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drückte Familie schwieg. Der Jüngling wuchs heran, und ernährte kümmerlich Mutter und Geschwister. Einst, am Frohnleichnamsfeste, saß er auf den Stufen, welche zu der Kathedralkirche führen, und sah andächtig die Procesfion vorüberziehen. Plöglich erblickt er den Mörder seines Vaters unter den übrigen Geistlichen; der Anblick empört ihn, Schmerz und Wuth reißen ihn hin, er springt auf den Unhold zu, und stößt ihm sein Messer in die Brust. Man ergreift den Jüngling, der die blutige That nicht zu verbergen oder zu läugnen trachtete. Der Prozeß währte nicht lange; er wurde verdammt, lebendig geviertheilt zu werden Peter der Grausame befand sich gerade zu Sevilla; er erfuhr das Vorgegangene, ließ sich darüber berichten, kassirte das Urtheil, und entschied: der junge Mensch soll während eines ganzen Jahres — keine Schuhe machen.

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Ein seltsamer Prozeß.

Am 1. März 1803 wurde vor der königlichen Bank

zu London ein seltsamer Streit entschieden. Die Parteien waren Herr Leeds, ein wohlhabender Gentleman, und Elisabeth Cooke, Tochter eines reichen Güterbesizers in der Grafschaft Esser, Namens Cardinal. Aus der Untersuchung ging hervor, daß am 9. Mai vorigen Jahres Miß

Elisabeth Cardinal, als sie eben im Begriff stand, sich mit Herrn Leeds zu verheirathen, unvermutheter Weise mit einem Undern, der ihr besser gefiel, nämlich mit Herrn Cooke, die Flucht ergriff, und sich an einem kleinen Orte auf der schottischen Grenze mit ihm trauen ließ. Leeds begehrte daher von Madame Cooke und ihrem Manne entschädigende Genugthuung für die ihm zugefügte Beleidigung.

Der Advokat des Klägers, der berühmte Erskine, trug die Sache sehr pathetisch und romantisch vor. Herr Leeds, sagte er, hatte das Glück seines Lebens auf diese Verbindung gebauet, und hat nur Kummer und Sorgen geerntet. Er liebte Miß Cardinal und wurde geliebt; Beider Väter hatten diese Liebe durch ihren Segen geheiligt; der Contract war unterschrieben, der Trauring gekauft, nichts mangelte als die Ceremonie. Über Herr Cardinal, ein geiziger Vater, hatte diese noch verschoben, um noch einmal die Interessen des Kapitals zu genießen, welches er seiner Tochter wider Willen herausgeben mußte. In dieser Zwischenzeit kommt Herr Cooke, ein braver, einnehmender und imponirender Seemann; troß der bekannten Verbindung der Miß, trägt er ihr sein Herz an, gefällt, entführt und heirathet sie. Kurze Zeit nach der Zurückkunft der Neuvermählten schreibt Madame Cooke einen Brief an ihren ehemaligen Bräutigam, in welchem sie ihre Betrübniß darüber ausdrückt, sich noch nicht in seinen Augen gerechtfertigt zu haben, und also fortfährt: »Ich weiß, daß

Sie eine solche Behandlung nicht verdienten, daß mein Benehmen gegen Sie nicht zu entschuldigen ist; aber ein geheimes Ich weiß nicht was sagte mir, daß ich Sie nicht lieben könne. Ich hoffe, Sie werden meinen Leichtsinn verzeihen, und mit meiner Schwachheit Mitleid haben."

Es wäre allerdings sehr bequem, fügte Erskine hinzu, wenn ich weiß nicht was eine hinreichende Entschuldigung wäre, so oft man Luft hat, seine Liebhaber zu wechseln, und wenn ich weiß nicht was ein Mädchen berechtigte, denjenigen unglücklich zu machen, dem sie zwei Jahre lang ein günstiges Gehör gegeben. Doch versicherte er, daß sein Client weder vor Kummer sterben werde, noch Willens sei sich aufzuhängen. Über Entschädigung verlange er mit Recht für seine vielen Ausgaben und Unkosten.

