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Weil es aber so ist, d. h. weil das psychisch Reale ebenso wie das Gehirn an sich ein X ist, so hindert nichts, diese beiden unbekannten Substrate des Bewußtseinslebens zu identifizieren. Und mehr als dies, wir müssen sie schließlich identifizieren. Die beiden realen Substrate sind eben doch das Substrat Eines und Desselben, nämlich eben des Bewußtseinslebens. Sie sind beide das Reale, an welches wir das individuelle Bewußtseinsleben gebunden denken müssen. Nur daß dies Eine auf verschiedenen gedanklichen Wegen gefunden und darum seine Gesetzmäßigkeit in verschiedene Begriffe gefaßt ist, wobei freilich dahingestellt bleiben muß, wie weit diese Gesetzmäßigkeit vollständig erkannt ist.

Aber mag dies eine reale Substrat des individuellen Bewußtseinslebens für die wissenschaftliche Erkenntnis noch so sehr ein X sein und bleiben, an sich ist es doch ein Bestimmtes und fordert, daß es als ein Bestimmtes anerkannt werde.

Hiermit mündet die psychologische und die psychophysiologische Erkenntnis in die Metaphysik. Diese fragt, wie jenes Postulat erfüllt, d. h. wie jener leere Begriff des Substrates des individuellen Bewußtseinslebens mit einem Inhalte ausgefüllt werden könne.

Gesetzt, wir stellten hier diese Frage, wie könnte dieselbe beantwortet werden? Dürfen wir jene leere Stelle ausfüllen mit sinnlichen Qualitäten? Dies verbietet die Naturwissenschaft, indem sie die sinnlichen Qualitäten aus der Welt der objektiven Wirklichkeit überhaupt ausschließt und in die Welt der bloßen Erscheinungen verweist. Damit schließt sie aber auch die Form des sinnlich Wahrnehmbaren, nämlich die Form der Räumlichkeit, aus der Welt der Wirklichkeit aus. Sie tut dies, obgleich alle ihre Begriffe letzten Endes Raumbegriffe sind, obgleich also dieser Ausschluß von ihr nicht bewußt geschieht. Oder welchen Sinn meint man der Räumlichkeit noch zuschreiben zu können, wenn alles dasjenige, was wir als Träger der Raumform kennen, beseitigt ist?

Dann aber bleibt zur Ausfüllung jener Leere, d. h. zur Erfüllung des leeren Begriffes eines Substrates des individuellen Bewußtseinslebens, nichts mehr als das Bewußtseins wirkliche oder das Ich, in welchem dies sich zusammenfaßt. In der Tat gibt es nichts außer den sinnlichen Qualitäten und ihrer räumlichen Form, was irgendeinem Begriffe seine Leere nehmen, was insbesondere aus dem X, auf das uns Psychologie und Naturwissenschaft führen,

und das die eine Seele, die andere Materie nennt, eine bekannte Größe machen könnte, außer dem Ich und den Tätigkeiten, in welchen allein das Ich uns gegeben ist.

Hier aber scheint ein Widerspruch sich aufzutun. Jenes Substrat ist ein Reales, d. h. dem individuellen Bewußtsein Jenseitiges oder Transzendentes. Und das Bewußtseins wirkliche ist eben ein Bewußtseins wirkliches, und dies finden wir nur im individuellen Bewußtsein. Es ist also das Gegenteil eines solchen Transzendenten.

Hier aber ist nun der Punkt, wo sich die kausal erklärende Psychologie oder die Metaphysik, in welche dieselbe umgeschlagen ist, zurückwendet zu der Psychologie, d. h. zur Psychologie als reiner Geisteswissenschaft. Diese findet - nicht in der unmittelbaren Erfahrung, wohl aber auf dem Wege des Denkens ein transzendentes Ich, das Ich an sich, das allen individuellen Ichen gegenübersteht, und für alle und zugleich, soweit es in ihnen ist, in allen eines und dasselbe ist. Dies Ich kann jene Leere ausfüllen. Und es gibt nichts, das sie für uns ausfüllen könnte, außer ihm.

Füllen wir sie aber damit tatsächlich aus, dann ist das individuelle Bewußtsein Erscheinung dieses Ich. Dies will sagen: Es ist dies Ich, so wie und soweit es im Individuum oder an dieser bestimmten Stelle der Welt, d. h. an diesem Punkte der Betätigung des transzendenten Ich, sich offenbart. Es ist der durch die Endlichkeit getrübte Strahl dieses einen Lichtes.

(Eingegangen am 10. Mai 1905.)

Über Urteilsgefühle: was sie sind
und was sie nicht sind.

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Th. Lipps ist der Meinung, man werde guttun, den Ausdruck ,Urteilsgefühle zu beseitigen. Unter Urteilsgefühlen wird schwerlich jemand etwas anderes verstehen als die intellektuellen Gefühle der Gewißheit, des Zweifels usw. 1). Ich kann diese Besorgnis nicht teilen. Soviel mir bekannt, ist das Wort > Urteilsgefühl vor mir kaum überhaupt, jedenfalls nicht technisch angewendet worden: ist also nur der Begriff einwurfsfrei und fruchtbar, dann wird sich schon auch das Wort durchsetzen, soweit das nicht bereits geschehen ist. Aber Lipps' Ausführungen in dem eben angezogenen Aufsatze scheinen mir ein geeigneter Anlaß, einiges zur Klärung dieser mir wichtigen Sache beizubringen. Komme ich dabei naturgemäß besonders häufig in die Lage, mich ausdrücklich auf Stellen des genannten Aufsatzes zu beziehen, so gelangt darin nur die Tatsache zum Ausdruck, daß ich vor allem diesem Aufsatze die Anregungen verdanke, die ich im folgenden zu verarbeiten versuche. Nicht aber ist es mir um eine Würdigung

