ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Gliedern, welche Personen sind, nicht Sachen. „Dies Wort Kirche, sagt Luther, ist zumal bei uns undeutsch und giebt den Sinn oder Gedanken nicht, den man aus dem Artikel nehmen muß. Wären im Kinderglauben solche Worte gebraucht worden: Ich glaube, daß da sei ein christlich, heilig Volk, so wäre leichtlich aller Jammer zu vermeiden gewesen, der unter dem blinden, undeutschen Wort ist eingerissen. Denn das Wort christlich, heilig Volk hätte klärlich und gewaltiglich mit sich bracht beide, Verstand und Urtheil, was Kirche oder nicht Kirche wäre."

Daß Gott diejenigen, die in irgend einer Weise zu Hirten der Heerde gesezt sind, durch den Geist der Kindschaft in die volle Freiheit des Evangeliums, in das volle Licht der Erkenntniß seines Reiches und Reichsganges einführen möge, das muß wohl gegenwärtig ein Hauptgegenstand des Gebets derer sein, welche die Kirche auf priesterlichem Herzen tragen.

Der Prophet Daniel

und

die Offenbarung Johannis.

Einleitung.

1. Die Eigenthümlichkeit Daniels.

Unter den Propheten des alten Bundes steht Daniel als eine eigenthümliche, von den übrigen nach Form und Inhalt abweichende Erscheinung da.

Sonst ist die Grundform der Prophetie die begeisterte Rede; bei Daniel stellt sich die Weissagung in lauter Träumen und Visionen dar. Er schaut sinnbildliche Gestalten und Vorgänge, er hört himmlische Geister reden; und was er also wahrnimmt, das muß er erst nachträglich in menschliche Rede fassen. So berichtet er selber (7, 1.), er habe einen Traum gehabt und dann denselben aufgeschrieben und die Hauptsache davon in Worte gebracht (28). Zwar steht Daniel mit dieser Form der Offenbarung im A. T. nicht ganz allein, sie findet sich auch schon da und dort bei früheren Propheten. Wir erinnern an jenes herrliche Gesicht Jesajas (Kap. 6.), wo er Jehova, von Seraphim umgeben, im Tempel thronend schaut, an die Visionen des Amos (Kap. 7-9.), an die zwei Feigenkörbe Jeremias (Kap. 24.) und besonders an Ezechiels zahlreiche Gesichte von den Cherubim, den Gräueln im Tempel, den Würgengeln, dem Todtenfeld, dem neuen Tempel u. s. w. (Kap. 1. 8--11. 37, 40 ff.). Gleichwohl ist bei den frühern Propheten die Vision neben dem „Wort des Herrn, das zu ihnen geschah", eine seltene Ausnahme, während sie bei Daniel ausnahmslose Regel ist. Nur bei dem spätern Sacharja (Kap. 1-6.) findet sich nach dem Vorgang Daniels dieselbe Offenbarungsform, doch auch hier neben der andern, welche von Kap. 7. an herrscht. Völlig gleich steht in dieser Beziehung unserm Propheten nur die

Auberlen, Prophet Daniel, 2. A.

1

[ocr errors]

Offenbarung Johannis, und man kann daher das Buch Daniels die alttestamentliche Apokalypse nennen.

Eine ähnliche Verschiedenheit findet zwischen Daniel und den andern Propheten hinsichtlich des Inhaltes statt. Alle Weissagung bewegt sich um den Gegensaß des Gottes- und Weltreiches, Israels und der Heiden. Sonst nun stehen die Propheten inmitten Israels und schauen von innerisraelitischem Standpunkt ans die Zukunft des Reiches Gottes. Die Gottesgemeinde erscheint hiebei überall im Vordergrund; die Weltmächte treten meist nur so weit in den Gesichtskreis, als sie in die unmittelbare Gegenwart oder nächste Zukunft des Volkes Gottes hineingreifen, und das eben drohende Weltreich, Assur z. B. oder Babel, wird dann Repräsentant der Weltmacht überhaupt. Oder wo in Abschnitten, wie Jes. 13 ff., Jer. 46 ff., Ezech. 25 ff., die Weissagung sich vorherrschend mit den Mächten dieser Welt befaßt, treten dieselben doch nur in ihrer Vereinzelung hervor, und es sind Aussprüche oder „Lasten" über Aegypten, Syrien, Tyrus, Edom, Babel u. s. w. lose an einander gereiht. Umgekehrt ist es bei Daniel. Wie er selbst nicht im heiligen Lande und unter dem heiligen Volke lebt und wirkt als Prophet, sondern am babylonischen und persischen Hofe als hoher Staatsbeamter: so fällt gleich beim ersten Blick die Entwicklung der Weltmacht als der Hauptgegenstand seiner Weissagung in's Auge, und das Gottesreich erscheint hiebei nur im freilich bedeutungsvollen Hintergrunde. Blicken die übrigen Propheten von Zion aus bald nach Süden, bald nach Norden, bald nach Osten, je nachdem sich das eine oder andere Weltreich vor ihr Seherauge stellt, so überschaut dagegen Daniel vom Mittelpunkt der Weltmacht aus ihre ganze Entfaltung, und erst nachdem sein Blick durch alle diese wechselnden Gestalten hindurchgedrungen, bleibt er am Ende auf Zion ruhen, seine Trübsal und Heimsuchung, aber auch seinen Triumph und seine Verherrlichung erkennend. Nicht mehr nur einzelne, neben einander stehende Weltreiche von größerer oder geringerer Bedeutung sind es, über welche Daniel weissagt; sondern es hat

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »