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knüpft: so soll besagter Versuch doch keineswegs als absolute Wissenschaft ausgegeben werden, über die nicht mehr hinausgegangen werden könnte, was einer Bestimmung des Weltendes gleich käme und zugleich eine Verläugnung des eigenen Princips der Erkenntniss, welches nicht der absolute Geist ist, sein würde. Vielmehr soll eben dieser Versuch die Dürftigkeit und Mangelhaftigkeit alles menschlichen Wissens gegenüber der prätensiösen absoluten Wissenschaft halbvergangener Zeit zum Bewusstsein bringen und an Schellings Ausspruch erinnern, dass der menschliche Geist ein Wesen von langsamem Wachsthum sei," indem nach eingehendster Vertiefung in die Vergangenheit und intensivster Recapitulation der bereits vollbrachten Geistesarbeiten und nach angestrengtestem Rückgange des Geistes in sich selber doch im günstigsten Falle nur ein einziger Schritt dem Ziele, das das Wissen um das Wissen ist, näher gemacht werden kann. Dieses Wissen aber um die Dürftigkeit des menschlichen Wissens dürfte der Förderung des allgemeinen philosophischen Tagewerkes günstiger sein, als der gegen jede kritische Berührung empfindliche Wahn, man habe mit der Veröffentlichung eines neuen Gedankens den jüngsten Tag eingeläutet, welcher Wahn, wenn er dogmatisch auftritt, der philosophischen Wissenschaft und mehr noch dem befangenen Geiste zum Schaden gereichen muss, da die Verabsolutirung des theoretischen Geistes nicht minder hemmend auf den Lebensgang wirkt, als die des ethischen Geistes. Es kann daher dem Urheber des vorliegenden Versuches nach der eben ausgesprochenen Ansicht über das Verhältniss des individuellen Geistes werkes zum allgemeinen Aufbau der objectiven Wissenschaft nur erwünscht sein, wenn die folgenden Grundlinien eines philosophischen Systems von wahrhaft philosophischen Geistern kritisch untersucht, beleuchtet und fortgebildet werden. Beschränkteren und doch kritiksüchtigen Geistern sei das Wort des ersten deutschen Philosophen gesagt: In philosophicis nihil dicit, qui nihil probat.

Die philosophischen Principe, welche den Inhalt der nach folgenden Blätter ausmachen, können sich bereits eines ähnlichen Schicksales rühmen, wie die Principia Philosophiae des Des

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cartes, von denen ihr Urheber schreibt, dass das Bestreben Einiger dahin abgezielt habe, sie schon im Mutterleibe zu sticken." Diese Verwandtschaft des Geschickes vor der Geburt motivirt die Hoffnung, dass die folgenden Principia auch während ihrer Lebensdauer wie die Grundsätze der Cartesianischen Philosophie Gegner und Feinde und sonach nach einem allgemeinen Lebensgesetze auch Vertheidiger und Freunde finden werden.

Der Gedankengang des gauzen Unternehmens ist mit wenigen Strichen gezeichnet. Es soll philosophische Wissenschaft erzeugt werden; also Wissen um die Existenz, das Wesen, den Grund und den Zweck aller Dinge. Da die Wissenschaft die organische Einheit festgegründeter und deutlicher Erkenntnisse ist, so ist vor Allem nothwendig, zu untersuchen, wie der menschliche Geist zu einer Erkenntniss, wie er zu einem Organismus von Erkenntnissen gelangt.

So sehr ist die Erkenntnisslehre der erste Theil eines philosophischen Systems, dass dieses allen Anspruch auf Recapitulirung im organischen Entwickelungsprocesse des allgemeinen Geistes verwirkt hat, wenn die Erkenntnisstheorie für überflüssig gehalten worden ist, so wie entgegen alle jene Systeme ewig fortleben, in denen die Untersuchung über die Möglichkeit, die Art und Weise und die Gränzen menschlicher Erkenntniss den Unterbau bildet; denn die Zumuthung, Einem auf's Wort zu glauben, oder unentwickelte Einfälle als philosophische Wahrheiten anzunehmen, wird, wie es gerecht ist, von philosophischen Geistern als widerwärtige Anmassung zurückgewiesen. Es kann zum Ruhme deutscher Gründlichkeit und deutschen Ernstes, durch die wir wirklich die philosophische Nation sind, hier erwähnt werden, dass der erste selbstständige philosophische Versuch auf deutschem Boden mit der Untersuchung de Viribus humanae Mentis beginnt, welche eben dem Versuche Leibnitzens über den menschlichen Verstand zu Grunde liegt. Nur in solchen Zeitläuften, in welchen das Schwören auf Autoritäten im Schwung ist oder gewünscht wird, geht man der

Untersuchung über die Quellen und Gränzen menschlicher Erkenntniss aus dem Wege, und räth, wie diess jüngst durch ein einflussreiches Organ hierarchischer Omnipotenz geschehen ist, von der Erkenntnisslehre Umgang zu nehmen und in mediam rem zu springen. Freilich ist einerseits der Rückgang des Geites von aller Autorität zur Vernunft mühsam und andererseits tür die Positivisten auf allen Gebieten gefährlich; wo aber immer der generale Geist auf der Gränzscheide zweier Zeiten angelangt ist, da bleibt weder der Rückgang von der Autorität zur Vernunft, noch auch die Untersuchung über das menschliche Erkenntnissvermögen aus. Der Aufgang der deustchen Philosophie mit der Untersuchung de Viribus humanae Mentis hängt auf das Innigste zusammen mit der ihr vorausgegangenen Erklärung: Praecipuan Philosophiae maculam inussit autoritas, durch welche der deutsche Geist die langgetragenen aristotelisch-scholastischen und hierarchischen Ketten für immer über die Alpen zurückgeworfen hat.

Sind durch die Untersuchung des menschlichen Erkenntnissvermögens sowohl das reale Princip als auch alle Normen und Formen der menschlichen Erkenntniss gefunden, dann erst kann davon die Rede sein, eine Wissenschaft von der Existenz, dem Wesen, dem Grunde und Zwecke der Dinge zu erzeugen.

Vermittelst des gewonnenen Organon müssen die hinter dem Universum der Erscheinungen seienden und wesenden Prin.cipe gefunden werden. Da es aber nicht ausreichend sein kann, sie nur in ihrer abstracten Existenz zu fassen, vielmehr nothwendig ist, sie eben so als verursachend wie als verursacht zu wissen, müssen sie selbst als Ursachen und muss die Ursache aller Ursachen aufgesucht und müssen sowohl die Ursachen als deren Wirkungen aus der Ursache der Ursachen abgeleitet werden.

Endlich leuchtet ein, dass es nicht genügt, nur die Existenz, das Wesen und den Grund zu wissen, dass vielmehr alles Wissen auf die Erkenntniss des Zweckes des Seins und Lebens abzielt. Was nützt es zu wissen, dass, was und woher ich bin,

wenn ich darüber unwissend bleibe, wozu ich bin und wie ich mein Ziel erreichen kann? Wie daher die Erkenntnisslehre die nothwendige Grundlage der Metaphysik ist, so muss beiden nothwendig die Ethik folgen, welche wie sie beide zur nothwendigen Voraussetzung hat, Beider Vollendung ist. Omnia ejus causa sciuntur.

ERSTER HAUPTTHEIL.

GRUNDLINIEN

DER

ERKENNTNISSLEHRE.

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