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mit Venturini's Lehrbuche der Strategie 3. Bande und Porbeck's Geschichte der Operationen der englisch-combinirten Armee, in den Jahren 1794 und 1795 verglicheneine, jedem der mit Karten und Planen umzugehen hat, sehr zu empfehlende Abhandlung. Aus ihr geht hervor, dass jene Darstelhungen und diese Beschreibungen oft wunderbar, ton einander abweichen, so dass man berechtigt wird zu vermuthen, dass nur wenig Sorgfalt sowohl auf die specielle Messung, als auf die Zusammentragung der einzelnen Blätter der Karte, verwendet worden ist, dass jeder der dabey angestellten Ingenieure nach eignem Gutdünken gearbeitet, und dass man keine nach Grundsätzen bestimmte Art der Situationszeichnung zu Grunde gelegt hat. Wollte man nun mit diesem Prüfungsmaasstabe andere minder gute Karten abmessen, so würde natürlich daraus hervorgehen, auf welcher niedern Stufe das Fach der Karten- und Planzeichnung sich noch befindet.

Der Stich der sieben zum Werke gehörigen Kupfertafeln ist mit ausgezeichnetem Fleisse von dem schon längst in diesem Fache bekannten Kupferstecher Bach ausgeführet, so dass diese Blätter stets trefliche Muster für diejenigen seyn werden, die zu Situationszeichnern sich ausbilden wollen.

Mathematik. Maschinenlehre.

Der Krummzapfen ohne Seitenabweichung, von Gottlob Nordmann. Mit einer Kupfertafel. Leipzig, bey J. B. G. Fleischer. 1812. VI und 68 S. gr. 8. (16 Gr.)

Wenn die Warze eines Krummzapfens einen verticalen Kreis durchläuft, durch eine gerade Zugstange aber unmittelbar den Kolben eines seigern Kunstsatzes auf- und niederschieben soll: se wird mit dieser beabsichtigten verticalen Bewegung des Kolbens die Lage der Zugstange gerade nur in den beyden Puncten des Warzenkreises völlig übereinstimmen, in welchen der Kolben gerade gar nicht bewegt werden kann, sondern zwischen seinem Aufund Niedergehen wechseln muss. In allen übrigen Puncten des Warzenkreises wird die Lage der Zugstange von der verticalen Axe des Stiefels um einen veränderlichen Winkel x abweichen, dessen grösster Werth durch sin x bestimmt' wird,

wenn R den Halbmesser des Warzenkreises und L die Länge der Zugstange bedeutet. Durch diese Abweichung x muss 1) für den Theil der Kraft, welcher längs der Zugstange zu wirken strebt, ein Verlust entstehen, der den (1-cos x) ten, Theil dieses Krafttheiles ausmacht. Weit mehr wird in der Wirkung des Krummzapfens 2) dadurch verloren gehen, dass nicht nur ebenfalls wegen dieses Winkels x der Kolben auch horizontal gegen einige

Theile der Kolbenröhre gedrückt, sondern eben dadurch auch ihre cylindrische Form sehr uncylindrisch ausgeschliffen wird. Wenn wir nun auch mit dem Verf. blos dieses Zweyfache des Kraftverlustes am gewöhnlichen Krummzapfen vor Augen nehmen, und den Umstand, weshalb der von uns se genannte Krafttheil aus einen Theil von des tangential gerichteten Kraft an der Warze ausmacht, mit ihm unclassificirt lassen wollen: so werden wir dennoch nicht mit ihm es zugeben können, dass durch Cameron's Bewaffnung des Krummzapfens dieser von seiner Seitenabweichung befreyt sey. Lediglich der Seitendruck des Kolbens auf die Stiefelwand, No. 2, wird durch diese Bewaffnung_vermieden; keinesweges auch der Kraftverlust No. 1, der doch ebenfalls von der Seitenabweichung des Krummzapfens herrührt. Eben deshalb, weil auch dieser Kraftverlust beträchtlich wird, wo man weder durch eine lange Zugstange noch durch Zwischengeschirr ihn zu vermindern Raum genug vorfindet; eben deshalb hielt es ja der Verf. für nöthig, auch nach Cameron noch auf eine neue Vorrichtung zu denken, deren Wirkung von der Länge der Zugstangen unabhängig sey. Seine Erfindung, die wir für völlig neu und sehr beachtungswerth anerkennen, macht, wie auch die von Cameron, kein Surrogat des Krummzapfens, sondern eine Bewaffnung desselben aus. Auch ohne Zeichnung wird sie unsern Lesern durch folgende Darstellung hinreichend bekannt werden. Was man am unbewaffneten Krummzapfen dessen Warze nennt, wird hier das Pferd von dem Verf. genannt. Dieses Pferd, oder diese Kraftwarze, wird von dem Verf. als Axe für eine um sie drehbare Scheibe benutzt, welche der Reiter heisst, und welche bey dem kreisförmigen Umlaufe des Pferdes zu ihrer Drehung dadurch gezwungen wird, dass sie in ihrem Umfange mehrere, und der sanften Bewegung wegen, ziemlich viele cylindrische Triebstöcke hat, welche in die sogenannte Bahn eingreifen; und diese Bahn besteht in einem völlig fest gemachten, und in seinem innern Umfange gezahnten Scheibenringe. Die Anzahl seiner Zähne muss gerade doppelt so gross seyn als die Anzahl der Triebstöcke am Reiter. Der Verfasser, mit der hieher gehörigen höheren Geometrie nicht unbekannt, hat nämlich hier einen sehr treffenden Gebrauch von dem schönen Satze der Geometrie gemacht, dass ein kleiner Kreis, der in dem Umfange eines grösseren sich wälzend, mit jedem Puncte seines Umfanges einen Durchmesser des grössern Kreises beschreiben soll, gerade einen halb so grossen Umfang, folglich auch einen halb so grossen Durchmesser haben muss. Indem nun der Verf. die Warze der Last, diese bey ihm schlechthin so genannte Warze, gerade durch denjenigen Punct des kleinen wälzenden Kreises am Reiter steckt, welcher den verticalen Durchmesser der Bahn beschreibt: so hat er seinen Wunsch erreicht, aus der Kreisbewegung der Kraftwarze eine völlig verticale geradlinige Bewegung

der Lastwarze erzeugt zu sehen. Eben deshalb, weil nunmehr die Lastwarze, an welche die Zugstange gehängt wird, völlig vertical sich auf- und niederwärts bewegt: so kann auch durch die verticale Zugstange kein horizontaler Seitendruck auf den Kolben, und wir fügen hinzu, auch der KraftverJust No. 1, nicht entstehen; der Kolben mag durch eine lange oder kurze Zugstange geschoben werden. Beydes wird nun freylich auch schon durch den längst bekannten geradlinigen Reiter geleistet, der an der Stelle des Hauptrades, welches mit einem gezahnten Bogenstücke versehen wird, durch seinen einen Schenkel aufwärts, durch seinen andern Schenkel niederwärts geschoben wird. Aber da durch dieses Surrogat des Krummzapfens die Bewegung des Kolbens gar zu gleichförmig wird, das sanfte Aufangen und Aufhören seines Anhebens und seines Niedersetzens, welches das hauptsächlichste Lob des Krummzapfens ausmacht, verloren geht: so war das ein sehr schlechtes Surrogat, Bey des Vfs. Vorrichtung findet dagegen die allmälige Beschleunigung und Verzögerung der Kolbenbewegung ebenfalls Statt. Denn wenn der Reiter, von dem untersten Puncte der Bahn an, um einen beliebigen Bogen derselben in einem untern Quadranten sich in die Höhe mit gleicher Geschwindigkeit gewälzt hätte; so würde während dieser Zeit die Lastwarze nur durch den Quersinus mit wachsender Geschwindigkeit, also im ersten Anfange äusserst langsam gehoben seyn; etc. etc.- Sehr beachtungswerth ist es auch, dass die Hubhöhe dem Durchmesser der Bahn gleich, also doppelt so gross als bey dem unbewaffneten Krummzapfen ausfällt.

Kurz, es wäre Schade, wenn diese Vorrichtung, die ihrem Erfinder auf jeden Fall zur Ehre gereicht, für die wirkliche Anwendung auf grosse und stark belastete Maschinen, beträchtlichen Bedenklichkeiten unterworfen bleiben sollte. Rec. fürchtet dergleichen aus folgenden fünf Hinsichten. 1) Soll die Bewegung sanft und stetig vor sich gehen, so müssen in der Bahn ziemlich viele Zälme, am Reiter halb so viele, für dessen nur halb so grossen Umfang also ebenfalls ziemlich viele Triebstöcke angebracht werden. Da nun darauf gerechnet werden muss, dass jeder einzelne von diesen Zähnen und Triebstöcken zur Haltung der ganzen Last stark genug sey: so dürfte ihre nöthige Stärke nicht nur beträchtliche Kosten verursachen, sondern auch den erforderlichen Raum für sich und ihre Befestigung nicht bequem. genug vorfinden. 2) Bey grossen und stark belasteten Maschinen muss man Voraussetzen, dass der Reiter und die Bahn aus Eisen gegossen werden. Nun weiss man, wie sehr die Ausdehnung dieses Metalles während seiner Erkaltung in der Form zu variiren pflegt, und wie ehr deshalb die gegossenen gezalmten Bogenstücke von der so genannten Schablone bald so, bald aners abweichen, durch die Feile correctirt aber geTade ihre härteste Oberfläche verlieren! 3) da jeder Zahn der Bahn immerfort von einerley Seite

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des einzigen auf ihn treffenden Triebstockes berührt wird: so kann das vortrefliche Hülfsmittel der relativen Primzahlen, wodurch man die Unregelmässigkeiten zwischen Zahn und Getriebe nicht nur zu vertheilen, sonderu auch sich selbst entgegen zu stellen pflegt, hier nicht benutzt werden, wo de Zahl der Triebstöcke zu der Zahl der Zähne schlechterdings wie 1:2 sich verhalten muss. Die Besorgmiss, welche hieraus entsteht, dass irgend einige einzelne Zähne und Triebstöcke sich gar bald an einander abnutzen möchten, wird nun 4) noch dadurch vermehrt, dass die Friction zwischen ihnen auf diejenigen Paare, durch welche die Last vorzüglich schnell bewegt wird, stärker als auf diejenigen wirken muss, durch welche das vorzüglich langsam geschieht. Was der Verf. für die Theorie seiner Vorrichtung mitgetheilt hat, scheint dem Rec. nach flüchtiger Ansicht desselben, ebenfalls schicklich abgefasst zu seyn; wo nicht etwa, wie es fast den Schein hat, irgendwo eine Verwechslung zwischen Kraft und Last vorgefallen ist. Zur genauen Prüfung dieser Theorie konnte Rec. sich nicht entschliessen, weil sie lediglich statisch geblieben, auf die Mechanik der Maschine noch gar nicht angewandt ist. Wer auch diese durchgeführt, dem Calcul sie unterworfen hätte, würde freylich diesenCalcul selbst kaum irgendwo mitzutheilen wissen; denn bey den jetzt so traurigen Verhältnissen des deutschen Buchhandels kann man keinem Verleger zumuthen, solche schwierige Erörterungen drucken zu lassen. Bedenkt man überdiess, dass unter den zweyhundert Käufern, die für so etwas in Deutschland gegenwärtig sich etwa zu finden pflegen, kaum ihrer zwanzig seyn mögen, die das Verdienstliche in solchen glücklich besiegten Schwierigkeiten gehörig zu durchschauen wissen: so muss auch deshalb einem alle Lust vergehen, für unser Publicum in solchen Sachen zu arbeiten. Aus solcher mechanischen Theorie dürfte sich ergeben, dass 5) die wünschenswerthe Gleichförmigkeit im Umlaufe des Rades (es mag ein Wasser- oder Windrad oder Tretrad seyn) bey dem hier bewaffneten Krummzapfen schwieriger, als bey dem unbewaffneten zu erhalten sey. Endlich wird man 6) eingestehen müssen, dass der Anfang und das Ende in der Kolbenbewegung ganz so sanft als bey den unbewaffneten Krummzapfen nicht ausfallen könne.

Popular philosophie.

Rosen und Dornen für das Jahr 1812. Frankf. a. M., in allen Buchhandlungen. 10 Bogen. 8.

