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beantworten soll, ob die Qualen der Hölle noch größer sein können, als die, welche er jezt schon empfinde, worauf dieser erwiedert, die Qual der Verdammten sei so groß, daß die armen Seelen, wenn sie noch Hoffnung hätten, auf einer Leiter von Schermessern zum Himmel hinaufsteigen würden. Fauft bedeckt die Augen mit der Hand und stürzt ab. Kasperle, der mit seiner Frau in Streit ge= rathen ist, verkündet die eilfte Stunde. Faust hält noch an der schwachen Hoffnung fest, daß er nur zum Fegfeuer verurtheilt sei, aber die mit dem zwölften Glockenschlage von oben ertönende Stimme: Fauste! Fauste! in aeternum damnatus es! gibt ihm die schreckliche Gewißheit, daß er auf ewig verdammt ist. Er sinkt vernichtet zusammen, die Teufel ergreifen ihn und schleppen ihn mit sich fort. Das Ganze schließt mit einer humoristischen Szene Kasperle's, welcher durch den schneidenden Kontrast den letzten Theil des Stückes noch viel ergreifender macht. Während wir bei Marlow nur Zeuge der lezten Stunde des unglücklichen Faust sind, läßt das Puppenspiel uns den Faust während der drei legten Stunden in seiner steigenden Angst verfolgen 1), wobei es sich mit Glück der jeden Glöckenschlag begleitenden Stimme von oben bedient.

Neben diesem die alte Sage mit großer Freiheit und Kühnheit zu einem geistreich durchgeführten, von dichterischer Kraft belebten, wahrhaft ergreifenden, in sich abgerundeten Bühnenstück, wie es scheint, nicht ohne Einfluß von Marlow's Drama umgestaltenden Puppenspiele gab es bereits im siebzehnten Jahrhundert eine oder mehrere Darstellungen derselben auf der tragischen Bühne, von denen uns aber nichts erhalten ist, als einzelne Züge, welche das Puppenspiel denselben entlehnt haben mag. Eine mit naivem Humor unternommene, freie, volksthümliche Darstellung der Sage ist in einem Volksliede, welches ursprünglich in vierzeiligen gereimten Strophen gedichtet war, in einem fliegenden Blatte aus Köln, leider in sehr entstellter Form, auf uns gekommen. Dieses Lied vom Doktor Faust, das wir strophisch herzustellen versuchen, lautet also:

Hört, ihr Christen, mit Verlangen

Nun was Neues ohne Graus,
Wie die eitle Welt thut prangen
Mit Johann dem Doktor Faust.

Von Anhalt war er geboren,
Er studiert mit allem Fleiß,
In der Hoffart auferzogen,
Richtet sich nach alter Weis.

1) Nach anderen Fassungen des Puppenspiels vernimmt Faust zuerst eilf Uhr und dann jedes einzelne Viertel bis zwölf Uhr oder er vernimmt nach eilf zuerst Dreiviertel und dann zwölf, oder nur eilf und zwölf Uhr.`

Vierzigtausend Geister 1)
Thut er sich zitieren

Mit Gewalt aus der Höllen. 2)

Unter diesen war nicht einer,
Der ihm konnt recht tauglich sein,
Als der Mephistophiles geschwind,
Wie der Wind,

Gab er seinen Willen drein. 3)

Geld viel tausend muß er schaffen,
Viel Pasteten und Konfekt,
Gold und Silber, was er wollt. 4)
Und zu Straßburg schoß er dann 5)

Sehr vortrefflich nach der Scheiben,
Daß er haben konnt sein Freud;

Er thät nach dem Teufel schieben (schießen),
Daß er vielmal laut aufschreit.

Wann er auf der Post that reiten,

Hat er Geister recht geschoren
Hinten, vorn, auf beiden Seiten,
Den Weg zu pflastern auserkoren.")

Kegelschieben auf der Donau
War zu Regensburg sein Freud,

1) So werden auch bei Ariost und sonst ganze Scharen von Geistern beschworen, aus denen der Beschwörer sich einen auswählt.

2) Die Stelle lautete ursprünglich:

Vierzigtausend Geister thut er
Sich zitieren mit Gewalt

Aus der Höllen

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3) Die Worte geschwind, wie der Wind find hier, wie auch im fölgenden, eingeschoben. Die Verse lauteten ursprünglich wohl:

Als Mephistophles, so gab er

Endlich seinen Willen drein.

4) Der Reim ist hier verloren gegangen. Sollte in dem zweitvorhergehenden Verse statt schaffen bringen und hier ihm erschwingen gestanden haben? Auch ist in V. 1 mußt herzustellen.

5) Straßburg war durch sein Freischießen berühmt.

6) Statt den Weg ist wohl ihm das Ursprüngliche. In Borberg geht noch die Sage, Faust sei einst mit vier Rappen eine Viertelstunde vor zwölf von Borberg abgefahren und mit dem leßten Glockenschlag Zwölf in Heilbronn angekommen; ein Arbeiter, der sich auf dem Felde befand, fah, wie gehörnte Geister vor ihm den Weg pflasterten und hinter ihm das Pflaster wieder aufriffen. Nach der niederländischen Sage muß der Teufel Joft dem Fauft zu Bommel das schlechte Pflaster ebenen und hinter ihm es wieder in seinen vo rigen Stand versehen. Reiten steht hier nach älterm Sprachgebrauche für fahren. V. 2 ist wohl: Hat die Geister zu lesen.

Fische fangen nach Verlangen
Ware sein Ergöglichkeit. 1)

Wie er auf den heil'gen Karfreitag
Zu Jerusalem kam auf die Straß,
Wo Christus an dem Kreuzesstamm 2)
Hänget ohne Unterlaß : 3)

Dieses zeigt ihm an der Geist,
Daß er wär für uns gestorben 4)
Und das Heil uns hat (hätt) erworben,
Und man ihm kein Dank erweist. 5)

Mephistophles geschwind, wie der Wind,

Muste gleich so eilend fort 6),

Und ihm bringen drei Elle Leinwand

Von einem gewissen Ort. 7)

Kaum da solches ausgeredt (ausgeredet),

Waren sie schon wirklich da,

Welche so eilends brachte 8)

Der geschwinde Mephistophila. 9)

"

1) Das Faustbuch erzählt von Faust: Er kundte eine solche zauberische Kunst, das so bald er das fenster auffthete, vnd nennet einen Vogel, den er gern wolt, der floge ihm zum fenster hinein." Edendaselbst heißt es:,,Da name D. Faustus ein stangen, reckte die für das Fenster hinauß, alsbald kamen allerley Vögel daher geflogen, vnnd welche auff die stangen faffen, die musten bleiben, da er nuhn ein guten theil der Vögel gefangen hette, halffen die Studenten jme dieselbigen würgen vnnd ropffen. Das waren Lerchen, Krammatsvögel, vnd vier Wild- Enten." Man vergleiche auch bei Widman die Erzählung vom Lufthain zu Helpede bei Eisleben.

2) Es ist offenbar statt Karfreitag Freitag, hernach kam zur Straß und am Kreuzesstamme zu lesen.

3) Papst Sylvester II. macht mit dem Teufel den Vertrag, daß er nur zu Jerusalem, einem dem Teufel verhaßten Orte, sterbe und von ihm geholt werde, wird aber von diesem hintergangen. Uebrigens ist hier die Kirche zum heiligen Grabe gemeint, welche auf dem Golgatha steht. In einem der Puppenspiele will Faust gleichfalls nach Jerusalem. Mephistophles erwiedert, das sei unmöglich, da Teufel die Stadt nicht betreten dürften. Fauft wirft ihm seine Ohnmacht vor, worauf Mephistophles ihn dadurch beschwichtigt, daß er das Kreuz vom Kalvarienberge holt.

4) Dieser Vers gehört vor den vorhergehenden, wie das Strophengesetz zeigt.

5) Im Faustbuche muß Mephostophiles die Größe Gottes und das Verdienst Christi anerkennen.

6) Auch hier sind die Worte geschwind, wie der Wind eingeschoben. Ursprünglich lauteten die Verse etwa:

Und Mephistophles mußt eilend

Gleich zur Stund sich machen fort.

7) Es ist Ell' Leinwand und vielleicht im leßten Verse Her von irgend einem Ort zu lesen.

8) Nach welche ist ihm ausgefallen.

9) Vielleicht lautete der Vers ursprünglich :

Gleich zur Stell Mephistophla.

Die große Stadt Portugal
Soll gleich abgemalet sein.
Dies geschahe auch geschwind,
Wie der Wind:

Dann er malet überall

So gleichförmig,

Wie die schönste Stadt Portugal. 1)

„Hör', du sollft mir jezt abmalen
Christus an dem heil'gen Kreuz;
Was an ihm nur ist zu malen,
Darf nicht fehlen (fehln); ich sag' es frei,

Daß du nichts fehlst an dem Titul2)
Und dem heil'gen Namen sein.“
Diesen konnt er nicht abmalen;
Darum bitt er Fauftum 3)

Ganz inständig: Schlag mir ab
Nicht mein Bitt, ich will dir wiederum
Geben dein zuvor gegebne Handschrift:
Denn es ist mir unmöglich,

Daß ich schreib' Herr Jesu Christ. 4)

Der Teufel fing an zu fragen: 5)
,,Herr, was gibst du für einen Lohn?")
Hättst das lieber bleiben lassen;

Bei Gott findst du kein Pardon.“

1) Die seltsam entstellte Strophe dürfte ursprünglich etwa also gelautet haben:

Gleich soll drauf ihm abgemalet

Sein das große Portugal.

Dies geschah auch; denn er malet
Es gleichförmig überall.

2) Die Inschrift des Namens I. N. R. I.

3) Wahrscheinlich: Darum bitt er Faustum fein.

4) Diese arg entstellte Strophe dürfte nicht sicher herzustellen sein. Vermuthen könnte man:

Schlag' mir ab nicht meine Bitte!

Nimm die Handschrift wiederum,

Da ich ganz unmöglich litte,

Daß ich schreib' Herr Jesu Chrift.

5) Der Teufel bekennt zuerst seine Unmöglichkeit, und will die Verschreibung zurückgeben; aber bald faßt er sich und versucht auf andere Weise den Fauft von seinem Verlangen abzubringen. Er beklagt sich, daß Faust ihm seine Dienste so schlecht lohne, indem er verlange, was ihm als Teufel unmöglich fei; zugleich bemerkt er ihm, daß es doch vergebens sei, wenn er meine, das durch bei Gott Verzeihung zu finden. Uebrigens ist zu lesen: Fing der Teufel an.

6) Vielleicht: Herr, was gibst du mir für Lohn?

Doktor Faust, thu dich bekehren,
Weil du Zeit noch hast die Stund.
Gott will jest dir ja mittheilen
Die ew'ge wahre Huld. 1)

Doktor Faust, thu dich bekehren!
Halt du ja nur dieses aus! 2)

,,Nach Gott thu ich gar nichts fragen
Und nach seinem himmlischen Haus.")

In derselben Viertelstunde

Kam ein Engel von Gott gesandt,
Der that so fröhlich singen
Mit einem englischen Lobgesang. 4)

So lang der Engel da gewesen,
Wollt' sich bekehren der Doktor Faust.
Er thäte sich alsbald umkehren,
Sehet an der Hölle Graus; 5)

Der Teufel hatte ihn verblendet,
Malt ihm ab ein Venusbild.
Die bösen Geister verschwunden
Und führten ihn mit in die Höll. ®)

1) Lautete ursprünglich vermuthlich:

Gott will jezt dir ja gewähren

Seine ew'ge Gnad und Huld.

2) Die sechs Verse sind eine Apostrophe des Dichters an Faust, zu welcher er sich in diesem für Faust's Seelenheil entscheidenden Augenblick gedrungen fühlt. Für dieses im leßten Verse könnte man diesmal vermuthen.

3) Die beiden Verse bilden die Antwort auf die Rede des Mephistophles. Vielleicht stand statt himmlischen Haus ursprünglich Himmelshaus.

4) Der Engel erinnert an den guten und bösen Engel bei Marlow und im Puppenspiel. Cäsarius von Heisterbach erzählt, der lasterhafte Herzog Wilhelm von Jülich habe dreimal während der Messe die füßesten Melodien vernommen, so daß er im Himmel zu sein glaubte, worauf er geschworen habe, er wolle sich befehren, wenn diese Himmelstöne ihm noch einmal erklingen würden, was aber nicht geschah. Die Herstellung der Strophe ist sehr unsicher; fie könnte etwa gelautet haben:

In derselben Viertelstunde
Einen Engel Gott ihm sandt',
Der ihm that so fröhlich singen
Lieder aus dem Himmelsland,

5) Die Strophe lautete etwa:

Als er diese hörte, wollte
Sich bekehren Doktor Faust,
Doch er thät sich bald umkehren,
Schaute an der Hölle Graus.

6) Man könnte vermuthen:

Denn der Teufel ihn verblendet,
Malt ihm ab die Helena.
und die bösen Geister kamen,
Führten ihn zur Hölle da.

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