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Gästen besucht werden. Sie kennen sich unter einander seit langer Zeit, sie sind sicher von ihren wechselseitigen Grundfäßen. Auch schweigen sie alle mäuschenstill, sobald ein Fremder hereintritt, der ihnen verdächtig ist.

Die Kaffeehäuser von Paris sind nicht schön. Man sucht jezt vergebens darin die vormalige edle und reiche Verzierung. Papiertapeten, und nichts als Papiertapeten! Es gab eine Zeit, wo sie genöthigt waren, mit Büsten von Marat und le Pelletier, einer dreifarbigen Fahne, einem Sprüchlein zu Ehren von Jean de Bry u. dgl. m. zu paradiren. Der achtzehnte Brümaire hat die Ställe des Augias gereinigt. Auch die Theater haben ihre besondern Kaffeehäuser; aber dort darf man den guten Ton nicht suchen. - Das Kaffeehaus de Procope war vormals berühmt. Dort versammelten sich die größten dramatischen Dichter. Dort ward entschieden, ob ein neues Stück gefal= len solle, oder nicht, oft ehe man es gelesen hatte. Wer die Mitglieder des Kaffee-Prokope sich nicht geneigt machen konnte, der war, trok allen Talenten, verloren! Es ist der abscheulichste Despotismus, wenn eine literarische Ge= sellschaft sich die Rechte des Publikums anmaßt.

Cailhava, ein fiebzigjähriger dramatischer Dichter, der, verfolgt und mit Ehre, seine Bahn durchlaufen hat. Die Natur selbst scheint ihn zum Schauspieldichter berufen zu haben; aber, da die Kunst nicht immer eine Freundin der Natur ist, so haben die Kunstmänner alles Mögliche gethan, ihm seinen Beruf zu verleiden. Indessen hat

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ihn der Himmel mit stets heiterer Laune begabt, und alle Verfolgungen, deren Schlachtopfer er oft gewesen, haben ihm diese nicht geraubt. Er hat eine Menge Lustspiele ge= schrieben, die man zum Theil erst nach seinem Tode schätzen wird; denn das unverzeihlichste Unrecht eines beliebten Schriftstellers ist — daß er lebt. Man muß in seinen eigenen Werken nachlesen, um sich einen Begriff von allen den Sottisen und Schurkereien zu machen, durch die man ihn geneckt und gekränkt hat. Endlich, in seinen alten Tagen, scheint man ihn in Ruhe zu lassen; ein Vortheil, den ein Mann von Talent sich selten versprechen darf. Sein Cabriolet volant wurde einst auf dem Theatre des Italiens durch Carlin achtzigmal hintereinander ge= spielt. Seine englischen Journalisten, die, nach mancher überwundener Kabale, auf dem Theatre français gegeben wurden, stellen ein lebhaftes Gemälde der kleinlichen Leidenschaften und neidischen Neckereien dar, welche die Literatur entehren. Cailhava ist jetzt Mitglied des National-Instituts.

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Jean Calas, ein Greis, den das Parlament von Toulouse ermordete, und dessen Andenken durch den Edelmuth Voltaire's von der Schmach gerettet wurde. — Laßt uns aufrichtig sprechen: mischte sich in jenen Enthusiasmus der Franzosen nicht ein wenig Reiz der Neuheit? Alles, was man damals für Calas that und sprach, würde der schönste Lobspruch des menschlichen Herzens sein, hätte man nicht zur nämlichen Zeit hunderttausend andere Un

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glückliche vergessen, die eben so unschuldig litten, als jener. Kaum ist die Revolution ausgebrochen, so hört man nur den Namen Calas! Zwei Schauspieldichter lassen zwei lange gräßliche Dramen aufführen, welche wirken, weil Calas ihr Gegenstand ist. Pujoulx gab 1791 bei den Italienern die Witwe Calas in Paris. Auf den Boulevards-Theatern sind neun bis zehn Calas erschienen, nicht, um Mitleid zu erregen, sondern, um durch ein Modespektakel Geld zu gewinnen; denn bald nachher predigten die Jakobiner in den nämlichen Sälen. Man trug in Paris Hauben und Bänder à la Calas, man wußte selbst nicht

warum.

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Ein peinlich Angeklagter, Namens Calas, tritt vor eine Revolutions-Kommission in Lyon. »Bist du,” fragt der Richter, »verwandt mit jenem Calas, den das Parlament rädern ließ?" - Ja. »So sei frei! dein Name rettet dich !» Mein Gott, wenn ein bloßer Name dazu hinreichte, muß man nicht glauben, daß die meisten Verurtheilten kein anderes Verbrechen begangen hatten, als daß sie keinen Modenamen führten? Der wüthendste Aristokrat, hätte er nur Marat geheißen, wäre damals frei gesprochen worden.

Wie man in großen Städten nach der neuesteu Mode in's Theater geht.

Wenn das Schauspiel etwa um halb sechs Uhr feinen Anfang nimmt, so lasse man den Kutscher um drei Viertel auf sechs Uhr vorfahren. Hiedurch gewinnt man mehrere Vortheile. Erstens hört man die Exposition des Stückes nicht, die gewöhnlich langweilig ist. Zweitens bekommt man dadurch Gelegenheit, seinen Scharfsinn zu üben, indem man die Verwicklung der Fabel zu errathen sucht, ohne den Anfang zu wissen. Sollte das aber auch nicht gelingen, so lernt man doch drittens dadurch von einem Stücke urtheilen, welches man gar nicht kennt; und das ist ein nicht kleiner Vortheil, weil diese Kunst eine sehr gangbare Mode ist.

Bei der Ankunft vor der Loge ermahne man den Logenschließer, daß er mit den Schlüsseln nicht zu leise verfahre, damit das Publikum der hereintretenden Person die gebührende Aufmerksamkeit schenke. Auch will die Mode, daß man noch draußen vor der Loge ein sehr lautes Gespräch halte, oder, wenn man Stiefeln trägt, die Abfäße brav hören lasse.

Hat man nun endlich den bestimmten Plak, versteht sich mit einigem Geräusch, occupirt, so lausche man auf die Neußerungen des Publikums im Parterre und in den benachbarten Logen. Rufen sie St! Et! und schneiden sie ver

drießliche Gesichter, weil sie gestört werden, so hat man es ganz recht gemacht. Bleibt aber alles still, so ist man nicht bemerkt worden, und muß ein ander Mal besser lärmen.

Nun ziehe man den Operngucker hervor, mustere zu= erst die nächsten Damen, dann das Parterre, und endlich, wenn noch Zeit übrig ist, lasse man seine Blicke auch auf die Bühne fallen. — Wenn man hinlänglich bemerkt hat, wie die Schauspielerinnen angezogen sind, so leihe man auch dem, was sie sagen, ein geneigtes Ohr. Doch da es eine Hauptregel und unvergängliche Mode in der guten Gesellschaft ist, daß nichts erschöpft werde, so hüte man sich ja, die Aufmerksamkeit zu erschöpfen. Man erhole sich dann und wann durch ein interessantes Gespräch mit der Nachbarin; oder man lasse die Augen im Saal umher promeniren; oder man genieße à la glace, Wepfel und Kuchen, wobei der Marqueur anzuweisen ist, daß er mit den Theelöffeln gehörig klappere.

Hat man bis hieher die Regeln des guten Tons be folgt, so ist das Uebrige leicht. Bei dem Stücke selbst nämlich hat man blos darauf zu sehen, von wem es ist. Heißt der Name des Verfassers Schlegel oder Göthe, so zolle man unbedingte Bewunderung, und halte jedes Mal die Hand vor, wenn man gähnen muß. Heißt er Schiller, so lobe man zwar auch; aber mit Einschränkung, wovon man jedoch keinen Grund anzugeben braucht. Heißt er Iffland, so befleißige man sich einer vornehmen Miene, und sage, man könne sich nicht für Familien-Verhältnisse eines Kauf

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