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fanden aber dann, daß das Fleisch noch nicht gar gefotten war. Da sahen sie einen Adler über sich, und dieser sagte, daß er daran schuld sei, daß das Fleisch nicht gar werden wolle1: Gebt mir einen reichlichen Teil davon, so wird es gleich gefotten sein.' Sie gewährten ihm das, da senkte er sich zu dem Kochfeuer hinab und nahm die eine Lende des Ochsen sowie die beiden Vorderblätter. Da ergriff Loki eine Stange und stieß sie dem Adler hinten in den Leib, dieser aber erhob sich infolge des Stoßes und flog auf. Die Stange saß fest in dem Hinterteil des Adlers, und das andre Ende der Stange hatte Loki mit seinen Händen umklammert. So niedrig flog nun der Adler, daß Lokis Füße auf der Erde und den Steinen schleiften, die Arme aber, meinte er, müßten aus den Achseln reißen, und so bat er um Gnade. Der Adler sagte, er werde ihn nicht loslassen, wenn er nicht Idun2 mit ihren Apfeln dorthin brächte. Loki versprach das und führte in der That die Jdun hinaus. Er lockte sie nämlich unter dem Vorwande fort, daß er ihr Äpfel zeigen wolle (die ihr überaus kostbar erscheinen würden), und bat fie, ihre eignen Äpfel mitzunehmen (damit sie einen Vergleich anstellen könne3); und so ging sie mit ihm. Dakam der Riese Thiazia in Adlergestalt und flog mit ihr nach Thrymheim. Die Afen aber wurden sehr zornig und fragten, wo Jdun wäre, und als sie es erfuhren, drohten sie dem Loki den Tod, wenn er sie nicht in Freyjas Falkenkleid wiederhole. Er kam zu der Wohnung des Riefen Thiazi, als dieser gerade auf die See hinaus gerudert war, verwandelte die Jdun in eine Nuß und flog mit ihr davon. Thiazi aber schlüpfte in sein Adlergewand und flog ihnen nach; als aber die Asen den Falken herankommen sahen, nahmen sie einen Haufen Hobelspäne und zündeten sie an. Der Adler vermochte feinen Flug nicht schnell genug zu hemmen, sein

1 Der in der Hülle des Adlers sich bergende Riese Thiazi ist die Personifikation des Sturmwindes, der natürlich die Macht hat, das Kochfeuer zu verwehen.

2 S. u Lokas. 16, wo der in unserm Capitel behandelte Mythus kurz erklärt ist. Ausführlicheres bei Uhland,,,Schriften" VI, 66ff. Der Name Jdun bedeutet,,Wiederkehr“, „Erneuerung“.

3 Diese Säße fehlen in der Handschrift von Upsala

4 S. zu Lokas. 49 und Hárb. 19.

S. zu Grímn. 11.

Die Edda.

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Gefieder fing Feuer, und nun töteten sie den Riesen innerhalb des Gitters von Asgard'. Skadi, seine Tochter, rüstete sich nun mit dem ganzen Heergewande und beschloß, ihn zu rächen. Die Asen aber boten ihr als Sühne einen aus ihrer Schar zum Gemahl an, den sie selbst wählen dürfe; doch sollte sie nur die Füße der Auszuwählenden sehen. Sie bemerkte nun, daß einer der Männer sehr schöne Füße hatte, und sprach: ‚Diesen wähle ich; an Baldr wird nichts häßlich sein. Der Gewählte war jedoch Njord. Außerdem hatte sie als Sühne verlangt, daß die Asen fie zum Lachen bringen sollten; das aber, meinte sie, werde keinem möglich sein. Loki nahm nun eine Schnur, band das eine Ende an dem Bart einer Ziege fest und befestigte das andre Ende an seiner Scham. Jedes von beiden zog nun an der Schnur, und beide mußten vor Schmerz laut aufschreien. Darauf ließ Loki sich in Skadis Schoß fallen, und nun lachte sie, und damit war die Sähne vollendet. Um ihr den Vater zu büßen, nahm nun Odin die Augen Thiazis, warf sie an den Himmel und schuf Sterne daraus 5. Allwaldi® hieß der Vater des Thiazi, und als Allwaldis Söhne das Erbe teilen wollten, nahm jeder von ihnen einen Mund voll Goldes 7; daher wird in den dichterischen Umschreibungen das Gold die Rede oder Sprache der Riesen genannt."

3. Ägir fragte:,,Welches ist der Ursprung der Dichtkunst?" Bragi antwortete:,,Die Götter hatten eine Fehde mit den Wanens, kamen aber schließlich zusammen, um Frieden zu schließen. Sie gingen zu einem Gefäß und spieen ihren Speichel hinein und

1 Nach Hárb. 19 war es Thor, der den Thiazi erschlug, und Lokas. 50 rühmt sich auch Loki, bei seiner Tötung behilflich gewesen zu sein. Bis hierher ist der Mythus auch in einem Gedichte des Thjodolf von Hwin, der sog. Haustlong, be= handelt (Wisén, „Carmina norræna", S. 9 fg).

2 S. zu Lokas. 49.

3. zu Vol. 32.

4 S. zu Prymskv. 22.

Nach Harb. 19 that dies nicht Odin, sondern Thor.

6 S. zu Hárb. 19.

Der von dem Sturmdämon aufgehäufte Schaß sind nach Uhlands Deutung die Wolken, die von den Söhnen, die natürlich ebenfalls Winde find, mit dem Munde geteilt, d. h. aufgehaucht und zerblasen werden.

8 Vgl. zu Vol. 21.

schufen aus diesem einen Mann, derKwasir1 heißt. Dieser wußte für alle Dinge Rat. Als er aber einmal zu den Zwergen Fjalar und Galar2 kam, lockten ihn diese zu einer heimlichen Unterredung und töteten ihn. Darauf ließen sie sein Blut in zwei Krüge und einen Kessel rinnen: der Kessel heißt Odrerir und die beiden Krüge Son und Bodn1. Dann mischten sie das Blut mit Honig, und diese Flüssigkeit heißt seitdem Met, und jeder, der davon trinkt, wird ein Dichter und ein Weiser. Über Kwasir aber verbreiteten die Zwerge das Gerücht, daß er an seiner eignen Weisheit erstickt sei (da niemand so klug gewesen sei, daß er sie ihm habe abfragen können 5). - Einmal luden die Zwerge einen Riesen zu sich ein, der Gilling® hieß, und forderten ihn auf, mit ihnen ins Meer zu rudern. Dort aber stürzten sie das Schiff um (und er ertrank). Als sein Sohn Suttung dies erfuhr, ergriff er die Zwerge und brachte sie nach einer Klippe, die zur Flutzeit vom Wasser überspült wird 7; da boten sie ihm den Met als Vaterbuße an. Suttung bewahrte ihn in dem Gebirge Hnitbjorgs und vertraute ihn der Hut seiner Tochter Gunnlod9 an. Darum heißt die Dichtung Kwasirs Blut (oder die Flüssig

1 Kwasir, d. h. „der Flüsterer“ (?), in den eddischen Liedern nirgends genannt. Infolge seines Ursprunges vereinigt er in sich die trefflichen Eigenschaften der beiden Göttergeschlechter, nämlich (nach Uhland) den „rauschenden Wohllaut“ der Wanen und die Weisheit der Asen, also das formale und das geistige Element der Dichtkunst.

2 Fjalar (auch als Hahn-, Zwergen- und Riesenname vorkommend: Vol. 16. 42; Hárb. 26; Hóv. 14) kann sowohl „Verhehler“ als „Späher" bedeuten; Galar bedeutet,,Sänger". Die beiden Namen würden also wiederum die beiden zur Dichtkunst notwendigen Eigenschaften bezeichnen können.

3 S. zu Hóv. 106.

4 Diese Namen bedeuten nach Uhland „Sühne“ und Angebot", weil, wie weiter unten erzählt wird, der Dichtermet als Mordbuße gegeben ward. Die weitere Deutung des Mythus, die Uhland vorträgt (,,Schriften" VI, 211 ff.) ist, so geistreich sie ist, doch zu künstlich, um als glaubhaft gelten zu können.

5 Die eingeklammerten Worte fehlen in der Handschrift von Upsala. 6 Gilling, d. h. „der Gellende" oder,,Schallende", wird durch seinen Namen ebenfalls als Sänger bezeichnet. Uhland erinnert daran, daß im angelsächsischen Widsidliede ein Sänger den ähnlich gebildeten Namen Skilling (d. h.,,der Tönende“) führt

7 Die Strafe der Aussehung auf einer Flutklippe ließ König Olaf Tryggwason einmal an verstockten Heiden, die die Annahme der Taufe verweigerten, vollziehen (Fornmanna sögur II, 142).

8 Hnitbjorg, d. h.,,die zusammenstoßenden Berge" (Symplegaden).

9 S. zu Hóv. 13.

feit Odrerirs oder Sons 1) oder Bodns oder der Zwerge Fahrzeug, da der Met sie von der Klippe fortbrachte und ihr Leben rettete, oder Suttungs Met oder das Naß von Hnitbjorg.“

4. Ägir fragte: „Wie gelangte Odin zu dem Met?“ Bragi erwiderte: „Er kam einmal an einen Ort, wo er neun Knechte fand, welche Gras mähten. Er erbot sich, ihre Sensen zu schärfen, und zog einen Wetzstein aus der Tasche, den sie alle mit ihren Köpfen bezahlen mußten: denn im Streite um den Stein schnitten sie sich gegenseitig mit den Sensen die Hälse durch. Darauf kam Odin zu Baugi3 (dem Bruder Suttungs1) und nannte sich Volwerk. Baugi erzählte ihm, daß er auf schlimme Art um alle seine Knechte gekommen sei. Da erbot sich Odin, an Stelle jener neun allein die Arbeit zu verrichten, wenn er dafür einen Trank von Suttungs Met erhielte. Baugi erwiderte, daß er über den Met nicht verfügen könne, da Suttung ihn für sich allein behalten wolle; (doch wolle er mit Bolwerk ausziehen und versuchen, ob sie den Met erlangen könnten 1). Bolwerk verrichtete nun während des Sommers die Arbeit der neun Männer; im Winter aber verlangte er seinen Lohn. Darauf begaben sich beide zu Suttung und verlangten von ihm den Met; dieser jedoch verweigerte ihn. Sie machten sich aber dennoch auf den Weg, und Bolwerk zog den Bohrer Rati5 heraus und durchbohrte damit den Felsen Hnitbjorg, verwandelte sich dann in eine Schlange und froch durch das Bohrloch. Er schlief drei Nächte bei Gunnlod und trank drei Züge von dem Met, mit denen er alle drei Gefäße leerte. Dann nahm er Adlergestalt an und flog fort; Suttung aber legte ebenfalls fein Adlergewand an und flog ihm nach. Die Asen hatten ihre Gefäße in den Hof hinausgesetzt; in diese spie

1 Die eingeklammerten Worte fehlen in der Handschrift von Upsala.

2 Nach der ausführlichern Rezension warf Odin den Wegstein, den jeder der neun Knechte für sich haben wollte, in die Luft, und im Eifer, ihn aufzufangen, töteten sie sich gegenseitig. Es ist dies ein altes Märchenmotiv; vgl. Uhland a. a. D. S. 216 und das Märchen vom tapfern Schneiderlein (Grimm,,,Kinder- und Hausmärchen", Nr. 20).

3 Baugi, d. h.,,der Gebogene" (vom Alter Gebeugte?).

4 S. zu Grímn. 47.

Rati, d. h,der Nager".

Odin den Met; einiges aber hatte er hinten von sich gegeben, als ihm der Verfolger nahe war, und dies ist der Dichterlinge Anteil und man heißt es Adlerkot. Der Met Suttungs aber ist für die bestimmt, welche gut zu dichten verstehen1."

III. Auszüge aus Snorris Poetik.
(Skáldskaparmál.)

1. Bragi erzählte: „Thor war gen Osten gezogen, um Unholde zu erschlagen, Odin aber sezte sich auf sein Roß Sleipnir2 und ritt nach Jotunheim. Er kam zu einem Riesen, der Hrungnir hieß. Dieser fragte, was das für ein Mann sei, der mit goldenem Helm durch Luft und Meer reite, und meinte, daß er ein außerordentlich gutes Pferd habe. Odin erwiderte, er wolle um seinen Kopf wetten, daß bei den Riesen nicht ein ebenso treffliches Roß zu finden sei. Hrungnir sagte, das Roß sei freilich gut, doch meinte er, daß sein eigner Hengst, der Gullfari1 genannt werde, noch um vieles stärker sei. Hrungnir war zornig geworden; er sprang auf sein Pferd und gedachte den Odin zu fangen und ihn für seine hochmütigen Worte zu strafen Odin sprengte aber so geschwind voraus, daß er immer vor dem Riesen die Spihen der Hügel erreichte; Hrungnir jedoch war in so heftigem Zorn, daß er nicht eher merkte, wohin er geritten war, bis er innerhalb des Gitters von Asgard sich befand. Als er nun an die Thür der Halle kam, luden ihn die Asen zum Trinkgelage ein. Er ging auch

1 Den Mythus von dem Dichtermet in allen seinen Einzelheiten zu deuten, dürfte vergeblich sein, der Grundgedanke aber scheint zu sein, daß Stimme und Klang, von vornherein göttlichen Ursprungs, auch der unorganischen Natur (den Riesen und Zwergen) verliehen sind, daß aber der rohe Naturlaut erst im Munde des Menschen, dem von Odin selbst die rhythmische und musikalische Begabung ge= schenkt sind, zum Gesange sich wandelt. Da aber alles, was von den Göttern ausgeht, vollkommen sein muß, wird der Verlauf so dargestellt, daß der vollendete Gesang (Kwasir) im Besige der Riesen und Zwerge verwilderte und von dem Gotte der Weisheit erst wieder geläutert und geregelt werden mußte.

2 zu Baldrs draumar 2.

3 Hrungnir, d. h.,,der Träger der Keule"; in ihm ist die dem Ackerbau widerstrebende Steinwelt person.fiziert.

4 Gullfaxi, d. h. „Goldhaai“.

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