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unserer Erkenntniss (unseres Wissens im weiteren Sinne) vertheilt, und unter denen der wissenschaftliche Glaube in der angegebenen Bedeutung des Wortes die erste Stelle einnimmt."

Der wissenschaftliche Glaube (weil Glaube) beruht zumeist auf der Receptivität des Subjectes, in welcher sich ein Anderes geltend macht und das Subject beherrscht. Eine solche Autorität sind die dem Geiste immanenten Grundgesetze (zumeist das Grundgesetz der Causalität), die ihn zur Anerkennung nöthigen.

Wie nun, wenn der Geist vermöge seiner Spontaneität diese Grundgesetze selbst zum Objecte seiner Untersuchung machen und die in ihnen liegende Nöthigung, kurz die „Denknothwendigkeit zum Bewusstsein bringen wollte? Es müsste sich auf Grund dieser Unternehmung eine „exacte Wissenschaft" erzielen lassen, und die höchste Stufe der Gewissheit und Evidenz würde nicht mehr die s. g. mathematische sein.

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„Nur da, sagt Herr Ulrici selber, wo sich nachweisen lässt, dass im Gebiete des Thatsächlichen die Auffassung (Wahrnehmung) eine überall gleiche, allgemeine, in der menschlichen Natur begründete ist, oder dass wir nach den Gesetzen unseres Denkens den Gedanken nicht anders zu fassen vermögen, und seine Uebereinstimmung mit dem reellen Sein annehmen müssen, erreicht unsere Gewissheit und Evidenz jenen (für uns) höchsten Grad, der ein Wissen im engeren Sinne, Wissenschaft im exacten Sinne des Wortes, begründet."

Es hängen also nach dieser richtigen Erklärung die s. g. exacten Wissenschaften von der Wissenschaft der Organisation des Geistes ab, weil in dieser die Nothwendigkeit der Annahme nachgewiesen werden muss. Ist aber dieses der Fall, so muss

doch vorerst die Wissenschaft des Geistes um sich selber zu einer exacten Wissenschaft erhoben werden. Der wissenschaftliche Glaube muss zur Wissenschaft des Wissens fortgebildet werden, bei welcher Arbeit aber nicht die naturwissenschaftliche Ontologie (wie Herr Ulrici meint) die Voraussetzung der pneumatologi

schen sein darf. Erhebt man den wissenschaftlichen Glauben nicht zum Wissen um das Wissen, so sinkt man consequent auf den Standpunkt des Descartes, der sein Cogito ergo sum, die Pfahlwurzel seiner Philosophie, mehr geglaubt als gewusst hat, zurück und muss als den Ertrag aller philosophischen Forschung sein Bekenntniss unterschreiben: Solus est Deus, qui novit se habere cognitiones rerum omnium adaequatas. Intellectus autem creatus, etsi forte revera habeat rerum multarum cognitionem, nunquam tamen potest scire se habere, nisi peculiariter ipsi Deus revelet. (Resp. ad Obj. IV. p. 121).

Ich schliesse aber folgendermassen: Nöthigt uns die Natur unseres Geistes, seine Organisation (zumeist das Gesetz der Causalität), überall nach den Gründen und Ursachen zu fragen und nicht zu rasten, bis wir den letzten Grund gefunden oder die Unmöglichkeit des Auffindens nachgewiesen haben; so muss ich wohl auch (weil eben allgemein und überall) um den Grund der Nöthigung fragen und forschen, die jene Grundgesetze auf mich ausüben und darf nicht rasten, bis ich den gesuchten Grund gefunden, oder die Unmöglichkeit ihn zu finden nachgewiesen und so im ersteren Falle exacte Wissenschaft des Wissens, im letzteren Falle exacte Wissenschaft des Nichtwissens erzeugt habe.

Ist die Philosophie im letzten Grunde exacte Wissenschaft des Wissens oder des Nichtwissens, ruht also nur auf Wissen; so wurzeln alle s. g. exacten Wissenschaften auf wissenschaftlichem Glauben (entweder an die von der Philosophie gebotenen oder im gemeinen Bewusstsein vorfindigen Sätze); die positive Theologie endlich, weil auf religiösem Glauben beruhend, bildet den entschiedensten Gegensatz zur Philosophie, wie er nur zwischen exactem Wissen (Wissen um das Wissen) und exactem Glauben, zwischen der höchsten theoretischen Spontaneität und Receptivität des Geistes bestehen kann. Hat die Philosophie ihrer Natur nach den weitesten Umfang, indem alle Erscheinungen, die s. g. Offenbarung nicht ausgenommen, in den Bereich ihrer Untersuchungen fallen, so ist die positive Theologie bezüg

lich ihres Umfanges die beschränkteste der Wissenschaften. Nur was durch den religiösen Glauben als specielle Offenbarung Gottes erfasst wird, ist Gegenstand der positiven Theologie. Indem sie das Gebiet des religiösen Glaubens an die Offenbarung verlässt und vernunftgemäss zu begründen oder den Glaubensinhalt zur Wissenschaft zu erheben sucht, ist sie rationalistisch. Indem sie so einerseits ihr eigenthümliches Organon aufgibt, andererseits aber, weil zum Wissen des Wissens nicht vordringend, auf wissenschaftlichem Glauben ruht, ist sie weder positive noch rationelle Wissenschaft, in dem Maasse von der Philosophie abhängig, in welchem sie ihr eigenstes Gebiet verlassen hat.

Beilage B.

(zu §. 8.)

Einige Streiflichter aut mehrere Hauptmomente des geschichtlichen Entwicklungsganges der Erkenntnisslehre sollen die Einsicht in den Erklärungsgrund für das Hervortreten des angeführten Grundproblems in der Gegenwart und Zukunft vermitteln.

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Ist der Ausspruch des Protagoras, dass das Maass aller Dinge der Mensch sei" im Sinne des Sophisten der Ausdruck des schlechten Subjectivismus, in den die vorsokratische Philosophie verlaufen ist, so bezeichnet derselbe Ausspruch objectiv betrachtet einen bedeutenden Wendepunkt in der Entwickelungsgeschichte des menschlichen Geistes, indem durch denselben der erste bedeutende Rückgang desselben in sich selber angedeutet und theilweise ausgeführt wird. Eben dieser Rückgang des denkenden Subjectes in sich selber ist der die Geschichte der Philosophie regierende Grundgedanke, und es ist keine Ruhe, bis der Geist sich selber ganz durchforscht und erkannt hat. Das Maass der Selbsterkenntniss ist das Maass der Welt- und Gotteserkenntniss. Durch eben diese Einsicht und durch das klare Bewusstsein, dass man so lange nichts wisse, bis man sich gründliches und klares Wissen um sich selber errungen habe, dieses aber überaus schwer sei, ist Sokrates der Gründer einer neuen Ordnung geistiger Dinge geworden. Das höchste Ziel geistigen Strebens unverwandt im Auge behaltend, machte er den Versuch, eine dem Ziele entsprechende Erkenntnisslehre zu erzeugen. Den sensualistischen Subjectivismus zerstörend suchte er durch die Induction und Definition eine höhere Welt bleibender Gedanken über der fliessenden der Erscheinungen zu erobern und zwar auf Grund der dem Geiste immanenten Grundformen und Grund

normen. Er brachte das Besondere unter die Herrschaft und Zucht des Allgemeinen, überwand die subjective Willkühr im Denken und legte den Grund zu dem, was wir philosophische Wissenschaft nennen.

Die wichtigsten Momente der Platonischen Erkenntnisslehre sind folgende:

a) Dass er den Geist als eigentliches Erkenntnissprincip der bleibenden Objecte der Realprincipien fasste im Unterschied zum Sinn, dessen Gegenstand die fliessenden Erscheinungen sind.

b) Dass er nicht nur die Grundformen und Grundnormen des Denkens, sondern auch die intelligiblen Formen aller erkennbaren Dinge dem Denkgeiste immanent dachte.

c) Dass er die Sinneswahrnehmung und das discursive Denken der Intuition, dem eigentlichen Organon philosophischer Erkenntniss, dienstbar machen wollte.

d) Ueber Sokrates hinausgehend verabsolutirte er die durch die logische Operation gewonnenen Begriffe, wodurch er bezüglich deren Transcendenz und Immanenz (in den fliessenden Erscheinungen) in einen unauflöslichen Widerspruch gerieth. Wir haben eigentlich drei Universa:

a) das Universum der bleibenden Wesen im intelligiblen Orte; B) das dasselbe abschattende (— nachahmende ? —) Universum als Object der Sinneswahrnehmung, welches verhältnissmässig nicht seiend ist, und

7) das Universum im denkenden Subjecte, welches mitten inne steht, einerseits die Formen aller bleibenden Dinge immanent enthält, andererseits der sinnlichen Welt zum Lernen eben so wenig entbehren kann, als es wieder durch dieselbe verdunkelt werden soll.

e) Platon verabsolutirte die Intuition der verabsolutirten Wesenheiten im Unterschiede von dem discursiven Denken und der Sinnlichkeit. Man kann sagen, er verabsolutirte das eine Ende (den einen Pol) des intellectuellen Lebens. f) Dazu kommt, dass er das bloss formal-Allgemeine der Dinge (den Begriff) für das Bleibende, den Realgrund, und

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