Hierauf nahm Herr Garrow, der Sachwalter des Herrn und der Madame Cooke, das Wort, und debutirte mit einem etwas freien Scherze. Sein Client, meinte er, sei noch viel weiter davon entfernt sich aufzuhängen, als Herr Leeds, der eben so wenig ein Recht zu einer Entschädigung habe, als Herr Cooke im Stande sei eine zu ge= ben. Denn dieser sogenannte junge Held und Seemann, der, mit Ruhm bedeckt, das Herz der Miß zu rauben kam, sei kein anderer als ein junger, von seinem Vormund ruinirter Mensch, ein Comptoirbedienter bei einem Kaufmann, der nach Indien handle. Madame Cooke, von welcher Leeds einen so schönen empfindsamen Brief producirt habe,

könne keinen einzigen Perioden ordentlich bilden, und kein Wort orthographisch schreiben. Sie habe also offenbar den Brief nicht aus eigener Bewegung, sondern Jemanden zu Gefallen geschrieben, der die Familien habe vereinigen wollen. Was den untröstlichen Herrn Leeds betrifft, so wurde erwiesen, daß er an eben dem Tage, als der Contract unterzeichnet wurde, Braut und Schwiegervater verließ, um zwei Stunden bei einem Freudenmädchen zuzubringen, ja, daß er sogar die Unverschämtheit hatte, das seinem Schwiegervater zu erzählen, von dem es auch die Braut wieder erfuhr. Bald darauf gingen Alle auf's Land, und hier wollte der treue Bräutigam eine Magd des Herrn Cardinal durch ein Geschenk von Ihee verführen. — Seiner Braut gab er zu verstehen: sie dürfe keinen andern Willen haben als den seinigen; und als sie eines Tages spaziren gehen wollte, bestand er darauf, sie solle spaziren reiten, oder er werde ihr die Knochen entzwei schlagen. Defter schon hatten sie sich über die Frage gezankt: wie dick der Stock sein dürfe, mit welchem, nach englischen Gesehen, dem Manne erlaubt ist, die Frau zu bessern. Nach einem solchen Zanke prügelte er sie einst mit einer Pferdepeitsche, und sagte dabei: daraus solle sie. lernen, was sie von ihm zu erwarten habe. Als seine Frau wolle er sie wie kleine Kinder züchtigen. Ein ander Mal versicherte er: er wolle sie lebendig schinden, und auch bei Gelegenheit todt schlagen.

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Man muß gestehen, daß alle diese Artigkeiten nicht

dazu gemacht sind, ein junges Herz unwiderruflich zu fesfeln. Miß Cardinal ergriff, wie gesagt, ihre Partie als ein kluges Mädchen; und sogleich erklärte Leeds, daß er sich sehr glücklich schäße, die schlechte Ware los gewor= den zu sein. Als sein Schwiegervater in ihn drang, den Flüchtlingen nachzuseßen, antwortete er: Ihnen zu gefal= len will ich es wohl thun; aber für mich thäte ich keinen Schritt darum. — Drei Tage nach diesem Vorfalle schickte er einen Bedienten seines Schwiegervaters mit einem Briefe an eine Miß Turpin, die ihn nicht lesen konnte, und daher den Bedienten bat, ihr denselben zu entziffern. Er enthielt das Unerbieten einer Rente von zweitausend Pfund Sterling, wenn sie ihn erhören wolle. Sie fand die Zah= len leserlicher, als die Buchstaben, und schon acht Tage nachher logirte sich Leeds ohne Umstände bei ihr ein. — Miß Turpin selbst, die außerordentlich schön ist, wurde vorgefordert, und Lord Ellenborough verhörte sie über diesen Umstand, den sie keineswegs läugnete, auch gar nicht verlegen dabei schien. — Der Lord Oberrichter zog endlich aus Allem das Resultat: »die abscheuliche Ungeschliffenheit der ganzen Familie mache glaublich, was in jedem andern Fall in dem Benehmen des Klägers unglaublich gewesen sein würde. Das Betragen der Miß Cardinal wäre also Klug, aber nicht geseßlich zu nennen, und könne vom Gesetz durchaus nicht autorisirt werden. Sie habe daher den Prozeß verloren, und die Jury folle die Summe des Schadenersatzes bestimmen." - Die Geschwornen ent=

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