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ein Geheimniß ist. Gleiches kann eigentlich nur von Gleichem erkannt werden. Um Christum vollständig zu erkennen, müßtest du Christus selbst sein. Aber so viel begreifst du schon: er ist der Größte und Beste unter Allen, die je auf Erden gelebt und gewandelt. Und darum rathe ich dir: eig'ne dir ein Wort an, das in der schönen altdeutschen Dichtung „Freidank“ geschrieben steht:

Von dem ich hör' das Beste sagen,

Deß Wappen möcht ich gerne tragen.

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Oder mache dir in Beziehung auf ihn das Wort Göthe's zu eigen: Gegen große Vorzüge eines Anderen giebt es kein Rettungsmittel als die Liebe." Ja, wir wollen ihn, der um unsertwillen ins arme Erdenleben herniedergestiegen ist und für uns sein theures Leben hingegeben hat, wir wollen ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüth.

Dieser dritte Artikel handelt nicht allein von den beiden Naturen Christi, der göttlichen und menschlichen, sondern auch von seinen beiden Ständen, nämlich dem Stande der Erniedrigung und dem Stande der Erhöhung. Jener umschließt sein irdisches, dieser sein himmlisches Leben.

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Zum Stande der Erniedrigung gehört zunächst, daß er „wahrhaftig geboren," und zwar aus der reinen Jungfrau Maria geboren ist." Wir haben hiebei keineswegs an die Lehre der päpstlichen Kirche zu denken, die schon früher von Einzelnen ausgesprochen, und am 8. Dezember 1854 zum Glaubenssaz erhoben wurde, daß Maria unbefleckt empfangen worden, also von der Erbsünde frei geblieben sei, eine Lehre, die in der heiligen Schrift nirgend Bestätigung findet, und auf die wir daher warnend das Lutherwort anwenden müssen:

Und hüte dich vor Menschensaz,
Davon verdirbt der edle Schaß.

Nein, es wird hier nur gelehrt, was die Evangelisten klar bezeugen, daß Maria vor der Geburt Jesu von keinem Manne gewußt, daß vielmehr der heilige Geist über ste gekommen sei und die Kraft des Höchsten sie überschattet habe, daher das Heilige, das von ihr geboren worden, Gottes Sohn genannt wird (Luc. 1, 34. 35). Dasselbe bekennen wir ja auch in unserm apostolischen Glauben: „empfangen vom heiligen Geist, geboren von der Jungfrau

Maria." Und dies Bekenntniß können wir als Christen nie und nimmer aufgeben. Denn wenn unser hochgelobter Heiland auf dem Wege der natürlichen Zeugung Mensch wurde, so trat er auch gleicher Weise wie wir in Adams unselige Erbschaft, in das Gebiet der sündlichen Luft mit ein und konnte dann nicht der Erlöser der anderen Sünder werden. Sagt er doch selbst: Was vom Fleische geboren wird, das ist Fleisch; und lehrt doch Paulus ganz deutlich, daß durch Adam die Sünde in die Welt gekommen und also zu allen Menschen durchgedrungen ist. Es sollte aber nach Gottes Rathschluß, wie durch Adams Sünde die Ver= dammniß, so durch Christi Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen kommen (Röm. 5, 12. 18). Als Sohn Gottes ist er nicht von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren (Joh. 1, 13); aber als Menschensohn ist er „geboren von einem Weibe" (Gal. 4, 4). Wendest du hiegegen ein, du könntest seine übernatürliche Geburt nicht für wahr halten, weil solche dem Naturgesez widerstreite, so gebe ich dir zu bedenken, daß du in ihm, dem Herzog unsrer Seligkeit, denn doch allzuwenig siehst, wenn du ihn für nichts weiter, als für ein einfaches Naturprodukt hältst, wie etwa eine Maus oder eine Kröte. Er sagt von sich: Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt. Kannst du denn dem allmächtigen Gott, der den ersten Menschen zu schaffen vermochte ohne Vater und Mutter, nicht um so leichter zutrauen, daß er in Christo ein neues Urbild der Menschheit habe hervorbringen können, für welches doch wenigstens die eine Bedingung der Menschwerdung, der Mutterleib vorhanden war? Sind wir sogar im Stande, einen schlechten Baum zu veredeln durch ein besseres Reis, das wir ihm einimpfen, so konnte doch wohl auch Gott die sündhafte Menschheit durch jenes edle Reis aus Himmelshöhen erneuern, veredeln und heiligen. Ich hoffe, daß dies deinem Verständniß genügen wird. Wenn unser Artikel zum Stande der Erniedrigung des Herrn noch dies rechnet, daß er gelitten, gefreuzigt, gestorben und begraben" ist, so haben wir uns alle an der Verkündigung dieser Thatsachen seines Erdenlebens schon unzählige Male in Passionsandachten herzlich erbaut und großen Segen daraus empfangen. Da sie aber als That

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sachen feststehen und von Niemanden geleugnet werden, so können wir an dieser Stelle darüber hinweggehen.

Weil nun Christus sich selbst erniedrigt hat bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz, darum hat ihn auch Gott erhöhet und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, auf daß an ihm sich seine eigene Verheißung erfüllte: Wer sich selbst erniedriget, der wird erhöhet werden. Zum Stande der Erhöhung gehört zuerst, daß derselbige Christus ist herabgestiegen zur Hölle." Luther braucht in seiner Bibelübersehung das Wort Hölle nicht bloß in der Bedeutung, die es heutzutage hat, als Ort der Verdammniß, sondern daneben auch zur Bezeichnung des Todtenreichs (z. B. Psalm 6, 6; 16, 10; 30, 4). Und so ist es hier gemeint. Petrus lehrt uns, daß auch den Todten das Evangelium verkündiget sei, daß nämlich Christus, nachdem er getödtet worden nach dem Fleisch, im Geist hingegangen sei und gepredigt habe den Geistern_im Gefängniß, die einft im Unglauben dahin gestorben. Ingleichen schreibt Paulus an die Epheser, daß der Herr, che er aufgefahren gen Himmel, zuvor hinuntergefahren sei in die untersten Derter der Erde; daher auch, wie er zu den Philippern sagt, im Namen Jesu sich beugen sollen nicht bloß alle derer Kniee, die im Himmel und auf Erden, sondern auch derer, die unter der Erde sind, nämlich der Todten, der vor ihm Verstorbenen. Ja, wenn er in der Offenbarung Johannis derjenige genannt wird, der da ist und der da war und der da kommt (d. h. der da sein wird), so ist er ohne Zweifel auch der Herr und Heiland Aller ohne Ausnahme, also derer, die da waren, und die da sind, und die da sein werden. Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Wir entnehmen. somit aus der Thatsache seiner Niederfahrt zu den Todten die wichtige Lehre, daß er nicht bloß der Erlöser seiner Zeitgenossen und Nachkommen ist, sondern auch derer, die vor ihm gelebt, so daß dadurch erst die Erlösung eine ganz allgemeine wird und sich auf die gesammte sündige Menschheit bezieht. Ja, es knüpft sich hieran noch eine andere große Hoffnung: Wenn der Herr damals Mittel und Wege gewußt, denen das Evangelium darzubieten, die es hienieden nicht hatten hören können, weil sie vor seiner Erscheinung gelebt, so dürfen wir uns getrösten, daß er

auch jezt noch den vielen Menschen, zu denen im Erdenleben die Heilsbotschaft nicht hindurchgedrungen ist, nach ihrem Tode die Gnade anbieten werde, nämlich den Heiden und den ungetauft verstorbenen Kindern. Ferner ist Christus wahrhaftig am dritten Tage von den Todten auferstanden." Von dieser großen Heilsthatsache ist das ganze Neue Testament voll von Anfang bis zu Ende; namentlich preist sie Paulus hoch in allen seinen Briefen. Und wahrlich, diesen Trost wird sich die Christenheit nie nehmen lassen. Denn ist Christus nicht auferstanden, so ist unser Glaube eitel, so sind wir noch in unsern Sünden, so haben wir keinen lebendigen, sondern einen todten Heiland, und der kann uns nichts helfen. Er aber, der ewig Lebendige, spricht: „Ich lebe und ihr sollt auch leben." Auf die Thatsache seiner Auferstehung von den Todten gründen wir also die große Hoffnung, daß auch wir einst aus den Gräbern auferstehen und zum ewigen Leben eingehen werden. Er ist sodann aufgefahren gen Himmel," wie er es in seinen Erdentagen selbst zuvor gesagt (Joh. 3, 13; 6, 62; 16, 28; 20, 17). Er ist aufgefahren zu seinem Vater und zu unserm Vater, zu seinem Gott und zu unserm Gott, und darum für uns fortan ein allgegenwärtiger Heiland, was er als Erdbewohner nicht sein konnte; und wo nun irgend zwei oder drei versammelt sind in seinem Namen, da ist er mitten unter ihnen. Und wir schöpfen daraus noch einen großen Trost:

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Auf Christi Himmelfahrt allein

Ich meine Nachfahrt_gründe,

Und allen Zweifel, Angst und Pein

Hiemit stets überwinde.

Denn weil das Haupt im Himmel ist,

Wird seine Glieder Jesus Christ

Zu rechter Zeit nachholen.

Sißend zur Rechten Gottes" (Marc. 16, 19; Hebr. 1, 3; Ephef. 1, 20—22), also wieder zu göttlicher Macht und Herrlichkeit erhoben, wie er sie ursprünglich gehabt, hat er als der ewige Sieger seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt (Psalm 110, 1), seine Freunde und Bekenner aber vertritt er beim Vater fort und fort mit seiner heiligen Fürbitte (Römer 8, 34), mit dem gnadenreichen Gebet: Vater, vergieb ihnen! Desgleichen glauben wir auch, „daß derselbige Herr Christus endlich

wird öffentlich kommen, zu richten die Lebendigen und die Todten," wie auch das apostolische Bekenntniß dies ausspricht. Denn der Vater richtet Niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohne gegeben, darum daß er des Menschen Sohn ist (Joh. 5, 22. 27), also alle unsere menschlichen Versuchungen mit erlebt, aber auch für uns fiegreich durchgekämpft hat. Wer aber an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; denn nur die Ungerechten gehen aus den Gräbern hervor zur Auferstehung des Gerichts, die Gerechten aber zur Auferstehung des Lebens.

Zu der Lehre von den beiden Naturen und den beiden Ständen Christi kommt endlich noch die Lehre von seinen Aemtern hinzu. Wir pflegen dahin das prophetische, das hohepriesterliche und das königliche Amt zu zählen. Zu diesen war im alten Testament eine Salbung erforderlich, und darum wird Jesus auch Christus d. h. der Gesalbte genannt; er aber ist nicht von Menschen, sondern von Gott gefalbt (Ap. Gesch). 10, 38). Ueber das prophetische oder Lehramt des Herrn schweigt unser Artikel und hat dazu auch insofern guten Grund, da der Werth dieses Amtes, das er während seiner Erdenwallfahrt ausübte, in der Christenheit niemals verkannt oder in Frage gestellt worden ist.

Dagegen thut es hoch Noth, das hohepriesterliche Amt des Herrn in ein helles Licht zu stellen. Der Hohepriester hatte den Beruf, das Volk mit Gott zu versöhnen durch Darbringung von Opfern. Christus, der Hohepriester ohne Gleichen, oder wie die Epistel an die Hebräer sagt, der wahre Hohepriester, hat auch ein Opfer für uns gebracht; aber er hat nicht das Leben eines Thieres, sondern sein eigenes gottmenschliches Leben für uns hingegeben, auf daß er ein Opfer wäre nicht allein für die Erbsünde, sondern auch für alle andern Sünden und Gottes Zorn versöhnete." Wenn die Widersacher sich diesen Artikel gefallen ließen, so haben sie den feinen Hieb, den Melanchthon ihnen hier versezt, nicht recht verstanden; sonst hätten sie dagegen protestiren müssen. Sie nämlich behaupten, daß Christus allein für die Erbsünde genug gethan habe und daß dagegen für die wirklichen Sünden, d. h. für die einzelnen Uebertretungsfälle im Leben, der Mensch selbst Genugthuung leisten müsse durch Verdienst seiner Werke,

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