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Gewalt der Mörder ihres Gatten, dessen Blut noch den Boden neben ihr färbte; zitternd vor Mißhandlungen ihrer Ehre; zitternd vor dem Leben ihres Kindes ach! noch nie waren so mannigfaltige Leiden in den Zeitraum einer Frühlingsnacht zusammen gepreßt worden!

Mit der ersten Morgenröthe traten die Räuber vor ihr Bett. »Dein Schluchzen und Wimmern,” sprachen sie, »geht uns zu Herzen. Wir sind nicht weit vom Cap François entfernt. Willst du, so soll einer von uns dich in dem Boote dahin geleiten.”

Ohne zu bedenken, daß dieser Vorschlag Leuten unmöglich Ernst sein konnte, die, mit einem ungeheuren Verbrechen belastet, den Ort fliehen mußten, wo die gerechte Rache ihrer harrte; ohne zu bedenken, daß sie bereits drei Tage in offener See herumschwärmten, und folglich unmöglich so nahe bei Cap François sein konnten ; gehorchte Franziska nur dem Wunsche, diesen Mördern zu entfliehen, und willigte hastig ein. Der Kahn war, nach Art der amerikanischen Piroguen, sehr klein, und aus einem einzigen hohlen Stamm verfertigt; aber keine Gefahr schreckte sie. Sie ergriff ein kleines Bündel mit Wäsche, und that gern Verzicht auf ihre übrigen Habseligkeiten, die der Kahn nicht zu fassen vermochte. John warf selbst einen schlechten Strohsack, etwas Zwieback, einen Krug mit süßem Wasser, einige Eier und ein wenig gesalzenes Schweinefleisch in die Pirogue, durchsuchte nochmals die Laschen der armen Witwe, raubte ihr einige Kleinigkeiten

von Werth, und stieß sie dann nebst Babet hinab in den Kahn.

Mit Ungeduld erwarteten sie, daß einer der Mörder nachspringen sollte, um das elende Fahrzeug zu regieren; aber plöhlich hieben die Barbaren das Thau entzwei, Young faßte das Steuerruder, John richtete die Segel, die Goe= lette entfernte sich schnell, und die Unglücklichen wurden Wind und Wellen überlassen. Starres Entsehen ergriff die jammernde Mutter; sie hob ihre Hände zu den Mördern ihres Gatten empor, und beschwor sie, sich des unschuldigen Kindes zu erbarmen aber mit jedem Au

genblicke vergrößerte sich der Raum, der sie von dem Schiffe trennte.

Schon verhallte ihre Stimme ungehört

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fie konnte

fie suchte die Worte durch bittende

vergebens! die Mörder schwanden

Franziska sank in Ohnmacht. Das Kind wimmerte an ihrer Brust; es suchte Nahrung und fand sie nicht; es suchte Wärme und verkroch sich in einen erstarrten Busen. Die Nacht brach herein. Die Gefahr stieg mit jeder Minute. Der Wind wurde stürmisch, die Wellen tobten, und jeder Augenblick drohte den elenden Kahn zu verschlingen. Eine hohe Welle bedeckte sie, riß den Zwieback mit sich fort, stürzte den Wasserkrug um, und beraubte sie ihrer leßten Hoffnung.

Welch eine Nacht! welch ein Hin- und Herschleudern

zwischen Todesangst und Muttersorge! Babet, die schwache Babet, ergriff das Ruder, und da sie zuweilen bei kleinen Wasserspazirfahrten aus Schäkerei gesteuert hatte; so kam ihr diese geringe Uebung jeht zu Statten, und sie brach manche Welle, die das Boot verschlungen haben würde.

