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Laffungen zur Unzufriedenheit mit der bestehenden kirchlichen Verfassung in manchem Gemüthe der Wunsch entstand, dieselbe verbessert (reformirt) zu sehen und eine Macht eingeschränkt zu wissen, die eben so angemast als drückend war. Wollte man fich nun gleich von Seiten der römisch-katholischen Kirche zu Anfange des 16ten Jahrhunderts von der Nothwendigkeit einer solchen Kirchenverbesserung durchaus nicht überzeugen: so ist es doch nicht zu leugnen, daß diefelbe von Andern wohl gefühlt und begonnen ward, und man namentlich die Waldenser) in Frankreich, die Wiclefiten) in England und die Hussiten *°) in Böhmen,

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*) Die Waldenser, zu denen auch die Albigenser zu rechnen sind, schöpften aus der Lesung der Bibel ein reineres Christenthum, und traten im 12ten Jahrhun» derte in Frankreich auf. Sie zeichneten fich durch strenge Sittlichkeit aus, und verwarfen gänzlich das bestehende påpstl. Kirchenregiment.

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Aehnliche Keßereien (wie man in Rom die richti= gern Ansichten dieser Zeit nannte) brachten die Sted= tinger in Oldenburg, und die Spiritualen, Observanten, so wie die Lollharden und Hegainen vor.

Die Wiclefiten, nach dem Orforder Professor Wiclef so genannt, welcher im 14ten Jahrhunderte dadurch als Gegner des Papstes, auftrat, daß er die Bibel ins Englische überseßte, und das Ansehn des Papstes und der meisten Kirchengebräuche bestritt. Seine Lehre fand in England und Böhmen viel Anhang, wo

10) die Huffiten die Lehre des Predigers J. Huß, im 15ten Jahrhunderte annahmen und vertheidigten, ihn

so wie unzählige einzelne, freisinnige Männer **) und ganze Gesellschaften, die sich in Lehren und Gebräuchen von der allgemeinen Kirche lossagten,

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selbst aber dem Scheiterhaufen

ten. Joh. Huß starb zu Costnicht entreißen tonns

wo er am 6. July ***** 1415 von der Synode verdammt und verbrannt ward. Seinen Freund Hieronymus v. Prag traf dass felbe Schicksal. Huß bestritt vorzüglich die AnmaBungen des Papstes und den Kelchraub im Abendmahle, Seine Anhänger theilten sich in Calirtiner und Laboriten, welche lettere mit grausamer Wuth den sogenannten Hussitenkrieg herbeiführten, und später unter den Namen: böhmische Brüder bekannt wurden. Diese böhmischen oder mährischen Brüder wandten sich, des Religionszwanges wegen, im 18ten Jahrhunderte nach Sachsen und gründeten daselbst unter Zinsendorf eine neue Religionspartheï': die Herrn hutische Brüdergemeinde genannt, welche bis heute fortbesteht, durch Eifer für die Verbreitung des wahren Evangelii unter den Heiden, durch stillen christl. Lebenswandel und durch fromme Andachtsübungen sehr vortheilhaft sich auszeichnet, übrigens aber zur evangelischen Kirche gehört und gleichsam als ein Staat im Staate zu betrachten ist. Doch sind auch noch in Böhmen, Mähren und Schlesien böhmische Brüder zu finden.

11) Bu diesen einzelnen Männern gehören: Peter von Bruys, Heinrich von Lausanne (im 12ten Jahrhunderte) in Frankreich; Arnold von Brescia in der Schweiz; Johann von Gent in Paris; Gerson, der gelehrte Kanzler der Universität zu Paris, (im 15ten Jahrhundert); Nicolaus von Clemange (im 15ten Jahrhundert); und viele Andere so wie auch zu eben dieser Zeit der Adel in Groß- Pohlen mit mäch

für Vorläufer der deutschen Reformation anzusehen hat. Sie alle aber fanden die vorzüglichste Veran. laffung dazu in dem ausschweifenden, ja oft vers brecherischen Leben vieler Geistlichen, das sogar einige gute Päpste mit Unzufriedenheit wahrnahmen und wohl auch zu ändern wünschten allein dieß hielten sie auch für die ganze Reformation - denn jede andere mußte, wie es auch wirklich gesche. hen ist, die, auf Betrug, Erdichtung und gewaltfame Unterdrückung des geistigen Lebens gestüßten, Grundpfeiler ihrer Macht und ihres Ansehens erschüttern, oder wohl gar stürzen.

Daß jedoch eine so gewaltige Erschütterung des Stuhles Petri schon so nahe sei, glaubte zu Anfange des 16ten Jahrhunderts noch Niemand, eben so wenig, als daß dieselbe von einem armen Mönche ausgehen werde. Und doch war es so von Gott, dem Allweisen, beschlossen → doch segnen wir alle den Wiederhersteller des Evangelii Jesu Chrifti, Martin Luthern, und sind stolz darauf, daß Deutschland sein Vaterland ist doch wissen wir es heute nur zu gewiß, daß nur sein fråftiger Geist die Glaubens- und Gewissensfreiheit uns wiedergeben konnte, deren wir uns heute freuen, und daß es, ohne sein muthig begonnenes Gotteswerk, Niemand gewagt haben würde, schon im Jahre 1530 ein so freimüthiges Bekenntniß des neuen Glaubens vor Kaiser und Reich niederzule

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tiger Stimme, nach Hussens Beispiele, vom Papste den Kelch im Abendmahle zurückverlangte.

gen. Finden wir daher in Luthers Reformas tion die erste geschichtliche Veranlassung zur Uebers gabe der Augsburgischen Confeffion: so wird es nicht befremden, wenn wir hiernächst einige Augens blicke bei den Lebensumständen dieses großen - Mannes verweilen.

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Martin Luther, ein Bergmannssohn, war am 10. November 1483 in Eisleben, im jeßigen Herzogthume Sachsen, geboren, und bezog, in Gota tesfurcht aufgewachsen, in den Schulen zu Mag. deburg und Eisenach unterrichtet, voll Lust und Liebe zu weitern Kenntnissen und reich an Tugend und Frömmigkeit im Jahre 1501 die Universität Erfurt. Hier fand er einst in einer großen Büchers fammlung eine Bibel in lateinischer Sprache und, was die Hauptsache war, in derselben ganz andere Lehren und weit mehr als in den Bibeln, welche er bis dahin unter diesem Namen kennen ges lernt hatte. Sein thätiger Geist forschte nun bes gierig in dem, ihm. bis dahin verborgen gewesenen, Worte Gottes, und die genauere Bekanntschaft mit demselben und der plößliche Tod eines geliebten Freundes an seiner Seite, brachten ihn zu dem Entschlusse, sein Leben Gott zu weihen und in das Erfurter Augustinerkloster zu gehen. Aber eine

Traurigkeit kam hier in die Seele des armen Lu ther, die ihn fast krank machte, und aus welcher er nur durch seinen våterlichen Freund Staupiß12)

12) Staupih war General Vicarius der Augustiner in Deutschland.

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geriffen wurde. Dieser brachte es nämlich dahin, daß Luther 1507 Priester, 1508 aber öffentlicher Lehrer an der Universität zu Wittenberg ward. Von hier aus unternahm er 1510 für feinen Orden, oder die Mönchsgesellschaft, in der er sich befand, eine Reise nach Rom. Mit Schrecken sah er daselbst den eiteln Prunk der Geistlichkeit, mit Schaudern hörte er von den Lastern der Diener des göttlichen Wortes, mit Verachtung sah er die Heuchelei und den Betrug, der in dieser Hauptstadt der christl. Welt mit dem Allerheiligsten gespielt ward, und kehrte von da mit der Ueberzeugung nach Deutsch Land zurück: in Rom, bei dem Papst und seinen Priestern ist das Evangelium, ist die Wahrheit, ist Christus nicht. Bald nach seiner Rückkehr wurde er 1512 Prediger und Doctor der Gottesgelahrtheit zu Wittenberg und benußte diese Würden, um in der Erkenntniß des wahren göttlichen Wortes immer weiter zu schreiten; er predigte von nun an nur nach der Bibel, und dieß mit fol cher Herzlichkeit und glaubensvoller Ueberzeugung, daß sein Name bald bekannt und seine Gelehrsam keit gerühmt ward. Nun aber erhob er immer lauter seine Stimme gegen die Anmaßungen und den Aberglauben der römisch-katholischen Kirche

griff den Ablaßhandel dès Dominicanermönches Tezel an, welcher im Namen des Papstes Ablaß zeddel für begangene und noch zu begehende Sün den verkaufte 3) und schlug gegen ihn, aus Liebe

1) Tezel trieb dieses Geschäft mit der größten Unver

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