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einen festen Wohnplak zu wählen; so lange aber die schuldlose Liebe dem bösen Gewissen die Geißel abborge, und ihn rastlos umhertreibe, so lange halte er es für Bruderpflicht, sie der sichern Freistatt nicht zu entreißen. Ihrer Freundin erwähnte er selten.

»Der Schuhgeist,» schrieb er einst, »der von meinem Schiffe herabweht, ist von seiner Schöpferin doch nur mit beschränkten Kräften ausgerüstet worden; er wacht über alles, was außer mir nur vorgeht; er geleitet mich glücklich in und aus dem Hafen; er gebietet den Wellen und zähmet die Sturmwinde; aber um das, was in mir tobt, bekümmert er sich wenig. Mein Herz ist den Stürmen Preis gegeben meine Ruhe ist ein Spiel der Wellen, einer unfeligen Leidenschaft."

Franziska schwieg und grämte sich. Ihre blasse Wange wurde bleich, das Feuer ihres Auges erlosch allgemach; sie kränkelte wie ein Veilchen, dem Thau und Schatten mangelt. Ihr Gemahl war untröstlich darüber, und nachdem er vergebens jede Zerstreuung aufgeboten, jedes Mittel erschöpft hatte, schlug er ihr vor, ihm auf einige Zeit nach der Bai von Samara zu folgen, um zu versuchen, ob die Veränderung der Luft nicht vielleicht eine günstige Wirkung hervorbringen werde. Diese Bai liegt im spanischen Untheil von St. Domingo, und Herr de Noyer hatte daselbst eine neue Pflanzung angelegt, die seine Gegenwart von Zeit zu Zeit erforderte.

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Franziska willigte gern in diese Reise, theils aus Gefälligkeit, theils weil sie wirklich von den neuen Gegenständen wohlthätige Zerstreuung hoffte. Der Vater, so schwer es ihm wurde, sich von seinem einzigen geliebten Kinde zu trennen, billigte den Entschluß, fegnete seine Tochter, und bat sie, gutmüthig scherzend, ihm aus der Bai von Samara einen Enkel aufzufifchen. Von ihrer getreuen Babet begleitet, schiffte sie glücklich nach dem neuen Wohnplak, und der Segen ihres Vaters schien in Erfüllung zu gehen, denn bald nach ihrer Ankunft fühlte sie sich schwanger. Das Entzücken ihres Gemahls war grenzenlos; er feierte diese frohe Botschaft durch ein ländliches Fest, an welchem er zwölf treue Neger zu den Füßen seiner Gattin führte, die ihr für die erhaltene Freiheit danken mußten.

Solche Züge gingen bei Franziska nicht verloren. Sie lernte ihren Gemahl täglich höher schäßen; der Gedanke an die frohe Aussicht, Mutter zu werden, theilte nach und nach ihre einsamen Stunden mit dem schwermüthigen Gedanken an Philipp. Je näher die Zeit ihrer Entbindung heranrückte, je fester fühlte sie sich an das Leben gekettet, und die kleinste Bewegung des ungebornen Kindes machte ihr unaussprechliche Freude. Als endlich der erseufzte Augenblick da war; als der Säugling an ihrer Brust lallte, und die Freudenthräne der zärtlichen Mutter sich mit der des glücklichen Vaters mischte; da trat Philipp's Bild hinter einen Schleier, aus neuen Pflichten und neuer Liebe gewebt.

Die Gesundheit des edlen Weibes war nun völlig wieder hergestellt. Sie reichte ihrem Kinde selbst die erste Nahrung, und ihr Körper genoß den wohlthätigen Einfluß, den die Natur mit der Erfüllung dieser Mutterpflicht verbünden hat; sie war blühender, und fühlte sich stärker als jemals. Als der kleine Franz ein Alter von drei Monaten erreicht hatte, konnten seine Eltern den Bitten des Großvaters nicht länger widerstehen, der den Enkel an sein Herz zw drücken wünschte. Sie machten Anstalten, die Bai von Samara zu verlassen. Herr de Noyer ließ zu diesem Ent= zweck eine leichte Goelette in segelfertigen Stand seßen und sandte alle seine Leute und Gepäck in einem schwerern Fahrzeug voraus.

Während dies geschah, scheiterte ein kleines englisches Fahrzeug an der Küste, dessen Mannschaft sich jedoch glücklich an's Land rettete. Die Schiffbrüchigen wandten sich an Herrn de Vernier, Kapitän eines französischen, zum Auslaufen fertigen Schiffes mit der Bitte, sie an Bord zu nehmen, und nach Cap Francois oder Monte Christo zu bringen. Da er aber bereits zu viele Mannschaft am Bord hatte, so ersuchte er Herrn de Noyer, wenigstens zwei davon in seiner Goelette aufzunehmen. Der menschenfreundliche Mann bewilligte es, mit Aufopferung seiner eigenen Bequemlichkeit, denn er mußte, um des engen Raumes willen, einen getreuen Neger, der ihn bediente, zurücklassen. Er sprach mit den beiden Engländern, deren einer sich Kapitän John, und der andere Young nannte;

er versorgte sie mit Wäsche und Kleidern, und sie gelobten dankbarlich, ihm unterweges Hilfe zu leisten. Herr de Noyer nahm noch zwei gemiethete französische Matrosen an Bord und ging im März 1766 unter Segel.

Sie fuhren einige Tage mit günstigem Winde an der Küste hin, bis sie zu einer spanischen Pflanzung gelang= ten, die einem gewissen Manuel Borger zugehörte. Hier baten die Franzosen, sie an's Land zu sehen, da die beiden Engländer, als erfahrne Seeleute, vollkommen im Stande wären, das kleine Fahrzeug allein zu regieren, sie aber bei jenem Spanier ein längeres Unterkommen hofften. Herr de Noyer, der während der verflossenen Tage Zeuge von der Geschicklichkeit der Engländer gewesen war, ließ sich beschwaßen, verabschiedete die Franzosen, und seßte seine Reise fort.

Am andern Abend warfen sie den Anker zu Grigri, eine Meile oberhalb Porto Plata, an der nördlichen Küste von St. Domingo; sie aßen am Lande, ohnweit einer spanischen Pflanzung, wo man gewöhnlich Erfri= schungen einzunehmen pflegt. Nach Tische bestreuten sie den obern Theil der Kajüte mit Palmblättern, zogen ein Segel darüber und breiteten eine Matraße aus, welche dem Kinde, der Mutter und der Freundin zum Nachtlager dienen sollte. Franziska's Gemahl lagerte sich zu den Füßen seiner Gattin, und die beiden Engländer schnarchten im Vordertheile des Fahrzeuges.

Gegen vier Uhr des Morgens wurde Franziska durch

einen starken dumpfen Schlag geweckt, der das Bett ihres Gemahls zu treffen schien; zugleich hörte sie ihn vernehmlich stöhnen. Bebend fuhr sie in die Höhe, und rief: Babet! um Gottes Willen! - Doch ehe noch Babet sich ermuntern konnte, trat John, mit Blut besprißt vor ihr Bett, und drohte ihr mit aufgehobener Art sie auf der Stelle zu ermorden, wenn sie einen Laut von sich geben, oder es wagen würde, das Segeltuch wegzuschieben, welches ihr den schrecklichen Anblick verbarg. Mit funkelnden Augen verließ er sie; der eine zog die Segel auf, der andere seßte fich an das Steuerruder, und sie suchten, wie die Folge bewies, den Weg nach Neu-York.

Mit Unbruch des Tages war das Fahrzeug schon weit in der offenen See, und nun erhielten die zitternden Weiber Erlaubniß, aufzustehen. Franziska wankte hervor — Gott! welch ein Anblick! man hatte so eben den blutigen Leichnahm ihres Gemahls über Bord geworfen, er schwamm noch auf dem Wasser. Die arme Witwe sank kraftlos zu Boden; die Unmenschen spotteten ihrer. Mit dem Dolch in der Faust trat John vor sie und forderte die Schlüssel zu den Kasten und Koffern. Er durchsuchte alles, nahm aber nur das bare Geld, und gab ihr die Schlüssel zurück.

Den ganzen Tag überließ man sie ruhig ihrem Schmerze. Das Fahrzeug segelte mit frischem Winde. Franziska wußte nicht wo sie war, Himmel und Meer umgaben sie.

Welcher Pinsel malt die Leiden der Nacht, die auf diesen Tag folgte! - Verlassen von jeder Hilfe; in der

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