigung Gottes ist; sie haben nicht nur um ihrer Sünden willen Qualen des Gewissens empfunden; ihre Sünden haben ihnen nicht nur Schrecken der Hölle bereitet und sie an den Rand der Verzweiflung geführt: gläubige Christen haben auch eingesehen, daß die Sünde von Gott scheidet, seinen Zorn erregt, und daß kein Mensch seine Sünden selbst büßen und tilgen kann, daß um der Sünden willen Gottes Sohn selbst hat am Kreuze sterben müssen. Gläubige Christen haben aber auch aus Erfahrung einsehen gelernt, daß die ganze Welt mit aller ihrer Herrlichkeit keinen Menschen glücklich machen, ihm keinen Frieden, keine Ruhe geben und ihn in der Noth nicht trösten kann, daß Gott allein, seine Gnade und seine Gemeinschaft das höchste Gut der Menschen ist.

Wie? ist daher nicht auch dies für einen gläubigen Christen eine dringende Ursache, aufzustehen vom Schlafe der Sünden und in einem neuen Leben zu wandeln? Gewiß! So wenig ein Mensch, wenn die Nacht vorüber und der helle Tag angebrochen ist, in seinen Nachtkleidern bleiben kann, sowie dann ein jeder ehrbar sich kleidet und schmückt, so wenig kann ein Christ, in dessen Herzen die Nacht vergangen und der Tag angebrochen ist, ferner das Nachtkleid der Sünde tragen, und so gewiß muß er den Schmuck guter Werke und eines gottseligen Wandels anlegen.

Wohlan, wir alle, die wir gläubige Christen sein wollen, lasset uns denn dieses ganze neue Kirchenjahr dreierlei nie vergessen: erst lich nie vergessen, daß die Stunde da ist, aufzu stehen vom Schlaf; zum andern nie vergessen, daß unser Heil immer näher rückt; und endlich drittens nie vergessen, daß die Nacht vergangen und der Tag herbei gekommen ist: so werden wir nicht sicher werden, unsere Seele immerdar in unsern Händen tragen und endlich durch JEsu Gnade das schöne Ziel erreichen.

In eigener Melodie.

Christ, der du bist der helle Tag,
Vor dir die Nacht nicht bleiben mag,
Du leuchtest uns vom Vater her
Und bist des Lichtes Prediger.

Wir bitten dich, HErr JEsu Christ,
Behüt uns für des Teufels List,
Der stets nach unsrer Seelen tracht't,
Daß er an uns hab keine Macht. Amen.

Samstag.

Röm. 13, 12-14.: So lasset uns ablegen die Werke der Finsterniß, und anlegen die Waffen des Lichtes. Lasset uns ehrbarlich wandeln, als am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht, nicht in Hader und Neid; sondern ziehet an den HErrn JEsum Christ, und wartet des Leibes, doch also, daß er nicht geil werde.

Ist ein Mensch von seinem Schlaf erwacht und aufgestanden, hat er, durch Gottes Wort in seinem Gewissen getroffen, seinen bisherigen elenden verdammlichen Zustand eingesehen, dann soll er auch, will er nicht dennoch verloren gehen, zweierlei thun: er soll nämlich, wie ein vom leiblichen Schlafe Erwachter und Aufgestandener seine Nachtkleider ablegt und seinen Tagesschmuck anlegt, dann auch etwas ablegen und etwas anlegen.

Was soll er nun erstlich nach unserm Texte „ablegen"? - Alles, was zu den „Werken der Finsterniß" gehört. Dahin gehört aber alles das, wofür der Mensch die Finsterniß sucht, wovon er wünscht, daß es niemand, vor allem, daß es der heilige Gott nicht sehe, wisse und erfahre; seien es nun böse Gesinnungen, Gedanken, Lüste und Begierden des Herzens, oder sündliche Worte, Mienen und Geberden, oder heuchlerische oder offenbar gottlose Werke, kurz, alles, was Gottes Wort und Geist an dem Menschen straft. Wem es damit kein Ernst ist, dies alles nicht nur immer mehr zu erkennen, sondern auch abzulegen; wer nicht täglich aufrichtig dahin arbeitet, von allen diesen Werken der Finsterniß mehr und mehr frei zu werden: der tröstet sich vergeblich damit, daß ihn ja Gottes Wort aufgeweckt habe, daß er ja nicht mehr, wie die Welt, ohne Sorge für seine Seligkeit in fleischlicher Sicherheit dahin gehe; der ist bei aller seiner religiösen Erweckung, ja, gerade um derselben willen nichts als ein zwiefaches Kind der Hölle, von dem der HErr sagt: „Wer des HErrn Willen

weiß, und hat sich nicht bereitet, auch nicht nach seinem Willen gethan, der wird viele Streiche leiden müssen.“

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Doch es ist nicht genug, daß ein Aufgewachter die Werke der Finsterniß ablege, er muß auch etwas anlegen", nämlich die Waffen des Lichts". Wie aber der Apostel unter den Werken der Finsterniß das meint, was der Mensch gerne mit Finsterniß bedeckt sehen möchte, so ist hingegen unter den Waffen des Lichtes alles das zu verstehen, womit der Mensch gerne an das Licht kommt, was ihm ein fröhliches Gewissen vor Gott und Menschen macht, was er vor niemand zu verbergen und dessen er sich vor keinem Menschen zu schämen hat, und dessen er sich nur um so mehr freut, weil er weiß, daß es sein Gott weiß. Der Apostel nennt das, was ein Aufgewachter anlegen soll, nicht ebenfalls Werke, sondern Waffen", weil es ihn nicht nur schmückt, sondern auch zum Kampfe um die Krone waffnet. Diese Waffen des Lichtes bestehen erstlich in dem Gurt der Wahrheit, das heißt, in der Aufrichtigkeit in seinem ganzen Wandel vor Gott und Menschen; zum andern in dem Krebs oder Brustharnisch der Gerech tigkeit gegen jedermann; drittens in dem Gestiefeltsein zum Wandel nach dem Evangelium des Friedens gegen Freund und Feind; viertens in dem Schild des Glaubens zur Auslöschung aller feurigen Pfeile des Bösewichts; fünftens in dem Helm des Heils, das ist, in einer lebendigen troftvollen Hoffnung des ewigen Lebens; und endlich sechstens in dem Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes, welches er täglich führt zum siegreichen Kampf wider Fleisch, Welt und Satan.

Um aber das Ablegen der Werke der Finsterniß und das Anlegen der Waffen des Lichts noch deutlicher vorzustellen, so sezt der heilige Apostel noch hinzu: „Laßt uns ehrbarlich wandeln, als am Tage; nicht in

Fressen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht, nicht in Hader und Neid; sondern ziehet an den HErrn JEsum Christum, und wartet des Leibes, doch also, daß er nicht geil werde." Daß man die Werke der Finsterniß abgelegt hat, das muß sich auch in einem von der Welt unbefleckten Leben und Wandel offenbaren. Wer da sagt, daß er die Werke der Finsterniß abgelegt habe, und er läuft doch noch mit der gottlosen Welt, die in Fressen und Saufen lebt, woraus dann fleischliche Begierde und Unzucht und nur zu oft Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht entsteht, ja, nicht selten mit Mord und Todtschlag endigt der ist ein Lügner. Wohl wartet auch ein Christ seines Leibes, aber nicht also, daß er geil, sondern daß er geschickt werde und bleibe zum Dienste Gottes und seines Nächsten. Und noch mehr! Vom Schlafe recht aufgestanden ist allein der, welcher sich nicht nur von dem ungöttlichen Wesen der gottlosen Welt unbefleckt erhält und sich ihr nicht mehr gleichstellt, sondern der auch Christum angezogen hat als sein Kleid, so daß man nun an ihm nicht sowohl den alten, als den neuen Menschen sieht, das Bild des liebreichen, sanftmüthigen, demüthigen, keuschen, reinen, himmlischgesinnten Heilandes.

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Mel.: Nun freut euch, lieben Christen g’mein.

HErr, laß mich alle Sünd und Schand
Hinfüro ganz ablegen

Und thun den Lüsten Widerstand,
Die mich von deinen Wegen
Oft führen auf den Sündenpfad;
Ich weiß, wie jede Missethat
Vertreibt des Höchsten Segen.

Steur endlich meinem Fleisch und Blut,
Und laß mich deinen Willen,
Der alles mir zum Besten thut,
Gehorsamlich erfüllen.

Hilf meiner Seelen himmelan;
Da weiß ich, daß ich freudig kann
All mein Verlangen stillen. Amen.

Sonntag.

Zweite Adventswoche.

Luc. 21, 25-27.: Und es werden Zeichen geschehen an der Sonne und Mond und Sternen; und auf Erden wird den Leuten bange sein, und werden zagen; und das Meer und die Wasserwogen werden brausen. Und die Menschen werden verschmachten vor Furcht, und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden, denn auch der Himmel Kräfte sich bewegen werden. Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke, mit großer Kraft und Herrlichkeit.

Es gibt hiernach also gewisse Zeichen, welche dem jüngsten Tage vorhergehen und seine Nähe allen Menschen verkündigen sollen. Zwar meinen viele, gerade deswegen in Betreff des jüngsten Tages ganz ruhig sein zu können, weil eben jene Zeichen diesem großen und schrecklichen Tage vorhergehen müßten. Man meint nämlich, dies alles sei ja erst noch abzuwarten. Aber man irrt sich, denn alle jene Zeichen sind im Verlaufe der Zeit schon da gewesen und geschehen zum Theil noch jezt vor unsern Augen.

Hat sich nicht schon oft Sonne und Mond verfinstert? Sind nicht schon oft die merkwürdigsten Erscheinungen an den Sternen und überhaupt in den oberen Himmelsregionen bemerkbar geworden? Ist den Leuten nicht schon oft bange geworden auf Erden, also, daß sie vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen, verschmachteten und ihrem elenden Leben in Verzweiflung selbst ein schreck liches Ende machten? Haben nicht schon oft das Meer und die Wasserwogen greulich gebraust und Menschen zu ganzen Schaaren verschlungen? Haben sich nicht schon oft der Himmel Kräfte bewegt? Sind nicht schon oft nach dem Berichte von Sternkundigen Jahr tausende lang beobachtete Sterne plößlich für immer verschwunden? Und sind nicht auch alle andern Zeichen, welche nach Gottes Wort dem jüngsten Tage vorausgehen sollten, längst eingetreten? Sind nicht längst jene Zeiten

dagewesen, in welchen ein Volk über das andere und ein Königreich über das andere sich empörte? in welchen Pestilenz, Theurung und Erdbeben hin und wieder war? in welchen die Ungerechtigkeit selbst unter den getauften. Christen überhand nahm, und die Liebe in vielen erkaltete? in welchen viele falsche Propheten sich erhoben und viele verführten? Ist ferner nicht schon längst das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt, nicht zwar zur Bekehrung, aber, wie Christus eben nur sagt,

zu einem Zeugniß über alle Völker" gepredigt worden? Ist der dem Tage des HErrn laut der göttlichen Weissagung vorausgehende große Abfall nicht schon längst mit dem in der Christenheit zur Herrschaft gekommenen römischen Pabstthum erfolgt? und ist nicht schon in der langen Reihe der römischen Päbste der in den Tempel Gottes, das ist, in Christi Kirche sich sezende Antichrist offenbar und zur Zeit der Reformation auch bereits für alle, die sich an Gottes Wort halten, durch dasselbe umgebracht worden? Sind nicht endlich schon längst auch die Spötter, die nach Petri Weissagung in den letzten Tagen kommen sollten, wirklich selbst innerhalb der Kirche Christi aufgetreten?

Es ist kein Zweifel: alle Zeichen, welche dem Hereinbruch des lezten Tages der Welt vorausgehen sollten, sind längst erschienen. Die ungläubige Welt achtet freilich alle diese längst eingetroffenen Vorzeichen nicht; sie denkt, weil dergleichen Dinge immer geschehen sind, zum Theil auch aus natürlichen Ürsachen sich leicht erklären lassen, ja, sogar, wie z. B. die Sonnen- und Mondfinsternisse, von den Sternkundigen auf das genaueste voraus berechnet und angekündigt werden können, so sei es thöricht, diesen Dingen eine besondere Bedeutung beizulegen. Aber wie der Regenbogen in den Wolken ein Zeichen ist und bleibt, daß Gott nie wieder eine alles Fleisch verderbende Sündfluth kommen lassen wolle,

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