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was ein schwerer Irrthum ist. Was nun die Bedeutung des Opfertodes Christi betrifft, so waltet darüber nach seinen und der Apostel Aussagen kein Zweifel ob. Es ist ja Niemand gezwungen ein Christ zu werden; aber wer es sein will, der hat natürlich die Lehre Christi anzunehmen. Nun aber sagt er von sich: Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er ihm dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für Viele; wie er denn auch in seinem Gleichniß vom guten Hirten spricht: Ich lasse mein Leben für die Schafe, und bei der Darreichung des Kelches im Abendmahl erklärt: das ist mein Blut, welches vergossen wird für Viele zur Vergebung der Sünden. Daß er also sich selbst geopfert hat, um uns Sünder mit Gott zu versöhnen, daß er, der Lebensfürst, den Tod erlitten hat, um uns Todes-Candidaten das Leben zu retten, das ist nicht etwa eine Erdichtung späterer Zeit, wie Manche meinen, sondern es ist seine eigene klare Lehre. Wie haben wir uns diese begreiflich zu machen? Denn der treffliche Tauler, den auch Luther vielfach gelobt hat, sagt in einer seiner Predigten sehr richtig: Obschon es recht und billig ist, daß ich der heiligen Schrift mehr glaube und vertraue, als mir selbst, so werdet ihr dennoch die Sache viel leichter glauben und behalten, wenn ihr sehet, daß die Wahrheit auch aus der Vernunft kann bekräftigt werden." Zu dem Ende gehen wir von zwei Thatsachen aus, die sich nicht wohl bestreiten lassen: 1) Christus hat den Tod erlitten, 2) Christus war ohne Sünde. Die beiden Thatsachen stehen eigentlich im Widerspruch mit einander. Denn der Tod ist ja der Sünde Sold; Christus, der allein Sündlose, hätte also nicht leiden und sterben sollen. Hat er dies dennoch erlitten, so kann er es nicht für sich und um seiner Sünde willen, sondern nur für uns und wegen unserer Sünde erlitten haben, und das heißt mit andern Worten: sein Leiden und Sterben muß uns zu gut fommen, uns von unsern Sünden erlösen. Geschähe das nicht, so würde auf den gerechten Gott der Vorwurf der Ungerechtigkeit fallen; ist das aber geschehen, so ist jener Vorwurf hiemit aufgehoben. Denn Christus hat dann durch sein unschuldiges Leiden und Sterben den Preis gewonnen, den er sich dafür ausbedungen, die Erlösung der Menschheit. Er ist nun das Lamm Gottes,

das der Welt Sünde trägt; die Strafe lag auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.

Ich möchte das noch durch eine Vergleichung aus dem Naturleben erläutern; unser Meister hat ja auch gern seine Wahrheiten durch Gleichnisse verdeutlicht. An Zäunen und Mauern wächst hin und wieder eine Pflanze, deren Blüthe eine sehr eigenthümliche Bauart hat. Sie ist eine Giftpflanze und heißt Osterluzei. Ihr Kelch sieht einer Tulpe ähnlich, hat aber nicht sechs Blätter, wie diese, sondern ein einziges, und dies hat oben nur eine enge Deffnung. Inwendig in der fast ganz verschloffenen Blüthe befinden sich zwar Fruchtknoten und Staubbehälter; aber lettere sizen ganz tief und können nicht zur Narbe gelangen. Eine Befruchtung der Blüthe scheint daher unmöglich. Auch der Wind kann nicht hineindringen, um den Staub auf den Fruchtknoten zu wehen, wie er es sonst bei vielen Blüthen thut. Wie schafft nun der liebe Gott hier Rath und Hilfe? Merk auf! es geschieht um die Zeit, da die Befruchtung vor sich gehen soll, etwas höchst Merkwürdiges; jahrjährlich schlüpft durch das enge Pförtchen ein Insekt hinein, angelockt von dem süßen Duft der Blüthe. Drinnen verzehrt das Thierchen seine Speise nach Herzenslust; aber es ist leider seine lezte Mahlzeit, denn es kann auf keine Weise wieder hinaus. Die Blüthe hat nämlich inwendig feine Härchen, deren Strich abwärts gerichtet ist, die also beim Hineinkriechen das Insekt nicht hindern. Will_es nun aber hinaus, so streben ste ihm entgegen und lassen es nicht wieder durch. Dadurch geräth es in Todesangst, flattert hin und her und erschüttert die Blüthe dermaßen, daß die Staubbehälter aufspringen, daß der Staub emporfliegt und nun zur Narbe gelangt, um diese zu befruchten. So ist das Fortleben der Pflanze gesichert, aber das Thierchen muß sterben; es hat sich für jene geopfert, das vollkommnere Geschöpf für das minder vollkommene. Nun schau und bewundere an diesem Beispiel die staunenswerthe Vorsehung und Weisheit Gottes, die auch für das Geringste sorgt. Aber noch mehr als das! Schau und bewundere hier ein Bild der aufopfernden Liebe des Sohnes Gottes, der uns geliebet hat und sich selbst für uns dargegeben. Die Menschheit ist die Gifipflanze, die sich selbst Augsburgsche Confession.

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nicht helfen, nicht am Leben bleiben kann, wenn nicht Hilfe von oben kommt. Denn auch die Hilfe von außen, die in andern Fällen Nugen schafft, schlägt bei diesem verzweifelten Schaden nicht an, gleichwie zu jener Pflanze der Wind nicht hinzu kann. Aber Christus ist vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt, angelockt durch seine Liebe zur Menschheit. Und richtig! er hat ihr das Leben gerettet aber ihm hat diese rettende Liebe den Tod gebracht. Ja, ja, es bleibt dabei: durch seine Wunden sind wir geheilt.

Er ist aber auch unser König, und das giebt der Eache eine andere Wendung. Schon der Prophet Jeremias verkündigte: Er wird ein König sein, der wohl regieren wird und Recht und Gerechtigkeit auf Erden ausrichten. Und so ist es in der That. Ein König regiert, schüßt und richtet sein Volk. Das thut Christus alles auch. Er ist aber der König aller Könige und Herr aller Herren; denn sein Reich ist nicht von dieser Welt, wie das der andern, nicht ein vergängliches, sondern ein ewiges Reich; und ihm ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Das kann außer ihm kein König sagen, daher alle anderen, soweit sie an ihn glauben, vor diesem Könige demüthig ihre Kniee beugen. Wie er im Erdenleben das prophetische und in seinem Leiden und Sterben das hohepriesterliche Amt ausübte, so hat er durch sein Sißen zur Rechten Gottes seine königliche Herrschaft angetreten. Wenn nun aber unser Artikel sagt, er size zur Rechten Gottes, „daß er ewig herrsche über alle Kreaturen und regiere, daß er Alle, so an ihn glauben, durch den heiligen Geist heilige, reinige, stärke und tröste, ihnen auch Leben und allerlei Gaben und Güter austheile und wider den Teufel und wider die Sünde schüße und beschirme," so greifen wir wohl nicht fehl, wenn wir auch hierin eine feine Anspielung auf das Papstthum sehen; denn gegenüber der oberherrlichen Gewalt des römischen Bischofs, der sich für den Statthalter Christi auf Erden ausgiebt, bekennen wir evangelische Christen, daß Christus selber ewig über alle Kreaturen herrscht und auf Erden keines Vertreters bedarf, vielmehr droben uns vertritt bei seinem Vater und bei uns ist alle Tage bis an der Welt Ende. Er heiligt uns auch durch den heiligen Geist; denn wie er als Hoher

priester uns Rechtfertigung vor Gott erworben, so geht von seiner königlichen Macht die Kraft zur Heiligung unsers Herzens und Lebens aus. Er theilt uns als König auch Leben und allerlei Gaben und Güter aus; ihm haben wir daher zu dienen, von ihm unser Heil zu erflehen und zu erwarten. Lieber Leser, von Person kenne ich dich nicht, weiß auch nicht, wie du heißt, noch wie du aussiehst. Aber eins weiß ich: du bist ein sündhafter Mensch und hast den Tod verdient. Willst du nun die Kunst erlernen, deinen menschlichen Lebensfaden bis in die selige Ewigkeit zu verlängern, so rathe ich dir: knüpf' ihn in Zeiten durch das Band des Glaubens an das Leben des Sohnes Gottes an. Dann bist du mit eingeschlossen in das trostreiche Osterwort:

Läffet auch ein Haupt sein Glied,
Welches es nicht nach sich zieht?

Und nun zum Schluß: Wer Jesum nicht will, der weiß nicht, was er will.

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Der vierte Artikel.

Von der Rechtfertigung.

„Weiter wird gelehrt, daß wir Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit vor Gott nicht erlangen mögen durch unser Verdienst, Werk und Genugthuung, sondern daß wir Vergebung der Sünden bekommen und vor Gott gerecht werden aus Gnaden um Chrißi willen durch den Glauben, so wir glauben, daß Chriftus für uns gelitten hat, und daß um seinetwillen die Sünden vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird. Wenn diesen Glauben will Gott für Gerechtigkeit vor ihm halten und zurechnen, wie St. Paulus sagt zu den Römern 3 und 4."

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Paulus sagt in seinem ersten Brief an die Korinther: So die Posaune einen undeutlichen Ton giebt, wer will sich zum Streit rüsten?" Hier aber hören wir einen sehr deutlichen Ton, und diese klare und laute Posaunensprache unferes vierten Artikels hat in dem Streit mit dem Papismus uns am allermeisten den Sieg gesichert. Es ist der eigentliche Hauptartikel der lutherischen Kirche, derjenige,

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mit dem die Kirche steht und fällt, das Fundament unseres evangelischen Glaubens, der Mittel- und Sammelpunkt der Reformation, wie denn auch die arge Schädigung dieses einigen Trostes der Christenheit durch den leidigen Ablaßhandel die erste Veranlassung zur Reformation gab. Luther sagt von der Rechtfertigung aus dem Glauben: Hievon kann man nichts weichen noch nachgeben, es falle Himmel und Erde und was nicht bleiben will. Was sind alle Kreaturen gegen diesen Artikel gerechnet? Verstehen wir diesen Artikel recht und rein, so haben wir die rechte himmlische Sonne; verlieren wir ihn aber, so haben wir nichts anderes als eitel höllische Finsterniß. Man fann ihn nimmermehr hoch genug erheben und theidigen." Auch Melanchthon nennt ihn in der Apologie den höchsten und fürnehmsten Artikel der ganzen christlichen Lehre, ohne welchen kein arm Gewissen einen rechten, beständigen, gewissen Trost haben mag." Hier tritt so recht des Propheten Wort in Kraft: Tröstet, tröstet mein

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Volk, redet mit Jerusalem freundlich!"

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So kurz der Artikel ist, so stellt er doch in den wenigen Worten alles Nothwendige, was ein Christenmensch über die Rechtfertigung vor Gott wissen muß, klar und treffend zusammen, denn er belehrt uns über das Wesen, über den Grund und über die persönliche Aneignung der Rechtfertigung.

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Was zunächst ihr Wesen betrifft, so nimmt sie uns etwas, was uns drückt, und giebt uns etwas, was uns fehlt. Sie nimmt uns den Druck der Sünde ab, indem fie uns Vergebung der Sünden“ gewährt, und giebt uns dafür, wonach wir uns sehnen, die Gerechtigkeit vor Gott." Wir Evangelischen verstehen das nun so, daß wir bei der Rechtfertigung nicht durch Gott schon gerecht gemacht, sondern erst für gerecht erklärt werden, ganz wie Paulus es versteht, Röm. 4, 5: Dem, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit." Denn die Kraft, gerecht zu werden, also hinfort die Sünde zu meiden, gewinnen wir erst, wenn Gott uns die vorige Sünde vergeben, also uns für gerecht erklärt hat. Die Aenderung des Lebens folgt hernach. Diese Unterscheidung ist aber von großer Wichtigkeit. Die römische

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