Die Morgenröthe erschien, und mit ihr legte sich der Sturm; das war aber auch der einzige Trost, den Aurora ihnen zulächelte. Noch immer begrenzte Wasser und Himmel ihre ängstlich spähenden Blicke; jede Minute ihres verlängerten Lebens glich einem Wunder. So kampften zwei zartgebaute Weiber und ein schwacher Säugling fieben Tage und sieben Nächte mit Wind und Wellen, jeder rauhen Witterung ausgeseht; von Regen durchnäßt, von der Kühle der Nacht erstarrt; von der brennenden Mittagssonne gestochen; durch immerwährende Todesangst gepeinigt; ohne Wasser, ohne andere Lebensmittel, als die wenigen Eier und etwas gesalzenes Fleisch. Franziska's Kräfte nahmen stündlich ab, ein Blick auf das wimmernde Geschöpf an ihrem Busen erhielt allein noch den schwachen Lebensfunken. Die Mutter Natur erbarmte sich der hilflosen Mutter, und unterstützte sie über alle Erwartung. Bis zum sechsten Tage war noch immer Nahrung für den Säugling in ihrer Brust; aber endlich versiegte auch diese Quelle, und in der Nacht auf den siebenten Tag brachte das Stöhnen des hungernden Kindes die arme Franziska zur Verzweiflung. Sie beschloß zu sterben, aber auch sterbend noch einen Beweis ihrer mütterlichen Zärtlichkeit zu

geben; sie wollte sich eine der öffnen, und das Kind mit ihrem Blute tränken; sie würde diesen durch Geisteszerrüttung erzeugten Gedanken auf der Stelle ausgeführt ha= ben, wenn die Dunkelheit der Nacht sie nicht abgehalten hätte. Sie wiegte das schreiende Kind auf den kraftlosen Armen, und sang ihm mit schwacher Stimme den Trost zu, daß es bald in der Mutter Blut seinen Durst löschen. sollte. Erschöpfung und Hunger betäubten endlich Mutter und Kind, sie sanken beide in einen Zustand, der der Ohnmacht ähnlicher war, als dem Schlummer.

Babet lag auf ihren Knien, und weinte und betete, auf das Ruder gestüßt, welches sie nicht mehr zu regieren vermochte. Der siebente Tag brach an — eine freundliche Morgenröthe schimmerte auf den Wellen. — Als der Sonnenrand über das Meer trat, schaute Babet auf und siehe, ein Schiff schwankte in geringer Entfernung vorüber.

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Ein Schiff! EinSchiff! kreischte sie den Schlummernden zu. — Franziska schlug die Augen auf — erblickte das schwellende Segel - vergaß ihre Ohnmacht, hielt den Säugling hoch in die Luft, und schrie Hilfe! Hilfe!· Babet riß das Tuch vom Busen, band es schnell an das Ruder, und ließ es in den Wind flattern. Es währte lange, ehe man vom Schiffe diese Zeichen gewahr wurde; ihre Angst war unaussprechlich. Doch endlich o Gott! wer malt das Entzücken dieses Augenblickes! — endlich wird eine Flagge aufgezogen, und das Schiff wendet sich.

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Die beiden Freundinnen sinken einander stumm in die Arme, und finden wieder Thränen in den hohlen vertrockneten Augen.

Immer näher und näher schwankt das Schiff, immer kleiner und kleiner wird der Raum, der das Boot von ihm trennt. Jest treibt ein leichter Windstoß es dicht unter seinen Bord Franziska hebt die Augen auf - und siehe, der Schuhgeist mit dem Vergißmeinnicht lächelt auf sie herab. Zu gleicher Zeit tönt ein Schrei des Entsehens vom Schiffe; ein Mann will sich in die Wellen stürzen - drei Matrosen vermögen kaum den Wahnsinnigen zurück zu halten Franziska's Name durchschneidet die Lüfte! — Ein ausgesetztes Boot nähert sich; man trägt sie die Schiffsleiter hinauf, und legt sie mit geschlossenen Augen in Philipp's Arme. So lohntest du, Liebe! alle Martern der Vergangenheit, indem du den treuen Jüngling zum Retter der Geliebten erkohrst.

Franziska's Erwachen

Philipp's Entzücken — find keine Gegenstände der Kunst. Das Schiff ankerte bald nachher auf der Rhede von Neu-Orleans, wo Franziska die beglaubigte Erzählung ihrer Leiden im Gerichtshof von Louisiana niederlegte. Man sandte ihre Aussage sogleich nach Neu-York, die Mörder ihres Gemahls wurden streng verfolgt; aber es sei nun, daß sie den Tod in den Wellen gefunden, oder falsche Namen angenommen, man hat nie wieder etwas von ihnen gehört.

Sobald Mutter und Kind sich erholt hatten, führte

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