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Allem die Zuratheziehung des gesammten sachlichen und sprachlichen Apparats, welchen uns die H. Schrift selbst und besonders das prophetische Wort darbietet. Analogiecn, welche außerhalb des Offenbarungsgebietes liegen, dürfen nicht vernachläßigt, aber sie müssen streng unterschieden und mit Bewußtsein in die zweite Linie gestellt werden, mögen sie dem Biblischen in der äußern Erscheinung auch noch so ähnlich sehen. Von diesem Gefichtspunkte aus haben wir oben die danielische Menschen- und Thiersymbolik zu beleuchten gesucht; in derselben Weise soll unten versucht werden, die symbolischen Gestalten der Off. Joh. zu erklären, so weit sie hieher, in die Parallele mit Daniel herein gehören. So nur wird sich die Auslegung auf feste, klare Prinzipien zurückführen und der immer wiederkehrenden Willkür ein Ende machen lassen. Auch die Symbole der Offenbarung Johannis .reduciren sich auf den Gegensaz der Thier

Buch mit den Siegeln u. f. w. find ohnedieß symbolischer Natur, und durch die Siegel hängen dann die Gesichte des 4. u. 5. Kap. mit den Pferden und Reitern des 6. und so mit allem Folgenden in Einer symbolischen Kette zusammen. Indessen ist offenbar immer noch ein Unterschied zwischen der Erscheinung des Thrones Gottes und Aehnlichem und zwischen den Bildern der Thiere, des Weibes u. dgl., ein Unterschied, welcher zum Theil mit dem von Lange a. a. D. geltend gemachten zwischen Symbol und Allegorie zufammentrifft. Vgl. Roos Einleitung in die bibl. Geschichten von der Schöpfung an bis auf die Zeit Abrahams, auf's Neue herausgegeben Tübingen 1835., S. XIV. XVI.: „Man hat einen Unterschied zwischen den himmlischen und irdischen Dingen (Joh. 3, 12.) zu machen. Irdische Dinge werden in den prophetischen Gesichten gemeiniglich uneigentlich vorgestellt. In Ansehung der himmlischen Dinge aber verhält es sich ganz anders. Ihre ei gentliche Natur oder ihr Wesen ist uns unbekannt und unbegreiflich. Es giebt auch ohne Zweifel keine Worte in allen irdischen Sprachen, wodurch das eigentliche Wesen der himmlischen Dinge ausgedrückt werden könnte. Darum hat Gott Worte genommen, welche im gemeinen Gebrauch irdische Dinge bedeuten, und dadurch die Beschaffenheit der himmlischen uns einigermaaßen, so viel wir nämlich bei Leibesleben fassen können, klar gemacht. Obschen diese Worte im Vergleich mit dem Licht der seligen Ewigkeit dunkel und räthselhaft sind (1 Cor. 13, 12.), fo sollen wir doch ihre Bedeutung, ungeachtet der Vergleichung mit irdischen Dingen, die darin liegt, für eine eigentliche Bedeutung halten, weil wir nichts Besseres haben und Nichts, das eigentlicher wäre, faffen können."

und Menschengestalt. Den beiden Thieren sammt dem Drachen stehen Weib und Hure gegenüber. Das Thierwesen kennen wir aus Daniel. Wir haben da nur auf die Modifikationen zu achten, welche dasselbe bei Johannes gewinnt. Neu dagegen sind die Gestalten des Weibes und der Hure, welche dem Menschensohn bei Daniel entsprechen. Da wird es sich also um den Unterschied des Männlichen und Weiblichen handeln; es wird zu untersuchen sein, was die Bedeutung des Weibes und was die Bedeutung der Hurerei in der H. Schrift und zumal in der Prophetie ist. Jeder mit ihrem Sprachgebrauch einigermaßen Vertraute sagt sich nun sogleich: das Weib bedeutet die Gemeinde und Hurerei die Untreue der Gemeinde gegen ihren göttlichen Eheherrn. Damit ist im Prinzip auf einfache und, wie ich denke, nothwendige Weise über die Deutung dieser Symbole entschieden. Auch auf die zwei Zeugen (Off. 11.), welche nicht in unsern Untersuchungskreis gehören, möchte von hier aus das rechte Licht fallen.

Man könnte gegen dieß Prinzip einwenden, daß ja auch Christus in der Apokalypse als das geschlachtete Lämmlein, mithin in Thiergestalt erscheint. Allein dieß gehört offenbar einem andern Bilderkreise an (vgl. Jes. 53, 7.), ebenso wie das Menschenantlig unter den Thieren Off. 4, 7. (vgl. Ez. 1, 10). Wo das Thierwesen als solches hervorgehoben werden soll, da wird es auch ausdrücklich mit diesem allgemeinen Namen Thier, Ingiov, bezeichnet (Off. 13, 1. 11. 17, 3.). Man beachte in dieser Beziehung auch den in der lutherischen Ueberseßung verwischten Unterschied zwischen zoia und Fa (Lebewesen Off. 4, 6 ff.).

Was Daniel betrifft, so sehen wir die beiden lezten seiner Offenbarungen auch hier eine theilweise Ausnahme machen. Wie sie nämlich nicht in einem ekstatischen, sondern im gewöhnlichen Zustande empfangen sind: so tritt bei ihnen das Bild zurück und das Wort wieder an deffen Stelle, aber nicht, wie sonst, das Wort des Propheten, sondern das Wort aus der unsichtbaren Welt, Engelwort. Als Daniel noch jünger war, sah er die zukünftigen Dinge in Bildern, die einer Erklärung

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bedurften; als er aber alt war, erzählten ihm die Engel dieselben mit gemeinen Worten, wie man eine Geschichte erzählt.") Hier dürfen wir also jene sonst „unaussprechlichen Worte" vernehmen, und in dieser Erzählung zukünftiger Dinge aus der himmlischen Welt herab treten nun dieselben in ihrer wirklichen, bildlosen Gestalt hervor; da sind deßwegen die allerspeziellsten Aufschlüsse möglich. Dieselbe Offenbarungsweise, welche sonst nur bei einzelnen Hauptthatsachen im Reiche Gottes angewendet wird, z. B. bei der Verkündigung der Geburt Christi und seines Vorläufers; tritt hier in Bezug auf eine ganze Reihe künftiger Ereignisse ein. Ja der nämliche Engel Gabriel, welcher der Maria die Geburt des Messias ankündigt, muß die Erscheinung desselben mehr als ein halbes Jahrtausend früher mit der größten chronologischen Bestimmtheit voraussagen. Es ist, als ob die göttliche Offenbarung auf dieser Spize alttestamentlicher Prophetie hätte zeigen wollen, daß sie von ihrer heiligen Höhe herab auch das Höchste zu leisten vermag, wo die Weissagung bis an die Grenze der Wahrsagung geht, ohne sie doch zu überschreiten. Denn daß auch in diesen Engelsworten für relative Verhüllung wohl gesorgt ist, wurde in Bezug auf das 11. Kapitel schon oben angedeutet und wird in Bezug auf das 9. unten näher ausgeführt werden.

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Diese ganze neue Art der Weissagung, die Apokalyptik, ist, wie bereits gezeigt, schon durch die früheren Propheten angebahnt und hat bei Daniel nur ihre volle Ausbildung gefunden, worauf sich dann später bei Sacharja (K. 1—6.) auch in dieser formellen Beziehung der danielische Einfluß verräth. Ueberhaupt giebt es der Natur der Sache nach mancherlei Uebergänge und Mittelglieder zwischen Prophetie und Apokalyptik, deren genauere Betrachtung jedoch nicht hieher gehört. Nur darauf ist noch hinzuweisen, wie in der leßteren der Entwicklungsgang der alt

1) Roos, Daniel als ein rechtschaffener Hofmann, 2. Aufl., Stuttg., 1779., angeführt in desselben Fußstapfen des Glaubens Abrahams, Tübin gen, 1838, S. 394

und neutestamentlichen Offenbarung seinen Abschluß findet. Zuerst hatte sich in der patriarchalischen und noch in der mosaischen Periode die unsichtbare Welt, Gott und die Engel, äußerlich sichtbar herabgelassen auf die Erde. Bei den Propheten zog sich dann die Offenbarung in's Innere des Menschen herein. Der Schluß aber ist, daß nun der Prophet umgekehrt in die unsichtbare Welt hinaufschaut, und daß ihm daselbst auch die Bilder dessen, was künftig ist, von Engelshand gezeigt, von Engelsmund erklärt werden. Die Theophanie ist die erste, die Prophetie die zweite, die Apokalyptik die dritte abschließende Form der alttestamentlichen Offenbarung. Aehnlich folgen im N. T. auf einander die Erscheinung Gottes im Fleische, die apostolische Geisteswirksamkeit und die Apokalypse, wie sich das in den drei Theilen des neutestamentlichen Kanons wiederspiegelt: Evangelien, Apostelgeschichte und Briefe, Off. Joh. In beiden Testamentén ist die erste Grundform der Offenbarung, die objektive, in Gott dem Sohn vermittelt, der sich äußerlich den Menschen zu schauen giebt, die zweite oder subjektive im heiligen Geist, welcher Menschen innerlich inspirirt; die dritte ist ein geistgewirktes Schauen des Sohnes in seiner Zukunft. Die Apokalyptik ist also eine Art der Prophetie, aber eine so eigenthümliche, daß sie auch wieder etwas von der Theophanie oder Christophanie in ihrer äußern Objektivität an sich hat sie ist die höhere Einheit der Theophanie und der Prophetie, der Manifestation und der Inspiration.

Bweiter Abschnitt.

Die siebenzig Jahrwochen.

Dan. 9.

Wir wenden uns nun zur Einzelbetrachtung derjenigen Kapitel unseres Propheten, an deren Erklärung, wie oben am Schlusse der Einleitung gezeigt wurde, die ganze critische Frage über das Buch Daniels hängt. Gelingt es, die Unhaltbarkeit der modernen Auffassungen dieser Kapitel nachzuweisen, so ist das Buch selber ein so gewaltiges Zeugniß für seine Acchtheit, daß die übrigen dagegen vorgebrachten Gründe ihr Gewicht vollends verlieren.

Und zwar beginnen wir mit dem 9. Kapitel, weil diese Weissagung eine für uns schon längst vergangene Zeit zum Gegenstande hat, während die des 2. und 7. Kapitels in eine auch für uns noch zukünftige Epoche hinausblickt und sich daher enge mit der neutestamentlichen, johanneischen Apokalypse zusammenschließt. Es soll nun zunächst eine Entwicklung des Inhalts jener Engelsoffenbarung gegeben werden, sowie derselbe zwar mit mancherlei Modifikationen im Einzelnen, aber dem Wesen nach zu allen Zeiten gleichmäßig von der Kirche ist aufgefaßt worden. Denn einen Ueberblick über die Geschichte der Auslegung unserer Stelle bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts kann Hävernick (Commentar S. 393. 395.) mit der Bemerkung schließen: „Daß im Leben Christi der Zielpunkt der 70 Wochen zu suchen sei, war bei aller Verschiedenheit im Einzelnen doch allgemeines Zugeständniß; und die Verschieden=

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