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da wandte er sich noch einmal um nach seinen beiden Kindern, und in seinem Auge glänzte die lehte Thräne. »>Wackerer Philipp," sagte er, »gute Babet! ich hinterlasse euch nichts als einen ehrlichen Namen und diese kleine Hütte, in welcher ihr geboren wurdet. Du, mein Sohn, gedenke des Fleißes und der Redlichkeit deines Vaters! Du, meine Tochter, gedenke der Tugend deiner Mutter! euch beiden sei die Liebe und Eintracht eurer Eltern immer ge= genwärtig. Philipp, sei deiner Schwester männlicher Schuß; Babet, sei deines Bruders sanfte Gehilfin. Legt eure Hände in meine kalte Hand, und versprecht mir Frömmigkeit und Tugend, und der Geschwisterliebe unauflöslichen Bund."

Sie legten ihre Hände in seine kalte Hand, ihre Thränen mischten sich mit dem Todesschweiß auf der väterlichen Stirn, und als sie noch stammelten, da ging der Verklärte schon durch die Pforte; und als sie hinter ihm sich schloß, siehe, da wurde das Gesicht des Pförtners freundlich; er streckte die verloschene Fackel aus, und sie entzündete sich wieder an einem ewigen Lichte.

Die verlassenen Waisen umarmten sich fest in der Dunkelheit des Lebens. Babet klammerte sich an ihren Bruder, wie ein Kind an den Rock seiner Wärterin. Philipp ge= dachte der letzten väterlichen Worte, und jener hohe Muth durchflammte seine Brust, der oft bei eigener Noth gebricht, aber in Thätigkeit empor lodert, wenn das nasse Auge eines lieben weiblichen Geschöpfs unsere Hilfe heischt.

So traulich und genügsam, so still und eingeschränkt als Göthe's Geschwister, lebten sie fast ein Jahr. Babet glich Cicero's Mutter an Wirthschaftlichkeit, ob sie gleich weder leere noch volle Weinflaschen zu versiegeln hatte *), und ihrem Bruder wurde »der Erwerb im Kleinen ehrwürdig, seit er wußte, wie sauer ein Thaler wird, wenn man ihn Groschenweise verdienen muß**).” Auch er hatte wie Göthe's Wilhelm, seine Freude an der alten Käsefrau, die mit der Brille auf der Nase, beim Stümpfchen Licht, ein Stück nach dem andern auf die Wage legt, ab- und zuschneidet, bis die Käuferin ihr Gewicht hat aber der Fluch des Schicksals, der seinen Vater drückte, schien auch auf ihn zu ruhen.

Das kleine enge Haus, das karge Erbtheil der fleißigen Geschwister, stieß an ein Hanfmagazin, in welchem in einer stürmischen Nacht Feuer auskam. Ehe noch Philipp und Babet sich aus dem ersten Schlafe aufzuraffen vermochten, stand ihre Hütte schon in Flammen. Kaum durch leichte Nachtkleider bedeckt, rannte das schöne junge Mädchen hinaus auf die Straße und schrie um Hilfe; aber man vergaß über dem größern Unglück das kleinere. Aller Hände waren beschäftigt, das Magazin zu retten, Niemand bekümmerte sich um die armselige Hütte. Noch verweilte Philipp unter ihrem brennenden Dache, um we

*) Siehe Middleton's römische Geschichte, Tom. I. p. 2. **) Siche Göthe's Geschwister.

nigstens seine Papiere in Sicherheit zu bringen, bis endlich das Krachen des einstürzenden Sparrwerkes ihn heraus trieb. Er suchte und fand seine jammernde Schwester, die lautweinend die Hände rang, indessen er selbst stumm und betäubt sein kleines Eigenthum brennen sah.

Ein Weißmantel ging einigemal an den unglücklichen Geschwistern vorüber; er hörte Philipp's erste Worte, die mit einer düstern Kälte ausgesprochen wurden: Sei ruhig, Schwester, es ist Gottes schwere Hand! fragte mit dem sanften Tone des Mitleids: »Haben Sie auch bei diesem Brande verloren ?”

