Gjutis Tochter, traurig sich nieder; erzählte die Fürstin das Leben ihr brachte: 9. Weinend ging Gudrun, 10. Drei Feuer sah ich, drei flammende Herde, deffen Leben mir raubten 11.,,Der Leiden schwerstes die leiblichen Brüder. erlitt ich da, erdulden mußt' ich, doch noch mehr der Drangsal da die Edlinge mich mit Atli vermählten. 12. Ich rief heimlich die nur dadurch löscht' ich raschen Knaben; 13. Ich ging zum Strande, ihrem Zorne mich zu entziehen dacht' ich; statt mich zu ertränken, ergrimmt auf die Nornen, trug mich die Woge, ich watet' ans Land, mußt' weiter leben. 14.,,Das Bett eines Königs bestieg ich duldend Beffres erhofft' ich zum dritten Male; der grimmigste der, als Gunnar damals dem 18.,,Und der heftigste der, 19. Aufs schwarze Streitroß " zur Beute ward 1. als das Herz man ausschnitt erlauchten Helden 2; schwinge dich, Sigurð, hierher lenke den hurtigen Renner; ich besige nicht Tochter, noch Sohnes Gattin, was einst wir sprachen, 20.,,Erinn're dich, Sigurd, 21. Nun schichtet, ihr Jarle, den Scheiterhausen 3, " laßt hoch ihn ragen zum Himmel empor; Feuer verzehre das fluchbeladne, geängstigte Herz und ende mein Leid." der Helden Sinn, 22. Heitrer werde leichter den Frauen die lauschend hörten die lastende Sorge, 1 Vgl. zu Sigurþarkv. skamma 59. 2 Vgl. zu Dráp Niflunga 3. 18. Hiernach läßt sich Gudrun schließlich also doch noch verbrennen, um mit Sigurd vereinigt zu werden. Der Entschluß dazu kommt freilich etwas spät. 4 Diese Strophe enthält nicht Worte der Gudrun, sondern des Dichters. Die Edda. 19 35. Das Lied von Hamdir. 1. [1Harmvolle Thaten 2. Das ging nicht heute, [es ist doppelt so erhoben sich früh, der Elben nahte; noch gestern vor sich, verlief seitdem, alt als die ältesten Dinge] Gjutis Tochter, ihre Söhne auf, die Swanhild zu rächen: 3. Eure Schwester hieß man 5. Ich bin einsam jezt die schöne Swanhild, eurer fürstlichen Ahnen, wie die Espe im Wald, der Verwandten beraubt wie die Weide des Laubes, an Freuden leer wie die Föhre an Zweigen, der hochgesinnte: 6. Da sprach Hamdir, vom Schlummer weckten; es lachten die Mörder. im Blute des Gatten, war das weiße Linnen; 7.,,Dein Betttuch schwamm vom Wundentau rot Sigurds Augen erloschen, du saßest an der Leiche, zergangen war deine Freude: das that dir Gunnar an. 1 Diese Strophe ist von einem Interpolator hinzugefügt; ursprünglich begann das Gedicht mit Str. 2. 2 Der arge Betrüber der Elben, d h. der Tag, f. zu Alvissmál Str. 36. 3 Diese Zeile ist ein späterer Zusah. Die Schädigerin der Äste, poetische Umschreibung für Sonne. 8.,,Du dachtest durch Erps1 Ermordung Atlis Herz zu treffen, doch den andern zu verderben, 9. Das Wort nahm Sorli drauf, 10. „Du klagst um deiner Brüder, um engverwandte Sippen, auch uns beweinen wirst du, Eitils Tod sowie durch ärger war deine Qual; das schmerzenbringende nur, doch nicht zum eignen Schaden." dem weiser Sinn verliehn war: Mutter müßige Reden tauschen; jetzt nicht ausgesprochen: was du bitter beweinen wirst. um der blühenden Kinder Tod, die Opfer des Streits ge= worden; die hier, geweiht dem Tode, in der Ferne sterben müssen.“ beide Söller das schlankfingrige, zum älteren Sohne: Gefahr droht nimmer, fechtet ihr schweigend 3. ,,es können dann zwei Männer zehnhundert Goten in der Burg, der hochgewölbten, 13. Sie gingen vom Hofe, dann ritten die Helden durch bereiftes Gebirge, Erp und Eitil, f. zu Atlakv. 38. binden oder töten." vor Grimm schnaubend; 2 Sorli, d. h.,,der Waffenträger“, „der Gewaffnete“ (?). 3 Gudrun hatte nach der Vols. saga (C. 42) ihren Söhnen Rüstungen gegeben, die kein Eisen verlegen konnte. Nach unsrer Strophe erteilt sie ihnen dazu den Rat, während des Kampfes nicht zu sprechen: dies Gebot wird aber von Hamdir verlegt, und die beiden Brüder finden infolgedessen den Tod (f. unten Str. 24 fg.). 14. Sie fanden am Wege 15. Antwort gab er drauf, den Vielgewandten1: der Braungelockte!" der andrer Mutter entstammt war2: so helf' ich den Brüdern, ,,Wie die Hand der Hand, Hamdir. 16.,,Wie könnte der Fuß dem Fuße helfen, Faust der andern?" die festgewachsene 1 Den Vielgewandten, nämlich ihren Stiefbruder Erp. 2 Vgl. zu Guþrúnarhvot, prosaische Einleitung Z. 5. 3 Wie die Vols. saga a. a. D. (und ähnlich Skáldsk. C. 7) erzählt, strauchelte Hamdir, als die Brüder nach Erps Ermordung ihren Weg fortseßten, und streckte die Hand vor sich, indem er sprach: „Erp wird wahr gesagt haben; ich würde nun fallen, wenn ich mich nicht auf die Hand stüßte." Bald darauf strauchelte Sorli, stüßte sich aber auf einen Fuß und konnte sich aufrecht erhalten, und sprach: „Fallen würde ich, wenn ich mich nicht auf beide Füße stüßte." Sie sagten sich nun, daß sie übel gethan hätten an Erp, ihrem Bruder. Diesen ficherlich alten Zug der Sage konnte der Dichter unsers Liedes nicht gebrauchen, da er Sorli und Hamdir zu Roß ihren Weg zurücklegen läßt. 4 Die Riesin, d. h die Todesgöttin Hel. Den Unheilsweg, d. h. den Heerweg, auf dem Swanhild von den Rossen zertreten war (Guþrúnarhvot 23 und oben 32). Der Schwester Stiefsohn, d. h. Randwer |