1) Weiteres zur Einfühlung. Arch. f. d. ges. Psych. Bd. IV. S. 486.

des von Lipps eingenommenen Standpunktes als solchen zu tun: zu diesem Ende müßte ich seine Ansicht über die Urteilsgefühle vor allem im Zusammenhange mit seinen sonstigen psychologischen und ästhetischen Aufstellungen erwägen, was hier viel zu weit führen, insbesondere mir nicht gestatten würde, mich in meinen Bezugnahmen auf den erwähnten Aufsatz zu beschränken. Aus dem, was Lipps hier bietet, in meiner Weise Gewinn zu ziehen, das ist die Absicht der folgenden Ausführungen: aber sie handeln von keiner Person und wenden sich auch an keine. Weil jedoch bisher von Urteilsgefühlen zwar oft genug implizite, dagegen ziemlich selten explizite die Rede war, mögen einige positive Ausführungen über dieses Thema den Anfang machen.

Erster Abschnitt:

Beschreibendes.

§ 1. Freudegefühl und Leidgefühl.

Jedermann erinnert sich wohl aus seiner Kinderzeit und hoffentlich auch noch aus späteren Tagen daran, wie es ihm zumute war, wenn ihm durch ein gut gewähltes Geschenk eine rechte Freude gemacht wurde. Es ist dabei im wesentlichen einerlei, ob man an den Knaben denkt, der eben eine wirkliche < Dampfmaschine erhält, oder an den erwachsenen Sammler, dessen Kollektion um ein besonders seltenes und charakteristisches Stück bereichert wird. Vielleicht ist ein Beispiel aus dem Kinderleben für den Anfang nur insofern deutlicher, als der Knabe sich dem Eindrucke des Wunderdinges wahrscheinlich eher ohne komplizierende Nebengedanken darüber, wozu der geschenkte Gegenstand in Zukunft etwa gut sein werde oder könne, hingeben mag als der Erwachsene, und derartige Nebengedanken das Beispiel zwar keineswegs unbrauchbar machen, aber die Klarheit einer ersten psychologischen Analyse immerhin beeinträchtigen. Unter günstigsten, d. h. einfachsten Bedingungen aber ist diese Analyse, wenn ich nicht ganz im Irrtum bin, dann auch eine außerordentlich einfache Sache.

Zunächst weiß jedermann auch ohne Psychologie, was im Knaben vorgeht: dieser freut sich eben, und zwar darüber, daß

er seine Maschine hat. Mehr von zünftiger Psychologie ohne Zweifel hat die weitere Behauptung an sich, daß diese »Freude << in der Hauptsache ein Gefühl, d. h.1) einer jener psychischen Zustände ist, zu deren Wesen es gehört, jederzeit nach einem der beiden Gegensätze Lust und Unlust (im weitesten Wortsinne) charakterisiert zu sein, und daß Freude näher allemal ein Lustzustand ist aber erheblich über das Niveau des Selbstverständlichen wird man sich auch durch diese Aufstellung schwerlich erhoben haben. Nur in einer Hinsicht mag sich ein Bedenken einstellen: wenn man, wie mir ganz in der Ordnung scheint, unter >Gefühl analog wie unter » Vorstellung«, »Urteil« oder » Begehrung< eine psychische Elementartatsache meint2), ist dann Freude nichts als Gefühl? Und diesem Bedenken ist ohne weiteres stattzugeben: wer von Freude spricht, meint in der Regel kein elementares Gefühl, sondern einen sehr komplexen Tatbestand, eine Gemüts bewegung, wie man oft sagt, einen Affekt. Aber wie im Fall einer eigentlichen Bewegung die Bahn, die der bewegte Körper durchmißt, aus den einzelnen Orten zusammenwächst, die er hintereinander einnimmt, so setzt sich auch das emotionale Erlebnis, für das bereits die außerwissenschaftliche Redeweise den Vergleich mit der Bewegung zutreffend gefunden hat, aus Elementen oder Quasielementen zusammen, unter denen jenem Lustgefühl vielleicht durchaus nicht immer eine exklusive, aber sicher eine in hohem Grade charakterisierende Stellung zukommt. Wäre es doch zum mindesten ganz wohl denkbar, daß einmal die > Freude < aus nichts weiter bestände als aus dieser eine Weile andauernden Lust und wer in solchem Falle das Bewegungsgleichnis nicht mehr am Platze finden, also lieber von einer Gemütsruhe als von einer »Gemütsbewegung sprechen wollte, hätte damit nur

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1) Wer diese Identität im Hinblick auf neutrale Gefühle bestreitet, gebraucht das Wort >Gefühl weiter als ich, wird daher sicher auch alles das als Gefühl bezeichnen, was ich so nenne.

2) Genauer eine möglichst elementar erfaßte psychische Tatsache, so elementar nämlich, als angeht, ohne durch die Analyse die Eigenartigkeit der betreffenden Tatsache zu bedrohen. Ich betone dies ausdrücklich, um den Schein zu vermeiden, als impliziere das oben Gesagte etwa die Einfachheit der Repräsentanten der vier psychischen Grundklassen, indes ich meine, daß, so gewiß mir bisher für keine dieser vier Grundtatsachen eine Analyse wirklich gelungen scheint, doch auch den allfälligen Ergebnissen künftiger Forschung nicht vorgegriffen werden darf.

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