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heit entstand nur theils aus der Verschiedenartigkeit der angenommenen Anfangspunkte, theils aus der Verschiedenartigkeit in der Berechnung des Lebens Jesu, theils aus der auf die mannichfaltigste Weise zu Grunde gelegten Zählungsmethode." An die positive Darlegung unserer Ansicht wird sich dann eine Critik der modernen Auffassungen reihen. Da eine sprachliche Detailerklärung außerhalb unserer Aufgabe liegt, so verweisen wir in dieser Hinsicht im Allgemeinen auf Hengstenbergs Christologie des A. T., 2. A., III, S. 19—208., sowie auf Hävernicks Commentar.

Erstes Kapitel.

Die kirchlich-messianische Auffassung.

I. Zusammenhang und Gedankengang
der Weissagung.

Unser Kapitel verseßt uns in das erste Jahr Darins des Meders. Haben wir unter diesem Cyaxares II zu verstehen, in dessen Namen sein Neffe, Schwiegersohn und Nachfolger Cyrus als Oberbefehlshaber der gesammten medopersischen Heeresmacht 538 v. Chr. Babylon eroberte: so fällt also das Ereigniß unseres Kapitels in's. Jahr 537, mithin ein Jahr vor der von Cyrus den Juden gegebenen Erlaubniß zur Rückkehr aus dem Exil und 69 Jahre nach der Wegführung Daniels und dem Beginn des Exils.

Wir begreifen, daß der fromme Israelit, der mit so lauterer Liebe an Jehova und seinem Volke hing, gerade um diese Zeit sich angetrieben fand, die Weissagung Jeremias von den siebenzig Jahren, welche über den Trümmern von Jerusalem hingehen sollten, zum Gegenstand seines Forschens und Nachsinnens zu machen. Er forschte aber in der Schrift mit Gebet. In heißem Flehen schüttet er sein Herz vor dem Bundesgott

aus und ruft ihn an um Gnade für das Volk, über welches sein Name genannt ist, um Wiederherstellung des Heiligthums und der Stadt. Es ist das eines jener biblischen Gebete, wo Einem das Erklären vergeht, wo man fühlt, die Worte müssen sich selbst verklären in unserm Herzen, wenn man Sinn und Bedeutung derselben fassen will. Daniel, der treue und gerechte Knecht Gottes, geht so ganz ein auf die Schuld und Sünde seines Volkes, sein priesterlicher Sinn identificirt sich so völlig damit, thut so innig im Namen von ganz Israel Buße, daß wir hier etwas ahnen von dem innern Hergang der büßenden Stellvertretung und über Daniel hinaus in die Gebetsopfer von Gethsemane und Golgatha hineinschauen. Wie wir also oben im Allgemeinen gesehen haben, daß des Propheten eigenes Leben die typische Grundlage zu seiner Prophetie bildet, so geht auch in diesem speziellen Falle der Weissagung von der vollkommenen Büßung der Sünde ein Vorbild von ihr voraus. Daniel stellt uns in seinem Bußgebete jenen höchsten Priester typisch dar, welcher, indem er hingerafft wurde (V. 26.), die Schlachtopfer und Speisopfer des alten Bundes aufhören machte (V. 27.), weil er selbst die Schuld gefühnt und ewige Gerech tigkeit wiedergebracht hat (V. 24.). Für diese Offenbarung des neutestamentlichen Hohenpriesterthums mußte Daniel eben jezt, da er selbst Priesteramtes gepflegt hatte, besonders empfänglich sein. Und nun, ist wohl dieses Gebet, das man nicht lesen kann, ohne daß es Mark und Bein durchdringt, trüglicherweise fingirt? Es zeigt von dem Mangel unserer Critik an tieferem, ernsterem Sinn für religiöse Wahrheit und Wahrhaftigkeit, daß sie über solche Fragen so leicht hinwegkommt.

Indem wir nun an die Offenbarung heranzutreten wagen, welche dem Propheten auf sein Gebet hin zu Theil wird (V. 24 bis 27.), müssen wir vor Allem daran erinnern, daß es Engelssprache ist, die in diesen vier kurzen Versen geredet wird, der Lapidarstyl des obern Heiligthums. Daher ist das Verständniß für uns unreine Menschen (Jes. 6, 5.) so schwer, und es giebt keine Auslegung, welche alle Dunkelheiten und Schwierigkeiten

dieser Engelsworte vollkommen überwunden und in's Klare gesezt hätte. Der einfache Weg zum Verständniß ist aber auch hier der historische, die lebendige Vergegenwärtigung der Situation und des Zusammenhangs.

Daniel betet um die Befreiung Israels aus dem Exil und um den Wiederaufbau der Stadt und des Heiligthums. Das thut er offenbar, weil ihm die großen Verheißungen vorschweben, welche an dieses Ereigniß geknüpft sind. Es war ja .mit demselben überall in den Propheten und noch eben in dem Jeremia, den er gerade vor sich hatte, z. B. 29, 10 ff. 32, 36 ff., die Erfüllung der meffianischen Hoffnung auf's Engste verbunden.') Die Offenbarungen, welche Daniel selbst im 2. und 7. Kapitel empfangen hatte, konnten ihm freilich zeigen, daß wenigstens das messianische Herrlichkeitsreich noch nicht so nahe sei, da ja von den vier Weltmonarchieen erst eine hinter ihm lag, aber nur um so mehr bedurfte es jezt eines Aufschlusses hinsichtlich der Weissagungen der früheren Propheten, in denen er die Errettung aus dem Exil und das messianische Heil verbunden fand. Die Offenbarung, die er jezt erhält, hat nun die Bedeutung, das auseinander zu legen, was die Propheten bisher nach dem Gesez der prophetischen Perspektive zusammengeschaut hatten, die Erlösung aus dem Exil und die volle, messianische Erlösung. Das war ja überhaupt im A. T. mehr als einmal, der Fall, daß relative Erfüllungen der früheren Verheißungen eintraten, bei denen es nun aber die Erkenntniß galt, es sei dieß noch nicht ihre höchste und eigentliche Verwirklichung. So war schon mit David eine vorläufige Erfüllung der älteren Verheißungen gekommen: da mußte aber der Prophet Nathan zu dem Könige treten und ihm verkündigen, nicht er solle Gott, sondern Gott wolle ihm ein Haus bauen, und erst dieser sein Same sei bestimmt, das

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1) Vgl. J. Chr. K. Hofmann, die 70 Jahre des Jeremia und die 70 Jahrwochen des Daniel, Nürnberg 1836., S. 60; Heim und W. Hoffmann, die großen Propheten, erbaulich ausgelegt aus den Schriften der Reformatoren, S. 864. und J. J. Heß, Gesch. der Regenten Juda nach dem Exilio, Bd. 1., Tübingen 1792., S. 194 f.

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volle Wohnen Jehovas unter seinem Volke zu vermitteln (2 Sam. 7.). Ebenso wird dann auch in unserer Weissagung und wir wissen, wie dieß zur Aufgabe gerade der Apokalyptik wesentlich gehört, dem Daniel anstatt der 70 Jahre, an deren nahe bevorstehendem Ende er das Heil erwartete, ein weiterer Termin von 70 Jahrwochen angegeben, die von der nähern Erfüllung bis zur entfernteren und vollen, vom Befehl zur Wiederherstellung und Erbauung Jerusalems bis auf die Zeit des Messias verstreichen sollen. Wie dort der Herr dem Petrus auf die Frage, ob es genug sei, wenn er seinem Bruder siebenmal vergebe, antwortete: nicht siebenmal, sønden siebenzigmal fiebenmal (Matth. 18, 21 f.), so antwortet hier der Engel dem, Daniel: nicht siebenzig Jahre, sondern siebenmal siebenzig Jahre sind über dein Volk und deine heilige Stadt bestimmt. Seine Worte lauten so:

V. 24. „Siebenzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und über deine heilige Stadt, bis die Missethat eingeschlossen und die Sünden versiegelt und die Schuld gefühnt und die ewige Gerechtigkeit hergestellt, und Gesicht und Prophet versiegelt und ein Allerheiligs stes gesalbet wird.

V. 25. So wisse nun und merke: Vom Ausgang des Wortes (Befehles), Jerusalem wieder herzustellen und zu bauen, bis auf den Gesalbten, den Fürsten, sind sieben Wochen und zwei und sechzig, Wochen: es wird wieder hergestellt und gebaut werden, (doch blos) mit Straßen und Graben, und im Drucke der Zeiten.

B. 26. Und nach den zwei und sechzig Wochen wird. der Gesalbte ausgerottet werden, und Niemand hängt ihm an; und die Stadt und das Heiligthum wird zerstören das Volk eines Fürsten, der da kommt, und sein (des Heiligthums) Ende ist in (Kriegs-) Fluth, und bis zum Ende ist Krieg, (von Gott) beschlossene Berwüstungen.

B. 27. Und es wird Vielen den Bund stärken Eine

Woche, aber die Mitte der Woche wird abschaffen Schlacht- und Speisopfer; und ob des verwüstenden Gipfels von Gräueln, und bis zur Gerichtsvollendung, der festgesezten, wird (der Fluch) über des Verwüstete herabtriefen."

V. 24. gehört zu den herrlichsten und tiefsten Stellen des ganzen A. T. und wenn irgend eine messianisch zu deuten ist, so ist es diese. Der Engel will dem Propheten zunächst im Allgemeinen einen Eindruck davon geben, daß er einen noch viel längeren Zeitraum in Aussicht nehmen müsse für die Erfüllung seiner messianischen Hoffnungen und Bitten. Die 70 Jahre des Exils seien wohl, wie er in seinem Gebete bekannt habe, eine Strafe für die Sünden des Volks gewesen, aber nicht die vollkommene Büßung derselben vor Gott; Gott werde jezt allerdings seine vergebende Gnade über Jsrael walten lassen, aber die völlige Sühnung und Vergebung der Sünden, die ewig gültige Wiederherstellung des Wohlverhältnisses zwischen Gott und den Sündern P, Sinaisin, Gerechtigkeit) werde erst nach 70 Jahrwochen eintreten. Durch welches Opfer diese Sühnung der Sünde geschehen solle, darauf deutet V. 26. mit dem Ausdruck („der Messias wird ausgerottet werden"), welcher an das Schlachten der Opferthiere bei Bundschließungen erinnert ( ). Und daran reiht sich dann weiter V. 27. der Ausdruck: 722371 (und wird Vielen den Bund stärken“) und die Weissaging, daß das alttestamentliche, blutige und unblutige Opfer (Schlachtopfer und Speisopfer) abgeschafft werden soll. So bietet der Engel dem Propheten eine in einander greifende Kette von Ausdrücken dar, deren einer den andern hält und trägt und erklärt, und welche zusammen den Messias als das vollendete Sühn- und Bundesopfer darstellen; ein Aufschluß, welchen Daniel, der Schriftforscher, aus einer Vergleichung dieser Offenbarung mit Jes. 53. noch genauer verstehen konnte. Indem nun hiedurch eine völlige Sühnung und eine ewig gültige Gerechtigkeit in Aussicht gestellt wird, ist damit schon angedeutet, was Gabriel dann also V. 27. noch

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