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haben: die Sehnsucht des Liebenden und die Seligkeit der nach langem Harren endlich Vereinigten sind in Skírnismó̟l und Fjlsvinnsmýl unübertrefflich zum Ausdruck gelangt, und der Schmerz um verlornes Liebesglück ist nirgends ergreifender besungen worden als in den Fragmenten der zweiten Helgakvipa Hundingsbana, die den alten Glauben an die den Tod überwindende Liebe auf germanischem Boden zuerst bezeugt, oder in Gudruns Klagen. Auch ist schwerlich ein von rasender Eifersucht geplagtes Weib von irgend einem Dichter, der dies unerschöpfliche Motiv behandelte, in wenigen Zügen mit so kräftigem Pinsel gemalt worden, wie von dem Sänger der Sigurþarkviþa skamma.

6. Das volle Verständnis der altnordischen Metrik ist uns erst durch die Untersuchungen von Eduard Sievers eröffnet worden, auf die ich denjenigen, der genauere Auskunft wünscht, verweisen muß (Pauls und Braunes „Beiträge“, Band 5, 6 und 8). Hier muß ich mich auf kurze Andeutungen beschränken.

Es sind in den eddischen Liedern (wenn man von den Harbarpsljóp absieht, die in einer regellosen Reimprosa abgefaßt sind und selbst das in der altnordischen Poesie sonst ausnahmslos durchgeführte Gesez der strophischen Gliederung nicht klar zum Ausdruck bringen) nur drei Versmaße zur Verwendung gekommen, das Fornyrðislag, der Málaháttr und der Ljóðaháttr. Die ersten beiden sind in den erzählenden Dichtungen gebraucht, das dritte in den gnomischen und dialogischen.

Allen drei Versmaßen gemeinsam ist es, daß sie zum Baue vierzeiliger Strophen verwendet werden, eine Zeilenzahl, die jedoch zuweilen überschritten wird, und daß, wie alle Erzeugnisse der alt= nordischen Dichtung, die Allitteration oder der Stabreim sie schmückt. Man versteht unter Allitteration den gleichen Anlaut von zwei oder mehr hochbetonten Silben innerhalb eines Verses oder Verspaares; und zwar gelten alle Vokale und Diphthonge als Laute von gleicher Beschaffenheit, die daher untereinander allitterieren dürfen, während die Konsonanten nur mit sich selbst reimen, z. B.

Ostwärts saß die Alte | im Eisenwalde (Vol. 40);

Met trinkt Mimir | am Morgen täglich (Vọl. 29).

1 In reinem Málaháttr sind nur die Atlamó̟l gedichtet, mit Fornyrðislag gemischt findet sich das Metrum in der Atlakviþa und den Hambismol.

Hierzu ist noch zu bemerken, daß die Konsonantenverbindungen st, sp und sk als ein einziger Laut betrachtet werden, mithin nur mit sich selbst allitterieren können, d. h. also st nur mit st (nicht mit s, sk oder sp) 2. Ich habe auch dieses Geseß in meiner Überseßung beobachtet: an Stelle des in deutschen Wörtern nicht vorkommenden sk trat natürlich sch, das ich nur mit sich selbst reimen ließ, ohne auf den etymologischen Ursprung des Lautes (der bekanntlich entweder aus altem sk oder aus altem s hervorgegangen ist) Rücksicht zu nehmen1, z. B.:

Wie seid ihr so stumm, | ihr stolzen Götter (Lokas. 7).

Er sprüht der Dampf | und der Spender des Lebens (Vọl. 57);
Es schneidet nimmer ihr Schwert (Hóv. 147).

Im einzelnen ist über die drei Versmaße folgendes zu bemerken:

a) Die Strophen des Fornyrðislag (früher unrichtig Kviðuháttr genannt) und des Málaháttr bestehen aus vier Langzeilen, von denen jede durch eine Cäsur in zwei Kurzzeilen geteilt wird; jede Kurzzeile enthält zwei hochbetonte Silben (Hebungen). Wahrscheinlich sind beide Versmaße aus einem ältern Metrum entstanden, in dem die Silbenzahl der Kurzzeile noch nicht fest normiert war, vielmehr zwischen 3-5 (oder noch mehr?) Silben schwankte2: in dem Fornyrðislag und dem Málaháttr ist jedoch das Prinzip der Silbenzählung streng durchgeführt, und zwar muß die Kurzzeile des ersten Metrums vier, die des zweiten fünf Silben enthalten. Der Überseßer mußte freilich von der Beobachtung dieses Prinzips absehen. Da nämlich die Wörter der altnordischen Sprache durchschnittlich silbenärmer sind als die der unsrigen, auch betonte kurze Silben im Neuhochdeutschen nicht existieren, mithin eine Verschleifung von Hebung und Senkung unmöglich ist, so mußten Auftakte und mehrsilbige Senkungen in reichlichem Maße zur Verwendung gelangen. Um das längere Metrum von dem kürzern zu unterscheiden, gab es dann kein andres Mittel, als jenem drei Hebungen für jede Kurzzeile zuzugestehen.

Bei der Verteilung der Reimstäbe auf die beiden Hälften der Lang

3. B.

1 Simrock war der Ansicht, daß das aus altem s entstandene sch auch mit f reimen dürfe also z. B. schlief (niederdeutsch noch slêp) mit saß – - das aus st entstandene sch dagegen nur mit dem etymologisch gleichartigen Laute Schaft (althochdeutsch skaft) mit Schaum (althochdeutsch skûm). Ich halte dies für unrichtig, da die lediglich auf das Ohr berechnete Allitteration nur auf den gegenwärtigen Lautwert, nicht auf den etymologischen Ursprung Rücksicht zu nehmen hat; das sch in schlief und in Schaft sind aber in der Aussprache nicht verschieden. 2 Ein Beispiel dieses altertümlichen Metrums ist die Vølundarkviþa.

zeile fallen in der Regel zwei gleiche Anlaute (die sogenannten,,Stollen“) auf die erste Kurzzeile, einer (,,der Hauptstab“) auf die zweite (aa | a), 3. B.:

Ich heische Gehör | von den heil'gen Geschlechtern (Vol. 1);

Die Asen eilten alle zum Thinge (Baldrs dr. 1);

Seine Stüße stürzt er um | und stiftete selbst sich Schaden (Atlam. 2); es genügt indessen auch, wenn in jeder Kurzzeile nur ein Reimstab steht (a | a), z. B.:

Von Süden beschien | die Sonne den Boden (Vol. 4);

Auf Idafeld kamen | die Asen zusammen (Vol. 7).

Unbedingt unstatthaft ist es, daß die erste Kurzzeile nur einen Reimstab enthält, die zweite dagegen zwei (a | aa); ebensowenig dürfen vier gleiche Stäbe in der Langzeile stehen (aa | aa); sollen alle vier Hebungen an der Allitteration teilnehmen, so muß die erste Hebung mit der dritten und die zweite mit der vierten, oder die erste mit der vierten und die zweite mit der dritten reimen es ist also in diesem Falle in der Langzeile doppelte Allitteration vorhanden (ab | ab oder ab | ba), 3. B.:

Ihm schrie zu Häupten | der schönrote Hahn (Vol. 42);

Auf dem Hügel saß Thrym, | der Herrscher der Thursen (Prymskv. 5); Und ein Glück genießen | das nimmer vergeht (Vol. 64);

Die funkelnde Natter | vom nächtigen Fels (Vol. 66).

Da die Allitteration die Bestimmung hat, die beiden Kurzzeilen zu einem Ganzen zu verbinden, ist es natürlich auch unzulässig, daß jede Kurzzeile nur in sich selbst allitteriert (aa | bb). Eine Langzeile wie die folgende:

Mit flackernden Flammen | kommt Surtur von Süden ist also den Geseßen der alten Technik, denen auch der Überseßer sich zu fügen hat, durchaus zuwider.

b) In dem Ljóðaháttr, der in freiern Rhythmen sich bewegt, ist das Prinzip der Silbenzählung nicht durchgeführt. Die Strophe dieses Metrums sezt sich aus zwei Verszeilen mit Cäsur und zwei cäsurlosen zusammen, die miteinander abwechseln. In den Cäsurzeilen werden die beiden Hälften, von denen jede zwei Hebungen hat, durch die Allitteration verbunden; die cäsurlosen Zeilen, die drei1 Hebungen ent

1 Es ist neuerdings die Behauptung aufgestellt worden, daß die cäsurlose Zeile der Ljóðaháttr nur zwei Hebungen enthalte, eine Behauptung, die allein schon an Skírnismál 37 zu schanden wird. Auch sonst haben unsre jungen Metriker Proben davon abgelegt, daß sie noch nicht bis drei zählen können.

halten, reimen nur in sich selbst; für sie gilt ferner das Geseß, daß sie stumpfen Ausgang haben müssen. Für die Verteilung der Reimstäbe besteht in den Cäsurzeilen dieselbe Regel wie im Fornyrðislag und Málaháttr, von den drei Hebungen der cäsurlosen Zeile werden gewöhnlich nur zwei, ausnahmsweise aber auch alle drei durch den Stabreim hervorgehoben, z. B.:

Nichts Großes braucht man | zu geben dem andern,
durch Kleines erlangt man oft Lob;

ein Bissen Brot | und des Bechers Neige

warb mir werten Freund (Hýv. 52).

Dem Freunde sollst du | Freundschaft bewahren,
Gabe mit Gabe vergilt!

Doch Hohn soll man | mit Hohn erwidern

und die Täuschung mit Trug (Hóv. 42).

c) Endlich sei hier noch, obwohl es in den eddischen Liedern nicht vorkommt, des skaldischen Versmaßes Dróttkvætt gedacht, weil in der Gylfaginning (s. unten S. 297) eine vollständige Strophe und eine Halbstrophe, die in diesem Metrum gedichtet sind, citiert werden. Die Strophe des Dróttkvætt besteht aus acht sechssilbigen Zeilen mit trochäischem Ausgang, von denen je zwei durch die Allitteration verbunden sind; es müssen in den ungeraden Zeilen immer zwei Reimstäbe vorhanden sein1, in den geraden darf dagegen nur einer stehen, der ohne Ausnahme auf der ersten der drei Hebungen seinen Plaz hat. Neben der Allitteration ist im Dróttkvætt regelmäßig auch der Silbenreim (Hending) angewandt, und zwar in den ungeraden Zeilen als Halbreim oder Assonanz (Skothending), in den geraden dagegen als Vollreim (Aðalhending). Von den beiden Hendingar der Zeile muß die zweite immer auf der dritten Hebung, also auf der vorleßten Silbe ruhen. Da ich es versucht habe, in der Strophe Bragis des Alten dies schwierige Metrum nachzuahmen, wird aus diesem Beispiele selbst das Gesagte am besten deutlich werden (die Reimstäbe sind durch fette deutsche, die Hendingar durch lateinische Buchstaben kenntlich gemacht):

Gylfi schuf der Gefjon

Glut besaß (er) der Fluten
(des) Däneureiches Dehnung;
dampfend (die) Ochsen stampften.

1 Ausnahmsweise kommen in der cäsurlosen Zeile auch drei Reimstäbe vor.

Altnordische Verskunst. Übersetzungen der Lieder - Edda. Die Profa- Edda.

(In den) Stirnen hatten acht Sterne

(die) Stiere und Köpfe viere,

(als) fort zu fernen Furt sie

(am) Pflug die Insel trugen.

7. Von den metrischen Überseßungen der eddischen Lieder, die in Deutschland erschienen sind, ist nur eine als wohlgelungen zu bezeichnen, die von Karl Simrock (Stuttgart und Tübingen 1851; 8. Aufl. 1882), und nur an ihr wünsche ich die meinige gemessen zu sehen. Wenn ich, den Spuren des hochverdienten Mannes folgend, die schwierige Aufgabe noch einmal zu lösen unternahm, so fürchte ich nicht damit eine überflüssige Arbeit gethan zu haben. Denn abgesehen davon, daß Simrocks Buch manche Unrichtigkeiten enthält, die sich schon vor 40 Jahren hätten vermeiden lassen1, so hat in den lezten Jahrzenten die Sprach- und Sacherklärung so bedeutende Fortschritte gemacht, daß es an der Zeit schien, den gebildeten Kreisen unsers Volkes eine neue Verdeutschung zu bieten, welche die Ergebnisse der modernen Forschung berücksichtigt.

Die von mir unter dem Terte gegebenen Erläuterungen wollen nicht als ein erschöpfender Kommentar angesehen werden, sie sollen nur demjenigen, der ohne Vorkenntnisse in der germanischen Mythologie und Heldensage an die Lektüre der Edda herantritt, das, was zum Verständnis unbedingt notwendig ist, an die Hand geben. Die Leser, welche eine eingehendere Belehrung wünschen, kann ich für die Mythologie jezt auf Eugen Mogks klare und übersichtliche Darstellung in Pauls „Grundriß der germanischen Philologie“ (I, 982 ff.) verweisen, für die Heldensage auf die in demselben Buche (II, 1, 1 ff.) enthaltene knappe, aber vortreffliche Behandlung dieses Gegenstandes von B. Sijmons.

8. Im Anhange sind, wie bei Simrock, die mythischen und heroischen Erzählungen der sogenannten jüngern oder prosaischen Edda mitgeteilt, was sicherlich allgemeine Billigung finden wird, da diese Stücke eine unentbehrliche Ergänzung zu den Liedern bilden. Das genannte Buch, für welches der Name Edda (d. H. „Urgroßmutter“)

1 Wie falsch er zuweilen übersezt hat, ergibt z. B. die Vergleichung meiner Wiedergabe der Halbstrophe Thjodolfs von Hwin im 2. Kapitel der Gylfaginning (S. 298) mit der Simrockschen.

2 Für einzelne Verbesserungen meiner Nachdichtung bin ich meinem Freunde B. Sijmons in Groningen zu Dank verpflichtet, und ich bedauere nur, daß es ihm seine Zeit nicht gestattet hat, das gesamte Manuskript einer Durchsicht zu unterziehen.

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