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28. 'Einsam saß ich außen,
der Asen kam und ins Aug' mir sah:

„Was strebst du zu wissen?

Odin, ich weiß,

29. Ich weiß Odins

als der alte Fürst

Warum stellst du die Probe?

wo dein Auge du bargst!"

Auge verborgen

im Wasserquell Mimirs, dem weitberühmten;
Met trinkt Mimir am Morgen täglich
aus Walvaters Pfande

könnt ihr weit'res ver

stehen?

30. Heervater schenkte Halsband und Ringe,
weil ich sinnvolle Rede und Sehergeist hatte.
Viel Weisheit hab' ich, kann weiter schauen,
alle Welten durcheilte mein Blick.

31. Weit umher sah ich die Walküren kommen,
gerüstet zum Ritt in die Reihen der Helden;
Skuld hielt den Schild, Stogul folgte,
Gud, Hild, Gondul und Geirskogul.

Nun macht' ich euch fund die Mädchen Herjans 3,
bereit, zur Erde den Ritt zu lenken.

32. Des Schicksals Schluß

für Odins Sohn,
hoch überm Boden
die schön gewachs'ne,

entschieden sah ich

den edlen Baldr*;

erhob sich ragend
schlanke Mistel.

empfangen, die in der geheimnisvollen Tiefe der Gewässer, dem Brunnen des Mimir, verborgen ist. So ward der Untergang der Sonne im Meere gedeutet. Die Sonne kann aber auch als die goldene Schale des Himmelsgottes aufgefaßt werden die Mimir mit dem heiligen Wasser seiner Quelle füllt, um den Weltbaum zu begießen (d. h. um durch weise Fürsorge das Gedeihen der Welt zu sichern). 1 Str. 28-30: Die Seherin schiebt ein, daß sie von Odin selbst auf ihre Weisheit geprüft worden ist, und daß diese sich vor ihm bewährt hat. Nachdem sie so die Wahrheit ihrer Aussagen bekräftigt hat, fährt sie in ihren Mitteilungen fort 2 Die Walküren, Odins Schlachtjungfrauen, die die Befehle des Gottes ausführen, seinen Schüßlingen im Kampfe den Sieg verleihen und die gefallenen Helden in den himmlischen Saal Walholl geleiten.

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4 Baldr (d. h.,,Herr'), der Sohn Odins und der Frigg, ursprünglich eine Lichtgottheit, dessen Tötung durch seinen Bruder Hod den Sieg der Finsternis über das Licht, des Sommers über den Winter, symbolisch darstellte. Nachdem die alten Naturgötter auch zu Vertretern ethischer Prinzipien ausgestaltet waren, ward Baldr der Gott der Gerechtigkeit, Reinheit und Unschuld. Vgl. das folgende Lied und die ausführliche Erzählung in der Gylfag. C. 49.

33. Aus diesem Zweige,

der dünn aussah,

ward ein Schmerzenspfeil: seinen Schuß that Hod1; doch Baldrs Bruder 2 war bald erzeugt,

einnächtig kämpfte des Odin Sohn.

34. Das Haupt nicht kämmt' er noch die Hände wusch er, auf dem Brandstoß lag;

4

ehe Baldrs Feind
doch Frigg beweinte in Fensalir
Walholls Unglück-

könnt ihr weit'res verstehen?

im bruchigen Hain
den argen Loki ®.
versunken in Schmerz

35. Gebunden sah ich
die Unheilsgestalt,
Dort sitt Sigyn 7,
ob dem Weh des Gatten

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könnt ihr weit'res verstehen?

durch giftige Thäler
die schäumende Slidr".

1 Hod, der blinde Bruder des Baldr, erschoß diesen mit dem Mistelzweige, nachdem Loki den Bogen gerichtet und das Geschoß aufgelegt hatte. Hod ist nach dem oben Gesagten geradezu als eine Personifikation des Winters zn betrachten; der Name, welcher „Krieg“ bedeutet, kennzeichnet seinen Gegensah zu dem friedlichen Baldr.

2 Baldrs Bruder: gemeint ist Wali, den Odin mit der Rind erzeugt, um einen Rächer für Baldr zu schaffen. Kaum geboren („eine Nacht alt“), vollzieht der Knabe die Rache, indem er den Hod erschlägt.

3 Baldrs Feind = Hod.

4 Frigg (d. i. „die Geliebte“, „die Gattin“), die Sonnengöttin, Odins Gemahlin. Sie wohnt in den Fensalir (den,,Meersälen“), da die Sonne am Abend sich zur Ruhe in das Meer niederläßt.

5 Walholl, eigentlich die Halle, in der die gefallenen Helden nach ihrem Tode Aufnahme finden, hier allgemein als Wohnsiz der Götter gefaßt.

6 Loki, der häufigste, aber zweifellos jüngste Name des Gottes, der sonst auch Lodur und Loptr genannt wird. Er bedeutet „Schließer“, „Beender", da das Element, über welches Loki gebietet, das Feuer, nach germanischem Glauben das Ende aller Dinge herbeiführt Wegen der verderblichen Eigenschaften dieses Elements (die wohlthätigen treten in den Lokimythen seltener zu Tage) wird L. dann überhaupt als Dämon des Verderbens gefaßt, als derjenige, der alles Unheil über die Götter bringt. So trägt er auch die Schuld an dem Tode Baldrs; zur Strafe dafür wird er jedoch von den Asen geknebelt und kommt erst kurz vor dem Weltuntergang wieder los. S. Gylfag. C. 50.

7 Sigyn, die Gemahlin Lokis.

8 Diese Strophen (36–39) schildern die Wohnstätten der Dämonen, die den Untergang der Welt und der Götter herbeiführen: im Norden das Reich der Riesen und der mit ihnen verbundenen Zwerge und in der Unterwelt das Reich der Hel. Die südliche Feuerwelt, die Heimat der Söhne Muspells, ist wahrscheinlich in den beiden verlornen Schlußzeilen von Str. 36 (falls nicht noch mehr fehlt!) erwähnt worden.

• Slidr, „die schädliche, schlimme", ein Strom im Riefenlande. Daß der Fluß Schwerter und Dolche mit sich führt, soll, wie es scheint, nur seine schneidende Kälte bezeichnen.

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auf Nastrand*, die Thüren nach Norden gerichtet; durchs Rauchloch strömte ein Regen von Gift, denn die Wände des Saals

sind umwunden von

Schlangen.

5

39. Durchwaten dort sah ich wilde Ströme
meineid'ge Männer und Mordgesellen "
[und solche, die andrer Eh'frau'n verführten];
dort fog Nidhogg an entseelten Leibern,

der Wolf zerriß Menschen - könnt ihr weit'res ver

stehen?

8

40. Ostwärts saß die Alte im Eisenwalde s

und gebar allda
von allen diesen
der Erwürger der

die Brut des Fenrir"; wird einer einmal Sonne

in Wolfsgestalt.

1 Das Geschlecht des Sindri (ein Zwerg dieses Namens wird auch Skáldsk. C. 3 erwähnt), das auf dem Nidagefilde (d. h. in „Finsterfelden") wohnt, find die Zwerge, und zwar der den Göttern feindliche Teil derselben (die Schwarzelben).

2 Okolnir, „der nicht kalte“, ist ein seltsamer Name für einen Berg in dem eisigen Riesenlande; man muß daher wohl annehmen, daß ein Ort gemeint sei, der durch vulkanische Wärme vor dem Frost geschüßt ist. Dies würde (wie manches andre) isländischen Ursprung des Gedichtes wahrscheinlich machen.

3 Brimir, d. i. „Brauser“, ein Riesenname, mit dem Str. 94 auch der Ur

riese Ymir bezeichnet ward.

• Nastrand, d. i. „Totenstrand"; hier erhebt sich der Saal der Todesgöttin Hel, zu der nach dem ältern Glauben der Germanen alle Menschen nach dem Tode gelangten. Die Bösen mußten dort Qualen erdulden (Str. 39).

5 Mord und Meineid galten den Germanen als die schwersten Verbrechen. Vor den schweren Strafen, die der Meineidige zu erwarten hat, warnt auch Sigrdrifumgl (Nr. 23), Str. 23. 3. 3. 4.

6 Daß diese beiden Zeilen auch noch von den Höllenstrafen handeln, beweist das Wörtchen dort (3. 4). Die Leiber der Gestorbenen werden von einem Drachen (Nidhogg, d. i. „der grimmig beißende") und einem Wolfe zerfleischt. Helletrache und Hellewolf find in mittelhochdeutschen Dichtungen Bezeichnungen des Teufels. 7 Diese Strophe eröffnet die Schilderung des Weltendes, indem sie die Geburt der Unholde erzählt, die einst Sonne und Mond verschlingen werden.

8 Eisenwald, ein Wald von hohem Alter und unvergänglicher Dauer, ein Urwald. So hieß noch im 11. Jahrhundert ein Wald in Holstein, und auch die Stadt Iserlohn ist nach einem solchen Walde benannt.

Fenrir, ein ungeheurer Wolf, der Sohn des Loki und der Riesin Angrboda, vgl. Hyndluljóp (Nr. 13), Str. 40. Er wird beim Weltuntergang den

gefallener Männer1 den Siz der Götter;

41. Er ernährt sich vom Fleische
und besudelt mit Blut
der Sonnenschein dunkelt,
kommt wüstes Wetter

42 Auf dem Hügel saß dort,
der Hüter der Riesin,
ihm schrie zu Häupten
im Vogelwalde, Fjalar
43. Ob den Göttern krähte
der in Heervaters Halle
doch ein andrer kräht
mit rußbraunen Federn

in den Sommern darauf könnt ihr weit'res verstehen?

die Harfe schlagend, der heit're Eggther2; der schönrote Hahn geheißen. Gullinkambi*,

die Helden weckt; in der Erde Tiefen, in den Räumen der Hel.

44. Garm bellt laut vor Gnipahellir5:

es rennt der Wolf®!
kann weiter schauen

es reißt die Fessel,
Viel Weisheit hab' ich,
auf das grimme Schicksal,
45. Es befehden sich Brüder

die Bande des Bluts
arg ist's in der Welt,
Beilzeit, Schwertzeit,
Windzeit, Wolfzeit,

eh'

nicht einer der Menschen

das den Göttern naht.

und fällen einander,
brechen Schwesterföhne;
viel Unzucht gibt es
es bersten die Schilde,
die Welt versinkt

wird den andern schonen.

Odin verschlingen, aber von Widar getötet werden (unten Str. 53. 54, Gylfag. C. 51). Seine Kinder, die er mit einer ungenannten Riefin (der „Alten im Eisen= walde") erzeugte, find die Wölfe Skoll und Hati, von denen der erste die Sonne, der zweite den Mond verschlingen wird. Diesen Mythus haben die Verfinsterungen der Himmelskörper hervorgerufen.

1 Müllenhoff vermutet, daß man die Mahnung, die Gefallenen zu bestatten (ngl. Sigrdrifumgl, Str. 33), durch den Hinweis darauf, daß man sonst den Sonnenwolf mäste, eindringlicher zu machen suchte.

2 Eggther (d. i. „Schwertknecht“), der Hüter (Gemahl?) der Riesin, verfieht augenscheinlich bei den Riesen das Amt des Wächters, wie Heimdall bei den Göttern und Surt bei den Bewohnern von Muspellsheim (Gylfag. C. 4).

3 Fjalar, der Hahn, der die Riesen zum legten Kampfe weckt, wie Gullinkambi (Str. 431) die Götter und der rußbraune Hahn (Str. 434) die Leute der Hel. 4 Gullinkambi bedeutet einen goldenen Kamm tragend". S. zu Str. 42+. 5 Garm, der Hund, der am Eingange zu Hels Reich in der „Felshöhle“ Gnipahellir lauert Es ist jedenfalls derselbe Hund, der nach Baldrs draumar (Nr. 2), Str. 2 dem Odin entgegenkommt Die Grimn. erwähnen ihn (Str. 44) als den besten der Hunde. Nach Gylfag. (C. 51) werden beim Weltuntergang der Kriegsgott Tyr und Garm sich gegenseitig töten.

6 Der Wolf, nämlich Fenrir, den die Afen gefesselt hatten, der aber, wenn das Weltende kommt, sich losreißen wird (Gylfag. C. 34).

7 Dem Weltuntergang geht der Verfall aller Zucht und Sitte voraus.

46. Mims Söhne1 hasten,

es meldet das Ende

der gellende Ton des Gjallarhornes 2;

laut bläst Heimdall",
Heervater spricht

47. Yggdrasil bebt,

in der Luft ist das Horn,

mit dem Haupte Mims3.

der Eschen höchste,

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1 Mims Söhne, die Gewässer, die in unruhige Bewegung geraten.
2 Über Heimdall und das Gjallarhorn s. zu Str. 271.

3 Nach de Ynglingasaga (C. 4) tauschten die Asen und Wanen nach Beendigung ihres Krieges Geiseln aus. Die Asen entsandten den Hönir und gaben ihm den weisen Mim zum Begleiter. Diesem jedoch schlugen die Wanen das Haupt ab, das sie den Asen zurückschickten. Odin balsamierte darauf das Haupt ein, so daß es nicht verwesen konnte, und sprach Zaubersprüche darüber: dadurch gab er dem Haupte die Fähigkeit zu sprechen zurück und erfuhr später durch dasselbe viele verborgene Dinge. Diesen Mythus muß der Dichter unsers Liedes gekannt haben; er verwendet ihn hier, ohne zu bedenken, daß er sich mit dem, was in Str. 27-29 über Mim berichtet ist, schlechterdings nicht vereinigen läßt. Wer aber die Sonne in einer und derselben Strophe (29) zuerst als Auge und dann als Schale auffaßt, dem ist auch die Vermischung zweier sich widersprechender Mythen zuzutrauen.

4 Yggdrasil, vgl. zu 191.

5 Der Riese, Fenrir.

6 Der Blutsfreund Surts ist dieselbe Person wie de „Riese“ in 3. 2. Über Surt vgl. zu Str. 521.

7 Hrym, der Anführer der Riesen. Der Name bedeutet „erschöpft, kraftlos", scheint also andeuten zu sollen, daß Hrym selbst wie sein ganzes Geschlecht dem Untergang verfallen ist.

8 Die Weltschlange, der riesige Drache Midgardsorm, ein Sohn des Loki und der Angrboda, der im Meere versenkt sich um die ganze Erde schlingt, die Personifikation des alle Länder umgürtenden Ozeans. Vgl. Hym. (Nr 4), Str 22-24, Gylfag. C. 34, 47, 48, 51.

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