ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Ideen sucht, findet, erklärt und Wissen um sein Wissen erzeugt. Wenn die Philosophie Geschichte der Philosophie, also ihre eigene Geschichte, schreibt, holt sie aus dem Grunde der Erinnerung an das eigene Leben nicht bloss die äussern Thatsachen, sondern die innersten und dem profanen Auge verborgenen Intentionen des durch sie sich selbst suchenden Weltgeistes hervor, welcher weil er grundwesentlich ein leidend-thätiges Princip ist, und nur in leidend-thätigen Sondergeistern seine Wirklichkeit hat, nur durch immer gesteigerte Energie das theoretische Leiden stufenweise überwindet und zum Wissen um sein Wissen, also zum befriedigenden Selbstbewusstsein kommt. Sich in ihre eigene Vergangenheit vertiefend hebt sie jene Momente aus, welche sie in ihrer Erinnerung als aufhebenswerth aufgehoben hat und zeigt, wie sie nothwendige Momente ihres Processes zum Wissen um sich selbst, um die Welt und Gott gewesen sind, wie sie organisch zusammenhängen, das Gepräge des noch nicht überwundenen theoretischen Leidens an sich tragen, aber doch auch Erhebungsmomente über dieses Leiden sind, von der spontanen Kraft der dahingegangenen Wahrheit suchenden Geister, der Organe des Weltgeistes, von ihrer Selbstständigkeit aber auch Abhängigkeit Zeugniss geben und nothwendige Voraussetzungen für ihre Arbeit in Gegenwart und Zukunft sind. Nicht auf der Schädelstätte der Geister hat der Weltgeist seinen Thron aufgerichtet, er wirft vielmehr die des Aufhebens unwerthen Schalen weg und nimmt den ewig fruchtbaren Fruchtkern heraus und hebt ihn auf als Nahrungsmittel für nachkommende Geister, seine Organe, um durch sie sich zu befreien von der Noth der Unwissenheit und Knechtschaft, und zu werden, was er seiner Idee nach ist, ein durchleuchtiger Herr, Spiegelbild des absoluten Herrn, der Alles und das Beste weiss und um sein Wissen weiss und dem darum immer wohl ist, wie uns zuweilen, wenn wir speculativ denken. Die Geschichte der Philosophie hat zu zeigen, wie der nüchterne Verstand erst schwach und dann immer kräftiger das höchste menschliche Bildungsvermögen, die Phantasie, zur Unterlage gemacht und die Gebilde der Phantasie ihrer sinnlichen Formen entkleidet und in reine Begriffe verwandelt hat. Sie hat zu zeigen, wie der menschliche Geist aus der Dämmerung des reflexions

losen Glaubens, der einem Traume gleicht, in dem das innerste Wesen des Menschen sich spiegelt, in das klare Tageslicht des selbstbewussten wachen Denkens vorgedrungen ist, mühsam, langsam und unsicher, aber unverzagt und unablässig. Erst ist der Geist sich selber fremd, er weiss nicht, was er ist, woher er ist und wohin er kommt; im Gefühle seiner Noth und seines Leidens leitet er sich von einem Urgrund ab, der selber leidend ist, weil er Modification hat, oder er bestimmt sich als ein voraussetzungsloses Wesen, das durch die Vielheit gleicher voranssetzungsloser Wesen voraussetzungslos leidend ist. Dann geht ihm der Gedanke auf, dass das Leidende unmöglich das Erste, Voraussetzungslose sein kann, dass es also ausser dem Leidenden noch ein rein thätiges Wesen geben müsse, das allein und frei ist von Bewegung und Modification. Nachdem er dieses Erste gefunden hat, lässt er es nicht mehr los und setzt lieber die Welt zum wesenlosen Scheine herab, oder er lässt lieber die als wirklich erkannte Welt unabgeleitet, als dass er sich entschliesst, sie, die leidende, als Erscheinung des schlechthin thätigen Ersten zu bestimmen. Der reine Monotheismus ist dem menschlichen Geiste die höchste Angelegenheit und jede Trübung desselben ist ihm unerträglich, wie dem Auge der Rauch. Darum ist sein Tagewerk fortan, wie die Geschichte der Philosophie zeigt, dieses, den Monotheismus immer mehr zu befestigen und zu reinigen und die Welt auf eine Weise aus dem Ersten zu begreifen, durch welche dieses nicht leidend wird. Daher der nimmer ruhende Kampf der Philosophie gegen die Mythologie und Theologie und gegen die Versuche, längst überwundene Weltanschauungen, denen zu Folge das Erste leidend ist, zu restauriren, Die Geschichte der Philosophie ist die Geschichte des Kampfes um die Gewinnung, Erhaltung und Reinigung des philosophischen Monotheismus; die Geschichte der Philosophie beginnt daher mit der Entzweiung des philosophischen Geistes mit der mythischen Theologie und der fortwährenden Auseinandersetzung mit der späteren positiven Theologie. Die Philosophie ist zuerst selbst nur Theologie, weil sie sich fast ausschliesslich mit dem absoluten Urgrunde des Universums beschäftigt, erst später sondert sich die Kosmologie und Psychologie aus und wird endlich auf Grund der Psychologie

und Kosmologie wieder vorzugsweise Theologie, weil Seele und Welt erst vollständig erkannt sind, wenn sie aus Gott begriffen sind. Das Wissen um das Beste ist das Beste für den theoretischen Geist, und das Allerbeste für ihn das Wissen um dieses Wissen des Besten; zum Wissen um das Wissen ist aber nothwendig das Wissen um den Process der Erzeugung des Wissens des Besten, darum ist die Geschichte der Philosophie, welche das Wissen um diesen Process vermittelt, die Vermittlerin des Allerbesten für den Geist, nämlich des Wissens um das Wissen des Besten. Die Geschichte der Philosophie hebt auch die Isolirtheit des einzelnen philosophischen Geistes auf und zeigt ihm seine Zusammengehörigkeit mit allen anderen philosophischen Geistern, wodurch er sich als Bürger jener Republik weiss, der zwar nie die Gegenwart aber gewiss die Zukunft gehört, die fremd auf dieser Erde sie doch beherrscht und regiert, nicht vom Glauben, sondern vom gewissen Wissen lebt und deren Dasein allein das Gericht über ihre Feinde ist, wie die Sonne durch ihr blosses Dasein das Gericht über die Finsterniss ist. Die Philosophie und ihre Geschichte ist das, was dem Menschen zum Bewusstsein bringt, dass es der Mühe werth ist, ein Mensch zu sein.

LIX.

Der Mensch hat zuerst ein thierisches Dasein und ist theoretisch und ethisch leidend, weil sich ein Anderes in ihm geltend macht und ihn bestimmt. Diese Thatsache der Erfahrung wird durch die Philosophie aus dem Grundwesen des Menschen begriffen, indem derselbe eine Besonderheit des Allgemeinen ist, was zur Folge hat, dass er nicht autonom sondern heteronom sein muss, denn die Determination ist die Verneinung der schlechthinnigen Selbstständigkeit also der Autonomie und die Bejahung der Abhängigkeit also der Heteronomie. Darum bringt der Mensch allgemeine Gesetze mit auf die Welt, welchen er unbewusst gehorcht. Die Philosophie, weil sie den einzelnen Menschen aus dem Allgemeinen und dieses aus dem Ersten begreift, kennt nicht nur diese Gesetze, sondern begreift dieselben auch aus dem Grundwesen des sich nothwendig determinirenden Allgemeinen. Sie begreift dieselben zuletzt aus Gott, welchem die schlechthinnige Sich

selbstgleichheit eignet, weil er die reine Monas ohne Dyas ist. Weil das Allgemeine das Erste zur Voraussetzung hat, so ist auch jenes nicht autonom, sondern heteronom und muss sich diese Heteronomie in der Besonderheit des Allgemeinen, also auch im Menschen finden.

LX.

Der Zweck des Menschen ist aber nicht das Leiden, sondern die theoretische und praktische Thätigkeit. Die Philosophie begreift diesen Zweck aus dem Grundwesen des Menschen, indem derselbe die Besonderheit des Allgemeinen ist, welches relative Bejahung des schlechthin thätigen Ersten ist. Wie die Bewegung überhaupt mit der Wirklichkeit der Welt gegeben ist, so ist auch die Richtung der Bewegung von vornherein dem Universum innewohnend und wird daher der einzelne Mensch dadurch bestimmt. Da die Bewegung das ruhige unbewegte Erste zur Voraussetzung hat, kann man sagen, Gott ist der erste Beweger der Welt und er bewegt sie wie die Geliebte den Liebenden. Darum ist der Mensch, weil er der Thätigkeit fähig ist, unruhig, bis er das Leiden überwunden und theoretische und praktische Thätigkeit erreicht hat. Dieser Trieb nach reiner Thätigkeit ist also dem Menschen von vornherein immanent und es darf nicht gesagt werden, der menschliche Geist, welcher eine Besonderheit des allgemeinen Geistes ist, sei nicht seiner Anlage und Fähigkeit nach ein thätiger Geist, sondern dieser müsse erst von Aussen kommen und gebe dem anderen leidenden Geiste die Richtung. In dem vorherrschenden Gefühl des theoretischen und praktischen Leidens erwartet der Mensch freilich von Aussen Befreiung vom Leiden; diese Erwartung ist aber selber Leiden, welches überwunden werden muss und überwunden wird, wenn der Mensch zur theoretischen und praktischen Thätigkeit emporgekommen ist.

LXI.

Das Höchste, was der Mensch durch seine theoretische Thätigkeit erzeugen kann, ist ein Organismus von Vernunfterkenntnissen über das Wesen, den Grund und Zweck des Men

schen überhaupt und über die Mittel, den erkannten Zweck zu erreichen. Wenn der Mensch diesen Organismus von Vernunfterkenntnissen erzeugt hat, kann er den ganzen Process der Erzeugung zum Gegenstande seiner Ueberlegung machen, denselben. in seine Momente zerlegen und die Gesetze zum Bewusstsein bringen, nach denen der thätige Geist die Erkenntnisse und deren Organismus erzeugt. Indem er sich zum Bewusstsein bringt, dass die Gesetze, nach denen er denkt, die allgemeinen Gesetze sind, welche dem Grundwesen des allgemeinen Weltgeistes eignen, gelangt er zum Wissen, dass der von ihm erzeugte Organismus von Erkenntnissen nicht ein System individueller Meinungen, sondern Wissenschaft ist, welcher Allgemeinheit und Nothwendigkeit zukommt. In diesem Wissen um das Grundwesen seines Wissens ist er frei von der Befangenheit, welche mit der Besonderheit gegeben ist, er weiss sich als Organ des allgemeinen Weltgeistes, welcher durch ihn sich selber sucht und findet als das, was er seiner Idee nach ist, Reflex desjenigen, welcher um das Beste, um sich selber weiss und um dieses Wissen weiss und dem darum immer wohl ist. Indem der allgemeine Weltgeist sich aus sich selber nicht begreifen kann, muss er durch sein Organ sich aus Gott begreifen, darum muss der denkende Mensch sich selber und den Weltgeist aus Gott begreifen, das heisst, die Dinge vom Standpunkte der Ewigkeit aus begreifen, wodurch dann das Leiden, welches mit der Isolirtheit des Menschen gegeben ist, vollends und gründlich überwunden wird. Der Mensch schliesst sich durch die Philosophie nicht nur mit dem Weltgeiste sondern auch mit dem absoluten Geiste, dem immer wohl ist, zur höchstmöglichen Einheit zusammen und weiss um diese Einheit. Wenn er sie eben so will, wie er sie weiss, ist er ganz das, was er seiner Idee nach ist, ein Mensch im Unterschied zum Thier.

LXII.

Der Mensch verdankt sein individuelles Dasein zunächst der Zeugung, mit welcher nach einem unabänderlichen Gesetze die Corruption verbunden ist, weil die Determination Verneinung ist, welche verneint werden muss. Aber der Mensch ist nicht bloss der

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »