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diesem Ursprunge erwachsende erste allgemeine Noth. Sie ist der Kampf um das niedere Dasein. Das Accidens bringt sich zum Bewusstsein, dass es Existenz, also Energie ist. Es muss arbeiten um zu essen. ,,Wer nicht arbeitet soll nicht essen." So ist dieser vierte Wunsch eine energische Vertiefung in die eigene Essenz Erhellung des Selbstbewusstseins. Weil die Existenz überhaupt die Substanz zur Voraussetzung hat, so wird auch die Ernährung von Gott abgeleitet, obgleich sie causaliter von der Selbstbethätigung abhängt. Wer nicht arbeitet soll nicht essen." แ Die Welt erhält sich selber, weil Gott die Welt erhält.

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,,Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern." Die Welt richtet sich selber, weil Gott die Welt richtet. Wie der Mensch ist, so ist sein Gott; der barmherzige Mensch hat einen barmherzigen Gott, wie der arbeitende Mensch einen ernährenden Gott hat. So ist dieser fünfte Wunsch wieder eine energische Selbstvertiefung des Accidens in die aus seinem Ursprunge erwachsende zweite allgemeine Noth. Sie ist der Kampf um das höhere Dasein, das durch die höchste sittliche Anstrengung, die in verzeihender Nächstenliebe gipfelt, errungen werden muss. Wer nicht arbeitet soll nicht essen und wer nicht vergibt, dem soll nicht vergeben werden. So hängt also die Erfüllung dieser Wünsche von der Energie des Menschen, die aber Gott zur Voraussetzung hat, ab.

„Und führe uns nicht in Versuchung." "Selig der Mann, der die Versuchung aushält. . Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. . er versucht Niemanden. Jeder aber wird versucht von der Macht seiner Begehrlichkeit.“ Gott ist unwandelbar gut und kein Schatten von Wechsel in ihm. Also fällt die Versuchung in die Welt; also ist der Wunsch, nicht versucht zu werden, Vertiefung der Welt in sich selber mit dem Hinblicke auf die ewige Affirmation und Erregung der Energie, die Negation, wo sie auftaucht, zu negiren. Die Negation der Negation hat aber die reine Affirmation zur Voraussetzung. Nehmt diese weg und der sittliche Kampf endigt mit dem Siege der Negation. Im gewissen Wissen um die ewige Affirmation, durch welche die endliche Vollendung erreicht wird, ruft der betende Geist sich selber zu: Kämpfe den guten Kampf; lass Dich nicht über

winden vom Bösen, sondern überwinde Du das Böse durch das Gute!

,,Sondern erlöse uns vom Uebel; denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit." Die Welt erlöst sich selber vom Uebel, weil Gott ihr Erlöser ist. Der Weg der Existenz geht aufwärts in einer endlichen Spirale zur Freibeit und Ruhe in der Einheit mit Gott in der Gottgehörigkeit. Gott zieht die Welt zu sich empor aus Noth und Tod zur Freiheit und Unvergänglichkeit. Weil Gott sie emporzieht, ringt sie sich energisch empor und befreit sich vom Uebel.

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Wie Gott die transcendente Ur-Sache der Welt ist Unser Vater, der du bist im Himmel so ist er die transcendente Ur-Sache der energischen Erhebung der Welt zu Gott bis zum Leben und Wissen der Gottgehörigkeit, wodurch dann Gott „Alles in Allem" ist. Dein ist das Reich und die Kraft und die Her lichkeit in Ewigkeit." Das heisst: wie die Substanz Ur-Sache des Accidens ist, so wird nach Ueberwindung aller Negationen das Accidens als der Substanz gehörig bestimmt. Sie ist végyelα und wird und gehört als Beides der Substanz an. „Geheiliget werde dein Name." Das reich und herrlich gewordene kräftige Accidens weiss sich als Gott gehörig, denn von ihm ist die Kraft und der Reichthum und die Herrlichkeit des Accidens. Sein ist das Accidens, und so ist Gott Alles in Allem.

In diesem wunderherrlichen Gebete, von dem mit Grund gesagt worden ist „,quantum substringitur verbis tantum diffunditur sensibus" hat nicht bloss das kindlich gläubige Gemüth, sondern auch der metaphysische Intellectus reiche Befriedigung. Es steht einzig in der Welt da und verbürgt seinem Autor unvergängliche Bewunderung. Das Gottes- Selbst- und Weltbewusstsein hat nie schöner geblüht, als in diesem Gebete; darum ist die Analyse desselben eine würdige Aufgabe für den Philosophen, besonders dann, wenn Nicht-Philosophen entweder den todten Buchstaben so krampfhaft festhalten, dass der Geist entflieht, oder vor dem urtheilsunfähigen Publikum über das Lebensbild des Urhebers dieses Gebetes und zwar mit solchen Kategorien streiten, die mehr als zur Genüge von ihrem Mangel an spekulativer Mächtigkeit Zeugniss geben. Dieses Gebet entspricht einzig der Definition der Substanz SCHMID, Entwurf eines Systems der Philosophie. II.

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und ihres Verhältnisses zum Accidens. Jede ganz gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk ist von Oben herab, niedersteigend vom Vater der Lichter, bei dem kein Wandel ist noch ein Schatten von Wechsel. Aeternorum enim nullus est modus. Dieser Harmonie wegen mit der adäquaten Definition der ewig unwankenden Substanz entspricht dieses Gebet auch einzig der Definition des Accidens und seines Verhältnisses zur Substanz. Das Accidens ist Energie, und energisches Ringen ist daher Voraussetzung der Erfüllung der Wünsche, der Erhörung des Gebetes. Man vergleiche die Bergpredigt, welche die energische Spontaneität des Menschen zur Voraussetzung hat, weil sie energisches Ringen nach Vollkommenheit postulirt. Seid vollkommen wie Euer Vater im Himmel vollkommen ist." Dieses Gebet entspricht darum auch einzig dem grossen zweitheiligen ethischen Principe,,Gott die Substanz — über Alles zu lieben und den Nächsten wie sich selber;" denn es herrscht Solidarität und Reversibilität in den Bitten, als spräche Einer für Alle, oder es wären Alle nur Einer. Der Autor dieses Gebetes verabsolutirte den einzig Absoluten, und machte im Accidens im zufälligen Sein Alles zusammenfäl lig durch den gemeinsamen Ursprung, den gemeinsamen Zweck, die gemeinsame Noth und Nothwendigkeit. Durch eben dieses Gebet erzieht er die Menschen zur Selbst- und Nächstenliebe und zur Alles übersteigenden Gottesliebe und eben dadurch bewirkt er die Erhörung dieses Gebetes, so dass in der Bitte selbst die Bürgschaft für ihre Erhörung liegt, wie in der Arbeit die Bürgschaft für die Sättigung. Nach altparsischer Vorstellung ist das Gebet ein energisches Ringen. Das ist dieses Gebet. Es ist ein energisches Emporringen zur Substanz und ein Ringen mit der Negation. Arbeit und Gebet sind wirklich Wechselbegriffe. Das Gebet wörtlich gefasst ist nur das Kampfgeschrei; das Kämpfen selbst ist das eigentliche Gebet. Je roher der Mensch, desto roher ist sein Gebet, desto roher ist sein Gott. Je mehr die der Welt anhaftende Negativität und je weniger die der Welt immanente Energie zum Bewusstsein gebracht wird, desto mehr muss der betende Mensch die Energie in Gott verlegen und von der Gnade hoffen. Die edelste Weise zu beten ist die des energischen Mannes, der sich die Bitten selber erfüllt, in dieser Erfül

lung seine Gottähnlichkeit und Gottgehörigkeit empfindet, durchsetzt und dadurch die lebendige Erfüllung der ersten aller Bitten wird, die sich auf den Ursprung und das Ziel aller Dinge bezieht, nämlich dass nur Gott ist und Gott Alles ist.

XIII.

Ueber Darwins Versuch die Entstehung der Arten zu erklären.

Darwins Versuch, die Entstehung der Arten zu erklären, ist auch für die Metaphysik von Bedeutung. Ausgehend vom Konkreten, Thatsächlichen, gelangt Darwin zu Schlüssen und Resultaten, die mit denen, welche aus der metaphysischen Analyse des menschlichen Selbstbewusstseins sich ergeben, zum Theil wenigstens sehr verwandt, oder doch geeigenschaftet sind, eine wissenschaftliche Auseinandersetzung zu veranlassen.

1. Was Darwin von dem Kampfe um das Dasein, von der natürlichen und künstlichen Züchtung, von der Divergenz des Charakters u. s. w. im Pflanzen- und Thierreiche auf Grund sorgfältiger Analysen und Beobachtungen und Versuche aussagt, findet seine Begründung in den metaphysischen Bestimmungen, nach denen die Genesis der Welt aus der Begeisterung des Nichts durch das Dasein der Substanz erklärt, die Energie in die Existenz gelegt, das Wesen der Existenz als werdende Selbständigkeit und der Zweck der Existenz als Ueberwindung der Negation erkannt wird.

2. Was das Bestreben Darwins angeht, die Schöpfungsakte zu vereinfachen, so muss man damit ganz einverstanden sein, kann aber bezüglich der Anzahl der erschaffenen Arten mit Bronn bemerken, dass, wenn doch ein Schöpfungsakt nöthig ist, es ganz gleichgültig sein müsse, ob der erste Schöpfungsakt sich nur mit einer oder mit 10 oder mit 100000 Arten befasste und ob er diess nur ein für allemal gethan oder von Zeit zu Zeit wiederholt habe. (S. 516). Man sieht, dass die Untersuchung über die Entstehung der Arten nothwendig zur Untersuchung der Entstehung der Natur und der Welt überhaupt zurückdrängt. Omne genus ad originem censeatur necesse est. Da von der Substanz alle kosmologischen Bestimmungen auszuschliessen sind, fällt auch die

auf Grund einer Selbstbestimmung einen Zweckbegriff voraussetzende schöpferische Thätigkeit der Substanz denknothwendig weg, was zur nothwendigen Folge hat, dass auch alle einzelnen Schöpfungsakte ausfallen. Ist aber die Welt nicht durch einen willkürlichen Schöpfungsakt, sondern durch das reine Dasein der Substanz entstanden, Gott nicht die Causalität, sondern nur die Ur-Sache der Existenz, dann wird die Essenz der Welt, deren Zweck und sofort das treibende Princip der Natur darnach bestimmt werden müssen. Es wird sich dann auch die Frage beantworten lassen, ob die Artenbildung ins Unendliche fortgehen könne, oder ob sie irgendwo ihre Gränze haben müsse. Dies hängt offenbar von dem Zwecke der Naturbewegung ab. Wenn die ersten durch einen besonderen Schöpfungsakt entstandenen organischen Arten vollkommen gewesen, d. h. ihrer Idee entsprechend gewesen sind, warum verbessern sie sich dann selber? Sind sie aber unvollkommen und der Verbesserung fähig und bedürftig erschaffen worden, so zeugen sie wider ihren Schöpfer und man müsste folgenothwendig doch auch ihre Erhaltung und Verbesserung von einer positiven Thätigkeit des Schöpfers ableiten, wodurch man aber zuletzt den Gottesbegriff aufhebt, indem die Nothwendigkeit also die Noth in denselben aufgenommen wird. Es ist also einleuchtend, dass die Theorie Darwins mit der Annahme eines oder mehrerer Schöpfungsakte nicht vereinbarlich ist. Diejenigen, welche die Welt von direkten Schöpfungsakten ableiten, wissen folgerichtig auch nichts von einem ursprünglichen Kampfe um das Dasein und leiten denselben von einer in der Welt verursachten Zerrüttung ab; dem Kampfe um das Dasein geht das paradiesische Leben voraus. In einem ganz anderen Lichte aber erscheint der Kampf um das Dasein und das Streben nach Verbesserung, wenn die Welt schlechtbin als die von der Substanz verursachte Existenz begriffen wird. Es wird für den empirischen Naturforscher immer eine grosse Schwierigkeit bleiben, mit Ausschluss aller sinnlichen Wahrneh mung und Vorstellung, die Entstehung der Natur und der Welt überhaupt ohne ein causales Princip zu denken, daher kommt er in die Nothwendigkeit, zuletzt Schöpfungsakte anzunehmen und so die aus der Analyse der Natur gewonnenen Resultate gegen die Angriffe derer, welche mit Umgehung aller Mittelursachen perma

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