Wahrscheinlich ist dieses ohne Angabe des Verfassers und des Verlegers, so wie auch ohne irgend eine Vorrede, ins Publicum tretende Werkchen eine blosse Fortsetzung. Denn es hebt mit S. 157 auf dem ersten Bogen an. Es enthält verschiedne

in das Gebiet einer popularen Lebensweisheit gehörende Abhandlungen (z. B. über wahre Grösse, über den moralischen Trieb des Menschen nach Fortdauer, über wahre Religion, über schlechte Zeiten u. s. w.), die zwar weder etwas Neues enthalten, noch sich durch schöne Darstellung auszeichnen, aber doch denen, die mit Hausmannskost vorlieb nehmen, immerhin eine nützliche Leserey gewähren können. Aus S. 311 ff. lernen wir auch, dass das männliche Geschlecht weit kraftvoller und stärker seyn würde, wenn es den Bart wachsen liesse, weil die Natur auf die Ersetzung des abgeschornen Barts viel Kraft verschwenden müsse, die dem übrigen Körper entzogen werde; desgleichen aus S. 314, dass es zwar unrecht sey, das nämliche Buch unter einem andern Titel zu verkaufen, wohl aber einem alten Buche, das nicht abgehn will, ein neuer unveränderter Titel mit dem unschuldigen Zusatze: Neue Auflage, gegeben werden dürfe. So unschuldig scheint uns aber dieser Zusatz nicht, da er ja doch nichts anders als eine (salva venia) gedruckte Lüge ist. Sollten mehr Fortsetzungen folgen, so bitten wir den Verf., etwas sprachrichtiger zu schreiben und namentlich Fehler, wie folgende, zu vermeiden: S. 157 Aerme für Arme, S. 163 selbsten für selbst, S. 313 wegen dem Mangel für des Mangels, S. 314 Menge von Bücher und S. 511 von Büchertrödler für Büchern und Büchertrödlern. Auch ist Röckgen für Röckchen und Preisse für Preise (S. 313) unorthographisch.

Dramatische Literatur.

Franz v. Holbein's Theater. Zweyter Band. Rudolstadt, im Verlage der Hof- Buch- und Kunsthandlung. 328 S. 1812. 8. (1 Thlr. 12 Gr.)

Wir finden uns durch diesen 2ten Band nicht veranlasst, von den Talenten des Verfs: anders zu urtheilen, als wir in der Anzeige des ersten Bandes in No. 151 gethan haben. Es hat sich uns die Meyuung nur noch mehr bestätigt, dass Hr. v. Holbein für das idyllische Drama besonders berufen ist; denn unter den vier Stücken, welche wir hier erhalten, ist das letzte: das Wiedersehen, ein ländliches Gemälde in einem Aufzuge, ohne allen Vergleich nicht nur das gelungenste, sondern in der That ein Produkt, das sich durch eigenthümliche Erfindung, treffende Charakteristik, und glückliche Ausführung sehr vortheilhaft auszeichnet, so dass wir unsre Aufforderungen zur Bearbeitung dieser nicht sehr angebauten Gattung nochmals wiederholen, und wünschen, die Theaterdirectionen möchten ihn durch Darstellung auch dieses Dramolets aufmuntern, noch manche dramatische Idylle der Art zu dichten. Es ist besonders der richtige Tact zu loben, womit der Hauptcharakter, die schlichte treuherzige fromm - einfältige Marthe, von Anfang bis zu Ende durchgeführt ist; nur ein wenig mehr

oder weniger, und aus der guten Marthe wäre eine lächerliche Figur geworden. Um das Verdienst dieser Charakterschilderung gehörig zu würdigen, muss man sich ganz in die ländliche Sitteneinfalt zu versetzen wissen, welche in den nächsten Umgebungen ihre Welt sieht, und alle ihre Gefühle auf sie überträgt, sie mögen an sich so unbedeutend oder gewöhnlich seyn als sie nur wollen. So hängt diess herzige Weib an ihrem Huhne mit einer Liebe, mit einer Zärtlichkeit, als wollte sie sich über den Mangel eines Kindes, das ihr der Himmel in den ersten Jahren ihrer Ehe nicht gewährte, daran trösten und es ist ein sehr glück¬ licher Gedanke, dass am Schlusse die Hoffnung, diesen Mangel bald wirklich ersetzt zu sehn, ausgesprochen wird.

Leonidas, ein dramatisches Gedicht in fünt Aufzügen, ist, blos theatralisch genommen, nicht ohne Verdienst. Der antike Stoff ist gewissermaassen opernmässig bearbeitet, und es wäre zu wünschen, der Verf. hätte denselben ganz und gar zu einer Oper benutzt. Denn in dieser Gattung duldet man hergebrachtermaassen die Modernisirung antiker Geschichten, die in einem förmlichen Trauerspiele wohl nie Glück machen wird. Dadurch, dass die Gattin des Leonidas als ein schwärmerisch liebendes Weib dargestellt ist, die ihrem Gemahle heimlich nach Thermopylä folgt, um an seiner Seite zu kämpfen, gewinnt das Gauze ein romantisches Colorit, welches dem strengen schroffen Geiste der Spartanischen Jugend nicht angemessen ist, und so wird die eigenthümliche Grösse der alten Denk und Sinnesart zwar den neuern vertraulicher gemacht, aber auch zugleich aus ihrer wahren Stelle gerückt und in eine Gestalt umgeformt, deren Züge nicht mit einander übereinstimmen.

Mirina, Königin der Amazonen, in drey Aufzügen; ist ein wunderliches Produkt- nicht viel besser als eine dialogisirte Inhaltsanzeige für eine Pantomime. Die Anweisungen für den Directeur und Anordner des Theaters nehmen beynahe so viel Raum ein als die Worte, die gesprochen werden sollen. Indess mit gehörigem Pomp und Prunk auf einer grossen Bühne aufgeführt, und von einer effect- und geräuschvollen Musik begleitet, würde das Stück bey dem schaulustigen Theil des Publicums wohl nicht geringen Beyfall finden, und vielleicht der viel gepriesenen Deodata des Hr. von Kotzebue, die zu derselben Aftergattung gehört, an die Seite gesetzt werden.

Die beyden Blinden, Oper in drey Aufzügen. Dieses Singspiel gehört zu den rührenden, die jetzt so beliebt sind. Sie ist von keinem sonderlichen Werthe, und zu lang ausgesponnen, um nicht zu ermüden. Componirt möchte sie schwerlich noch werden, da dem von Gyrowetz componirten Augenarzt derselbe Stoff zum Grunde liegt, dessen Erfindung Hr. v. Holbein feyerlich gegen einen Hrn. Veith reclamirt, als welcher nach seiner Behauptung ihm die Idee zu diesem Singspiele entwendet hat.

Leipziger

Am s. des July.

Baukunst.

Literatur-Zeitung.

167.

Architektonisches Lehrbuch. Von Friedr. Weinbrenner, Crossherzogl. Badischen Oberbaudirector. I. Theil. Geometrische Zeichnungslehre, Licht- u. Schattenlehre. 1. Heft 1810. 39 S. Tab. I-VI. 3. Heft 1811. 40 S. Tab. VII-XIV. Tübingen, in der Cottaischen Buchh. gr. Fol. (1 Thlr. 12 Gr.)

Die zeither bekannt gemachten Bücher über die Baukunst handeln nur von einzelnen Gegenständen, und sie beschränken sich vorzüglich auf das Mechanische der Kunst, auf die Bildung des Kunstlers hingegen ist wenig oder gar nicht Rücksicht genommen worden. Ein sehr verdienstliches Unternehmen des Hrn. W. ist es daher, in seinem architektonischen Lehrbuche hauptsächlich den Künstler vor Augen zu haben, die stufenweise, theoretische und praktische Schule eines architektonischen Zöglings aufzustellen, und dem Bedürfniss des plastischen Künstlers, vorzüglich des Architekten, abzuhelfen, dem bisher eine geometrische Zeichnungslehre fehlte. Wer die Baukunst nur mechanisch ausübt, genaue Kenntniss der Materialien besitzt, sie gut und verständig zu verbinden versteht, kann ein tüchtiges, brauchbares Gebäude errichten und ein tüchtiger Handwerker seyn, aber als Baukünstler wird er nicht auftreten können. Hierzu ist weit mehr erforderlich. Wer als Künstler die Baukunst gründlich studirt, sagt der Verf., muss geleitet werden von den Anfangsgründen des geometrischen Zeichnens, der Optik und der Perspectiv, zu der Lehre von der Holz- und Stein - Construction, von dieser zu der Theorie der Säulen und Verzierungen, endlich zu den übrigen Details der Gebäude und ihrer Ausführung. Hierauf gründet sich der Plan dieses architektonischen Lehrbuchs, das der Verf. für den theoretisch-praktischen Unterricht in der Baukunst entworfen hat und jetzt bekannt macht, weil ihn die Erfahrung lehrte, diese Arbeit für nützlich zu halten, die ihm, von mündlicher Erläuterung begleitet, als Grundlage des Unterrichts in seinem architektonischen Privat-Institute diente.

Das Ganze soll aus vier Theilen bestehn, deren jeder etliche Hefte enthält. Der erste Theil stellt im ersten Heft die geometrische Zeichnungslehre dar, im zweyten Hefte die Lehre der Optik. Der zweyte Theil umfasst, in zwey Heften, die

1812.

Perspectiv. Diese Theile dienen für zeichnende Künstler jeder Art, darum führen sie auch noch den besondern Titel: Zeichnungslehre für den Unterricht in jeder Art plastischer Kunst. Die übrigen Theile gehen den Baukünstler insbesondere an. Im dritten wird man, im ersten Hefte, die Lehre von der Holz- und Stein - Construction finden, im zweyten Hefte die Details und Verzierungen der Gebäude. Der vierte soll, in verschiedenen Heften, ganze Gebäude liefern, auch Entwürfe und Restaurationen antiker Gebäude. Wir wünschen recht sehr, dass diese Theile ununterbrochen und nach keinem so langen Zwischenraume erscheinen mögen, als die beyden Hefte des ersten Theils.

In der Einleitung wird von der Zeichnungslehre überhaupt gesprochen und der Unterschied der geometrischen und perspectivischen aus einander gesetzt. Die geometrische Zeichnungs-Lehre zeigt, wie die Objecte auf einer ebenen, wagerechten oder lothrechten Fläche vorgestellt werden, wenn die Lichtstralen des Auges auf jeden Punct der Zeichnungsfläche senkrecht, mithin immer parallel, gerichtet sind. Die perspektivische Zeichnungslehre zeigt, wie die vor, neben und hinter einander liegenden Objecte auf einer Fläche vorgestellt werden, wenn diese aus einem bestimmten Gesichtspuncte gesehn werden. Die geometrische Zeichnung ist entweder horizontal, Grundriss, oder perpendicular, Aufriss.

Nachdem nun der Verf. die allgemeinen Lehrsätze der geometrischen Zeichnungslehre vorgetragen, wobey er die Beweise theils voraussetzt, theils dem mündlichen Unterrichte überlässt, wendet er sich zu der Sache selbst. Aus Linien, wenn ihre Endpuncte sich berühren, entstehen Flächen, und Flächen mit Flächen, in Berührung aller ihrer Grenzlinien, bilden Körper. Es wird daher mit dem Einfachsten angefangen, den Linien, und stufenweise fortgegangen bis zu den Körpern. Das 1. Cap. enthält die Verzeichnung der Linien, das 2te die Verzeichnung der Flächen, das 3te die Zusammensetzung und Verzeichnung der Flächen mit Linien, das 4te die Verzeichnung und Zusammensetzung der Flächen mit Flächen, das 5te die geometrische Verzeichnung der Körper. Es hätten nun, für die Vollständigkeit der geometrischen Zeichnungslehre, zusammengesetzte Körper folgen können, als eckige mit eckigen, runde mit runden, und beyde mit einander vermischt. Allein der Verf. hält dieses nichtfür nöthig, da eines Theils die hier gewählten Fi

guren hinreichend sind, den studirenden Künstler von selbst weiter zu führen, andern Theils der junge Architekt, so wie jeder andere plastische Künstler, ohnehin bey dem weitern Studium in den Fall kommt, alle Arten von zusammengesetzten Körpern zeichnen zu müssen. Die Figuren sind zu Ersparung des Raums und um den Preis des Buchs nicht zu erhöhen, so klein als möglich gezeichnet, allein sie sind deutlich und instructiv. Dem studirenden Künstler wird der Rath gegeben, die Zeichnungen zwey- oder mehrmal grösser, als sie hier sind, zu zeichnen, überhaupt sie nicht blos zu copiren, sondern zu studiren und dann die Aufgaben mit etwas abgeänderten Formen und Lagen zu bearbeiten.

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Die Theorie der bürgerlichen Baukunst, dargestellt vom Architekt, Thoms Allfried Leger, Privatdocent der Architectur bey der Grossherzogl. Badenschen Universität zu Heidelberg. Freyburg und Constanz, in der Herder'schen Buchhandlung 1811. 4. VII u. 256 S. (1 Thlr. '16 Gr.)

Wenn Hr. Weinbrenner in dem oben angezeigten architektonischen Lehrbuche sagt: nicht speculativ, nicht in philosophischer und gelehrter Rüstung, das heisst, abschreckend für Zöglinge und ausübende Künstler, kann und will ich einherschreiten, so findet man in dem Buche des Hrn. Leger einigermaassen das Gegentheil. Zwar nicht abschreckend für Zöglinge tritt der Vf. auf, aber er will alles philosophisch behandeln und verfällt dadurch in eine gekünstelte Sprache, die das Bekannte in zierlichen, gesuchten Wendungen ausdrückt, anstatt dass er, wie es sich zum Vortrag einer Wissen

hätte wählen sollen. Jedoch wird der Vf. nicht undeutlich. Da sein Buch nur die Theorie der Baukunst zum Gegenstand hat, so waren auch keine Zeichnungen nöthig, welche der praktische Unterricht verlangt, wo sie aber unumgänglich erfordert wurden, um den Vortrag deutlicher zu machen, da ist durch Holzschnitte nachgeholfen, die in den Text eingedruckt sind.

Dieses ist der Inhalt des ersten Heftes. Der zweyte beschäftigt sich mit der Licht- und Seliattenlehre. Da kein Werk der plastischen Kunst anders als durch den Sinn des Gesichts unserer Seele sich darstellen, dieser aber uur bey Licht und Schatten thätig seyn kann, so ist die Lehre vom Licht und Schatten dem Künstler unentbehrlich, durch deren Anwendung körperliche Gegenstände, mit Erhöhung und Vertiefung, selbst auf einer glatten Fläche, bis zur Täuschung ähnlich abgebildet werden. Das erste Cap. spricht über den Gang der Sonne, und über Beleuchtung überhaupt, um den Künstler alle Aufgaben von Licht und Schatten mathematisch richtig fösen zu lehren. Die folgenden zwey Capitel handeln von der Beleuchtung und Schattirung der Körper, viereckiger, achteckiger, cylinderförmiger, deren Schatten auf andere Körper von gleicher Form fällt, der Nischen, Kugeln, ferner ganzer geome-schaft schickt, einen geraden und männlichen Ton trischer Bilder von verschiedenen nebeneinander gestellten Körpern, und endlich einzelner architektonischer Theile, als dem attischen Säulenfusse, dem dorischen Capitale, dem dorischen Gebälke. Das 4. Cap. begreift die Katoptrik. Der plastische Künstler gebraucht sie vorzüglich für den Reflex des Lichtes, in Licht- und Schattenparthien, für den Glanz des Lichtes bey runden Körpern, und für die Bestimmung der Reflexionsbilder im Wasser und in polirten Körpern. Der Verf. sucht auch die Farben blos als Wirkungen von Licht und Schatten zu erklären und spricht allen Körpern eine wirkliche ihnen eigene Farbe ab. Wie dennoch die undurchsichtigen Körper ein verschiedenes Ansehn von Farbe haben können, erklärt der Verf. folgendermaassen: Er nimmt die Farben als unendlich Kleine Körperchen oder Atome von verschiedenen Formen an, die mit der Materie vermischt sind. Die Theilchen der weissen Farbe hängen nach ihm alle cubisch, die der schwarzen alle in mehrfachen drey- oder vierseitigen pyramidalischen Sternchen zusammen; gelb scheint ihm aus unendlich kleinen Oktaëdern oder Dodekaedern zu bestehn, roth aus lauter runden Kügelchen, blau aus lauter kleinen, niedern, runden oder vieleckigen Sternchen oder Kegelchen.

Die zweckmässige Kürze des Ganzen erlaubt

In dem Eingange ist der Zweck der Theorie mit folgenden Worten angegeben: Sie wird ihrer allgemeinen philosophischen Tendenz gemäss das praktische Wirken des Künstlers in keiner Rücksicht beschränken; sie wird im Gegentheile die Freyheit der Schöpfungskraft des Genies auf eine dauerhafte Art begründen und garantiren, indem sie_alles Gesetz aus den Anschauungen des innern Lebens hervorgehn lässt. Sie wird eben dadurch den Charakter einer Theorie behaupten und von den Grenzen eines praktischen Handbuches entfernt bleiben, welches seine Darstellungen auf äussere Anschauungen gründet, alle vorhandenen Erfahrungen auffasst und nach der Theorie geordnet zum praktischen Gebrauche zusammenstellt. Es wird daher zuerst der Begriff der Baukunst aufgestellt, alsdann die Geschichte dieser Kunst in ihren Hauptperioden vorgetragen, hierauf das System derselben nach allen Rücksichten geordnet und in der Folge

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