ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

I. Die egoistische Pseudomoral

oder

die individual-eudämonistischen Moralprincipien.

1. Die positiven individual-eudämonistischen

Moral principien.

a. Die irdische positiv-eudämonistische Moral. Der Kern des praktisch sich bethätigenden Menschen ist der Wille; der Wille ist Streben nach Befriedigung, oder da die Befriedigung des Willens, wenn sie zum Bewusstsein kommt, Lust heisst, so ist das Wesen des Willens gleichbedeutend mit dem (gleichviel ob bewussten oder unbewussten) Streben nach Lust, mag dieselbe nun positiv, oder blosse Negation einer gegebenen positiven Unlust sein. Der menschliche Wille oder das menschliche Streben. nach Lust spaltet sich nun gemäss der Mannichfaltigkeit und Vielseitigkeit des menschlichen Lebens in viele verschiedene Richtungen; eine dauernde Combination der Befriedigung dieser verschiedenen Richtungen des Willens, in welcher je nach der Individualität gewisse Arten der Lust vorwiegen, versteht der Mensch unter Glück oder Glückseligkeit. Wie das Streben nach Lust die Natur des blinden Willens in seiner vereinzelten Aeusserung darstellt, so stellt das Streben nach Glück das Wesen des Willens dar, dessen Inhalt vom Lichte des individuellen Bewusstseins erhellt ist und dadurch einen zusammenfassenden Ueberblick über die verschiedenen Richtungen seines Strebens und über die zeitliche Abwechselung derselben gestattet.

Was der Mensch ohne alle Reflexion ohne Weiteres will, ist immer und überall die Lust; sobald er sich darüber besinnt, was er denn eigentlich wolle, so erkennt er, dass es eine möglichst vielseitige, seine Natur erschöpfende und möglichst dauernde Lust sei, d. h. die Glückseligkeit oder die Eudämonie. Da das natürliche Individuum vollkommen in der Täuschung der Individuation befangen, d. h. absolut egoistisch ist, so kann von dem Streben nach einer andern als der eignen individuellen Eudämonie natürlich zunächst keine Rede sein. Der Wille des Menschen ist also von Natur schlechthin eudämonistisch und zwar individual-eudämonistisch, weil egoistisch. Dieser Ausgangspunkt, die natürliche Basis des menschlichen wie allen Individuallebens, ist naturgemäss auch der Ausgangspunkt der praktischen Philosophie, von welchem vielfach behauptet worden ist, dass er allein schon genüge, um zur Ethik zu führen. Auch unsre Betrachtung muss deshalb hier beginnen, um zu untersuchen, wie weit mit dem eudämonistischen Princip in ethischer Hinsicht zu kommen ist, gerade so wie geschichtlich in Griechenland der erste principielle Versuch einer praktischen Philosophie zum Eudämonismus führte, nachdem die Ehrfurcht vor ererbter Sitte und überkommenem Glauben erschüttert und im Einzelnen zerstört war.

Wie wir soeben sahen, dass der Wille sich zunächst in vereinzelter Aeusserung auf die augenblickliche einzelne Lust stürzt und erst bei wachsendem Bewusstsein durch Reflexion der Zusammenhang der verschiedenen Strebensrichtungen des Willens erkannt wird, so ergreift auch die praktische Philosophie zuerst die Lust (dov) in ihrer Vereinzelung als Princip, bevor sie einen systematischen Zusammenhang der verschiedenen Arten der Lust, oder die Glückseligkeit als die der Natur des Willens entsprechende Aufgabe erfasst. So sehen wir längere Zeit von den Cyrenaikern das hedonische Princip vertreten, ehe Epikur dazu gelangt, es zum eudamonistischen Princip zu vervollkommnen. Schon die Cyrenatker konnten sich der nahe liegenden Forderung nicht entziehen, die verschiedenen Arten der Lust gegeneinander abzuschätzen; so giebt Aristipp der Aeltere der sinnlichen Lust den Vorzug vor der geistigen, weil die erstere stärker empfunden werde (wobei nur die längere Dauer der letzteren übersehen ist). Aristipp der Jungere lässt nicht die rauhe, sondern nur die sanfte Bewegung oder Erregung des Gefühls als Lust gelten. Theodoros erklärte zwar jede lustbringende Handlung

TAM

für erlaubt und rathsam, aber doch nur dann, wenn man sie ungestraft und mit Vortheil oder zur gelegenen Zeit vollbringen könne; er erkennt also die Rücksicht auf die Zukunft ausdrücklich an, welche der ältere Aristipp noch durch Hinweis auf die alleinige. Realität der Gegenwart entkräften zu können geglaubt hatte. Hiermit ist zugestanden, dass nicht jede vereinzelte Lust zu suchen, nicht jede vereinzelte Unlust zu fliehen sei, sondern nur, insoweit erstere nicht grössere Unlust oder letztere nicht grössere Lust im Gefolge habe.

Hierauf baute Epikur fort; da ihm alles auf das richtige Abwägen der Lust und der Unlust gegeneinander ankommt, so ist ihm die Klugheit oder verständige Ueberlegung (poóvnois) das eigentliche Fundament der Ethik oder praktischen Philosophie, oder die Cardinaltugend. Wir sehen hier bereits den nothwendigen Umschlag, der eudämonistischen in Klugheits-Moral. Epikur erkennt, dass die sinnliche Lust am Augenblick haftet, die geistige aber viel dauernder ist, weil sie zugleich aus der Quelle der Vergangenheit und Zukunft schöpft; er giebt aber der dauernden Lust, dem Zustande des von Unlust freien Wohlseins und Behagens bei Weitem den Vorzug vor der flüchtigen beweglichen Lust; somit empfiehlt er vor Allem die geistige Lust zu suchen, die sinnliche aber zu Gunsten jener zu regeln und vielfach zu beschränken. Ja er erkennt sogar, dass die eigentliche Bedeutung der sinnlichen Lust nur darin bestehe, uns von Begierden und Bedürfnissen zu befreien, welche die Seele beunruhigen und qualen und dadurch jenen wünschenswerthesten Zustand der Seelenruhe oder Ataraxie stören. Nach Epikur wird der Weise stets danach zu streben haben, Herr über seine Begierden und Leidenschaften zu sein, um nicht durch sie zu Affecten und Ausschweifungen hingerissen zu werden, deren Folgen ihn wahrscheinlich schmerzlich treffen würden; er wird in allen Dingen mässig sein und zwar die Annehmlichkeiten des Lebens zu gebrauchen wissen, aber ihrer nicht bedürfen; denn nicht Vermehrung des äussern Besitzes, sondern Beschränkung in den Wünschen und Begierden macht wahrhaft reich und erst die Anspruchslosigkeit ist die Würze des feineren Genusses. Er wird sich keine unnütze Sorge machen, um seine Zukunft im Leben und nach dem Tode und wird sich um die Meinung Anderer über ihn, um Ehre und Schande, grade nur so weit bekümmern, als reelle Güter oder Uebel für ihn daraus erwachsen; demgemäss wird er ein stilles, zurückgezogenes Leben der Betheiligung an

öffentlichen Angelegenheiten vorziehen und die Würze seines Lebens in der Freundschaft suchen. *)

Es lässt sich nicht leugnen, dass in der Epikureischen Ethik viel gesunde Lebensauffassung steckt, dass die von ihr im eignen Interesse empfohlene Mässigung, Anspruchslosigkeit, Selbstbeherrschung und Gemüthsruhe die erste unumgängliche Vorbereitungsstufe auf höhere ethische Forderungen bilden und dass die Abmahnung von der Betheiligung an Staatsangelegenheiten unter der römischen Casarendespotie ebenso zeitgemäss, als im Princip Epikurs begründet war. Gleichwohl liegt hier der zunächst in die Augen springende Mangel des Systems; der blosse Cultus der Freundschaft kann für den Reichthum der socialen, politischen und kirchlichen Beziehungen des Menschen keinen Ersatz bieten, auf welche ihn doch auch schon das egoistische Bedürfniss seiner gegebenen Naturanlage hinweist. Der raffinirte und dabei doch bis zur Liebenswürdigkeit naive Egoismus des Epikureismus bedarf hier einer Vervollständigung, die er erst in neuerer Zeit durch Hobbes und Spinoza erhalten hat.

Der behaglichen Consequenz und dem gesunden savoir vivre des Epikureismus gegenüber macht die stoische Ethik den Eindruck eines dogmatisch verbissenen Doktrinarismus, der von den besten Absichten einer strengeren Lebensführung beseelt, sich doch bei der philosophischen Begründung derselben auf dogmatische Postulate stützt, in Widersprüche verwickelt und mit seinen strengen Consequenzen sich in naturwidrige Paradoxien verirrt. Hier wollen wir nur so viel von ihr erwähnen, dass auch sie von dem Egoismus oder der Selbstliebe als dem allgemeinen Grundtrieb aller Wesen ausgeht und aus ihm das Streben nach Glückseligkeit als das jedem Wesen gemässe folgert, dann aber dogmatisch postulirt, dass die Glückseligkeit allein und ausschliesslich in der Tugend bestehe, wobei natürlich die Frage noch offen bleibt, was denn nun die Tugend sei - eine Frage, die weiterhin auf ebenso dogmatische Weise beantwortet wird. Es kann uns hier nur darauf ankommen, auch in der stoischen Ethik

*) Wem fielen hierbei nicht Goethe's Worte ein:

,,Selig, wer sich vor der Welt

Ohne Hass verschliesst,

Einen Freund am Busen hält

Und mit dem geniesst" u. s. w.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »