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und daß späterhin ein Benutzer des P die Noten über der Linie radierte und die Varianten in den laufenden Text auf die schon geschilderte Weise aufnahm. Der Zustand des Vaticanus ist damit erklärt und der Befund des P spricht nicht dagegen. Die Sache muß Ballou sehr unangenehm sein, schlägt sie doch in diesem Zusammenhang gegen mich einen Ton an, der die Grenze des parlamentarisch Zulässigen streift1), gleich nachher wird diese Grenze sogar erheblich überschritten), was ich hiermit feststelle.

1) Ballou a. a. O. S. 58.

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2) Ballou nennt S. 59 meine Auffassung des Vaticanus 1899 eine theory of contamination, which Hohl merely revives in another form, and one insidiously (!) blinding to the truth (!), when he asserts that Vat. 1899 is under obligation to the family. Ich schenke es mir, die Behandlung der Lücken in v. Val. und v. Gall. durch Ballou besonders zu besprechen. Vielmehr verweise ich auf meine eigene Darstellung, wie ich sie Klio a. a. O. S. 275 gegeben habe. Die Tafel III Ballous kann an meiner Erklärung des Befundes im Vaticanus 1899 wirklich nichts ändern. Es sei noch festgestellt, daß Ballou (S. 58 und Anm. 1) den Schreiber des Vaticanus 1899 außer in den P einschließlich P6 auch noch in den Paris. 5816 Einsicht nehmen läßt, und vielleicht auch in Poggios Exemplar, den Riccardianus. Und mit solchen Ausflüchten will sie sich gegen meine einfache Lösung behaupten, daß nämlich der Schreiber des Vaticanus 1899 außer P noch heranzog (vgl. Klio a. a. O. S. 275 f.). Das Niedlichste aber ist, daß Ballou (S. 76) erklärt: And even if we were forced to admit that the redactor of the latest group (also ) had here and there had help from some different tradition, at any rate it is impossible not to see that the basis of the grand mass of his text was nothing else than some direct copy of P. Also Ballou gibt selbst zum Schluß die Möglichkeit von some different tradition zu. Warum in aller Welt bestreitet sie aber dann eigentlich meine Wiederentdeckung der Unabhängigkeit von ? Schließlich noch ein Wort über ihre Appendices. Was die Excerpta Cusana des Sedulius Scottus betrifft, so habe ich inzwischen ein die Historia Augusta betreffendes Stück aus ihnen im Parisinus Latinus 1750 aufgefunden, worüber ich besonderen Bericht abstatte. Zum Bambergensis bemerkt Ballou, daß der erste Korrektor, der identisch sein müsse mit dem Schreiber, sich für Korrekturen und Nachträge der karolingischen Minuskel bedient, während der Text der Handschrift in insularen Buchstaben geschrieben ist. Diese Identität ist vollständig ausgeschlossen; ich habe Klio a. a. O. S. 262 hervorgehoben, daß der erste Korrektor von Haus aus fränkisch schreibt, sich aber an anderen Stellen bemüht, den ihm ungewohnten insularen Duktus nachzuahmen, freilich mit sehr bescheidenem Erfolg. Wegen des insularen Schriftcharakters ließ Traube den Bambergensis aus „fuldischem Gebiet" stammen (vgl. Klio a. a. O. S. 259, Anm. 1). Ich darf dies wohl dahin modifizieren, daß der eigentliche Schreiber des B möglicherweise von dort stammt, aber eine Art Gastrolle im karolingischen Schriftgebiet gab. Entscheidend ist doch wohl, daß die direkte Vorlage des B, der P selbst, bereits fränkisch geschrieben ist und daß der Korrektor des B ebenso zu schreiben gewöhnt ist. (Ballous Schluß auf S. 40 ist also hinfällig.) Schließlich behauptet Ballou noch, daß die editio princeps nicht nach Vaticanus 5301, einer Kopie des Parisinus 5816 Petrarcas, sondern direkt nach dem Pariunter Beiziehung von hergestellt sei. Ich kann demgegenüber

sinus

Daß die -Gruppe tatsächlich schon im 14. Jahrhundert bestand, habe ich oben bewiesen, ohne mich dabei irgendwie auf den Vaticanus 1899 berufen zu müssen. Daß und warum diese Handschrift sogar ihr Inhaltsverzeichnis aus einer Handschrift bezog, so schlecht es auch passen mochte, habe ich in meinem früheren Aufsatz erwiesen. Diese Tatsache würdigt Ballou keines Wortes. Da nun nach ihr die -Familie aus dem P hergeleitet ist zu einer Zeit, als bereits P7 tätig gewesen war. der Vaticanus 1899 aber etwas früher, nach der Arbeit des P6, so ergibt sich daraus für den schwer geprüften Schreiber des Vaticanus die peinliche Verpflichtung, mit dem eben erwähnten Index so lange zu warten, bis der große Unbekannte, den nicht einmal Ballou trotz aller Freigebigkeit mit Humanistennamen zu benennen vermag, nicht allzu lange vor 1475 auf die gute Idee kam, die 2-Klasse zu bilden.

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Von meinem oben befolgten Grundsatz, mich nicht über das Alter von Handschriften zu zanken, weiche ich nicht gerne ab. Aber das Einfachste ist wohl, wenn ich auf meinem Standpunkt verharre und den Vaticanus 1899 im 14. Jahrhundert belasse. Die Gründe, die Ballou zu einer späteren Datierung nötigen, bestehen ja für mich glücklicherweise nicht.

Es bleibt eben dabei: im 14. Jahrhundert ist da; wann die Klasse entstand, weiß ich leider nicht, wohl aber, daß ihr Archetypon über P hinaufführt, und das ist das Entscheidende. Die -Klasse ist von der Zerrüttung der Ordnung, wie sie den P entstellte, verschont geblieben und ihr ist es zu danken, wenn die Versuche, wieder Ordnung zu schaffen, schließlich doch noch von Erfolg gekrönt waren. Varianten aus Σ aber sind in den P schon im 14. Jahrhundert eingedrungen und haben auch noch später zu Textesänderungen geführt, teilweise unter Verdrängung des Ursprünglichen. So hat mir die genaue Prüfung der Ballouschen Gegenschrift mein eigenes Ergebnis Punkt für Punkt bestätigt. Wie ich schon eingangs betonte, ist in meinen Beiträgen" alles Wesentliche über die Textgeschichte gesagt, und eben durch Ballous Veröffentlichung ist das erst recht deutlich geworden.

nur betonen, daß schon Peter feststellte, daß in den Vaticanus 5301 der Name des editor princeps, Bonus Accursius eingetragen ist, sowie, daß sich der Zustand der v. Car. in der Inkunabel zwar durch Vaticanus 5301, aber nicht durch Parisinus 5816 erklärt (vgl. Klio a. a. O. S. 267f. und S. 415). Im übrigen sind wir darüber einig, daß Vaticanus 5301 auf jeden Fall eine direkte Kopie des Parisinus 5816 ist. Daran, daß die Lesarten der Inkunabel gänzlich wertlos sind (Klio a. a. O. S. 409), halte ich trotz Ballous Murren (S. 89) fest. Denn nachdem die Textgeschichte, in die ich bereits auch die editio princeps einbezog, einmal gemacht ist, existiert für mich als Herausgeber prinzipiell nur noch P und Σ, was natürlich nicht ausschließt, daß in besonderen Fällen, etwa wo P's ursprüngliche Lesart entstellt ist, die Praxis auch noch anderweitig Umschau hält.

Wie viel Takt erforderlich ist, um die -Tradition wirklich für die Textgestaltung der Historia Augusta fruchtbar zu machen, das wird der Leser schon bei der Durchsicht meines früheren Aufsatzes geahnt haben. Wenn Ballou mit ihrer Hypothese im Recht wäre, dann hätte freilich der Herausgeber leichtere Arbeit. Aber zahɛлà từ xazá! und „schöner“ im philologischen Sinn ist die Tätigkeit durch meine Wiederentdeckung von geworden. Und nun hoffe ich ohne weitere Belästigung mich meiner Ausgabe des Textes, der mir so sehr ans Herz gewachsen ist, widmen zu können.

Z. Zt. Stuttgart, im März 1914.

Für die Existenz von im 14. Jahrhundert habe ich inzwischen ein weiteres unumstößliches literarisches Zeugnis aus dem Jahre 1361/62 in dem sogen. Romuleon des Benvenuto Rambaldi da Imola beigebracht (s. Wer ist Robertus a Porta, Bononiensis? Berliner philologische Wochenschrift 1915 No. 7 Sp. 221 ff.). Zu Sedulius Scottus vgl. jetzt meine Miszelle im Rheinischen Museum 69 (1914) S. 580 ff. - Erwähnenswert ist noch, daß R. Sabbadini in seiner Rezension von Ballous Schrift in der Rivista di filologia 42 (1914) S. 619 ff. sich zwar prinzipiell auf den Standpunkt von Ballou stellt und also im P die Quelle der gesamten Überlieferung sieht, aber doch nicht alle Schlüsse meiner Gegnerin mitmacht. So setzt er im Gegensatz zu ihr den Vaticanus 1899 ausdrücklich wieder, wie ich, ins 14. Jahrhundert. Des weiteren sehe ich mit Vergnügen, daß auch ein so sachkundiger Beurteiler wie Sabbadini lediglich die vorhin besprochene erste der vier dem Petrarca zugewiesenen Gruppen als Autogramm des Humanisten gelten läßt; wenn er dagegen Coluccio Salutati als Besitzer des P assai (bezw. molto) probabile findet, so scheint mir diese Wahrscheinlichkeit" nach meinen obigen Ausführungen nicht mehr besonders groß zu sein. Als improbabilissimo wird Bernardo Bembo, den Ballou als P6 bezeichnete, abgelehnt. Trotz diesen kritischen Einwänden schließt die wichtige Besprechung mit der Versicherung, che molta luce nuova è venuta alla tradizione dell' Historia Augusta dalle felici indagini della Ballou; ma non tutto è ancora chiarito. Umgekehrt muß ich mein Urteil über Ballous Studien dahin zusammenfassen, daß sie völlig verunglückt sind. Ich wüßte nicht, was an Brauchbarem von ihrem Buch noch übrig wäre. Was jedoch die noch nicht ganz aufgehellte" Textgeschichte betrifft, so bin ich vielmehr der Ansicht, daß diese so klar liegt, als man nur wünschen kann. Wenn es nach meiner Untersuchung noch eines Beweises für die Unabhängigkeit von bedurft hätte, so wäre er von Ballou nunmehr erbracht; hat sie doch gezeigt,

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Klio, Beiträge zur alten Geschichte XV 1/2.

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Ernst Hohl, Zur Textgeschichte der Historia Augusta.

bis zu welchem Widersinn die konsequente Durchführung der alten These von der ausschließlich durch P gebildeten Tradition führt. Damit hat sie sehr gegen ihre Absicht die Gegenprobe auf mein Exempel gemacht. Ich kann übrigens diese Zeilen nicht schließen, ohne nochmals den rühmenswerten Fleiß meiner Widersacherin hervorzuheben. Mit dieser gern gezollten Anerkennung verbindet sich der Wunsch, daß so viel ernsthaftes Streben auf einem andern Arbeitsfeld einmal die Früchte ernten möge, die ihm für dieses Mal leider versagt blieben. Straßburg i. E., im März 1915.

Römische Kaiserdaten.

Von Ludwig Holzapfel (†).

(Fortsetzung.)1)

Die aus Tacitus gewonnene Anordnung der Begebenheiten) wird bestätigt durch Dios Bericht3). Hiernach wurden Vespasians Truppen durch die Wahrnehmung des auf dem Kapitol wütenden Feuers veranlaßt, ihren Vormarsch zu beschleunigen. Cerialis eilte mit der Reiterei voraus, wurde jedoch an den Toren der Stadt zurückgeschlagen. Vitellius verzichtete indessen darauf, ihm weiteren Schaden zuzufügen, sondern hielt in der Hoffnung, durch das siegreiche Treffen zu einem Vergleich zu gelangen, seine Soldaten zurück und schickte nach Berufung des Senats an die feindlichen Heerführer eine Gesandtschaft, der sich die Vestalinnen anschlossen.

Den Brand des Kapitols konnten Vespasians Soldaten nur bemerken. wenn sie sich der Hauptstadt bis auf wenige Meilen genähert hatten, was bei Dio irriger Weise nicht bloß von der Reiterei, sondern auch von der noch weiter rückwärts stehenden Hauptmacht angenommen wird. Cerialis ist also auch nach diesem Bericht schon am 19. Dez. bis an die Tore Roms vorgedrungen. Wenn nun nach seiner Niederlage Vitellius, statt den Sieg durch eine Verfolgung auszunutzen, den Senat beruft, um über eine Gesandtschaft Beschluß fassen zu lassen, so liegt es entschieden am nächsten, diese Angabe auf den gleichen Tag zu beziehen.

Wie sehr eine historische Darstellung Not leiden kann, wenn der Chronologie keine genügende Untersuchung zuteil wird, zeigt ein neuerdings erschienenes Buch von Henderson4), das die Bürgerkriege der Jahre 69 und 70 vom militärischen Gesichtspunkt aus eingehend behandelt. Es wird hier (S. 224 f.) in Übereinstimmung mit dem von uns gewonnenen Ergebnis angenommen, daß Antonius am Morgen des 19. Dez. die Botschaft von der Belagerung des Kapitols erhalten und in der folgenden Nacht durch einen Eilmarsch Saxa rubra erreicht habe. Gleichwohl soll er erst am 21. Dez. in Rom eingerückt sein (S. 229). Wie seine Truppen,

1) S. Bd. XII, S. 483—493; Bd. XIII, S. 289–304.

2) XIII S. 304.

3) Dio LXV 18, 2f.

4) Civil War and Rebellion in the Roman Empire a. d. 69-70, London 1908.

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