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Dem widerstreitet aber, wie das Wort Gottes, so die Erfahrung des Lebens. Ist der Mensch noch heute von Natur gut, warum ist denn kein Einziger zu finden, der gut bleibt? Die Allgemeinheit der Sünde im ganzen Menschengeschlecht weist uns ja offenbar auf eine gemeinsame Quelle des Verderbens zurück. Schon an kleinen Kindern bemerken wir Troß, Eigensinn, Ungehorsam gegen den elterlichen Willen. Das Kind sucht seinen eigenen Willen zur Geltung zu bringen. Solche Unart wird ihm feineswegs durch die Erziehung beigebracht; es muß dieselbe also ins Leben mitgebracht haben. Ein bedeutender Arzt und Naturforscher des vorigen Jahrhunderts, der_zugleich ein Werk über die wichtigsten Wahrheiten der Offenbarung geschrieben, der bekannte Dichter Albrecht von Haller sagt: „Der Mensch wird mit der Quelle alles Uebels, mit dem Eigenwillen geboren. Dieser Eigenwille herrscht in einem Kinde unumschränkt, noch ehe es andere Beispiele gesehen hat; es sträubt sich mit seinen schwachen Gliedern gegen allen Zwang." Das ist aber das Lied, das der selbstsüchtige, natürliche Mensch durchs ganze Leben singt:

Mir geht in der Welt nichts über mich,

Denn Gott ist Gott, und ich bin ich.

Die Lehre von der Erbsünde löst dieses Räthsel, und auf andere Weise läßt es sich nicht lösen. Denn wenn du sagen wolltest, der Mensch sei nun einmal von Anbeginn als ein unvollkommenes Wesen erschaffen, getheilt zwischen Gute und Böse, wie auch in seinem Leben Leid und Freude gemischt seien, so würdest du hiermit die Schuld der Sünde auf den Schöpfer wälzen. Es müßte ja dann der heilige Gott, dem alles Böse zuwider ist, den Keim des Bösen selbst in unser Herz gepflanzt haben. Und das ist eine Unmöglichkeit, das wäre eine Lästerung seines schlechthin reinen, göttlichen Wesens. Nein, um alles in der Welt müssen wir den Glauben an den heiligen Gott festhalten; dazu aber auch den Glauben an den gnadenreichen Erlöser und den einigen Tröster. Wer die Erbsünde leugnet, der wirft das ganze Christenthum über den Haufen, sagt der treffliche Claus Harms. Wird das menschliche Elend nicht anerkannt, so erklärt man die Menschwerdung des Sohnes Gottes für unnüz. Denn was soll

der Helfer, wenn keine Noth da ist, wenn der Mensch aus eigenem Vermögen fromm und selig werden kann? Damit stimmt aber die Versicherung Christi nicht überein: „Ohne mich könnt ihr nichts thun." Die Größe der Gnade Christi kann nicht anders als durch Erkenntniß unserer Krankheit begriffen werden. „So wir aus eigenen Kräften gerecht würden heißt es in der Apologie - so ist die Gnade Christi vergeblich; was bedürften wir auch des heiligen Geistes, so wir aus menschlichen Kräften Gott über alles lieben und seine Gebote halten könnten?"

Wie aber die Lehre von der Erbsünde die allein richtige ist, so ist sie auch die allein tröstliche. Hätte der Schöpfer den Menschen so schwach erschaffen, und gehörte somit das Böse zum Wesen des Menschen, so bliebe es in ihm haften in alle Ewigkeit, so gäbe es keine Erlösung für ihn. Die heilige Schrift aber lehrt: Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und stehe, es war sehr gut. Die Sünde ist erst später durch Verführung hinzugetreten und gehört nicht zum Wesen des Menschen. Ist sie aber von außen in die Menschheit hineingekommen, so kann sie auch später hinausgethan werden, so sind wir erlösungsfähig. O den Trost wollen wir uns nie nehmen lassen.

Der dritte Artikel.

Vom Sohne Gottes.

„Item, es wird gelehret, daß Gott der Sohn sei Mensch worden, geboren aus der reinen Jungfrau Maria, und daß die zwei Naturen, göttliche und menschliche, in einer Person, also unzertrennlich vereinigt, Ein Chriftus find, welcher wahrer Gott und wahrer Mensch ist, wahrhaftig geboren, gelitten, gekrenzigt, geftorben und begraben, daß er ein Opfer wäre, nicht allein für die Erbsünde, sondern auch für alle andere Sünde, und Gottes Sorn verföhnete."

,,Item, daß derselbige Chriftus sei abgefticgen zur Hölle, wahrhaftig am dritten Tage von den Todten auferstanden, aufgefahren gen Himmel, fißend zur Rechten Gottes, daß er twig herrsche über alle Creatur und regiere, daß er Alle, fo an ihn glauben, durch den heiligen Geißt heilige,'reinige, Plärke

und trößte, ihnen auch Leben und allerlei Gaben und Güter austheile und wider den Teufel und wider die Sünde beschüße und beschirme."

,,Item, daß derselbige Herr Chriftus endlich wird öffentlich kommen, zu richten die Lebendigen und die Todten u. f. w. laut des Symboli Apostolorum."

Wir haben zuerst den heiligen Gott und sodann den sündhaften Menschen kennen gelernt. Nun entsteht die Frage: wie kann der Mensch von seiner Sürde erlöst und mit Gott versöhnt werden? Darauf giebt uns dieser dritte Artikel Antwort: der sündhafte Mensch wird mit dem heiligen Gott wieder vereinigt durch den Gottmenschen, den Mittler zwischen Gott und den Menschen, der sich selbst gegeben hat für Alle zur Erlösung. Unser Bekenntniß beobachtet also bis hieher die allerschönste und klarste Ordnung.

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Wenn Schiller Recht hat mit der Bemerkung, die er in seinem Don Carlos macht: Zu überzeugen fällt feinem Ueberzeugten schwer," so habe ich diesmal eine sehr leichte Arbeit. Denn ich bin längst auf's gewisseste überzeugt, daß Jesus Christus Gottes Sohn und unser Erlöser ist; und wenn ich das nicht glaubte, so würde ich nicht länger Christ bleiben mögen. Ein Heiland, der nicht mehr ist als ich, der kann mir nichts helfen. In diesem Haupt- und Grundartikel sollten alle Christen einig sein. Waren doch auch damals die Evangelischen mit den Papisten hierin einig, denn die Apologie behandelt diesen Artikel gar nicht, sondern bemerkt nur ganz kurz: „den dritten Artikel laffen ihnen die Widersacher gefallen." Desto mehr Streit aber haben wir hier mit dem heutigen Protestantenverein auszufechten, der dem Herrn Jesus die göttliche Ehre rauben und ihn für einen bloßen Menschen will gelten lassen, auch die Erlösung durch Christi Leiden und Sterben in Abrede stellt. Der selige Monod sagte einst: Für Christus ist alles, was in euch edel ist; gegen ihn alles Unedle in euch." Wohlan, meine lieben Leser, ich nehme heute euern befferen, edleren Sinn in Anspruch: laßt einmal eure unedlen Neigungen schweigen, damit ihr Christi Werth und Verdienst recht kennen lernet.

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Unser Artikel lehrt uns zuerst zwei Naturen in ihm kennen, die göttliche und die menschliche, beide unzer

trennlich vereinigt in Einer Person. Die menschliche wird heutzutage nicht geleugnet; wir haben also vorzugsweise die göttliche ins Auge zu fassen. Pilatus fragte den Herrn verwundert: Von wannen bist du? Und an der richtigen Beantwortung dieser Frage hängt eigentlich alles. Kommt Christus von unten her, als ein Gewächs der Erde, so steckt er mit uns in demselben Verderben und kann also uns nicht daraus erretten. Ewigen Trost finden wir in ihm erst, wenn wir einsehen lernen: er kommt von oben her, er ist vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt. Der sogenannte ungläubige Thomas wurde in dem Augenblick ein gläubiger Christ, als er Christum den Auferstandenen anredete: Mein Herr und mein Gott! Da empfing er die Geistestaufe; vorher hatte er sie noch nicht gehabt. Und so ist es mit uns auch. Eine unwiderstehliche Ueberzeugungskraft von der göttlichen Natur Christi haben aber besonders seine eigenen Aussagen über sich. Damit wissen die Rationalisten absolut nichts anzufangen, sondern bleiben ewig an der Pilatusfrage hängen: Was soll ich denn machen mit Jesu, von dem gesagt wird, er sei Christus? Sind diese Aussagen nicht wahr, so hätte er entweder uns täuschen wollen oder sich selbst getäuscht, so wäre er entweder ein Betrüger oder ein Betrogener, und dann könnten wir nicht fürder seine Jünger bleiben. Wer sein aufrichtiger Jünger sein will, hat seine Lehre vor allen Dingen als eine wahre anzuerkennen. Nun nennt er sich aber an unzähligen Stellen Gottes Sohn und noch be stimmter im Gespräch mit Nikodemus Gottes eingeborenen Sohn (Joh. 3, 16), also in ganz anderem Sinne, als wenn wir uns Gottes Kinder nennen. Er verlangt, daß Alle den Sohn ehren, wie ste den Vater ehren (Joh. 5, 23), also ihm göttliche Ehre erweisen. Das ist doch wohl klar genug gesprochen. Wollten wir ihm, als einem Menschen, göttliche Ehre anthun, so würden wir ja Gözendienst mit ihm treiben. Das kann er unmöglich wollen. Als er vor dem Hohenpriester bezeugte, daß er Christus der Sohn Gottes sei, da zerriß dieser seine Kleider, und seine Beisizer sprachen: Er ist des Todes schuldig. Also für dies Zeugniß hat er den Tod erlitten. Kannst du da noch sagen: er hat die Unwahrheit gesprochen? Bei seinem legten Abschiede von seinen Jüngern sprach er: Mir ist

gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Dabei hört doch gewiß alles Drehen und Deuteln auf. Lieber Leser, wer so spricht, was ist der? Entweder wahnsinnig - oder in der That und Wahrheit allmächtig, wie Gott es ist. Nun wähle! Wahrlich, es hat nie ein Mensch also geredet wie dieser Mensch. Wäre er nur ein Menschh gewesen, wie wir es sind, dazu eines armen Zimmermanns Sohn, der vor 18 Jahrhunderten gestorben, so hätte seine Lehre nicht den mindesten Werth mehr für uns, die wir in der Bildung so weit fortgeschritten sind, so hätte er unmöglich sprechen können: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht. Der geistvolle Kirchenlehrer Athanasius sagt: „Ist Christus nur ein Geschöpf, so kann er auch wieder aufhören zu sein, und auf welchem schwankenden Grunde ruht dann unsere Zuversicht!" Ist er aber Gottes eingeborner Sohn, so haben wir in alle Ewigkeit keinen Größeren zu erwarten, und das Christenthum ist und bleibt dann die vollkommenste Religion. Denn darnach der Mann ist, ist auch seine Kraft heißt es im Buch der Richter 8, 21. Ist er Gottes Sohn, so können wir ihm auch göttliche Werke zutrauen.

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Die beiden Naturen aber in ihm, die göttliche, in der er bezeugen konnte: Ich und der Vater sind eins, und die menschliche, nach der er bekennen mußte: Der Vater ist größer denn ich haben wir nicht als von einander getrennt, wie ehedem Nestorius es wollte, sondern als zu Einer Person vereinigt zu denken. Recht handgreiflich macht uns dies das athanasianische Glaubensbekenntniß, worin es heißt: Gleichwie Leib und Seele Ein Mensch ist, so ist Gott und Mensch Ein Christus. Vielleicht ist dir folgende Vergleichung noch verständlicher: Das ge= schriebene Wort Gottes hat ebenfalls eine doppelte Natur; es kommt seinem Inhalt nach von Gott, seiner Sprache und Darstellung nach von Menschen, aber von heiligen Menschen Gottes, die geredet haben, getrieben vom Heiligen Geist. Und so ist auch Christus, das wesentliche Wort, das am Anfange bei Gott war, sowohl göttlicher als menschlicher Natur. Ein Geheimniß bleibt's freilich immer für uns, wie ja auch die innige Verbindung von Leib und Seele und ihre Wechselwirkung auf einander für uns

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