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hatte; er scheute sich nicht, sich einen Halbgott, seiner Kunst wegen, zu nennen, und gab sich für einen Angehörigen der heidelberger Hochschule aus, wo er sich einige Zeit als „fahrender Schüler“ herumgetrieben haben mag.

Von diesem Georgius Sabellikus, der sich den Namen Faustus beilegte, ist der Bekannte und Landsmann Melanchthon's, Johann Faust, in welchem wir den eigentlichen Träger der Zaubersage, den Helden des Volksbuchs und des Puppenspiels,,Doktor Faust" erkennen, wohl zu unterscheiden. In einer Liste der Aebte zu Maulbronn stand bei dem Namen des Abtes Johann Entenfuß (1512— 1525) aus Unteröwisheim, ein Paar Stunden von Faust's Geburtsort Knittlingen entfernt, die Bemerkung, daß dieser um 1516 seinen Landsmann und Jugendfreund, den bekannten Dr. Faust, eine Zeit lang bei sich aufgenommen habe. Noch zeigt man in einer Ecke des dortigen Klosterganges ein in neuerer Zeit zugemauertes Laboratorium, welches den Namen der Faustküche führt, und auf dem östlichen Eckthurin des Klosterzwingers, auch Faustthurm genannt, soll ihn der Teufel geholt haben. Der Name Fauft war bei diesem aller Wahrscheinlichkeit nach Familienname, wie wir in den Akten der heidelberger philosophischen Fakultät im Jahre 1509 einen Johannes Faust ex Simmern finden, der am 15. Januar dieses Jahres Baccalaureus wurde, und daneben einen Studenten desselben Namens, wie wir anderswo von einem alten wittenberger und leipziger Studenten Johann Fauft zu Aufig, einem mühlbergischen Amtsdorf, hören, bei welchem Kaiser Karl V. und sein Bruder Ferdinand im Jahre 1547 eine Nacht zubrachten, und wie der Name sich auch sonst vielfach nachweisen läßt.

Im Jahre 1525 soll dieser Johann Faust zu Leipzig sein Wesen getrieben haben. Im Keller des dortigen, im Jahre 1530 aufgeführten Auerbach's Hofes befinden sich zwei auf Fauft bezügliche Wandgemälde, welche sowohl oberhalb, als unten, am Ende der Aufschrift mit der Jahreszahl 1525 versehen sind. Auf dem einen Gemälde sehen wir den Faust, der mit der Hand ein Zeichen gibt, auf einem Faffe aus dem Keller reiten; Weinschröter, die sich bis dahin vergeblich bemüht hatten, das Faß herauszuschroten, Studenten, welche den Zauberer begleitet haben, der Wirth, ein Kellner und ein Laufjunge äußern, jeder auf seine Weise, ihre Verwunderung. Unter dem Bilde liest man die Reime:

Doctor Faustus zu dieser Frist

Aus Auerbachs Keller geritten ist.
Auf einem Faß mit Wein geschwind,
Welches gesehen viel Mutter Kind.

Solches durch seine subtilne (sic) Kunst hat gethan
Und des Teufels Lohn empfangen davon.

Der Schluß zeigt deutlich, daß die Aufschrift nach dem Jahre 1525 entstanden sein muß, wo man von Faust's gewaltsamem Tode noch gar nichts wußte, so daß also die Zahl sich nicht auf das Jahr

der Abfassung bezieht, sondern, wie auch das folgende zu dieser Frist" zeigt, auf die Zeit, in welche die Geschichte mit dem Faßritte fallen soll. Es hatte sich wohl irgend eine Ueberlieferung er halten, in welchem Jahre Fauft sich in Leipzig gezeigt; dies ist wenigstens viel wahrscheinlicher, als daß die Jahreszahl erst aus dem Faustbuche von Widman (1599) genommen sein könnte, nach welchem Faust in diesem Jahr erst recht aufgetreten sein soll. Auf dem zweiten Gemälde lassen die Studenten das von Faust zum Besten gegebene Faß Wein sich wohl schmecken; dieser selbst sizt oben am Tische, auf den er mit der Linken schlägt, während die Rechte einen reich verzierten Becher hält; rechts von ihm liegt das Weinfaß, woraus der Kellner Krug und Becher füllt; die übrigen Pläge sind von trinkenden Studenten und spielenden Musikanten beseßt. Das Hündchen, welches auf beiden Bildern sich findet, ist nicht als Faust's Begleiter dargestellt. Die Aufschrift dieses Gemäldes lautet:

Vive, bibe, obgraegare (obgraecare) memor Fausti huius et huius Poenae aderat claudo haec, ast erat ampla, gradu,

welches Distichon man im Deutschen etwa wiedergeben könnte: Leb und trink und schwelge, gedenkend des Faustus und seiner Strafe, die lahm ankam, aber die reichlich ihm kam.

Auch in Wittenberg, wo sein Landsmann Melanchthon seit 1518 die Profeffur der griechischen Sprache bekleidete, verweilte Faust einige Zeit. Aus dem Munde Melanchthon's hat uns sein Schüler Johann Mennel (Manlius) aus Ansbach folgende zwischen 1550 und 1560 vernommene Erzählung aufbewahrt: „Ich habe einen Namens Faust aus Kundling (Knittlingen), einem Orte nahe bei meiner Heimat (Bretten), gekannt. Als dieser zu Krakau studierte, hatte er die Magie erlernt, wie sie dort früher stark getrieben wurde, da man öffentliche Vorlesungen über diese Kunst hielt. Später schweifte er an vielen Orten umher und sprach von geheimen Dingen. Da er zu Venedig Aufsehen erregen wollte, so ließ er verkündigen, er werde zum Himmel fliegen; der Teufel hob ihn auch in die Höhe, ließ ihn aber darauf zur Erde fallen, so daß er von diesem Falle fast den Geist aufgegeben hätte. Er führte einen Hund mit sich, welcher der Teufel war. Dieser Faust entwischte in unserer Stadt Wittenberg, als der vortreffliche Fürst Johann den Befehl gegeben hatte, ihn gefangen zu nehmen. Auf ähnliche Weise entwischte er auch zu Nürnberg. Beim Anfange des Essens wurde es ihm warm; er steht auf und bezahlt dem Wirth seine Zeche; aber kaum war er vor dem Thore, als die Häscher kommen und nach ihm fragen. Dieser Zauberer Faust, eine schändliche Bestie, eine Kloake vieler Teufel, prahlte damit, er habe den kaiserlichen Heeren alle Siege, welche sie in Italien erfochten, durch seine Zauberkunft verschafft.“ Aus der Erwähnung des Herzogs Johann, den Melanchthon auch nach dem Jahre 1525, wo er Kurfürst ward, als Herzog zu bezeichnen pflegt, ersehen wir,

daß die Anwesenheit des Faust zu Wittenberg nicht nach 1532 fallen kann, in welchem Jahre jener starb. Melanchthon hatte den Faust als seinen Landsmann zu Wittenberg kennen lernen, wenn er nicht schon in seiner Heimat mit ihm bekannt geworden war. Daß er in Krakau die natürliche Magie studiert, hatte er von Faust selbst erfahren, und es ist bei der engen Verbindung, in welcher die Hochschule zu Krakau damals mit ihren deutschen Schwestern stand, nicht unwahrscheinlich, daß Fauft sich wirklich eine Zeit lang an jener aufgehalten hatte, wo, wie wir wissen, der Schwabe Heinrich Bebel von 1492 an studiert und der baierische Geschichtschreiber Johann von Abenberg (Aventinus) 1507-1509 eine Profeffur der griechischen Sprache bekleidet hatte. Auch die Prahlereien Faust's wegen der Siege in Italien hatte Melanchthon von Faust selbst gehört. Unter jenen Siegen sind die über Franz I. zu verstehn, welche mit dem Ueberfalle bei Landriano am 27. Juni 1529 schlossen, wo der kaiserliche Befehlshaber Antonio Leiva einen vollkommenen Sieg über die Franzosen erfocht; vielleicht rühmte sich aber Faust auch nur seines Antheils an den Siegen bei Bicocca (1522) und Pavia (1525) oder an der Niederlage der Franzosen vor Neapel (August 1528). Die Sage von dem Luftfluge zu Neapel, welche an die ähnlichen von Simon dem Magier und dem König Badudus von England erinnert, auch an Zauberkünften anderer Gaukler der Zeit ihr Gegenstück findet, war Melanchthon wohl erst später zugekommen, als Fauft längst Wittenberg verlassen hatte. Ueber Faust's Verbindung mit Melanchthon hat sich aber auch noch eine andere Sage erhalten, welche Augustin Lercheimer von Steinfelden, der, wie Prätorius in der Schrift,,von Zauberey und Zauberern" (1613) sagt, eigentlich Wittekind hieß und gleich Mennel Schüler Melanchthon's war, in seiner unten anzuführenden Schrift mit folgenden Worten mittheilt:,,Der vnzüchtig Teuffelische bub Faust, hielt sich ein weil zu Witebergk, kam etwan zum Herrn Philippo (Melanchthon), der laß im dann ein guten text, schalt vnd vermant in, dz er von dem ding beyzeit abstünd, es würd sonst ein böß end nemmen, wie es auch geschah. Er aber kert sich nicht dran. Nun wars ein mal umb zehen vhr, daß der Herr Philippus auß seinem ftudorio herunder gieng zu tisch: war Fauft bey im, den er da hefftig gescholten hatte. Der spricht wider zu ihm, Herr Philippe, ir fahrt mich allemal mit rauchen worten an, Ich wils ein mal machen, wann ir zu tisch geht, daß alle häffen (Töpfe) in der küchen zum schornstein hinauß fliegen, daß ir mit ewern geften (den Studenten, die bei ihm in Kost waren) nit zu essen werd haben. Darauff antwort im Herr Philippus. Das soltu wol laffen, ich schiß dir in dein kunst. Vnn er ließ es auch."

Gegen Ende der dreißiger Jahre scheint Faust in Deutschland verschollen gewesen zu sein. Der Arzt Philipp Begardi zu Worms berichtet in seiner 1539 erschienenen Schrift,,Index sanitatis. Eyn

"

Schöns vnd vast nüßlichs Büchlein, genant Zeyger der Gesundtheint": Es wirt noch ein namhafftiger dapfferer mann erfunden: ich wolt aber doch seinen namen nit genent haben, so wil er auch nit verborgen sein, noch vnbekant. Dann er ist vor etlichen jaren vast durch alle landtschafft, Fürstenthumb vnd Königreich gezogen, seinen namen jederman selbs bekant gemacht, vnn seine grosse kunst, nit alleyn der artznei, sonder auch Chiromancei, Nigramancei, Vistonomei, Visiones imm Cristal, vnn dergleichen mer künst, sich höchlich berümpt. Vnd auch nit alleyn berümpt, sonder sich auch einen berümpten vnd erfarenen meyster bekant vnnd geschriben. Hat auch selbs bekant, vnd nit geleugknet, daß er sei, vnnd heiyß Faustus, damit sich geschriben Philosophum Philosophorum 2. Wie vil aber mir geklagt haben, daß sie von im seind betrogen worden, deren ist eyn groffe zal gewesen. Nun sein verheyssen ware auch groß wie des Tessali (des Theffalus von Tralles zur Zeit des Galen). Dergleichen sein rhum, wie auch des Theophrasti (des erst 1541 gestorbenen Theophrastus Paracelsus, den Begardi besonders bekämpft): aber die that, wie ich noch vernimm, vast kleyn vnd betrüglich erfunden: doch hat er sich imm geld nemen, oder empfahen (das ich auch recht red) nit gesaumpt, vnd nachmals auch im abzugk, er hat, wie ich beracht, vil mit den ferßen gesegnet. Aber was soll man nun darzu thun, hin ist hin (das Geld)." An Georgius Sabellikus dürfte hierbei um so weniger zu denken sein, als damals der Faust von Knittlingen bereits zu großem Rufe gelangt war. Uebrigens ist zu bemerken, daß man aus den Worten,,er sei vnnd heiyß Faustus" nicht schließen darf, Faustus stehe hier als allgemeine Bezeichnung eines Zauberers; denn im Sprachgebrauche jener Zeit werden sein und heißen auf solche Weise gewöhnlich miteinander verbunden.

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Die erste Nachricht von Faust's gewaltsamem Tode gibt in den vierziger Jahren der im Zauberglauben nach den Vorstellungen der Zeit sehr befangene protestantische Theolog Johann Gast in seinen_,,Tischreden" (sermones convivales), der, nachdem er die Geschichte von einem Lärmteufel erzählt hat, welchen Faust zur Rache in ein Kloster der Pfalz gesandt, als zweites Beispiel“ von ihm folgendes berichtet: Als ich zu Basel im großen Kollegium mit Faust zusammen speiste, gab dieser dem Koche Vögel verschiedener Art, von denen ich nicht wußte, wo er sie gekauft oder wer fie ihm gegeben hatte, da zu Basel damals solche nicht gekauft wurden, und zwar waren es Vögel, deren ich in unserer Gegend keine gesehen habe. Auch hatte er einen Hund und ein Pferd bei fich, die nach meiner Meinung Teufel waren, da sie alles verrichten konnten. Einige sagten mir, der Hund habe zuweilen die Ge stalt eines Dieners angenommen und ihm Speise zugebracht. De Elende endete auf eine erschreckliche Weise; denn der Teufel er würgte ihn; die Leiche lag auf der Bahre immer auf dem Gesichte obgleich man sie fünfmal umgedreht hatte." Die Nachricht vor.

dem gewaltsamen Tode Faust's (den Cyprianus hatte der Teufel erwürgen wollen, wie er Papst Benedikt IX. wirklich erwürgt, dem Papst Paul II. den Hals umgedreht haben foll) hat Gast nur aus den Berichten anderer, die natürlich den verschollenen Zauberer nach dem zu jener Zeit weit verbreiteten Aberglauben vom Teufel holen ließen. Dasselbe gilt von Melanchthon, der seinem Schüler Mennel zwischen 1550 und 1560 erzählte:,,Vor wenigen Jahren saß dieser Johann Faust an seinem letzten Tage sehr betrübt in einem Dorfe des Herzogthums Würtemberg. Der Wirth fragt ihn, warum er wider seine Sitte und Gewohnheit so betrübt sei; denn er war sonst ein schändlicher Schelm, der ein liederliches Leben führte, so daß er ein paarmal seiner Liebeshändel wegen fast umgekommen wäre. Darauf erwiederte dieser dem Wirthe jenes Dorfs, er möge diese Nacht nicht erschrecken. Um Mitternacht ward das Haus erschüttert. Da Faust am Morgen nicht aufgestanden und der Mittag gekommen war, ging der Wirth auf dessen Zimmer und fand ihn neben dem Bette liegen mit umgedrehtem Gesichte; so hatte ihn der Teufel getödtet." Auf Melanchthon's von Mennel mitgetheilter Erzählung beruht die Darstellung des kühnen Bekämpfers der Herenprozesse, des edeln Johann Weyer (lateinisch Wierus, auch Piscinarius), Leibarztes des Herzogs von Kleve (die betreffende Stelle fällt gegen das Ende der sechsziger Jahre), der Faust's Gaukeleien und Betrügereien,,kurz vor 1540" fezt (vielleicht nach Begardi), und unter anderen zwei Stückchen erzählt, welche er von den dabei betheiligten Personen selbst gehört haben will, dazu ein drittes von einem Schulmeister zu Goslar.

In Luther's Schriften und ,,Tischreden“ findet sich keine Erwähnung des Faust; denn die von Widman hinter der Vorrede mitgetheilte,,Erzehlung, was D. Luther von D. Fausto gehalten hat," ist offenbar, wenn auch nicht von Widman selbst, untergeschoben. Nur insofern auch die dort erzählten Geschichten wirklich in der Sage gelebt haben mögen, verdienen die den Faust betreffenden Stellen jener,,Erzehlung" hier eine Erwähnung. Es hat auff ein zeit Doctor Martinus Luther ein gastung gehalten," heißt es hier,,,da hat man des D. Fausti vber tisch gedacht, was er in kurz für schalckheit getrieben hette, darauff sagt Doctor Luther ernstlich, es mache dieser Faustus, was er wolle, so wirdts ihm an dem ende wieder reichlich belohnt werden. Denn es steckt nichts anders in ihm, denn ein hoffertiger stolzer vnd ehrgeiziger Teuffel, der in dieser Welt einen ruhm wil erlangen, doch wieder Gott vnd sein wordt, wieder sein eigen Gewissen vnd Nechsten, aber was nicht bleiben wil, das fahre nur stracks zum Teuffel, denn kein hoffertigers Thier nie entstanden, vnd darüber so hoch gefallen ist, als der Teuffel, ey warumb wolt dann Faustus seinem Herrn nicht nach ohmen, auff das er sich zu lezt auch an den kopff stoffe. Aber das sage ich, er, noch der Teuffel gebrauchen sich der Zauberey nur nicht wieder mich. - Also find in dieser mahlzeit von diesem

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