ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Uber auch in Macao erwarben Camoens große Talente ihm Freunde; er erhielt sogar eine Stelle in der Administration, und in Nebenstunden opferte er den Musen. In fünf Jahren sammelte er ein mäßiges, für ihn hinreichendes Vermögen. Indessen war Dom Constantin von Braganza Vicekönig von Indien geworden, und Camoens durfte zurückkehren. Sein eigensinniges Schicksal aber wollte, daß er Schiffbruch auf der Küste von China leiden mußte; er verlor alles nur seine Lufiade nicht! denn er schwamm an's Ufer, ruderte mit einer Hand und hielt mit der andern das Gedicht hoch empor. So kam er an ein unbekanntes Ufer, wurde aber freundlich aufgenommen, und erwähnte dessen dankbar im zehnten Gesang der Lufiade. Er mußte hier lange harren, bis ein Schiff ihn nach Goa brachte, wo man ihn mit Auszeichnung empfing, und er ein glückliches Leben führte, so lange Dom Braganza Vicekönig war. Als aber Graf Redondo diesen ersetzte, erwachten seine Feinde wieder: man beschuldigte ihn der Veruntreuungen in seinem Amte zu Macao. Redondo ließ ihn in's Gefängniß werfen; er gewann seinen Prozeß ehrenvoll, und seine Ankläger standen als beschämte Verleumder da. Was half es? er konnte das Gefängniß doch nicht verlassen, denn nun hielten seine Gläubiger ihn fest. — Die Edelleute am Hofe zu Goa schämten sich doch endlich, einen so verdienstvollen Mann länger in Fesseln schmachten zu sehen; fie befreiten ihn, und er that wieder Kriegsdienste. Einige Zeit darauf lud ihn Peter Barretto, Gouverneur von Sofala, unter

[ocr errors]

den glänzendsten Versprechungen zu sich ein. Die isolirte Lage von Sofala machte diesen Ort zu einer Art von Exil, und der Gouverneur wünschte Gesellschaft. Aber nach Art der Großen - wollte er nur unterhalten sein, ohne selbst etwas zur Unterhaltung beizutragen, Camoens wurde dieses Frohndienstes bald überdrüssig, und beschloß, in sein Vaterland zurückzukehren. Das konnte ihm nun zwar Barretto nicht verwehren, erlaubte sich aber ein schändliches Mittel, feine Abreise zu verhindern: er forderte nämlich Bezahlung von ihm für Quartier in seinem Hause und Unterhalt an seinem Tische. Als ob ein Mann von Genie, der sich dazu versteht, einem schwer zu amusirenden großen Herrn Gesellschaft zu leisten, seinen Teller voll Suppe nicht dreifach bezahlte? — Cabral und Sylveira, zwei portugiesische Edelleute, wurden durch dieses Betragen empört; fie bezahlten für Camoens, und nahmen ihn mit sich. So, sagt Faria, verkaufte Barretto seine Ehre sammt dem Dichter.

Nach einer Ubwesenheit von sechzehn Jahren erschien Camoens wieder in Lissabon, gerade als die Peft dort wüthete. Drei Jahre nachher gab er sein Gedicht heraus, in welchem er den jungen sechzehnjährigen König Sebastian so fein lobte, daß dieser ihm eine Pension von viertausend Realen gab, unter der einzigen Bedingung, daß er an seinem Hofe leben solle. Sebastian verlor aber die Krone durch die Schlächt bei Alcazar. Sein Nachfolger, der Kardinal Heinrich, nahm dem Dichter die Pension wieder, weil er,

am Schluß seiner Lufiade, dem jungen König den Rath gegeben hatte, die Pfaffen von der Regierung entfernt zu halten, welches offenbar auf den Kardinal gemünzt war. — Von nun an mußte er alle Arten von Leiden und Vernachlässigungen erdulden. Man machte ihm unter andern auch ein Verbrechen daraus, daß er den Untergang Portugalls prophezeihet hatte. In Armuth und Mangel mußte er schmachten. Ein einziger schwarzer Bediente, den er von Java mitgebracht, und der ihm auch bei dem Schiffbruch an den chinesischen Küsten das Leben soll gerettet haben, blieb ihm in jeder Lage treu, und bettelte für seinen Herrn auf den Straßen von Lissabon, bis der unglückliche Camoens 1759 im zwei und sechzigsten Jahre im Elend starb. Gleich nach seinem Tode ging es wie gewöhnlich: mehrere Städte ftritten um die Ehre, ihn hervorgebracht zu haben; eine Menge Grabschriften verkündeten seinen Ruhm; die Lusiade wurde in alle Sprachen überseht. Hätte er nicht unberufen die Wahrheit immer auf den Lippen getragen, sein Ende wäre glänzender gewe= sen. Aber die Großen verlangen nun einmal von einem Dichter, er solle nur dichten.

