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bekannte Meistersänger sey. Da Hr. v. d. Hagen sich im Anhang (S. 520-525) auch auf diesen einlässt, und ohnehin Hr. A. W. Schlegel in der Recension von Docens Titurel (Heidelberger Jahrbücher 1811. Nr. 69. S. 1097. 98) der Schwierigkeiten in Bestimmung des Zeitalters dieses Dichters gedenkt, so wird man es billigen, wenn wir bey ihm erst verweilen, ehe wir zu jenen Fragen zurückkehren, deren Beantwortung dann auch erleichtert seyn wird.

Wir fangen mit der Behauptung an, dass alle Gedichte, die unter Nitharts Namen auf uns gekommen sind, sowohl diejenigen, die man in der Bodmerischen Sammlung abgedruckt findet, als die, welche das Brentanoische Manuscript, das Rec. vor sich liegen hat, enthält, (auch das einzelne Lied, das Benecke in seinen Beyträgen wieder hat abdrucken lassen, gehört hierher,) von einem und demselben Individuum herrühren. Man braucht. nur leichthin zu lesen um dieselbe charakteristische Manier in der Darstellung und im Ausdruck zu erkennen; eben so treten dieselben Personen wieder auf. Soll nun Nitharts Zeitalter bestimmt werden, so müssen uns vor allen die Angaben in seinen Gedichten leiten. Er sagt aber folgendes von sich aus: er sey mit Kaiser Friedrich über das Meer in der Heiden Land gezogen, grosse Noth habe er da gelitten, da die Schwerter der Feinde scharf geschnitten; ein heidnischer Pfeil habe ihn getroffen, da sey er zurück nach Haus gesendet worden, als er aber seine Gesundheit wieder erhalten, sey seine Noth mit den Torpern (Tölpeln) wieder angegangen."—,,Die ihn Nithart genannt, die hätten sein zu gut gedacht, dass er in seinem Muthe nie einen Biedermann (d. h. hier: einen Vornehmen, indem er sich gleich entgegen setzt) sich, dem Bauer, geneigt gehalten, ihrer Ueppigkeit halber, die ihn zu Schaden gebracht, gegen die HerLogin von Baiern" ,,diese habe sein zum ersten erdacht" ,,zwölf Jahre sey er in Baiern gewesen, eh er dem Fürsten von Oestreich gegeben worden, da habe sich allererst sein Leben getheuert" Einmal erzählt er, wie er Bauern als Mönche geschoren zum Herzog Otto nach Wien gebracht. Alle diese Angaben enthält das Brentan. Manuscript. Aus der Bodmerischen Sammlung S. 72) ist hinzuzufügen, dass First Friedrich dem Nithart einen silbervollen Schrein gegeben.

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Der Hauptpunct ist ohne Zweifel die Erwähnung des Kreuzzuges unter Kaiser Friedrich und geradezu entscheidend. Unter dem Kaiser ist wohl nicht Barbarossa gemeint, dieser konnte nach Zinkgrafs Behauptung (Apophthegmata I. 32.) keine Schalksnarren leiden, auch wäre seiner bekannten Todesart in dem Kreuzzug von 1190 wohl Erwähnung geschehen; darum und weil Nithart von einer Seefahrt redet, die eigentlich nicht auf diesen Zug passt, ist wahrscheinlich von Barbarossas Enkel Friedrich II. und dem Kreuzzug die Rede, den er 1228 unternahm, nachdem er ihn bey seiner

Vermählung mit Jolanta von Brienne fünf Jahre vorher schon gelobt und wegen Verzögerung desselben von Gregor IX. in den Bann gethan war. (Ausgemacht ist es indess noch nicht, und nur so viel ausser Zweifel, dass auf keinen andern als auf einen von diesen beyden Kreuzzügen die Stelle bezogen werden kann. Ist Nithart bey Barbarossa und Friedrich dem katholischen von Oestreich gewesen, so ist er einer der ältesten Dichter.) Nach unserer Annahme können wir ein männliches Alter voraussetzen als Nithart mit dem Kaiser auszog, und so irrt man schwerlich bedeutend, wenn man annimmt, dass seine Jahre mit denen des 13. Jahrh. zu zählen sind; eher indessen dürfte er etwas älter als jünger seyn, da er schon 12 Jahre in Baiern gewesen, als er nach Oestreich kam, und dort wenigstens ein jugendliches Alter hatte. Der Fürst von Oestreich, dem er gegeben wurde, dessen Gunst er so sehr rühmt, kann nicht leicht ein anderer als Friedrich der Streitbare, der letzte Bamberger, gewesen seyn: ein frischer Herr, wie ihn Aventin nennt, der wohl seine Lust an dem Nithart gehabt hat; auch passt das Loblied auf den allein muthigen Fürsten von Osterland (Bodmer 76) recht wohl auf diesen. Friedrich, geb. 1211, starb bekanntlich schon 1246. Der Herzog Otto, dessen Nithart einmal gedenkt, muss nach ihm gelebt haben; wir werden hernach auf ihn zurück kommen. Obiger Annahme fügen sich auch die Erwähnungen des Nitharts bey den Dichtern des 15. Jahrhund. Eschenbach gedenkt seiner nicht nur im Titurel, sondern auch in einer bisher übersehenen Stelle des Wilhelm von Oranse (S. 140"):

hett iz (das Schwert Rennwarts) her nithart gesehen oter sinen gobowel tragen

her begund iz sinen vrounden clagen

Als Theilnehmer an dem Wartburger Krieg dürfen wir diesem um 1207 ein mäunliches Alter zuschreiben, und es ist ohne Zweifel, dass er noch in dem 12. Jahrh. geboren, und wahrscheinlich, dass er in der ersten Hälfte des 13. Jahrh. vielleicht um 1230 gestorben ist. Lässt ihn Hr. Büsching (Altdeutsches Museum I. 6.) nur bis in den Anfang des 15. Jahrh. leben, so ist es ungleich irriger und geradezu unbegreiflich, wie Hr. v. d. Hagen S. 526 Note behaupten kann, Wolfram müsse bis tief ins 13. Jahrh. gelebt haben. Eschenbach war noch des Nitharts Zeitgenosse, nur älter. Heinrich von Vriberc, den wir als Nachfolger de's Gottfried von Strassburg nicht weit hinter die Mitte des 15. Jahrh. setzen, erwähnt der Lieder Nitharts, aber nichts ausdrücklich von seinem Tod. Robin und Marner dagegen beklagen schon den todten Nithart, dass beyde aber auch gegen das Ende des 15. Jahrh. schon gestorben waren, ist wiederum aus der Klage des Herman Damen (hinter dem Iwain der Müller. Sainmlung V. 310.) über den todten Nithart, Robin und Marner nicht zu bezweifeln: eine deshalb merkwürdige Stelle, die Hr. v. d. Hagen nicht angeführt

hat. Herman Damen aber als Zeitgenosse des Conrad von Wirzburg und des Meisners oder Frauenlobs, gehört auch noch in das 13. Jahrhund. Marners Zeit wird noch deutlicher, wenn wir bemerken, dass Rumelant aus der zweyten Hälfte des 13. Jahrh. des Alters jenes Dichters spottet (Altd. Museum II. 154.). (Uebrigens könnten die Stellen, die über Nithart in späteren Gedichten sich finden, und die hier weiter von keinem Einfluss sind, leicht vermehrt werden. In dem Apollonius von Tyrland heisst es nach der Gothaischen HS. V. 7833:

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Es geht aus allem diesem ohne Widerrede hervor, dass Nithart auf keine Weise in Diensten oder in der Gesellschaft Otto des Fröhlichen von Oestreich hat leben können, der ganz dem 14. Jahrh. angehört. Selbst zwischen dessen Geburt (1301) und Nitharts Tod liegt einige Zeit. Da wir nun den Kalenberger bestimmt als Ottos Zeitgenossen sehen, so ist ferner einfache Folge, dass beyde Lustigmacher sich nicht gekannt und mit einander Verkehr gehabt haben. Es wäre schon ein wichtiger Grund dagegen, dass in des Kalenbergers Streichen nicht eine Beziehung auf den Nithart vorkommt, während doch bey einem Zusammenleben sich ihre Schwänke mannichfach müssten gekreutzt haben; es wundert uns, dass dem Hrn. v. d. Hagen dieses nicht aufgefallen ist; kommt dazu, was wir aus dem Manuscript vollständig versichern können, dass auch bey Nithart keine Spur von dem Kalenberger sich findet, so würde diess allein jene Behauptung sehr zweifelhaft machen.

Die Hauptstelle dafür ist die aus dem Gedicht selber vorhin angeführte. Unter den übrigen Schriftstellen, die sie enthalten, hätte der zuerst reden müssen, welcher der älteste ist, Aventin, (den aber Hr. v. d. H. blos citirt), er sagt (Bair. Chronik Hft. 1580. f. 390'):,,bey diesem Herzog Otto (dem Fröhlichen) aus Oestreich und seinem Gemahl, Frauen Elsen aus Niederbayern, seind am Hof gewesen: Neithart Fuchs, ein Franke, und Hans Pfaff, Pfarrherr zu Kalenberg, von dem man so viel singet u.

saget." Hier finden wir zuerst die neue Bestimmung, dass Nithart auch Fuchs geheissen und ein Franke gewesen. Fugger sagt dasselbe von Nithart, nur setzt er hinzu, dass er der Bauernfeind genannt worden, (auch den Kalenberger nennt e abweichend vom Aventin Weigand von Theben) Die andern, Fischart, Roo u. s. w. die der Vf. anführt, schreiben offenbar dem Fugger nach und ver dienen hier weiter keine Berücksichtigung, ebe dies ist mit Ludwig in germania princeps der Fall (Koch hat falsch citirt, die hiehergehörige Stell findet sich nach der Ausgabe von 1725 S. 15. i der östreichischen Genealogie). Spangenberg führ noch das Jahr 1290. an, wo Nithart an Ottos Ho soll gelebt haben.

Wir erklären diese Angaben geradezu für falsch es ist ein überlieferter Irrthum darin, den wahr scheinlich der Verf. des Kalenbergers zuerst aufge bracht hat. Weitere Beweise sind, nach dem ober ausgeführten, nicht nöthig, sonst könnte einer au Spangenbergs Angabe der Zeit geführt werden, d Otto der Fröhliche erst im 14. Jahrh. geboren wur de; wir wissen nicht, wie sogar dieser Widerspruc dem Hrn. v. d. Hagen entgangen ist. Wollte ma die Entstehung des Irrthums erklären, so könnt man annehmen, dass der Herzog Otto, den Nithar in einem Gedicht anführt, von dem Dichter de Kalenbergers für Otto den fröhlichen, nicht son derlich um chronolog. Widersprüche bekümmer auf gut Glück angenommen worden. Indessen bleib es immer schwierig zu bestimmen, wer unter die sem H. Otto gemeint ist, und nur die Hauptsach gewiss, dass an Otto den Fröhlichen nicht kann ge dacht werden. Nach Friedrich des Streitbaren To entstanden bekanntlich Uneinigkeiten über die Erb folge in die östreichischen Länder; obgleich Kaise Friedrich II. sie schon für ein erledigtes, ihm an heimgefallenes, Reichslehen erklärte, so gelang doch erst Rudolf von Habsburg in den ruhigen Be sitz derselben, der sie dem Ottokar von Böhme abgewinnen musste. Rudolf gab seine Tochter Ca tharina einem Herzog Otto von Baiern zur Gemal lin, und ihr zur Ausstattung das Land ob der En Dieser Otto müsste sich zu Wien befunden u Nithard ihm die Lust mit den betrogenen Baue gemacht haben, nur werden dann seine Lebensjah in die siebziger Jahre weit hinaufgerückt, was si immer noch mit den obigen Angaben vereinig lässt, wiewohl er nicht viel länger kann gelebt h ben. Friedrich II. hatte nach des Bambergers T und auch früher einmal als dieser in die Acht e klärt war, einen Grafen Otto von Eberstein na Wien zum Reichsverweser gesetzt, nur darf m nicht annehmen, dass er lang sein Amt behaupt und das macht es schwierig, wenn man diesen da unter verstehen will.

(Der Beschluss folgt.)

Leipziger Literatur-Zeitung.

Am 3. des July.

Beschluss

der Recension der Schrift: Narrenbuch.

163.

Heraus

gegeben durch Fr. Heinr. v. d. Hagen.

Indessen hat der Irrthum, der den Nithart und den Kalenberger zusammengestellt, noch eine andere Seite, die wir berücksichtigen wollen. Offenbar nämlich liegt der Gedanke zum Grund, dass beyde eine gewisse Aehnlichkeit im Charakter verbindet. Es scheint wirklich, dass Nithart wie der Kalenberger ein Lustigmacher von Profession gewesen. Vielleicht war er in Meissen zu Haus, denn nach einem Lied des Brentanoischen Manuscripts zog er durch stolzen Muth und durch seine Frau aus Meissen in das Elend, in ein fremdes Land. (Es ist darum wahrscheinlich, dass Gottsched dies Manuscript gekannt, denn er nennt den Nithart einen Meissnischen Edelmann, was Flögel sich nicht erklären konnte und was er auch wohl nicht war, vermuthlich ein Bürger.) Er kam mit guter Zuversicht, ohne Mangel an Ross und Gewand nach Nürnberg, dort wollte er sich dem Reichsvogt (Otto IV?) bekannt machen. Einer fragte ihn, ob er ihm halb geben wolle, was der Fürst an ihm thue (hierin liegt eine Aehnlichkeit mit des Kalenbergers erstem Streich), so wolle er ihn vor ihn bringen; Nithart aber besann sich auf einen Schwank. Er gab hundert oder mehr Bürgern jedem einen Regensburger (beyläufig: auch dieses bestimmt in etwas Nitharts Zeitalter, indem Herzog Otto von Baiern, der 1253 gestorben, diese Münze während seiner Regierung unterdrückt hatte, nach Aventin S. 377) ihm ein paar Hosen kaufen zu helfen, die überhaupt nur 18 Regensburger kosten sollten, wodurch ein Zusammenlauf und ein schimpfliches Spotleu entstand. Der Fürst, der aufmerksam darauf geworden war, liess ihn holen, und er ward nun vor ihn und die Herzogin geführt. Es scheint dass er einmal mit einigen Edeln Streit gehabt, ihrer Leppigkeit halber, und sie aus Rache es bey der Herzogin dahin brachten, dass er genöthigt ward, das Amt eines Lustigmachers zu übernehmen; so legen wir wenigstens die Worte aus:,,die (Herzogin) mein zum ersten erdachte. “ Die tolpische erschlagenheit und fast unbeholfene Lust, Streiche zu spielen, überhaupt diese Mischung von Klugheit und Dummheit, die ihm charakterisirt, machten ihn ganz passend zu diesem Handwerk. Die Dichtkunst hatte er schon getrieben, denn er sagt bey seinem

1812.

Einzug in Nürnberg: ,,ich sang aus meines Dichtes Werk" (Brent. Ms.); und dass er nicht eigentlich aus dem Bauernstand, ist wahrscheinlich, da er deutsche Bücher lesen konnte (Bodmer 79"). In Baiern, scheint es, hat man ihn hart gehalten, denn als er hernach dem Fürsten von Oestreich gegeben wurde, hat sich erst, wie er sagt, sein Leben getheuert. Aus Oestreich muss er nun den Kreuzzug 1228 mitgemacht haben, vielleicht doch um sich seiner Lage zu entziehen; als er zurückgekommen, klagt er, sey seine Noth mit den Torpern wieder angegangen, er habe gedacht, sie hätten sich geändert, aber sie hätten noch in der alten Haut gesteckt. Merkwürdig ist auch, dass er S. 79 die Marke verwünscht, wo er und mancher Flemink unsanfte leben müssen, was vielleicht daraus erläu tert wird, dass Fr. des Str. Vater Leopold (+1230) flandrische Münzmeister berief. S. Hormayrs 7. B. f. vaterl. Gesch. 1811. 212 S. Eines Zugs, den er nach Baiern gemacht, gedenkt Nithart auch (Bodmer 79.) und eines Bischofs Eberhard, welches der Bischof E. von Salzburg seyn könnte, der zwischen Friedrich dem Streitbaren und Otto von Baiern einen Waffenstillstand vermitteln half. (S. Hormayr am angef. O. S. 256.) Reuenthal, das nach mehrern Stellen ihm eigen (Ms. und Bodmer 80" 83"), nach einer Stelle im B. Mspt. ihm und seinem Bruder, ist wahrscheinlich ein allegorischer Name. Einmal ergibt sich von ihm im B. Mspt. dass er zu den,,Singern in Wien" gehört, und von Wien aus trieb er auf dem Mark- und Tulnerfeld und zu Zeiselmauer seine Streiche mit Engelmair und den Bauern.

Der Kalenberger mit Nithart verglichen ist be→ hender und besser in seinen Listen. Nitharts Gedichte bey aller mühsamen Ausführung sind doch nicht fein und mit den Minneliedern gar nicht in eine Reihe zu setzen. Manchmal klingts in dem Ton derselben, aber dann brichts ab und zart und leichtschwebend ist kein einziges Lied wie dort. Viele sind derb unzüchtig: die Gedichte heben fast alle in dem ersten Vers mit einem Lob des Frühlings oder mit der Klage über den Winter an; oft ohne weitern Zusammenhang. Das Metrum, obgleich auf der einen Seite schwer und gar nicht volksmässig, ist doch wieder eigenthümlich und hat manchmal die Bewegung der Bauerntänze. Uebereinstimmung in den Schwänken bey Nithart_und dem Kalenberger findet sich eigentlich nicht, dagegen schen wir mehrere Scherze, die Nithart aus

geführt, auch andern zugeschrieben. Einmal (nach dem Mscpt.) will der Herzog Nitharts Frau besuchen, Nithart sagt ihm, seine Frau sey zwar schön aber leider taub, dasselbe sagt er ihr vom Herzog und sie müsse laut reden; wie dieser kommt, umfasst ilin die Frau und schreit ihm in die Ohren, dass ihm das Haupt erklingt und er erschrocken zurückkehrt; denselben Schwank finden wir bey Gonella, einem der berühmtesten Hofnarren des 15. Jahrh. am Hofe zu Ferrara (Flögel 307); auch von Brusquet, einem Franzosen aus dem 16. Jahrh. wird er erzählt (Flögel 358, der noch andere Citate hat). Durch diesen Gonella wird Nithart mit dem Eulenspiegel verbunden, indem diese in mehreren Streichen übereinstimmen. Beyde nämlich, als sie des Landes verwiesen sind, helfen sich auf ähnliche Weise: Gonella kommt auf einem mit seiner Erde angefüllten Wagen gefahren, Eulenspiegel schlitzt sein Pferd auf und stellt sich hinein als wäre er zwischen seinen vier Pfählen (Flögel 206); Brusquet gehört auch hierher, denn er trägt fremde Erde in seinen Schuhen, und Pape Theun, der Hofnarr Carls V, der es wie Gonella machte (Flögel 574. 206). Beyde sagen mehreren Blinden, sie hätten einem unter ihnen etwas gegeben, so dass jeder meint der andere habe das Geschenk und sie Zank darum anfangen (Flögel 308). Der Schwank mit der Viole, die Nithart der Herzogin zeigt, der übrigens nicht im B. Mscpt. wie bey Hans Sachs mit dem von der vorgeblichen Taubheit verbunden ist, knüpft den Nithart an den Taubmann, dem er gleichfalls zugeschrieben wird.

Scheint auf diese Art das Eigenthumsrecht oft der am besten erfundenen Scherze zweifelhaft zu werden, indem wir sie überall doch wiederum so eigenthümlich angeknüpft und verschieden sehen, dass ein Hinzutragen von irgend einem Sammler derselben kaum denkbar ist, so kommen wir damit auf die früher geäusserte und noch zurückgeschobene Frage zurück, ob die Personen, denen sie zugeschrieben werden, auch wirklich gelebt und sich alles auf diese Weise zugetragen habe. Man kann darauf mit ja und nein antworten, wenigstens hat das ja hier einen andern Sinn, als in welchem es der Vf. ausgesprochen. Diese Personen sind nämlich durchaus mythische. Schon wenn man das, was Flögel gesammelt, durchliest, so muss es der leichtesten Betrachtung auffallen, wie sich die Scherze wiederholen in den verschiedensten Individuen, welche Jahrhunderte oder Länder so trennen, dass an ein äusserliches zufälliges Mittheilen oder Abborgen nicht kann geglaubt werden. Ohnehin aber ist oft nicht von einer Handlung, die blos von dem Einzelnen, sondern die von mehreren abhängig ist, die Rede; wiederum von einer solchen, die einen entscheidenden Einfluss auf das Leben des Einzelnen gehabt. Wenn wir von Gonella lesen, dass er vor Schrecken über eine blos fingirte Todesstrafe, da sein Herr ihm blós einen Eimer Wasser auf den Kopf schütten liess, starb, so wird man ohne weiteres

glauben, dass Claus Hinze am Hofe des Herzogs von Pommern, wenn dasselbe von ihm erzählt wird, nicht aus Nachahmung so gestorben sey; so wenig wie der Thürhüter, der mit dem Kalenberger die Gabe getheilt, den an Tamerlans Hofe sich wird zum Muster genommen haben. So zeigt es sich auch hier, dass ein Mythus lebt, der keinem Individuum zugehört, sondern allgemein ist, der sich freylich aber immer in einem Individuum äussern muss. Derjenige aber war berufen, den Mythus oder die Sage besonders aufzufassen, in dessen Natur dazu eine eigene Empfänglichkeit gelegt war. In ihm ward wieder lebendig, was die Tradition verliehen, und was wir bey der ernsthaften Sage schon mannichfach beobachtet, das vermissen wir auch hier bey der scherzhaften nicht; sodann aber was das Individuum nicht gethan oder in ihm nicht zur Aeusserung gelangen konnte, ward ihm dennoch hinzugegeben aus dem alten Schatz. Dazu kam endlich das, worin das eigenthümliche Leben des Einzelnen sich kund gegeben, wodurch die Tradition besonders gefärbt und ausgedehnt wurde. Den Unterschied zeigt die Geschichte, dass früher der mythische Charakter bestimmter und reiner hervortritt, der später von der Anmassung des Einzelnen zurückgedrängt wird.

Es ist hier nicht der Ort, diesen wichtigen Gegenstand weiter auszuführen, nur soviel musste erwähnt werden, um diesen Gedichten ihren mythischen Charakter zu erwerben. Können wir also auf der einen Seite behaupten, Nithart, der Kalenberger, haben wirklich in einem solchen Kreise und in solchen Aeusserungen gelebt, so ist es auf der andern wahr, dass sie mit Gonella, Brusquet, Eulenspiegel nur eine und dieselbe Person sind, nach ihrer Natur wieder im Einzelnen verschieden und dass die Erfindung dieser Scherze keinem zugehört, oder auch jeder ein gleiches Recht darauf hat. Manches wird sich aus dieser Ansicht erklären, eben weil mit den Menschen nicht die Dichtung starb, so sind die Angaben von ihrer Lebenszeit so verschieden und oft geradezu gegen die Chronologie; wie wir dieses bey Nithart bemerkt, so findet sich bey dem Eulenspiegel ein gleiches, Flögel (461) wusste kein anderes Auskunftsmittel als zwey Eulenspiegel anzunehmen, welches, nur recht verstanden, auf den rechten Weg geführt hätte.

Was die Namen betrifft, so ist der des Nitharts unstreitig ein mythischer, er bedeutet einen neidischen, schadenfrohen, dergleichen Nithart in Beziehung auf die Torper war. Er sagt selbst von ihnen, Brent. Manusc:

so ist mein gedenken, wie ich s' mocht krenken vnd geschenken

in' do mit,

das sie alle wurden krank: darnach so stet mein Gedank; so ist ir springen vnd ir sprank gar geleich den pocken (Böcken.)

Gayler von Kaisersperg braucht das Wort in dieser allgemeinen Bedeutung und wir besitzen eine kleine Fabel in Handschrift, de nythardo überschrieben, welche, als Gleichniss von einer neidischen Frau von einem neidischen Hund handelt. Das Wort kommt überein mit dem nordischen auch altdeutschen Niding und Nidingswerk. Wenn in den altdänischen Kämpe-Viser der Niflungen-Schatz auch einmal Nidingsskat genannt wird, so ist diese Verfälschung, darf man anders so sagen, des ursprünglichen Namens gewiss entstanden, weil sie einen passenden Sinn gab: beneideter Schatz, denn er wurde immer dem Besitzer misgönnt. Hierzu kommt endlich, dass Nithart selbst (im Brent. MS.) erzählt, wie er den Namen erhalten: als er, wie erwähnt ist, der Herzogin_vorgestellt wurde, sagte der, welcher ihn an des Fürsten Hof zu bringen versprochen, dem es Nithart aber nicht verdanken wollte:

ir seyt ein geitig man,

ir solt mein gewartet han.
wie lang solt ich eur warten?

Sye schrihen all: er heist neythard; der nom mir da beruffet ward,

der muss mir do beleyben; vil manig zeit vnd manig tag

kund ich in nie uertreiben.

Der Beyname Fuchs und Bauernfeind, den Aventin und die andern noch anführen, mag von diesen selbst oder aus Volkssagen herrühren, es ist nicht unwahrscheinlich, dass der erstere von dem ziemlich gleichlautenden Reinhart Fuchs genommen ist; aus Nitharts Gedichten erhellt nicht, dass er ihn bey seinen Lebzeiten geführt. Viele von den bäurischen Namen in den Gedichten scheinen gleichfalls bedeutende und von ihm gebildete zu seyn, z. B. Holenschwamm, Bolzmann, Pachenpaws, (Pausbacken) Snabelraws, Lobenspot (im B. Ms.) Rumpholz, Krumpholz (Bodmer 79'.) Dass Eulenspiegel ein symbolischer Name sey, hat Kanne neuerdings vortrefflich gezeigt. Der Pfarrherr vom Kalenberg ist zwar kein solcher, aber dass man nicht einig über den seinigen, beweisen die verschiedenen Angaben bey Aventin und Fugger.

Damit schliessen wir diese Recension; wir hoffen den darin vergönnten Raum nicht unnütz angewendet zu haben, und bitten nur noch den Hrn. v. d. Hagen, wenn er dieses Buch fortzusetzen gedenkt, keins zu liefern, das dem vorliegenden gleich sey, in welchem das allein nicht schlecht ist, was nicht von ihm herrührt.

Classische Literatur.

Zu den N. 67. S. 529 ff. erwähnten Handausgaben der griechischen Classiker, welche durch die vereinten Bemühungen des Hrn. Prof, Schäfer und Hrn. Tauchnitz seit zwey Jahren erscheinen, und einen berichtigten oder nach den vorzüglichsten

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Ausgaben abgedruckten Text, durch Correctheit und andere empfehlende Eigenschaften des Drucks, und Wohlfeilheit des Preises sich auszeichnen, sind folgende hinzugekommen:

Anacreontis Carmina. Accedunt selecta quaedam

e Lyricorum Reliquiis. E recensione et cum notis Rich. Fr. Phil. Brunckii edidit Godofr. Henr. Schaefer. Lipsiae sumt. et typis Car. Tauchnitzii. 1811. XV u. 100 S. 12. (8 Gr.)

An einem Tage und Jahre (Calendis April. 1786) erschienen zu Strassburg bey demselben Verleger (Dannbach) zwey in Ansehung des Textes und der Noten ganz verschiedene Brunckische Ausgaben des Anakreon, die eine mit der Aufschrift: editio secunda emendatior, die audere: editio nova locupletior. (Auf dem Exemplar, das Ref. besitzt, steht auf dem Titel: editio tertia locupletior, Argentor. ap. J. G. Treuttel, MDCCLXXXVI.) Da diese letztere vorzüglich selten ist, so hat Hr. S. sie ganz und unverändert (ausser in den Accenten und der Interpunction) abdrucken lassen. Ueber eine Stelle in des Aristot. Päan (vorletzt. Vers) bringt Hr. S. seine sehr annehmliche Muthmassung bey, nach welcher augovaa (das wegen des gleich vorhergehenden avgýgovor kaum stehen bleiben kann) in άζουσαι zu verändern ist. Aus der Vorrede des Hr. S. erfährt man nun auch, dass der Text in den fast zu gleicher Zeit erschienenen Ausgaben des Euripides und Xenophon (denen keine Anmerkungen beygefügt sind) öfters theils nach den besten Handschriften und Autoritäten, theils nach fremden und eignen Muthmassungen geändert ist, und von letzterer Art werden einige Beyspiele aus beyden Schriftstellern angeführt. So hat Hr. S. in Eurip. Electr. 256. statt des ungriech. Worts avasi gesetzt ἀπαξιῶν und in Ion. 297. άτιμα τιμᾷ. μήποτ', (st, τιμᾷ. τιμᾷ, ὡς μή ποτ') ὠφελόν σφ' (st. σ' ἰδεῖν. In Xen. Hell. 4, 5, 19. hat er ἐώθουν vor ἐωθοῦντα hinzugesetzt, was Ref. sich erinnert auch irgendwo vorgeschlagen gelesen zu haben, und 5, 2, 5. nɛiσεσθαι in σπείσεσθαι verwandelt, dagegen 7, 5, 6. εἴσεται in σπείσεται.

Aeschyli Tragoediae. Ad exemplar Glasguense accurate expressae. Lipsiae sumt. et typ. C. Tauchnitzii. 1812. 380 S. (18 Gr.)

Da wir eine neue Recension dieses Tragikers zu erwarten haben, und die bisherigen so sehr von einander abweichen, so war es am rathsamsten, einen Text abzudrucken, der, wenn er auch mancher Berichtigung bedarf, doch immer auf einer guten Recension beruht, die man dem verstorb. Porson zuschreibt. Die Fragmente (die in andern Ausgaben stehen) sollten nicht fehlen. - Dem Vernehmen nach werden nun zunächst die Handaus

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