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5, 3, 15, 10, 17, 16, 18-23 (von 23 fehlt jedoch der Schluß von Str. 292 an), 24-35. Nach Nr. 23, Str. 291 fehlt in der Handschrift mindestens eine Lage von acht Blättern, durch die ein beträchtlicher Teil der Sigurdslieder uns verloren gegangen ist; doch wird dieser Verlust einigermaßen dadurch erseßt, daß die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf Island verfaßte Volsunga saga die Lieder noch gekannt und in prosaischer Auflösung erhalten hat.

Der Codex regius wurde erst im 17. Jahrhundert von dem isländischen Bischof Brynjolf Sweinsson wieder aufgefunden, der eine Abschrift von ihm nehmen ließ und auf diese den Titel sezte: „Die Edda Sämunds des Weisen“ (,,Edda Sæmundi multiscii"), einen Namen, den auch die meisten Herausgeber der Liedersammlung ihr gelassen haben, obwohl die neuere Forschung unumstößlich bewiesen hat, daß Sämund Sigfusson, ein gelehrter Isländer des 12. Jahrhunderts, der Sammler (oder gar Verfasser!) der Gedichte nicht gewesen ist und die Bezeichnung Edda ebensowenig ihnen zukommt. Brynjolf befand sich aber in dem Wahne, daß die prosaische Edda des Snorri Sturluson (s. unten S. 15), welcher nach alter Überlieferung dieser Name wirklich gebührt, nur ein Auszug aus einem ältern Werke sei, das er in der eben entdeckten Liederhandschrift in Händen zu haben glaubte. Sie mit Sämund in Verbindung zu sehen, war ein weiterer Irrtum, der sich dadurch erklärt, daß der Ruhm von dieses Mannes geheimnisvoller Weisheit alle andern Namen überstrahlte; auch hat ja von jeher in gelehrten Kreisen das Bestreben gewaltet, anonyme Schriften irgend einer historischen · oder gar mythischen Person in die Schuhe zu schieben, bei den Griechen dem Orpheus, im 17. Jahrhundert dem Sämund und im 19. dem Kürnberg oder Starkad. Von dem Codex regius besißen wir jezt eine vorzügliche phototypierte Faksimile- Ausgabe, besorgt von Ludv. F. A. Wimmer und Finnur Jónsson (Kopenhagen 1891).

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Eine zweite, ebenfalls auf Island, und zwar etwas später als der Codex regius geschriebene Pergamenthandschrift, der in der Arnamagnäischen Bibliothek zu Kopenhagen aufbewahrte Codex 748, in Quart, enthält vollständig nur Nr. 2, 9 und 4 unsrer Sammlung sowie Bruchstücke von 6, 7, 8 und 15. - Nr. 12 ist nur in dem Codex Wormianus (Arnam. 442, in Folio, isländische Pergamenthandschrift aus der Mitte des 15. Jahrhunderts) überliefert, Nr. 13 nur in der Flateyjarbók (Nr. 1005, in Folio, der großen königlichen Bibliothek in Kopenhagen, isländische Pergamenthandschrift aus dem Ende des

14. Jahrhunderts). Nr. 1 findet sich auch (in einer von dem Codex regius etwas abweichenden Redaktion) in der Hauksbók (Arnam. 544, in Quart, isländische, jedoch zum Teil von norwegischen Schreibern gefertigte Pergamenthandschrift des 14. Jahrhunderts). Nr. 14 ist nur in späten Papierhandschriften erhalten, ebenso der Schluß von Nr. 23 (von Str. 292 an). Außerdem sind zahlreiche Strophen aus unsern Liedern in der Snorra Edda, der Volsunga saga, dem Nornagests þáttr und anderwärts citiert.

Nachdem Nr. 15-35 zuerst von Fr. H. v. d. Hagen (Breslau 1812) und Nr. 15-26 von den Brüdern Grimm (Berlin 1815, mit trefflicher deutscher Prosaübersezung) herausgegeben waren, wurde die erste vollständige Ausgabe, die das Arnamagnäische Institut zu Kopenhagen in drei Quartanten erscheinen ließ, deren erster bereits 1787 die Presse verlassen hatte, erst 1828 vollendet. Ihr folgten die Ausgaben von R.Kr. Rast (Stockholm 1818), P. A. Munch (Christiania 1847), H. Lüning (Zürich 1859, mit erklärenden Anmerkungen und Glossar) und Th. Möbius (Leipzig 1860). Einen unbedingt zuverlässigen Text, der auf neuer, sorgfältiger Vergleichung aller Handschriften beruhte, lieferte jedoch erst die Ausgabe von Sophus Bugge (Christiania 1867), auf der dann alle spätern fußen. Die Handausgabe von Svend Grundtvig (Kopenhagen 1868 und 1874) ist durch wertvolle Anmerkungen und zahlreiche scharfsinnige Konjekturen ausgezeichnet, durch den sorgfältigen kritischen Apparat die von Karl Hildebrand (Paderborn 1876; Glossar dazu von H. Gering, das. 1887). Die kleine Textausgabe von Finnur Jónsson (Halle 1888–90) führte zuerst die strenge metrische Regelung der Verse, wie sie Ed. Sievers gelehrt hatte, durch. Von der groß angelegten Ausgabe von B. Sijmons, die auch einen eingehenden Kommentar und ein ausführliches Wörterbuch enthalten soll, ist erst der erste Halbband erschienen (Halle 1888).

4. Über den Wert der eddischen Gedichte als einer unschäßbaren Quelle der altgermanischen Mythologie und Heldensage ein Wort zu verlieren, würde überflüssig sein, wenn nicht neuerdings dieser Wert von sachkundiger Seite angegriffen worden wäre. Sophus Bugge hat in seinen scharfsinnigen und gelehrten „Studien über die Entstehung der nordischen Götter- und Heldensagen“ (deutsch von O. Brenner, München 1889) den Beweis zu führen versucht, daß zahlreiche nordische Mythen nur Umformungen von christlichen Legenden oder von Sagen des Klassischen Altertums sind, welche die Nordmänner während ihrer

Plünderungs- und Eroberungszüge nach den britischen Inseln (die erst gegen Ende des 8. Jahrhunderts begannen) sollen kennen gelernt haben, und Elard Hugo Meyer, W. Golther u. a. sind auf dem von ihm eingeschlagenen Wege weitergegangen...

Mir erscheinen Bugges Hypothesen, die namentlich durch die Aufdeckung überraschender Parallelen zu blenden im stande sind, je mehr ich mit der Frage mich beschäftige, immer unglaublicher. Wenn sie wahr wären, müßten die irischen Gewährsmänner der nordischen Wikinger nicht nur in der lateinischen Litteratur, sondern sogar in einem Teile der griechischen gründlich zu Hause gewesen sein, sie müßten den Inhalt der Homerischen Gedichte und den Vergil aufs genaueste gekannt haben, außerdem aber auch eine große Reihe von Mythographen, Scholiasten und Kommentatoren, den Hygin, den Dares und Dictys, den Apollodor und die sibyllinischen Orakel, dazu neben der Bibel des Alten und Neuen Testaments die ganze Flut der apokryphen Schriften 2c. 2c., d. h. sie müßten ebenso gelehrt gewesen sein wie Sophus Bugge selbst; sie müßten auch ihre ganze Gelehrsamkeit bei ihren Gesprächen mit den Piraten des Nordens (die doch nicht Studierens halber nach Britannien gekommen waren) fortwährend präsent gehabt haben. Es widerspricht auch der Buggischen Theorie, daß schon bei den ältesten norwegischen Skalden des 9. Jahrhunders dieselbe ausgebildete Mythologie sich findet wie in den eddischen Liedern, die unmöglich während weniger Dezennien entstanden sein kann; es widerspricht jener Hypothese ferner der Umstand, daß eine große Anzahl von Figuren, die bei der natursymbolischen Deutung ohne Schwierigkeit sich erklären (wie z. B. im Baldrmythus die Riesin Hyrrokin und der Zwerg Lit), vollkommen rätselhaft bleiben, wenn wir Bugges Anschauungen zu den unsrigen machen wollten. Es ist zweifellos nichts mit dem,,mächtigen Wellenschlag der Wikingerzeit, der die ganze uns erhaltene mythisch - heroische Dichtung hat emportauchen lassen“Sturmfluten pflegen nicht zu schaffen, sondern zu zerstören. Man hat sich über den Reichtum der nordischen Götterwelt, über die gewaltige Menge der mythischen Erzählungen (die, wie zahlreiche uns dunkle Anspielungen beweisen, einst noch weit größer war) gegenüber der Armut der deutschen Überlieferungen gewundert, obwohl die Erklärung der Thatsache doch einfach genug ist: bekanntlich hatte bei den Germanen des Südens die Missionsthätigkeit der christlichen Bekehrer schon lange vor der Völkerwanderung angefangen, und jahrhundertelang

war der wütende Fanatismus der römischen Priester aufs eifrigste beflissen, alles Heidnische mit Stumpf und Stil auszurotten, während man im Norden während des ganzen ersten Jahrtausends der christlichen Zeitrechnung ungestört den heimischen Göttern opfern und von ihren Thaten und Schicksalen Sagen erzählen und Lieder singen konnte, die auch nach der Bekehrung keines kurzsichtigen Pfaffen Haß verfolgt und vernichtet hat.

Tyr,

Wunderbarer ist es, daß troß alledem die Übereinstimmung des deutschen und nordischen Götterglaubens sicher erkennbar ist. Nicht bloß die großen Göttergestalten sind im Süden und Norden der Ostsee dieselben: Wuotan Odin, Donar Thor, Ziu · Frija — Frigg, sondern auch von den,,dii minorum gentium“ lassen sich mehrere hier wie dort nachweisen. Daß die Nerthus des Tacitus eine Schwester des nordischen Njord gewesen sein muß, ist unbestreitbar, und ebenso sicher ist es, trog Bugges Widerspruch, daß der Balder des zweiten Merseburger Spruches, ein Gott, den man im südlichen Deutschland mit dem griechisch - römischen Apollo zusammenwarf (denn „Phol“ ist Apollo, nicht Paulus), mit dem nordischen Baldr identisch ist. Die nordische Hlodyn ist auf deutschen Grabsteinen der Römerzeit als dea Hludana wiedergefunden worden, und nur eine fast unbegreifliche Voreingenommenheit konnte, statt diese Übereinstimmung einzuräumen, jenen Namen für eine volksetymologische Umbildung von Latona erklären. Die Walküren hat die moderne Forschung in den „Alaisiagen“, Bede und Fimmilene, wiedererkannt, und selbst eine so untergeordnete Gestalt wie Friggs ,,Kammermädchen“ Fulla erscheint in Deutschland als „Frijas Schwester".

Daß der Götterhimmel der Südgermanen einen Vergleich mit dem nordischen einst wohl gestattete, beweisen auch andre Namen, die durch litterarische oder epigraphische Zeugnisse gewährleistet sind: die Tanfana, die Nehalennia, der Herkules Magusanus, der Requalivahanus u. a.m. Wenn wir auch zugeben, daß ein verhältnismäßig junges Gedicht wie die Voluspó̟ christliche Einflüsse erfahren hat, so ist doch die Grundlage auch hier durchaus heidnisch), und da eine Zeile in Strophe 3 fast buchstäblich in dem Wessobrunner Gebet des 8. Jahrhunderts sich wiederfindet, so darf vermutet werden, daß der Jsländer, der im 10. Jahrhundert das Lied niederschrieb, eine uralte Vorlage umgearbeitet und erweitert hat. Umgestaltungen und Neubildungen hat überhaupt die gemeingermanische Mythologie durch die Westskandinavier

zweifellos mehrfach erfahren, da verschiedene Mythen deutlich zeigen, daß sie nur in einem nördlichen, von Gebirgen und Gletschern erfüllten, meerbespülten Lande entstanden sein können; ja, die schließliche Ausgestaltung der Lokisage kann erst in Island erfolgt sein, da nur hier die Erscheinungen des Vulkanismus, die unverkennbar auf die Mythenbildung eingewirkt haben, beobachtet werden konnten.

5. Die Schäzung des poetischen Wertes unsrer Lieder ist natürlich ganz unabhängig davon, wie man die Frage nach der Echtheit oder Unechtheit der in ihnen behandelten Mythen beantwortet; nur würde die schöpferische Kraft der nordischen Phantasie vielleicht noch großartiger erscheinen, wenn man annehmen könnte, daß sie die Erzeugnisse einer fremden Kultur sich so vollständig angepaßt und mit ihrem eignen Geiste erfüllt habe.

Da die in der Sammlung vereinigten Gedichte verschiedenen Personen und Zeitaltern angehören, ist natürlich auch die künstlerische Bewältigung des Stoffes nicht in allen dieselbe. Dem modernen Geschmack werden die trocknen Nomenklaturen in den Vafþrúpnismol, Grímnismál und Alvísmol nicht zusagen, ebensowenig das versifizierte Inhaltsverzeichnis der Gripisspp. Dagegen wird der altertümliche, knappe und schmucklose Vortrag der Þrymskvipa mit ihren für die ältere Epik aller Völker charakteristischen Wiederholungen bestimmter Ausdrücke und Wendungen (die auch in der Vølundarkvipa als Zeugnisse sehr früher Entstehung begegnen) und ihrem ungesuchten derben Humor oder der feierlich erhabene Ton der Voluspo die Wirkung auch heute nicht verfehlen. Die Hymiskviþa repräsentiert mit ihrer Vorliebe für Umschreibungen, in denen die enkomiastische Dichtung der Skalden ihr volles Behagen fand, schon eine jüngere Geschmacksrichtung, wie unter den Heldenliedern die erste Helgakviþa Hundingsbana und die Reginsmol. Höchst interessante Beispiele der nach historischen Zeugnissen schon im Altertum auch bei den Südgermanen beliebten Streit- und Spottlieder, wie sie heute noch die Hirten und Jäger der Alpen improvisieren, sind die Lokasenna und die Hárbarþsljóþ sowie die in den Helgiliedern enthaltenen Zankgespräche; und die nicht minder beliebte Spruchdichtung ist würdig vertreten durch die Hóvamól, in denen neben einzelnen recht hausbackenen Lehren zahlreiche vollwichtige Goldkörner tiefsinniger Lebensweisheit sich finden.

Am höchsten erhebt sich, wie überall, der dichterische Schwung dieser Lieder, wenn sie von Liebeslust und Liebesleid zu berichten

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