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er

Alles! sagte Philipp kurz abgebrochen, und sah starr vor sich hin. Alles! wiederholte Babet mit zitternder Stimme, indem sie Augen und Hände gegen Himmel hob. Der Schrecken hatte das Blut von ihren Wangen gejagt, aber die Flamme röthete das Gesicht und den kaum verhüllten jungfräulichen Busen. Sie war schön, wie eine Braut, zu deren Lager sich die Strahlen der Morgensonne durch rothseidene Vorhänge stehlen.

Der Fremde schob seinen Hut ein wenig aus den Augen, und ließ den weißen Mantel von Mund und Nase fallen, als wolle er Babet's Reize mit allen Sinnen in sich ziehen. »Kann ich Ihnen dienen?" wandte er sich höflich an ihren Bruder.

Philipp sah ihn zweifelhaft an; es war eine kühle Oktobernacht und es hub an zu regnen; die Noth überwand jede Bedenklichkeit.» Ein Obdach, mein Herr,” antwortete er, »nur für diese Nacht."

»Für diese Nacht und für immer," erwiederte der Weißmantel. »Ich habe einige Zimmer in meinem Hause, die mir entbehrlich sind, und die ich Ihnen gern überlasse, bis Ihre Wohnung wieder aufgebaut sein wird."

»>Wenn die Miethe für einen Verarmten nicht zu hoch ist?" stotterte Philipp.

»>Die Miethe? nein mein Herr, der Dank eines ehrlichen Mannes ist alles, worauf ich Anspruch mache, und auch den wünschte ich nicht einmal laut zu hören, denn ich bin so reich, daß ich mich Ihres Dankes schämen müßte.» »Darf ich den Namen des Engels wissen," stammelte Philipp, »den Gott in dieser trüben Nacht mir zum Troft gesandt hat?"

Bescheiden nannte der Fremde den Namen Lauraguais, und in dem Augenblicke rollte eine Feuersprite vorüber, so ungestüm, daß Babet fast von den Rädern ergriffen worden wäre. Dieser Zufall, und der Regen, der immer reichlicher herabströmte, bewogen Babet, den dargebotenen Arm des gefälligen Fremdlings anzunehmen; er machte ihr Plah und führte sie aus dem Gedränge. Schüchtern sah sie sich nach ihrem Bruder um, der den lekten starren Blick auf die rauchenden Trümmer seines Eigenthums warf, und dann langsam folgte, ohne zu wissen, wem? noch wohin?

Der Name Lauraguais war ihm unbekannt. Seine Handelsgeschäfte hatten ihm keine Zeit übrig gelassen, sich um andere Namen, als die seiner Korrespondenten zu bc=

kümmern. Er vermuthete auch nicht eher, daß der Weißmantel wohl ein vornehmer Herr sein könne, bis sie an das Thor eines ansehnlichen Palastes kamen, wo ein Tage= dieb von Thürsteher sie demüthig empfing, und seinen neuen Freund Herr Graf nannte.

Bei dem Worte Graf zog Babet erschrocken ihre Hand aus dem Arm des Führers, der doch nicht darauf zu achten schien, sondern beschäftigt war, dem Schweizer einige Worte in's Ohr zu raunen. Sogleich eilten Bediente mit Lichtern herbei, und geleiteten die Ankömmlinge über den Hof in ein zierliches Nebengebäude, an dessen Eingang Graf Lauraguais sich bescheiden beurlaubte, und seinen Gästen eine sanftere Ruhe wünschte, als die traurigen Bege= benheiten dieser Nacht hoffen ließen.

Die Geschwister fanden eine Wohnung von drei bis vier niedlichen, und nicht prächtig aber elegant möblirten Zimmern zu ihrer Aufnahme bereit. Die Bedienten versorgten sie schnell und höflich mit allem Nothwendigen, und ließen sie allein.

Philipp sank in einen Sessel, sah starr vor sich nieder, und brachte die Nacht in einer dumpfen Betäubung zu. Babet, die, wie jedes Frauenzimmer, sich leichter in ihre neue Lage fand, konnte zwar auch nicht schlafen, aber sie vermochte doch ihrem Bruder Trost zuzusprechen.

Am andern Morgen erschien die Frau des Haushofmeisters, eine alte, dienstfertige Schwägerin, beklagte den erlittenen Unfall, rühmte die Wohlthätigkeit ihres Herrn,

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