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§. 34.

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Der Begriff vermittelt aber die Idee, wie die logische Definition die ideale Definition, wenn der Geist discursiv über seine eigene Wirklichkeit und Wesenheit hinauszugreifen genöthigt ist. Der Geist bemächtigt sich vermittelst des logischen Denkens der Daseinsformen, generalisirt und sucht die formale Einheit derselben die Form der Formen und schliesst dann metalogisch von der Form auf das ihr immanente adäquate Realprincip und gewinnt so mittelst des Begriffs die Idee. Discursiv denkend bemächtigt sich der Geist der concreten Erscheinungen ausser ihm, zieht die ihnen gemeinsamen Daseinsformen und aus diesen die allgemeine Form der Formen aus und macht sodann, wie innerhalb der reinen Geistessphäre, einen Rückschluss auf die in dieser Form erscheinende Causalität, wodurch Wissenschaft erzeugt wird. Durch das begriffliche Denken kann der Geist das Wissen des sinnlichen Grundes in sich aufheben und mittelst des idealen Denkens vollenden, um dieses Wissen wissen und hat so ein anderes Universum theoretisch erobert.

§. 35.

1. Materie und Form im Aristotelischen Sinne gehören beide der Erscheinung des Wesens an und sind nur logisch geschieden; denn jedes reale Wesen, selbst der Geistesgedanke, ist ein unzertrennliches oúrokov von Materie und Form. Durch logische Abstraction glaubte man zu einer ersten formlosen Materie und zu einer stofflosen ersten Form zu gelangen, die man dann versubstantiirte, verabsolutirte und für die Principien der Dinge ausgab, während sie doch die abstractesten Abstracta sind, den abstrahirenden Geist und das reale Ding voraussetzen, aus dem sie logisch ausgezogen worden sind. Eine Materie ohne Form zu denken, ist eben so unmöglich, als sich ein Holz zu denken, das nicht etwa von Eisen ist, nein! sondern contradictorisch von Nicht-Holz; denn wie das Holzsein die Daseinsform des concreten Dinges ist, so ist das Materiesein die Daseinsform der sogenannten Materie. Dasselbe gilt von der Form. So wenig ich mir einen Triangel denken kann, dessen Seiten und Winkel aus dem reinen Nichts beständen, eben so wenig ist eine Form denkbar ohne

Materie, denn sie ist, abstract gedacht, als ihre eigene Materie gedacht, wie diess die ganze formale Logik beweist, welcher die abstracte Form zugleich der Stoff ist. Und nun soll diese Form „rein für sich sein und ihr Denken denken! Dass Aristoteles eben so wie Platon bezüglich der Materie, der Form, des Wesens und Grundes irrten, ist begreiflich; dass es aber nach mehr als zweitausend Jahren noch Geister geben kann, welche vor dieser Verirrung wie vor der vollendeten Wissenschaft und Weisheit bewundernd stehen, das ist ein Beweis für Schellings Wort, dass der menschliche Geist ein Wesen von langsamem Wachsthum ist.

2. Diess leere Strohdreschen von Materie und Form und die Verwechslung der letzteren mit dem Wesen und Grund hat den Fortgang des menschlichen Geistes unsäglich aufgehalten. Diese Untersuchungen über Materie und Form, wie sie im Aristoteles vorliegen, in ihre geziemenden Schranken zurückgeführt, sind eine nothwendige Vorarbeit für das Grunddenken gewesen, und behalten als solche stets ihren Werth und ihre Bedeutung. Platon und Aristoteles suchten das Wesen, den Grund; da aber durch das begriffliche Denken nur das Verhältniss von Materie und Form der Erscheinungen des Grundes gefunden werden kann, drangen sie zum Grund nicht vor; weil sie aber doch den Grund suchten, so verabsolutirten sie durch einen Verzweiflungssprung die Formen und die Form der Formen. Das durch die Formen und die Form der Formen durchscheinende Wesen zu suchen, zu finden und das Verhältniss desselben zur Form zu bestimmen, ist das Tagewerk des germanischen Geistes, der aber darum kein Wiederkauer der hellenischen Arbeit sein darf.

3. Die grosse Bedeutung der geschichtlich vorliegenden Untersuchungen über Materie und Form für die Philosophie liegt aber zunächst in ihrem negativen Resultate: Quod nihil scitur. Vom Affirmativen ausgehend - nämlich von der realen Erscheinung schlug man den negativen Weg ein, denn die Abstractionen und Definitionen sind mehr negative Operationen, und

kam so zuletzt so weit als möglich vom Affirmativen, Realen weg, bis man zuletzt das leere Allgemeine verabsolutirte, wie diess schon von Andreas Caesalpinus durchgeführt worden ist. Sodann fing man mit dem Allgemeinen, Abstracten wieder an, und wollte von ihm aus zur Wirklichkeit kommen. Ludwig Feuerbach hat aber ganz Recht, wenn er bemerkt: „Der bisherige Gang der speculativen Philosophie vom Abstracten zum Concreten, vom Idealen zum Realen, ist ein verkehrter. Auf diesem Wege kommt man nie zur wahren objectiven Realität, sondern immer nur zur Realisirung seiner eigenen Abstractionen, und eben desswegen nie zur wahren Freiheit des Geistes; denn nur die Anschauung der Dinge und Wesen in ihrer objectiven Wirklichkeit macht den Menschen frei und ledig aller Vorurtheile." (Sämmtl. Werke 2. Bd. S. 254.)

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4. Aber auch der positive Nutzen der erwähnten Untersuchungen soll nicht verschwiegen werden. Durch die Analyse des Daseins nach Materie und Form und durch die Verhältnissbestimmung dieser beiden letzteren Momente des Daseins ist es dem Geiste erst möglich gemacht worden, von dem nach allen Seiten bestimmten Dasein auf ein bestimmtes Wesen als den Grund der bestimmten Erscheinung zurückzugehen; dadurch erst war das Cogito ergo sum möglich, dass alle Daseinsformen des geistigen Princips unter der allgemeinen Form: Denken = Nicht-Veräusserung" zusammengefasst worden waren. Das ist die Form des theoretischen Geistes. Hiemit ist auch der positive Weg eingeschlagen, nämlich der Rückschluss von der Form auf das Wesen, und sind auch fortan affirmative Definitionen möglich, die über das Wesen etwas Affirmatives aussagen. Der Geist ist ein denkendes Sein; die Natur ein ausgedehntes Sein. Diese Definitionen sind noch mangelhaft; sie sind eben die ersten Anfänge wahrer Definitionen nach dem Satze: Res affirmatione definitur, finita negatione.

5. Es muss so der menschliche Geist zuerst den negativen Weg durchlaufen haben, um sodann bereichert durch Erfahrungen zum Anfang rückkehrend den affirmativen Weg einzuschlagen;

positiv bereichert durch die gewonnenen logischen Bestimmungen des Daseins nach allen Seiten hin die Form der Formen des Daseins ausziehend; negativ bereichert durch die Ueberzeugung, dass die Formen und die Form der Formen, welche sich nur auf die Erscheinung beziehen, für das Noumenon zu halten nur logischer Schein ist; denn selbst die Form der Formen ist eben nur wieder Daseinsform der Formen; diese Daseinsformen der voraufgehenden; diese Daseinsformen der concreten Erscheinung; also alle so innig mit dieser verbunden, dass sie von ihr nur durch logisches Verfahren abgelöst werden können, realiter nichts an sich, sondern am Andern, nichts für sich, sondern für das Andere, kurz durch und durch relativ sind, wie die Zahl hundert an den hundert Thalern Kants. Sie sind nur Schein. Aber eben der logische Schein setzt das positive Wesen voraus, wie das Bild des Mondes im See den Mond am Firmamente, und der logische Schein beweist den Drang des Geistes nach dem wahren affirmativen Rückschluss von der Erscheinung auf das Wesen, vom Abgeleiteten auf den Grund. Er wird so genöthigt, entweder Verzicht zu leisten auf alles Wissen vom Wesen und Grund, welcher Verzicht vielen theologischen und andern müden Geistern gefällt, oder zur praktischen Vernunft zu fliehen, wie diess Kant gethan hat, oder aber endlich das negative Wissen als affirmatives nicht bloss zu negiren, sondern es auch zu transcendiren und zum Organ des affirmativen Wissens zu machen, was sehr wohl angeht, da beide aus derselben Wurzel, demselben theoretischen Geiste, stammen, so wie die Erscheinung und somit die Form ihrer Formen nur die Daseinsform des Wesens ist, indem das daseiende Sein dasselbe Sein, nur in anderer, bestimmterer Form, ist, das früher war und Causalität geworden ist.

§. 36.

Wenn der theoretische Geist nicht bloss negativ, sondern auch affirmativ weiss und zuletzt um all sein Wissen weiss, das er sich discursiv und, weiter zurückgehend, metalogisch durch Rückschluss auf die Causalität, Essenz, Existenz und den Zweck erworben hat, ist er in sich befriedigt, weil er nicht bloss das Universum auf geistige Weise besitzt, sondern auch um diesen

Besitz weiss, nicht mehr discursiv denken darf, was wirklich mühsam ist, sondern wie der vous des Aristoteles in der vonois ths vonatos die Fülle und Vollendung seines theoretischen Lebens besitzt. In eben dieser voyois the vonσeos ist er Spiegelbild des absoluten Geistes, der, ohne des discursiven Denkens zu bedürfen, die Ideen der Dinge in sich hat, und so nur sein Wissen zu wissen braucht, dessen Wissen auch nicht in der Erinnerung eines langen Processes und dessen Ertrages besteht, dessen Thron daher auch nicht auf der „Schädelstätte der Geister" aufgerichtet ist, sondern der vielmehr umgekehrt, weil er Ursache aller Ursachen ist, die Essenz der Dinge, und die aus dieser Essenz nothwendig folgenden Erscheinungen a priori weiss. Das discursive Denken bezeugt die negative Definition des menschlichen Geistes, durch welche er Gott gegenüber nur Schein ist; die νοήσις τῆς νοήσεως aber beurkundet erst seine wahre Essenz und Existenz. Je mehr Essenz, desto mehr Existenz; so liegt in der νοήσις τῆς νοήσεως theoretischer Seits der Grund für die Unvergänglichkeit, wie ethischer Seits in der spontanen Affirmation der Idee, durch welche der Geist Spiegelbild des absolut Heiligen ist.

Zweite Abtheilung.

Der Weg ausserhalb der Wissenschaft.

§. 37.

In der ersten Abtheilung habe ich den denkenden Geist analysirt; in dieser Abtheilung soll das andere Ende des menschlichen Erkenntnissvermögens, der Sinn, untersucht und der s. g. empirische Process aufgezeigt werden, durch den das Wissen phänomenologisch, ausserhalb der Wissenschaft, zu Stande kommt.

§. 38.

Es muss sogleich, um Missverständnissen vorzubeugen, bemerkt werden, dass im Grunde genommen alles Wissen empi

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