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ist; durch den Rückgang des Geistes in sich selber wird er als das eigentliche Princip der Erkenntniss anerkannt und zugleich das Bedürfniss ausgesprochen, die Grundformen seines eigenen Wesens zu erfassen; die Flucht in die Transcendenz hat erkenntnisstheoretisch darum eine grosse Bedeutung, weil sie beweist, dass der Denkgeist nicht eher zu wissen weiss, als bis er den unableitbaren Grund alles Abgeleiteten denkend erfasst hat, wie auch auf dem parallel laufenden ethischen Gebiete nur in der Vereinigung mit dem Absoluten Friede ist. Auch zeigt dieser Rückgang zur ersten Ursache das Ende des Progresses, der thatsächlich vor uns liegt, indem das Wissen mit dem Sinn und mit der Erfassung der Erscheinung beginnt, discursiv bis zu den Ursachen aufsteigt, und bei der Ursache der Ursachen aufhört.

6. Wenn aber Allgemeinheit und Denknothwendigkeit unerlässliche Attribute der philosophischen Wissenschaft sind, kann die intuitive Erkenntnissweise nicht ausreichen, da sie einmal nicht über einen kleinen Kreis, oft nur den des philosophirenden Geistes hinausreicht, sodann, weil ohne alle Gedankenvermittelung auftretend, nur Glauben an die eigene Unfehlbarkeit erzeugen kann. Würde sich die Intuition auf die Allen gemeinsamen und Alle bindenden Denkgesetze und Denkformen berufen, so hätte sie deren Genesis nachzuweisen und hiemit das Gebiet des vermittelten Erkennens betreten und folgenothwendig sich selber als unmittelbares Erfassen negirt. Es war daher consequent, dass Spinoza mit Verwerfung der analytischen Methode lediglich die synthetische gebrauchte, als die der Intuition einzig adäquate. Die synthetische Methode hat aber die analytische nicht bloss zum Complementum, sondern sogar zur Voraussetzung, indem das Absolute, von dem die synthetische Methode ausgeht, erst durch eine Reihe von Analysen, welche zu immer weiterem Rückgange bis zum Unableitbaren zwingen, gefunden werden kann. So setzt der Grundsatz: Omnis determinatio est negatio, auf dem im letzten Grunde das System ruht, eine Summe Analysirungen des negativ determinirten Seins voraus, da der Begriff „absolut" nur durch Negation der Negationen gewonnen werden kann.

7. Da das discursive Denken die Abhängigkeit des denkenden Subjectes bezeugt, so führt die Intuition, weil sie mit jenem Denken im conträr-contradictorischen Gegensatze steht, zu der Annahme, dass die Intuition nur dem absoluten Wesen und dem Geiste insoferne eigne, als er substanziell mit jenem iden. tisch ist, wodurch das Absolute im letzten Grunde als das Princip der Erkenntniss bestimmt wird. Ist aber der empirische Geist nachweislich ein abgeleitetes Wesen, so kann ihm auch nur eine der absoluten conträr-contradictorisch gegentheilige Wissensweise eignen, wie diess auch durch die Thatsache bezeugt wird, dass das Wissen vom Concreten der Erscheinung ausgeht und durch eine Kette von Operationen, deren je höhere die niederen in sich aufgehoben enthält, bis zur Ursache der Ursachen als zum letzten Grunde zurückgeht, welcher mühsame Rückgang doch offenbar eine negative Determination des denkenden Princips bezeugt. Es können zwei Erkenntnissarten, deren eine die negative Determination, deren andere die Absolutheit des denkenden Princips bezeugt, nicht einem und demselben Denkgeiste eignen, daher sich allezeit das Bestreben zeigt, beide dualistisch zu trennen und die erstere Erkenntnissweise als nicht zum Wissen führend niederzuschlagen, da jeder Versuch, den organischen Zusammenhang der discursiven und intuitiven Intelligenz nachzuweisen, an dem logischen Grundgesetze des Widerspruches scheitert, indem das Abgeleitete niemals, auch nicht nach einer unendlichen Reihe von Erhebungen und Potenzirungen, zum Absoluten werden kann. Der Versuch also, die Intuition als Organon der philosophischen Wissenschaft einzuführen, gibt einerseits Zeugniss von einem bedeutsamen Schritte des Geistes in dem Rückgange zu sich selber und in der Ueberzeugung, dass durch das discursive Denken das Wesen der Dinge nicht erkannt wird, in welcher Erkenntniss doch die philosophische Wissenschaft besteht; andererseits aber beurkundet es einen metaphysischen Irrthum in der Erfassung des Geistes, indem er sich in demselben Momente, in dem er sich im Unterschiede von der Natur fasst, entweder verabsolutirt, sich ein Attribut des Absoluten zuschreibend, oder aber das Naturschauen vergeistigt und als dem discursiven Denken übergeordnet als sein eigenstes Attribut betrachtet. Wenn Kant dem mensch

lichen Denkgeiste, weil er ein abgeleitetes Wesen ist, nur das discursive Denken zugesteht, welches consequent nur an der Erscheinung haften bleibt und zu dem Ding an sich nicht vorzudringen vermag, so ist diese Behauptung eben so aus einer mangelhaften Analysirung des Selbstbewusstseins entsprungen, wie die Annahme, dass der Geist, das discursive Denken überspringen könnend, intuitiv erkenne. Dort wird dem menschlichen Denkgeiste zu wenig, hier zu viel zugemuthet *).

§. 7.

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Auch der wissenschaftliche Glaube, zu dem wir nach Herrn Ulrici's geistreichen Untersuchungen über das menschliche Erkennen genöthigt werden sollen, kann nicht als ausreichend befunden werden, obgleich derselbe in Causalnexus mit dem Causalitätsprincip gebracht eine höhere Dignität im Entwickelungsprocesse des theoretischen Geistes beanspruchen darf, als selbst die intellectuale Intuition. Streichen wir Alles hinweg, sagt Herr Ulrici, was in Wahrheit nur ein wissenschaftlicher Glaube ist, so schrumpft die Wissenschaft zusammen zu einem kleinen Rest von Sätzen, deren Inhalt so dürftig und werthlos ist, dass er die Mühe der Forschung nicht lohnt." Und wieder: Alle Wissenschaften, selbst die Mathematik nicht ausgenommen, verlieren sich mit ihren letzten Principien (Grundbegriffen, Axiomen) wie mit ihren höchsten Resultaten in das Gebiet des wissenschaftlichen Glaubens" wie die Philosophie. (Vgl. Gott und Natur S. 9-11; Glauben und Wissen S. 274-293.) Dieser wissenschaftliche Glaube, der zwar vom religiösen Glauben zu unterscheiden, doch aber immer nur ein Glauben ist," involvirt also ein Verzichten auf eigentliches Wissen und Wissen um das Wissen, also auf alle Metaphysik. Und doch sagt Herr Ulrici selbst bald nachher, ,dass wir der Natur unseres Geistes gemäss nicht umhin können, täglich und stündlich den Schritt über das Gegebene hinaus zu thun und damit den unsichern Boden der

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Eine ausführliche Darstellung der Intuition als Organon der philosophischen Erkenntniss hat Herr Sengler in seiner Erkenntnisslehre gegeben.

Metaphysik zu berühren." Es muss also tief in der Essenz des theoretischen Geistes liegen, dass er nicht eher Ruhe findet, bis er um sein Wissen weiss, dass ihn also das Glauben, wenn es auch ein wissenschaftliches ist und mit den dem Geiste immanenten Grundgesetzen des Denkens aufs Innigste zusammenhängt, nicht befriedigt. Der unaufhaltsame Drang des Geistes, der in seiner Natur liegt, den unsicheren Boden der Metaphysik zu berühren, gibt wohl Zeugniss, dass der Natur des Geistes eine noch höhere Potenz immanent ist, als die des wissenschaftlichen Glaubens *).

§. 8.

„Alle bisherigen Systeme, sagt Herr Sengler auf Grund eingehender Untersuchungen (Erkenntnisslehre, I. Bd. S. 640, 641), weil sie nicht vom realen Wesen des Geistes ausgingen und dasselbe nach seinem specifischen Attribute bestimmten, und aus ihm seine Organisation, subjective Natur ableiteten, kamen auch nicht. zur geistigen Organisation, durch welche sich das reine Ich von dem phänomenologischen und logischen zum idealen erhebt, um damit erst das höchste Princip der Gewissheit und Wahrheit zu gewinnen."

Diese Worte enthalten ebensowohl den Erklärungs- und Rechtfertigungsgrund des ersten (negativen) Theiles meiner Erkenntnisslehre, als auch das Grundproblem für die Gegenwart und Zukunft, zu dessen Lösung der zweite (positive) Theil einen Beitrag liefern soll. So lange dieses Grund problem nicht gelöst, die Organisation des realen Geistes nicht erkannt ist, bleibt der Satz des Franz Sanchez in Wahrheit und Wirksamkeit: Quod nihil scitur**).

*) Siehe Beilage A. **) Siehe Beilage B.

ZWEITES BUCH DER ERKENNTNISSLEHRE.

POSITIVER THEIL.

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