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8. Gangleri sprach: „Was fingen denn nun Burs Söhne an, da du glaubst, daß sie Götter seien?" Har erwiderte: „Nicht unerheblich ist das: sie schleppten den Ymir in die Mitte von Ginnungagap und schufen aus seinem Leibe die Erde, aus seinem Blute das Meer und die Gewässer, die Berge aus den Knochen, das Gestein aus den Zähnen und den Gebeinen, die zerbrochen waren." Jafnhar sagte: „Aus dem Blute, das aus seinen Wunden floß, machten sie das Meer, in dem sie die Erde festlegten." Thridi sprach: „Darauf nahmen sie den Schädel und fertigten daraus den Himmel und sehten ihn über die Erde auf vier vorstehenden Spißen, und unter jede Spize sezten sie einen Zwerg, den Austri, Westri, Nordri und Sudri. Dann nahmen sie die Funken aus Muspellsheim und setzten sie mitten in Ginnungagap oben und unten an den Himmel, um die Erde zu erleuchten. Allen Lichtern gaben sie ihre Stellen; danach werden Tage und Jahre gezählt. So heißt es im Liede [Vol. 5]:

,Nicht wußte die Sonne,
der Mond wußte nicht,
die Sterne wußten nicht,

wo sie Wohnung hatte, welche Macht er hatte, welche Stätte sie hatten.'

(So war es, ehe die Götter Ordnung schufen.“1)

Gangleri sprach: „Das sind sehr merkwürdige Dinge, und gewaltig ist das Werk." Har fuhr fort: „Die Erde ist kreisrund, und um sie herum liegt das tiefe Meer, an dessen Küsten die Götter den Riesen Wohnpläge anwiesen. Weiter rückwärts auf der Erde aber errichteten sie wegen der feindlichen Gesinnung der Riesen einen Burgwall rund um die Erde und benußten dazu die Wimpern Ymirs und nannten den Burgwall Midgard2. Das Gehirn endlich warfen sie in die Luft und schufen daraus die Wolken, wie es im Liede heißt [Grímn. 40. 41]:

1 Dieser Saz fehlt in der Handschrift von Upsala.

2 S. zu Vol. 4 und Grimn. 20. 41.

,Aus Ymirs Fleisch

ward die Erde geschaffen,

aus dem Blute das brausende Meer,

die Verge aus dem Gebein,

die Bäume aus den Haaren,

aus dem Schädel das schimmernde Himmelsdach.
Doch aus seinen Wimpern schufen weise Götter
Midgard dem Menschengeschlecht;

aus dem Hirne endlich find alle die hartgesinnten
Wetterwolken gemacht.'

9. Als nun Burs Söhne1 am Meeresstrande wandelten, fanden sie zwei Bäume und schufen aus ihnen Menschen: der erste gab ihnen die Seele, der zweite das Leben, der dritte Gehör und Gesicht, und es hieß der Mann Ask und die Frau Embla. Von ihnen entstammt das Menschengeschlecht, dem unter Midgard die Wohnstätte eingeräumt ward. Darauf schufen die Götter in der Mitte der Welt Asgard: dort wohnten Odin und seine Brüder und die Geschlechter, denen unser Nachwuchs entsprossen ist." Ferner sprach Har:,,Dort befindet sich ein Ort, der Hlid= skjalf2 heißt; und wenn Allvater sich dort in den Hochfiz sezt, kann er die ganze Welt übersehen und jegliches Menschen Thun wahrnehmen. Seine Gattin ist Friggs, die Tochter des Fjorgyn, und von ihnen stammt das Asengeschlecht, das den alten Asgard bewohnte, und es ist dies ein göttliches Geschlecht. Jord war seine Tochter (und seine Frau 5), und ein Sohn von beiden war Asathor.

[10. Der Riese Norwi oder Narfi' wohnte zuerst in Jotunheim. Seine Tochter, die schwarze Nott, ward mit einem Manne, Namens Naglfaris, vermählt; ihr Sohn hieß

1 Also Odin, Witi und We; nach Vol. 17. 18 waren dagegen Odin, Hönir und Lodur (d. h. Loki) die Schöpfer des ersten Menschenpaares.

2 Vgl. Skírnismýl, prof. Einleitung 3. 1 und Grímn., prof. Einleitung Z. 19. 3 S. zu Vol. 34.

• Diese Angabe ist vermutlich auf eine falsche Auffassung von Lokas. 261 zurückzuführen. Fiorgyn (= Odin) ist Friggs Gemahl, nicht aber ihr Vater. Dieser Zusak fehlt in der Handschrift von Upsala.

6 C. 10-13, die den Zusammenhang störend unterbrechen, sind mit Recht schon von Rask und neuerdings auch von Mogk für eine Interpolation erklärt. 7 Vgl. zu Vafpr. 25.

8 Dieser erste Gatte der Nacht, der seltsamerweise denselben Namen führt wie das aus den Nägeln der Toten gezimmerte Schiff des Hrym (f. unten C. 31), wird sonst nirgends erwähnt.

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Aud1. Später ward sie mit Onar verheiratet, und diesem gebar fie die Jord. Zuleht nahm sie Delling zur Frau; beider Sohn war Dag, der schön war wie sein Vater. Da nahm Alvater Nott und Dag und sehte sie an den Himmel; er gab ihnen zwei Pferde und zwei Wagen, auf denen sie um die Erde fahren. Nott fährt mit Hrimfari, der die Erde mit seinen Gebißtropfen betaut; Dag hat den Skinfaxi'; von seiner Mähne erglänzt Luft und Erde.

11. „Mundilföris hatte zwei Kinder: Mani hieß der Sohn und Sol die Tochter. Diese wurde mit Gleno vermählt. Die Götter zürnten wegen des Hochmuts, daß sie solche Namen führten, und seßten sie an den Himmel. Sol ließen sie die Pferde lenken, die den Wagen der Sonne zogen, welche die Götter aus einem Funken geschaffen hatten, der aus Muspellsheim flog. (Diese Pferde heißen Arwakr und Alswid1o; unter dem Bug der Pferde befestigten die Götter, um sie abzukühlen, zwei Blase= bälge; diese werden in einigen Liedern Jsarnkol genannt. 11) Mani lenkt den Lauf des Mondes und waltet über Neumond und Vollmond. Er hob von der Erde die beiden Kinder Bil und Hjuki12 zu sich empor, als sie von dem Brunnen kamen, der

1 Aud, d. h. „der Verlassene“ (?), diesen Sohn der Nacht erwähnt auch der isländische Dichter Hallfred Ottarsson (geb. um 968) in einer in der Snorra Edda (Arnam. Ausg. I, 322) erhaltenen Halbstrophe.

2 Onar, d. h. „der Feurige“ (?), wird in einer Halbstrophe desselben Hallfred Ottarsson (Snorra Edda 1, 320) als Vater der Jord genannt.

3 Diese Angabe steht im Widerspruch zu dem Schlufse des vorigen Capitels, nach welchem Jord (die Erde) eine Tochter Odins war.

4 So lautet der Name in den Vatþrúþnismól, Str. 25, sowie im Cod. Wormianus und Cod. regius der Snorra Edda. Möglicherweise ist jedoch die Namensform, welche die Handschrift von Upsala bietet, richtiger, nämlich Dog= ling, d. h. „der dem Morgentau Entsproffene", der Gott der Morgendämmerung. S. Mogt in Pauls und Braunes Beiträgen" 6, 526.

Vgl. Vafpr. 25.

6 Vgl. Vafpr. 14.

7 Vgl. Vafpr. 12.

8 Bgl. Vafpr. 23.

9 Glen, d. h. „der Glänzende“, wird auch von dem isländischen Dichter Skuli Thorsteinsson (geb. um 980) in einer in der Snorra Edda (I, 330) erhaltenen Halbstrophe als Gatte der Sol erwähnt.

10 Vgl. Grímn. 37.

11 Dieser Saz fehlt in der Handschrift von Upsala.

12 Bil (d. H. „die Abnehmende“) und Hjuki (d. h. „der zu Kräften kommende“?) find wahrscheinlich Personifikationen der beiden Mondphasen. Zu der ganzen Erzählung haben natürlich die Mondflecken Veranlassung gegeben.

Die Edda.

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Byrgir heißt; ihr Wassergefäß hieß Sägr und die Stange (an der sie es auf den Achseln trugen 2) Simul. Widfinn hieß der Vater dieser Kinder, die den Mond begleiten, wie man das von der Erde aus sehen kann.“

"

12. Gangleri sprach: Schnell fährt die Sonne, als wenn sie in Furcht sei." Har erwiderte: „Nahe sind ihr diejenigen, die sie verfolgen. Es sind dies die beiden Wölfe Skoll und Hati, der Sohn Hrodwitnirs." Gangleri fragte: „Von wem stammen diese Wölfe her?" Har antwortete:,,Ein Riesenweib wohnt im Osten von Midgard in dem Walde, der Jarnwide heißt, und nach ihm sind auch die Zauberweiber benannt, die dort hausen. Die alte Zauberin ist die Mutter vieler Riesen, die sämtlich Wolfsgestalt haben. Zu ihnen gehört auch Managarm8, der sich von dem Fleische gestorbener Menschen nährt und einst den Mond verschlingen und den Himmel mit Blut besprizen wird. Dann wird die Sonne ihren Schein verlieren. So heißt es im Liede [Vol. 40. 41]:

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gefallener Männer

den Siz der Götter;

,Er ernährt sich vom Fleische
und besudelt mit Blut
der Sonnenschein dunkelt,
kommt wüstes Wetter

in den Sommern darauf könnt ihr weit'res verstehen?" 13. Da fragte Gangleri: Welcher Weg führt von der Erde zum Himmel?" Har lachte und sprach: „Nun hast du nicht flug gefragt. Ist es dir nicht berichtet, daß die Götter zwischen Erde und Himmel eine Brücke schlugen, die Bifrost heißt? Du

1 Byrgir, d. h. „der Einschließer" (der Erhalter der Feuchtigkeit ?).

2 Das Eingeklammerte fehlt in der Handschrift von Upsala

3 Die Deutung dieser Namen ist unsicher.

Widfinn, d. h. „Waldbewohner“ (?).

Vgl. Grimn. 39.

Jarnwid, d. h. „Eisenwald"; vgl zu Vgl. 40.

7 Sie heißen nämlich jarnviðjur, d. h. „Bewohnerinnen des Eisenwaldes" (Snorra Edda I, 58. 552).

8 Managarm, d. h. „Mondhund".

9 Vgl. zu Grímn. 44 und Fáfn. 15.

wirst sie gesehen haben, und möglich ist es, daß du sie den Regenbogen nennst. Sie erglänzt in drei Farben und ist außerordentlich fest und mit größerer Kunst verfertigt als andre Bauwerke; aber so stark sie ist, wird sie doch brechen, wenn Muspells Söhne kommen und hinüberreiten. Ihre Pferde müssen dann über breite Ströme schwimmen, und so beenden sie ihren Ritt." Gangleri sprach: Es scheint mir doch nicht, daß die Götter diese Brücke mit besonderer Sorgfalt angelegt haben, da sie einst zerbrechen wird, und doch sollen sie alles nach ihrem Willen einrichten können." Har erwiderte:,,Nicht sind die Götter tadelnswert wegen dieses Werkes; eine gute Brücke ist Bifrost, aber nichts in der Welt ist so fest, daß es bestehen könne, wenn die Söhne Muspells verheerend hereinbrechen."]

14. Gangleri fragte: „Was that nun Alvater, nachdem Asgard erbaut war?" Har erwiderte: „Zuerst bestellte er Size für seine Verwalter und wies fie an, über die Angelegenheiten der Menschen zu entscheiden; und es war die Gerichtsstätte inmitten der Burg, an jener Stelle, die Idafeld1 heißt. Ihr erstes Werk war es, die Tempel zu errichten, in denen ihre zwölf Size standen und außerdem der Siz, den Alvater selbst einnahm. Dieses Haus ist das größte auf Erden und am trefflichsten gebaut; von außen und innen ist es so anzuschauen, als wäre es aus eitel Gold. Diesen Saal nennen die Menschen Gladsheim2. Dann bauten sie einen zweiten Saal: dies war das Heiligtum, das die Göttinnen besaßen, und auch dies war ein treffliches und schönes Haus, und die Menschen nennen es Wingolf". Demnächst errichteten sie Häuser, in denen sie ihre Werkstätten anlegten, und für diese verfertigten sie Hammer, Zange und Amboß und danach das übrige Handwerkszeug. Hierauf verarbeiteten sie Erz, Stein und Holz und besonders in reichlicher Menge das Metall, welches Gold heißt, so daß sie alles Tischgerät und Sattelgerät äus Gold_be= faßen; und es wird diese Zeit das Goldalter genannt, bis es zu

1 Vgl. zu Vol. 7.

2 Vgl. Grímn. 8.

3 Wingolf, d. h. „die angenehme oder gemütliche Halle" (Finnur Jónsson im „Arkiv för nord. filol." 6, 280 ff.).

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