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5. Das erste Princip des Denkens, sagt Herr Trendelenburg (Logische Untersuchungen 2. Bd. S. 490), muss ein solches sein, das in die Anschauung führt und die Möglichkeit derselben erzeugt. Ohne ein solches gibt es keine Gemeinschaft zwischen dem Denken und Sein." Das ist wahr; aber es ist die Frage, ob der Satz nicht auch umgekehrt gelten müsse: Das erste Princip der Anschauung muss ein solches sein, das ins Denken führt und die Möglichkeit desselben erzeugt? Ohne ein solches gibt es keine Gemeinschaft zwischen dem Sein und Denken.

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6. Das allgemeinste Princip ist die Bewegung." Das ist wahr; aber zu unbestimmt, als dass daraus die ferneren Bewegungsprincipe abgeleitet werden könnten, daher Herr Trendelenburg selbst allsogleich den Zweckbegriff zu Hülfe nimmt,

aus der Bewegung Etwas zu folgern. Der Zweck verschmilzt mit der Bewegung u. s. w." (S. 492). Da handelt es sich aber wieder zuvor um die Genesis dieses Begriffes, und diese kann offenbar nicht aus der Anschauung, sondern nur aus der Analyse des Selbstbewusstseins gefunden werden, da der Zweckbegriff aufs Innigste mit dem Wesensbegriffe zusammenhängt wie der Bewegungsbegriff, weil man nothwendig fragen muss: Wer bewegt sich? wohin? warum? Das Princip der Bewegung muss also das Wesen sein; das Wesen aber muss erst getunden und darf nicht vorausgesetzt, kann aber auch durch die Anschauung nicht gewonnen werden, welche eben nicht das Wesen, sondern nur die Erscheinung, nicht das allgemeine Princip, sondern nur die concrete Wirkung erfasst. Schon Herr Sengler hat in seiner Erkenntnisslehre (1. Bd. S. 650 u. ff.) darauf aufmerksam gemacht, dass die logischen Untersuchungen" im Gegensatze zum dogmatischen Subjectivismus das denkende Subject fallen lassen. Es hat hier wieder die Erkenntnisslehre, bemerkt er richtig, die nicht zum Geiste erhobene Seele und also die blosse psychologische Basis mit Ausschluss der pneumatologischen zur einzigen Erkenntnissquelle und verharrt daber in der Endlichkeit, der empirischen Erscheinungswelt, kommt nicht zu dem Unendlichen der Ideenwelt. Es fehlt mit dem Wesen

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des Geistes und dem auf ihm beruhenden idealen Ich das Princip des directen Beweises."

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7. Im Geiste, sagt Herr Trendelenburg, entwirft die Bewegung Gestalten und Zahlen und erzeugt die Möglichkeit der grossen apriorischen Wissenschaft, die wir in der reinen Mathematik bewundern." (Logische Untersuchungen 2. Bd. S. 490). So rasch geht das nicht; Gestalten und Zahlen sind sehr abgeleitete Begriffe. Was die Gestalten angeht, so setzen sie offenbar Körper und Anschauung voraus, sind erst Product der Anschauung und des Denkens; die Zahlen sind aus Kategorien abgeleitet, welche wieder erst aus der Zergliederung der Selbstoffenbarung des Geistes gewonnen werden können. Die reine Mathematik ist nur relativ eine apriorische Wissenschaft, sie setzt die Ontologie voraus.

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8. In dem Stoff verkörpert sich die Bewegung zu festen Formen. Es ist bereits gesagt worden, dass die Bewegung ein abgeleitetes und nur ein formales Princip ist, das am Wesen haitet. Es müsste also gezeigt werden, einmal, woher denn plötzlich der Stoff kommt und sodann, warum und wie sich das Wesen vermittelst der Bewegung zu festen Formen verkörpert? Ist Bewegung das oberste Princip, so muss aus ihr ebenso der Stoff wie die Verkörperung abgeleitet werden. Wenn die Bewegung „nicht metaphorisch, sondern im sinnlichen Verstande genommen werden muss," dann liesse sich etwa der Stoff und die Verkörperung des Stoffes ableiten, denn eine sinn fällige Bewegung setzt ein sinnliches Wesen voraus. Da aber dieselbe Bewegung zugleich Princip der geistigen Erscheinungen sein soll, so müssen diese wieder als sinnfällige erscheinen es gibt wirklich kein reines Denken oder es muss ein qualitativer Unterschied in dem Einen Princip angenommen werden, was so viel heisst, als eigentlich zwei verschiedene Bewegungen und folgerichtig zwei verschiedene Principe ansetzen. Da man das letztere der Einheit des Princips wegen nicht wollte, so blieb nichts übrig, als das erstere festzuhalten und darum erfahren wir, dass die Bewegung im Geiste Gestalten und Zahlen entwirft." Gestalten sind sinn

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fällige Dinge und Zahlen Abstracta. Somit ist der Unterschied der Wirkungen der Bewegung im Stoffe und im Geiste nur ein quantitativer nicht qualitativer und so ist leicht zu dem Schlusse zu gelangen: „So ist die Bewegung als eine dem Geiste und der Natur identische Thätigkeit der Schlüssel zu den grössten und ausgedehntesten Erzeugnissen der menschlichen Erkenntniss" (L. U. 2. Bd. S. 491). So lange die Bewegung bloss „,im sinn. lichen Verstande" genommen wird, wird sie immer nur der Schlüssel zu Einer Kammer sein, nicht aber zu der andern, wo sich Erzeugnisse des menschlichen Denkens vorfinden, die das conträr-contradictorische Gegentheil der sinnfälligen Erscheinung sind, und das Verhältniss eben dieses Denkens zum Sein ist das Hauptproblem der Erkenntnisslehre, zu dessen Lösung die logischen Untersuchungen anderwärts wichtige Beiträge geliefert haben; aber zur vollständigen Lösung des Problems werden sie nicht als ausreichend befunden. Man muss einen Schritt weiter gehen.

§. 12.

1. Die Erkenntnisslehre hängt also in ihren letzten Wurzeln mit der Ontologie zusammen, insoferne das Wesen des Geistes als das des denkenden Princips erkannt sein muss, ehevor von dessen Bewegungen die Rede sein kann; sonst hängt die ganze Erkenntnisstheorie in der Luft. Es bleibt also nichts übrig, als den Boden der Metaphysik zu betreten.

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2. Da höre ich aber Herrn Ulrici sagen: nannte Ontologie ist ein integrirender Theil der naturwissenschaftlichen Forschung, oder was dasselbe ist, kann nur auf deren Ergebnisse sich stützen." (Gott und Natur S. 14). Ist hiemit nicht das Punctum saliens der ganzen Philosophie verrückt? Ist der empirische Weg des Wissens nicht an die Stelle des eigentlich philosophischen getreten? Das wahre Wissen besteht auch nach Herrn Ulrici nur in der Erkenntniss des letzten Grundes und Zweckes. „Um aber den letzten Grund und Zweck der Dinge zu erkennen, müssen die Dinge erst als das, was sie unmittelbar sind, in ihrem gegebenen Sein und Wesen erkannt

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werden." Also die Erkenntniss des letzten Grundes und Zweckes setzt die Erkenntniss des Wesens voraus. Und diese Forschung kann nur vom Einzelnen, nur von der Erfahrung ausgehen.“ Das ist Alles wahr und richtig. Aber muss denn diess Alles nicht allzuerst vom Geiste gelten, dem nächsten Ding, dem Erkenntnissgrunde? Gibt es keine andere Erfahrung als die bloss äusserliche, durch welche wir uns der Naturdinge vergewissern? Die philosophische Ontologie ist allerdings erst auf Grund des gemeinen Erfahrungswissens möglich, aber sie beginnt in der Wissenschaft nicht mit der Natur ausser oder in uns, sondern sie beginnt mit dem Geiste, der das erste or ist, das dem von allem Erfahrungswissen absehenden Philosophen begegnen muss. Die Naturphilosophie hat also die Geistesphilosophie zur Voraussetzung; erst wenn der Geist sein eigenes Sein und Wesen erkannt hat, kann er das Sein und Wesen anderer Dinge erkennen.

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3. Die Philosophie, sagt Herr Ulrici, hat sich zunächst an die naturwissenschaftliche Ontologie zu halten, von ihr auszugehen, d. h. sie hat zunächst die Resultate der Naturwissenschaften einfach aufzunehmen, ihre Richtigkeit, Gewissheit und Evidenz zu prüfen, und je nach dem Ausfall dieser Prüfung festzustellen, ob und wie weit sie auf die Frage nach dem wahrhaft Seienden und den Gründen des Werdens in der gegebenen Welt der Erscheinungen eine befriedigende Antwort liefern" (S. 14). Die Philosophie soll also prüfen und feststellen, ob und wie weit die naturwissenschaftliche Ontologie eine befriedigende Antwort liefere. Setzt denn diese Prüfung nicht schon Einsicht in das Ziel der Ontologie voraus? und woher hat die Philosophie diese nothwendige Einsicht und den Maassstab der Prüfung und Beurtheilung? Wie kann sie denn bestimmen, ob die Ontologie der Naturwissenschaften genügend oder nicht genügend sei, wenn sie die Ontologie der Naturwissenschaften zur Voraussetzung hat, so, dass ihre eigene erst auf Grund jener erwachsen kann? Muss nicht umgekehrt die Philosophie bereits über Sein, Wesen, Grund und Zweck überhaupt im Klaren sein, ehevor sie über die ontologischen Leistungen einer andern Wissenschaft ihr Ur

theil abgeben kann? Und wie kann die Philosophie über Sein, Wesen, Grund und Zweck überhaupt ins Reine kommen, als durch sich selber innerhalb der reinen Geistessphäre? Erst muss der Geist an sich selber erfahren, erleben und erdenken, was Sein, was Wesen, was Grund, was Zweck ist, ehe er bezüglich eines anderen Dinges diese Fragen aufwerfen kann.

„Die naturwissenschaftliche Ontologie ist nach Herrn Ulrici nothwendig der An ang jeder metaphysischen Untersuchung, jeder Forschung nach dem Sein und Wesen Gottes." Ganz richtig fängt das menschliche Wissen phänomenologisch (extra scientiam) mit der Natur an und gipfelt mit der Erkenntniss Gottes, der Ursache aller Ursachen; aber philosophisch (in scientia) fängt es mit der Genesis des höheren Selbstbewusstseins des Geistes an; diese Ontologie ist der nothwendige Anfang. Herr Ulrici hätte nie eine so geistreiche Kritik der naturwissenschaftlichen Ontologie liefern können, wie sie in dem Buche Gott und die Natur" vorliegt, wenn er nicht die Ontologie der Geisteswissenschaft als Kriterium vor sich gehabt hätte.

4. Wenn man von der naturwissenschaftlichen und nicht pneumatologischen Ontologie ausgeht, wie Herr Ulrici will, wohin kommt man schliesslich erkenntnisstheoretisch? „Zum wissenschaftlichen Glauben" sagt Herr Ulrici. „Alle Wissenschaften, selbst die Mathematik nicht ausgenommen, verlieren sich mit ihren letzten Principien (Grundbegriffen, Axiomen) wie mit ihren höchsten Resultaten in das Gebiet des wissenschaftlichen Glaubens" wie die Philosophie (S. 11). Es soll also die Philosophie, die Wissenschaft von dem Sein, dem Wesen, dem Grunde und dem letzten Zwecke aller Dinge, deren Fundament unbestritten die Erkenntnisslehre ist, auf Glauben beruhen. Die formalen Principien, in denen die Wissenschaft wurzelt, können nicht erkannt, sie müssen geglaubt werden, was so viel heisst, als es gibt eigentlich keine Wissenschaft des Wissens. Was geglaubt werden muss, kann auch bezweifelt werden, ist nicht denknothwendig; wenn nicht denknothwendig, nur denkmöglich; was aber nur denkmöglich ist, ist ein unsicheres Fundament für die

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