[ocr errors]

Die Luftbä l l e.

Jest wurden die Stricke abgeschnitten. Der Ball

schwebte majestätisch empor, die Fahne flatterte in der bun

ten Gondel, der Wagehals schwenkte den Hut, fünfzigtausend Mäuler sperrten sich weit auf, hunderttausend Augen gafften, und eben so viel Hände klatschten. Ich stand mitten im Gedränge, das erhabene Schauspiel entlockte mir Thränen. Der Luftschiffer verlor sich in den Wolken, und ich in Betrachtungen über die Tiefe des menschlichen Geistes.

Ein seltsamer Anblick riß mich aus meinem Taumel. Drei Schritte von mir stand ein kleiner Ultvater, der die ungeheure Luftsäule nicht mehr tragen konnte, welche jeden Menschen drückt. Es war unmöglich zu entscheiden, zu welcher Nation dieser Zwergen - Greis gehöre; sein langer weißer Bart verrieth einen Muselmann, seine Gesichtsfarbe einen Braminen von der Küste Malabar, und sein Gewand einen Griechen aus den Zeiten des Uppollonius von Thyana; mit kleinen grauen Augen blinzelte er in die Wolken, sein Mund verzog sich zu spöttischem Lächeln, und sein Kahlkopf wackelte bedenklich von einer Schulter zur andern.

Diese zweideutige Geberdensprache, welche so wenig mit meinen Empfindungen harmonirte, machte mich unwillig; ich trat näher: »Alter Graukopf!" redete ich ihn an, »wünsche dir Glück, daß du vor deinem Ende noch ein sölches Schauspiel erlebtest."

»Glück ?» verfeßte der Zwerg mit Hohnlächeln, »kurzsichtiger Sohn dieses kurzsichtigen Jahrhunderts! ich bedaure dich, und schweige.”

»Du magst mich bedauern, so viel dir belicht, aber warum schweigen? Das ist sonst eben nicht der Fehler des Alters.»

Was nennst du alt?

»>Was so, wie du, vier Fünftel eines Jahrhunderts auf dem gebeugten Rücken trägt.”

Vier Fünftel eines Jahrhunderts? Ha, ha! ha! hätte ich doch kaum geglaubt, daß man mich für einen solchen Springinsfeld halten könnte.

»Ein Springinsfeld von achtzig Jahren? Du scherzest.»

Jüngling! hub der Alte an, mein einziger Sohn ward bei der Erbauung von Ninive durch einen Dachziegel er= schlagen. Mein Spiegel, der mir weniger schmeichelt, als du, versichert mich, daß ich kaum ein Mittelalter von zweitausend Jahren erreicht zu haben scheine; indessen zähle ich deren bereits sechstausend, und verdanke dieses hohe Alter dem Stein der Weisen, den mein Freund Henoch mir mittheilte, ehe er gen Himmel fuhr. Ich habe in meinem Leben nur wenig Schüler gezogen, unter welchen der Scythe Abaris, der Aegypter Hermes, und der Graf St. Germain mir Ehre machen. Ich habe so viel gesehen und erfahren, daß ich es am Ende nicht mehr der Mühe werth hielt, mich um das Menschengeschlecht zu bekümmern. Nichts geringeres, als die heutige Begebenheit, konnte mich aus meiner Gleichgiltigkeit wecken. Es schmerzt mich, daß ich ein Zeuge eures unbesonnenen Taumels sein muß. Ihr liebt das Neue und ich hasse es. Euer Hans Jakob Rousseau deklamirt gegen die Wissenschaften, und er hat Recht.

Das erste Weltalter, dessen ihr euch erinnert, nennt ihr das goldene. Damals leitete die Natur noch die Menschen

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »