ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Erster Theil.

Artikel des Glaubens und der Lehre.

Der erste Artikel.

Von Gott.

„Erftlich wird einträchtiglich gelehret und gehalten laut des Beschlusses Concilii Nicäni, daß ein einig göttlich Wesen sei, welches genannt wird und wahrhaftiglich ist Gott, und find doch drei Personen in demselben einigen göttlichen Wesen, gleich gewaltig, gleich ewig, Gott Vater, Gott Sohn, Gott heiliger Geißt, alle drei ein göttlich Wesen, ewig, ohne Stück, ohne Ende, unermeßlicher Macht, Weisheit und Güte, ein Schöpfer und Erhalter aller Dinge, der sichtbaren und unsichtbaren. Und wird durch das Wort Persona verstanden, nicht ein Stück, nicht eine Eigenschaft in einem andern, sonders das selbst bestehet, wie denn die Väter in dieser Sache dies Wort gebraucht haben.

Derhalben werden verworfen alle Kezereien, so diesem Artikel zuwider find, als Manichäi, die zween Götter gesezt haben, einen böfen und einen guten. Item Valentiniani, Ariani, Euromiani, Mahometißten und alle dergleichen, auch Samosateni, alte und neue, so nur eine Person sehen und von diesen zweier, Wort und heiliger Geißt Sophistereien machen und sagen, daß es nicht müssen unterschiedene Personen sein, sondern Wort bedeute leiblich Wort oder Stimme, und der heilige Geißt sei erschaffene Regung in Kreaturen."

Das ist also der erste Glaubenssaß unsrer lutherischen Kirche, die damit von vorne herein ihre Uebereinstimmung mit der alten rechtgläubigen Kirche beweist. In unserer Zeit haben Manche eine wunderliche Furcht vor allen

Glaubenssäßen oder Dogmen und denken sich darunter etwas ganz Erschreckliches, eine Knechtung der Vernunft und des Gewissens. Ich bitte dich vorläufig nur um Eins, lieber Leser: laß dich durch solche Redensarten nicht verblüffen! Unsere Väter, die auf Grund der heiligen Schrift und nach langer gewissenhafter Berathung, solche Glaubensfäße aufgestellt haben, waren sehr vernünftige Männer und haben alles wohl überlegt, was sie gesagt und gesezt haben. Alle unsere Glaubenssäße sind eigentlich lauter Glaubensschäße, Schäße, die uns reich machen in Gott und in Noth und Tod uns den sichersten Trost gewähren.

Das siehst du am Deutlichsten und Gewissesten gleich an dem ersten Saz, den dieser Artikel ausspricht: „daß ein einiges göttliches Wesen sei, welches genannt wird und wahrhaftiglich ist Gott." Das ist die Lehre von der Einheit Gottes, und die wirst du doch nie aufgeben wollen; du würdest ja sonst in heidnische Vielgötterei verfallen. Schon das alte Testament ruht fest auf diesem Glaubensgrunde; denn 5 Mos. 6, 4 heißt es: Höre, Israel, der Herr unser Gott ist ein einiger Herr," und durch den Mund des Propheten Jesaias (44, 6) spricht Gott: „Ich bin der Erste, und ich bin der Lezte, und außer mir ist kein Gott." Auch das neue Testament wiederholt und bekräftigt diese Lehre; denn der Herr Jesus bezeugt (Matth. 19, 17): „Niemand ist gut, denn der einige Gott." Da diese Wahrheit heutzutage keine Anfechtung zu befürchten hat, so bedarf sie hier auch keiner weiteren Rechtfertigung.

Dieser eine Gott wird in unserm Artikel genannt, „ein Schöpfer und Erhalter aller Dinge, der sichtbaren und der unsichtbaren." Das ist aus dem ersten Verse der Bibel entnommen: Gott schuf am Anfang Himmel und Erde. Hiegegen erheben nun allerdings einige neuere Naturforscher Widerspruch, welche die Schöpferthat Gottes leugnen und das Bestehen des Weltstoffes von Ewigkeit her behaupten, wobei denn natürlich Gott und Welt in Eins fallen. Aus dem ewigen Weltstoff soll sich die heutige Gestaltung der Dinge allmählich und zufällig entwickelt haben, indem nach der Ansicht des Engländers Darwin gleichsam in einem Kampf ums Dasein aus früheren unvollkommenen spätere voll

Epmmnere Gebilde erwachsen seien. Ja, wenn die Herren nur nachweisen könnten, daß so etwas heut noch geschieht oder sonst einmal wirklich geschehen ist. Aber der Beweis fehlt bekanntlich. Und dann ist die Welt auch so überaus vernünftig und zweckmäßig eingerichtet in allen ihren Theilen. Wie kann denn aus dem Zufälligen, also aus dem Unvernünftigen, jemals das Vernünftige, aus dem Leblosen jemals das Lebendige hervorgehen? Den Menschen will Darwin aus dem Affengeschlecht herleiten. Da erinnere ich dich an das Geschlechtsregister Jesu im Evangelium Lucă, wo es zum Schluß heißt: Cainan war ein Sohn Enos, der war ein Sohn Seths, der war ein Sohn Adams, der war Gottes." Ach wie köstlich liest sich das: der war ein Kind Gottes! Wollen wir denn nun den Naturforschern zu gefallen unsere liebe Bibel ändern und dafür sezen: Adam war eines Affen Sohn? Pfui, wie häßlich! Ich stimme nicht dafür. Mir scheint es viel rühmlicher, viel tröstlicher, daß wir nach dem Bilde Gottes geschaffen, also göttlichen Geschlechts sind. Diesen hohen Adelsbrief der Menschheit wollen wir uns nicht zerreißen lassen.j

"

Der vorstehende Artikel spricht sodann die preiswürdigen Eigenschaften des göttlichen Wesens aus. Er sagt uns, daß Gott gewaltig" d. h. allmächtig, „ewig," nämlich erhaben über alle Zeitlichkeit, „ohne Stück," also unkörperlich, untheilbar ist. Welche Freude für uns, daß wir einen ewigen, allmächtigen Gott haben, auf den wir zu allen Zeiten und in allen Nöthen vertrauen dürfen! Ja er ist von unermeßlicher Macht, Weisheit und Güte." Die heilige Schrift ist so reich an Beschreibungen dieser einzelnen Strahlen aus dem Glanz der göttlichen Herrlichkeit, daß ich nicht nöthig habe, dich an dergleichen Sprüche zu erinnern; du weißt sie gewiß noch von der Kinderlehre her. Die drei legtgenannten Eigenschaften besingt auch das Gellertsche Lied gar schön:

Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht,

Die Weisheit deiner Wege,

Die Liebe, die für alles wacht,
Anbetend überlege,

So weiß ich von Bewundrung voll
Nicht, wie ich dich erheben soll,

Mein Gott, mein Herr, mein Vater!

Nun kommen wir aber zu dem schwierigsten Stück dieses Artikels. Die genannten Eigenschaften des göttlichen Wesens legt die heilige Schrift nicht allein dem Vater, sondern auch dem Sohn und dem heiligen Geist bei; sie begreift also unter dem einen göttlichen Wesen drei gleich hohe Namen oder richtiger drei Personen, wie es der Herr z. B. in seinem Taufbefehl thut: Taufet ste in dem Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, und wie Paulus zu den Korinthern sagt: Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Schon im alten Testament hat der dreifache Segen Aarons (4 Mos. 6; 24—26) und das dreimal Heilig bei Jesaias (6, 3) etwas Auffallendes, wird aber erst durch die deutlichere neutestamentliche Offenbarung erklärlich. Christus nennt sich nicht nur den eingebornen Sohn Gottes (Joh. 3, 16) sondern lehrt auch, daß er allmächtig sei: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden," daß er ewig sei: „Ehe denn Abraham ward, bin ich," und erklärt rund heraus: „Ich und der Vater sind Eins"; daher er auch fordert, daß sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren (Joh. 5, 23). Deutlicher konnte er es unmöglich sagen. Alles dieses kommt aber auch dem heiligen Geiste zu. Da nun aber die heilige Schrift bei alledem die Einheit Gottes festhält, so blieb ja der christlichen Kirche nichts Anderes übrig, als zu lehren: Diese Drei sind Eins, drei Personen in demselben einigen göttlichen Wesen." Unter Person haben wir aber nach unserem Artikel etwas Selbstbestehendes zu denken, und das stimmt auch ganz mit der heiligen Schrift überein, die da sagt: Wie der Vater das Leben hat in ihm selbst, also hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in ihm selbst" (Joh. 5, 26). Laut des Beschlusses der Kirchenversammlung zu Nicäa im Jahr 325 wurde auf Grund der Schrift die Lehre von der Gottheit Christi ausgesprochen und später im athanasianischen Glaubensbekenntniß die Lehre von der göttlichen Dreieinigkeit. Da heißt es z. B.: Der Vater ist allmächtig, der Sohn ist allmächtig, der heilige Geist ist allmächtig und sind doch nicht drei Allmächtige, sondern Ein Allmächtiger. Das ist kein Widerspruch. Drei sind nicht

[ocr errors]

Einer, aber sie können sehr wohl Eins sein. Denn der Mensch selbst ist der Beweis davon. Er hat einen menschlichen Leib, eine menschliche Seele und einen menschlichen Geist (1 Theff. 5, 23) und ist doch nur Ein Mensch. Wenn daher ein neuerer Denker sagt: Der Mensch versteht nichts, als was ihm gemäß ist, so geht die Lehre von der göttlichen Dreieinigkeit nicht über sein Verständniß hinaus, weil er ja selbst ein dreieiniges Wesen ist, nach dem Bilde Gottes gemacht. Wir unterscheiden im göttlichen Wesen den Schöpfer, den Erlöser und den Tröster. Der Vater ist das Ziel, zu dem wir einst heimkehren wollen, wie der verlorene Sohn sprach: Ich will mich aufmachen. und zu meinem Vater gehen. Der Sohn ist der Weg, auf dem wir zum Vater kommen; denn er sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; Niemand kommt zum Vater, denn durch mich. Der heilige Geist aber ist der Führer auf diesem Wege und der Treiber zum Ziel; denn David betete: Dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn. Vom Vater ist der Heilsrath ausgegangen, der Sohn hat die Heilsthat vollführt, und der heilige Geist Gofragbepleitet uns auf den Heilspfad. pleitet uns auf den Heilspfad. Die lieben Alten pflegten Nooden Rath zu geben: Willst du die Dreieinigkeit sehen,

so geh' an den Jordan; da stehst du den Vater, der da sprach: dies ist mein lieber Sohn; da stehst du den Sohn, der sich von Johannes taufen ließ; da siehst du den heiligen Geist, der auf den Täufling niederschwebte.

Willst du nun auf diese Lehre noch das Psalmwort anwenden: Solches Erkenntniß ist mir zu wunderlich und zu hoch, ich kann es nicht begreifen, so magst du es immerhin thun, ich nehme es dir nicht übel. Getröste dich aber dabei des Worts: Wir wandeln hier im Glauben und nicht im Schauen. Maria verstand auch einst die Worte ihres. zwölfjährigen Sohnes nicht, aber sie warf fie nicht weg, sondern behielt und bewegte sie in ihrem Herzen, bis sie sie verstehen lernte. Einer unsrer alten Liederdichter sagt:

Ich faff' es nicht, doch glaub ichs fest,

Was mir mein Gott verkünden läßt.

Meist liegt ja die Schuld unseres mangelhaften Verständnisses an uns selbst. Ein Mann Gottes sagt: die dunkeln Stellen in der Bibel kommen von den dunkeln

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »