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die weitere Construirung aller einzelnen Theile vor. Jener Grundsag will nur sagen, daß diejenigen Gewohnheiten und Gebräuche, die dem Worte Gottes offen ins Angesicht schlagen, nicht länger geduldet werden können. Denn die heilige Schrift ist die alleinige Quelle der seligmachenden Wahrheit und der Glaube an Christum der einzige Weg zur Seligkeit; was also dem Worte Gottes und der Rechtfertigung durch den Glauben zuwider ist, das muß als ein menschlicher Irrthum verworfen und entfernt werden. Dahin gehört nun in erster Linie die Entziehung des Kelches beim Abendmahl. Es wird also hier mit Recht die Darreichung von beiderlei Gestalt des Sacraments zurückgefordert, und somit schließt sich dieser Artikel eigentlich an den zehnten an, der vom heiligen Abendmahl handelte, aber nicht nach Seiten der Lehre, sondern nur in Beziehung auf einen hiebei eingedrungenen Mißbrauch, und gehört daher in den zweiten Theil unseres Bekenntnisses.

„Den Laien wird bei uns beide Gestalt des Sacraments gereicht aus dieser Ursache, daß dies ist ein klarer Befehl und Gebot Christi Matth. 26, 27: Trinket alle daraus! da gebeut Christus mit klaren Worten von dem Kelch, daß sie alle daraus trinken sollen." Die Wiederherstellung des richtigen Gebrauchs wird also zuerst mit dem Zeugniß der heiligen Schrift begründet. Während der Herr bei der Darreichung des Brodes einfach sagte: Nehmet hin und esset, so fügt er bei dem Kelch hinzu: Trinket alle daraus, weil er nach seiner prophetischen Natur den Mißbrauch der Kelchentziehung voraussah und zugleich im Voraus verwerfen wollte. Wie er aber dort den Jüngern gebot, so thaten sie auch; denn Markus berichtet 14, 23: Und sie tranken alle daraus. Auch Paulus sagt zu der ganzen Gemeinde in Korinth: So oft ihr von diesem Brode esset und von diesem Kelch trinket, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen. Der Mensch prüfe aber sich selbst und also esse er von diesem Brod und trinke von diesem Kelch. Er sezt also ebenfalls voraus, daß alle daraus trinken, nicht etwa der Priester allein. Die Römlinge antworteten hierauf in ihrer Confutation (Widerlegung): Ja, die Jünger waren eben Priester, und die Priester trinken auch bei uns den Wein. Es leuchtet aber sofort ein, daß dieser Einwand nicht stichhaltig ist. Priester

wurden sie erst später, als sie den heiligen Geist empfangen und Gemeinden gegründet hatten. Hier waren sie die versammelte Gemeinde und das Priesteramt versah der Herr selbst. Liebe Brüder, ich will nach menschlicher Weise reden, sagt Paulus zu den Galatern; verachtet man doch eines Menschen Testament nicht, wenn es bestätiget ist und thut auch nichts dazu. Denn unbeglaubigte Zusäge haben keine Giltigkeit. Noch viel thörichter aber ist es, von dem Vermächtniß etwas hinwegzuthun; denn dadurch verkürzt man sich die Erbschaft. Nun spricht aber der Herr: Dieser Kelch ist das neute Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Es handelt sich also auch hier um ein Vermächtniß, und zwar nicht um ein menschliches, sondern um ein göttliches. Ist es da nicht die größte Thorheit, diese Gnadengaben sich um die Hälfte zu verkleinern?

Als zweiter Grund für die Abschaffung des bisherigen Mißbrauchs wird das Zeugniß der Geschichte angeführt. Aus den Schriften und besonders den Briefen Cyprians, Bischofs zu Karthago um das Jahr 250, ift auf's Deutlichste zu ersehen, daß um die damalige Zeit die Laien noch den Kelch beim Abendmahl empfingen. Desgleichen bezeugt der berühmte Kirchenlehrer Hieronymus um 400 in seiner Auslegung des Propheten. Zephanja, daß die Priester, so das Sacrament reichen, dem Volk das Blut Christi austheilen. Auch Gelastus, Bischof von Rom um 490, sagt in seinem allgemeinen Kirchengesetzbuch, und zwar im zweiten Abschnitt des Theils, der von der Consecration handelt, in dem Kapitel, das mit dem Wort comperimus anhebt, daß man das Sacrament nicht theilen, sondern Beides, Brod und Wein, empfangen soll, weil die Trennung eines und desselben Sacraments ein Kirchenraub fei. Die Zeit, in welcher die Gewohnheit, nur eine Gestalt zu nehmen, eingeführt ist, läßt sich nicht genau angeben. Etwa seit dem zwölften Jahrhundert fing man allmählich an, dem Volke den Kelch zu entziehen und nur für die Priester ihn vorzubehalten, und zwar unter dem Vorwande, daß bei der Austheilung leicht ein Tropfen des theuren Blutes Christi vergossen werden könne, was eine schwere Sünde sein würde, und mit der Entschuldigung, daß ja im Leibe ohnehin schon das Blut mit enthalten sei. Ift

aber Lezteres aufrichtig gemeint, so hätten auch die Geistlichen nicht nöthig, aus dem Kelch zu trinken. Der eigentliche Grund ist wohl der, den Melanchthon in der Apologie andeutet: „Ich halte wohl, es sei die größte und fürnehmste Ursache, warum sie heutiges Tages so festhalten, damit der Pfaffenstand heiliger scheine gegen den Laienstand. Das ist nun ein Menschengedanke; worauf der gehe, ist wohl abzunehmen." Der Kardinal Nicolaus Cusa irrt sich, wenn er angiebt, daß die Kelchentziehung schon von der Kirchenversammlung im Lateran zu Rom 1215 beschlossen und eingeführt sei. Erst die Kirchenversammlung zu Kostniz im Jahre 1415 erhob die Verstümmelung des Sacraments zu einem Kirchengeseß. Die Wiederherstellung des rechten Gebrauchs war aber schon vorher von evangelisch gesinnten Parteien, namentlich von den Wicliffiten in England und den Hussiten in Böhmen mit heiligem Ernst gefordert worden.

Endlich hören wir noch einen dritten Grund, den wir den inneren nennen können: „Es hat sich nicht gebühret die Gewissen derer, so das Sacrament nach Christi Bedeutung zu gebrauchen begehrt haben, zu beschweren und sie zu zwingen, wider unseres Herrn Chrifti Ordnung zu handeln." Denn es liegt allerdings ein schweres Gewissensbedenken darin, eine Stiftung des einigen Meisters anders zu gebrauchen, als er gewollt. Wir können es Keinem verargen, wenn ihm dabei der Zweifel entsteht, ob denn bei solchem Mißbrauch das Abendmahl noch seinen Werth behalte, ob man auch in dem verstümmelten Sacrament noch der sacramentlichen Gnadenverheißung theilhaftig werde, ob durch die Kelchentziehung nicht auch die grade an das Blut Chrifti_gebundene Sündenvergebung mit verloren gehe. Die römische Kirche, die ihren Gemeindegliedern nur den Leib ohne das Blut gönnt, reicht ihnen den todten, die evangelische aber, die den ihrigen das ganze Sacrament giebt, den lebendigen Christus dar.

Ist aber die Theilung des Sacraments dem Willen Christi zuwider und für den erhofften Segen Bedenken erregend, so ist es ganz richtig, daß die Reformatoren daraus noch die unabweisbare Folgerung ziehen, daß die Prozession mit dem Sacrament zu unterlassen ist, d. h. der in der römischen Kirche übliche feierliche Umzug, bei wel

chem die geweihte Hostie als Gegenstand der Anbetung umhergetragen wird und die Anwesenden niederknien müssen. Dieser Mißbrauch hängt mit ihrer falschen Lehre vom Sacrament zusammen, nämlich mit der Lehre von der Brodverwandlung. Unser lutherischer Katechismus sagt sehr richtig: das Sacrament des Altars ist der wahre Leib und Blut unsres Herrn Jesus Christus unter dem Brod und Wein uns Christi zu essen und zu trinken (also nicht zum Umhertragen und Anbeten) von Christo selbst eingefeßt. Das nicht genossene Brod ist nach unserer evangelischen Ansicht nur Brod und daher die Anbetung desselben Abgötterei.

Der dreiundzwanzigste Artikel.

Vom Ehestand der Priester.

Es ist bei Jedermann, hohen und niederen Standes, eine große, mächtige Klage in der Welt gewesen, von großer Unzucht und wildem Wesen und Leben der Priester, so nicht vermochten Keuschheit zu halten, und zwar auch je mit solchen gräulichen Lastern aufs höchste gekommen. So viel häßliches, großes Aergernik, Ehebruch und andere Unzucht zu vermeiden, haben sich etliche Priester bei uns in ehelichen Stand begeben. Dieselbigen zeigen an diese Ursachen: daß fie dahin gedrungen und beweget. find aus hoher Noth ihrer Gewissen. Nachdem die Schrift klar meldet, der eheliche Stand sei von Gott dem Herrn eingeseßt, Unzucht zu vermeiden, wie Paulus fagt (1 Cor. 7, 2): die Unzucht zu vermeiden, habe ein Jeglicher sein eigen Weib; item (1 Cor. 7, 9): es ist beffer ehelich werden, denn brennen. Und nachdem Christus sagt (Matth. 19, 11): Sie faffen nicht Alle das Wort, da zeigt Christus an, (welcher wohl gewußt hat, was am Menschen sei) daß wenig Leute die Gabe, keusch zu leben, haben; denn Gott hat den Menschen Männlein und Fräulein geschaffen 1 Mos. 1, 27. Ob es nun in menschlicher Macht und Vermögen sei, ohne sonderliche Gabe und Gnade Gottes, durch eigen Vornehmen und Gelübde Gottes, der hohen Majestät, Geschöpfe besser zu machen, oder zu ändern hat die Erfahrung allzuklar gegeben.

Denn was gutes, was ehrbar züchtiges Leben, was chriftliches, ehrliches oder rechtliches Wandels an Vielen daraus erfolget, wie gräulich schreckliche Unruhe und Qual ihrer Gewissen Viele an ihrem lehten Ende derhalben gehabt, ist am Tage, und ihrer Viele haben es selbst bekennet. So denn Gottes Wort und Gebot durch kein menschlich Gelübde oder Gesez mag geändert werden, haben aus diesen und andern Ursachen und Gründen die Priester und andere Geistliche Eheweiber genommen.

So ist es auch aus den Historien und der Väter Schriften zu beweisen, daß in den chriftlichen Kirchen vor Alters der Brauch gewesen, daß die Priester und Diaconen Eheweiber gehabt. Darum sagt Paulus, 1 Tim. 3, 2: Es soll ein Bischof unsträflich fein, Eines Weibes Mann. Es sind auch in Teutschland erst vor vierhundert Jahren die Priester zum Gelübde der Keuschheit vom Ehestande mit Gewalt abgedrungen, welche sich dagegen sämmtlich, auch so ganz ernstlich und hart geseht haben, daß ein Erzbischof zu Mainz, welcher das päpstliche neue Edict derhalben verkündiget, gar nahe in einer Empörung der ganzen Priesterschaft in einem Gedränge wäre umgebracht. Und dasselbige Verbot ist bald im Anfang so geschwind und unschicklich vorgenommen, daß der Papßt der Zeit nicht allein die künftige Ehe den Priestern verboten, sondern auch derjenigen Ehe, so schon in dem Stande lange gewesen, zerrissen (hat), welches doch nicht allein wider alle göttliche, natürliche und weltliche Rechte, sondern auch den Canones (so die Päpste selbst gemacht) und den berühmtesten Concilien ganz entgegen und zuwider ist.

Auch ist bei vielen hohen, gottesfürchtigen, verständigen Leuten dergleichen Rede und Bedenken oft gehört, daß solcher gedrungener Cölibat und Beraubung des Ehestandes (welchen Gott selbst eingeseht und freigelassen) nie kein Gutes, sondern viel größer böser Laster und viel Arges eingeführt habe. Es hat auch einer von den Päpfen, Pius II. selbst, wie seine Historie anzeigt, diese Worte oft geredet und von sich schreiben lassen: Es möge wohl etliche Ursache haben, warum den Geißllichen die Ehe verboten sei; es habe aber viel höhere, größere und wichtigere Ursachen, warum man ihnen die Ehe soll wieder frei laffen“; ungezweifelt, es hat Papst Pius, als ein verfländiger, weiser Mann, dies Wort aus großem Bedenken geredet.

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Derhalben wollen wir uns in Unterthänigkeit zu Kaiserlicher Majestät vertrößten, daß Ihre Majestät, als ein chriftlicher, hochlöblicher Kaiser, gnädiglich beherzigen werde, daß jeßund in den

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