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Man kann hierin zugleich eine Andeutung des typischen Verhältnisses der sieben ersten Jahrwochen zu der einen legten, des vorläufigen Heiles nach dem Exil zum vollen, messianischen Heile finden, eine Andeutung, welche bekanntlich die nacherilischen Propheten weiter ausgeführt haben.

Die zwei und sechzig Wochen aber liegen mitten inne als die in Bezug auf das Heil inhaltslose Zeit, von der es nur heißen kann: nach den 62 Wochen. 62 ist eine eckige, den bedeutsamen Grundzahlen fremde Zahl und bezeichnet daher, zumal im Contrast gegen die beiden göttlichen Zahlen, von denen sie eingeschlossen ist, eine in sich unbedeutende, von göttlicher Offenbarung entblößte Zeit. Die 7, 62 und 1 Woche verhalten sich zu einander wie das Abendroth, die Nacht und der lichte Tag, auf welchen dann freilich für Israel eine noch dunklere Nacht folgt. Doch fällt auch schon in jene erste Nacht die Trübsalszeit unter Antiochus Epiphanes.

Welch überraschenden, tiefdringenden Blick eröffnet uns also das Wort des Engels in die kommenden Jahrhunderte! wie legt er mit seinen bedeutsamen Zahlen die entscheidendsten Punkte der Entwicklung des Reiches Gottes in dieser Zeit uns dar! Die Heilsgeschichte ist von diesen heiligen Zahlen auf eine geheimnißvolle Weise beherrscht; sie sind gleichsam der einfache Grundbau, das Knochengerüste in ihrem Organismus. Es sind

um diese Unterscheidung noch schärfer zu betonen, den auf die fieben Wochen fallenden Nachdruck zu vermehren und den Leser einen Augenblick bei ihnen festzuhalten. Steht er ja doch auch sonst häufig nicht beim Haupteinschnitt des Verses, z. B. V. 2., wo er Verbum und Objekt, namentlich aber 11,5. Hef. 34, 19. Pf. 36, 8. 84, 3. Spr. 6, 26., wo er Subjekt und Verbum, Pf. 72, 20., wo er sogar den stat. constr. und den gen. trennt (vgl. Hißig zu Mich. 4, 8.). Doch sei diese Auffassung des Athnach nur vermuthungsweise hingestellt; wir sind ja keinenfalls schlechthin an die Accente gebunden, und gerade hier, wo es sich um die Anerkennung Jesu als des Meffias handelte, wäre eine unrichtige Accentuation im Zusammenhang mit einer unrichtigen Auffaffung der Stelle aus den jüdischen Vorurtheilen der Masorethen leicht begreiflich, ähnlich wie Pf. 22, 17. eine falsche Vocalisation (vgl. Ewald zu d. St.).

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nicht blos äußere Zeitbestimmungen, sondern auch innere Wesensbestimmungen. Wie die Natur, so ist auch die Geschichte von Zahlen getragen. Schrift und Alterthum seßen Zahlen als Grundform der Dinge. Mathematik ist ein Stück Metaphysik 1). Ohne Zweifel werden wir einst erstaunen, wenn wir die Grundlinien aller Weltverhältnisse und Weltentwicklungen so einfach finden werden. Von diesem Gesichtspunkt aus verschwindet der Anstoß, den man an den speziellen, chronologischen Angaben unsers Kapitels und der Apokalyptik überhaupt genommen hat. Schon von 1 Mos. 6, 3. 15, 13. an finden sich in den Weiffagungen solche Zahlen und Zeitbestimmungen. Am häufigsten aber find sie allerdings in der Apokalyptik. Die übernatürlichste Offenbarung führt am Tiefsten in das Natürliche hinein, giebt die deutlichsten Winke über die Geheimnisse der Natur und Geschichte; denn der Gott der Offenbarung ist ja kein anderer als der Schöpfer, Erhalter und Regent der Welt.

Auch auf die Zerlegung der leßten Woche in zwei Hälften fällt nun ein helles Licht. Jene lezte Zeit des Heiles für Viele in Israel, in deren Mitte das alte Opferwesen und mithin der alte Bund, überhaupt aufhören soll, ist, wie wir wissen, durch Jesum Christum und seine Apostel gekommen. Durch die Theilung der Woche in zwei Hälften wird Daniel an die ihm schon aus 7, 25. bekannte Zeit von 31⁄2 Jahren

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1) Roos, Einl. in die bibl. Geschichten, S. 85 f.: Gott hat, was man siehet, nach Zahlen und Maaßen fein eingerichtet, er hat die Rechenkunst und Meßkunst bei den leblosen Dingen auf's Feinste angebracht. Wie muß denn seine Regierung über vernünftige Geschöpfe beschaffen sein? Sie muß lauter Gerechtigkeit, lauter Ordnung sein. Es muß Alles nach dem Gehalt seiner Ehre und nach der sittlichen Beschaffenheit der Geschöpfe ge= zählt und abgemessen sein: die göttliche Mathesis.“ Sack, a. a. D. S. 333 ff.: ,Kann denn das Göttliche in Gedanken und Wort gar nicht anders sein, als wenn es poetisch, ideal, bilderreich, hochfliegend, ja vielleicht unbe stimmt und schwebend ist? Sind Zahlen etwas Ungöttliches und Gemeines? Sind sie nicht etwas sehr Wichtiges in der göttlichen Dekonomie, in der Weltregierung, in dem vollendeten Wissen deffen, bei dem Alles seine Zeit und Stunde hat, und der also auch fich offenbarend dieß den Propheten in gewissem Maaße und zu gewiffem Zwecke mittheilen muß?"

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erinnert. Er weiß von dorther, daß das die Zeit der höchsten Spannung der gottfeindlichen Macht ist, während welcher „die Heiligen des Allerhöchsten in die Hand des Feindes gegeben werden". Es wird aber durch diese Zahl die Weltmacht nicht in ihrer Vollendung bezeichnet, wie durch die Zehn, sondern als eine dem Göttlichen gegenüber, das sich mittelst der Sieben entfaltet, in sich gebrochene, nichtige, deren höchster Triumph zugleich ihre Niederlage wird, wie denn unmittelbar nach den 32 Zeiten (7, 25. 26.) das Gericht über den siegreichen Weltfürsten hereinbricht. Das ist also das Wunderbare in dieser lezten Woche, daß einerseits Gott mit seiner ganzen Bundesgnade sich offenbart und andererseits doch die Welt herrscht. Der Heilige Gottes ist in der Welt, aber noch nicht in Herrlichkeit, sondern als ein solcher, der in die Hand der Weltmacht dahingegeben wird; er ist da, wohl als Maschiach, aber noch nicht als Nagid. Die Welt mit ihrer Sünde und Feindschaft darf ihn plagen, so lang er umherwandelt, und das endet damit, daß er völlig überantwortet wird in der Sünder Hände und durch sie stirbt. Aber indem die Welt zu triumphiren meint, ist eben das Gericht über sie ergangen, ist ihre Macht zerbrochen (Joh. 12, 31.).

Der Tod Jesu fällt also in die Mitte der lezten Woche; Seine Lehrzeit mit Einschluß der den Anbruch der messianischen Zeit bezeichnenden Wirksamkeit seines Vorläufers Johannes dauerte ungefähr 31⁄2 Jahre. In diesem Resultat stimmen merkwürdigerweise die drei neuesten Chronologen des Lebens Jefu, Wieseler (chronol. Synopse S. 201-205. 481.), Ebrard, (wiss. Critik der ev. Gesch., S. 162 ff.) und Lichtenstein (a. a. D.) zusammen, was um so bedeutungsvoller ist, da keiner unter ihnen die lezte danielische Jahrwoche hierauf bezieht. Sie gelangen zu diesem Resultat auf verschiedenen Wegen, welche überdieß nicht die einzig möglichen sind 1). Die

1) Vgl. Dietlein in Rudelbachs und Guerikes Zeitschr. 1856, III, 6. 510 ff.

Frage hängt nicht schlechthin von Joh. 5, 1. ab. Unseres Bedünkens kann übrigens hier das Purimfest deßwegen nicht gemeint sein, weil dieses kein Hinaufgehen nach Jerusalem erforderte, was doch Johannes im ursächlichen Zusammenhang mit dem Feste bringt (vgl. Hgftb. S. 187.). Welches Fest gemeint sei, wird sich, wie auch Lücke u. A. bemerken, nicht bestimmt entscheiden lassen. Frühestens ist es das Passa, wie Jrenäus, Luther, Hengstenberg u. A. annehmen; es kann aber auch Pfingsten (Chrysostomus, Calvin, Bengel u. A.) oder Laubhütten (Ebrard, Lichtenstein, Ewald u. A.) sein. In jedem Fall gewinnen wir durch dieses Fest ein zweites Jahr nach dem Joh. 2, 13. beginnenden ersten und vor dem Joh. 6, 4. beginnenden dritten. Der Täufer ist wahrscheinlich im Herbst des Jahres 26 n. Chr. aufgetreten und Jesus im Frühling des Jahres 30 gestorben.

Daß aber durch die Darbringung des neutestamentlichen Opfers auf dem Altar des Kreuzes der alttestamentliche Opferund überhaupt Gottesdienst abgeschafft sei, das stellte sich ausdrücklich in der Zerreißung des Tempelvorhangs dar, mit welchem bekanntlich das Opferwesen in der innigsten Verbindung stand, indem das Blut bei feierlichen Sündopfern gegen ihn als die Thüre zum Allerheiligsten, zur Wohnung Jehovas, gesprengt und am großen Versöhnungstag durch ihn hinein getragen werden mußte (3 Mof. 4, 6. 17. 16, 2. 15.). Martensen (Dogmatik, 2. Aufl., S. 356.): „Als der Erlöser am Kreuze ausrief: es ist vollbracht! da zerriß der Vorhang im Tempel, denn nun war der ganze alte Opferdienst abgeschafft." Wir dürfen also jenes Ereigniß ebenso als eine Erfüllung unserer Weissagung ansehen, wie nach dem früher Gesagten die Ueberschrift des Kreuzes. Dem Wesen nach waren seitdem Schlachtopfer und Speisopfer abgeschafft, wenn auch die äußere Darbingung derselben nach Christi Tod noch Jahrzehende lang fortging. Das führt der Hebräerbrief in seinem 9. und 10. Kapitel bündig aus. Auch hier wieder stellt sich jenes Gefeß der überirdischen, wesen

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haften Taxation der Ereignisse dar, welches wir von dem himmlischen Boten durchweg eingehalten sehen.

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Die zweite Hälfte der lezten Woche und somit der Endpunkt der siebenzig Wochen ist also in der apostolischen Zeit zu suchen, 3—4 Jahre nach dem Tode Jesu. Das ist nun auf den ersten Anblick ein noch dunklerer, noch weniger hervortretender Punkt als der Anfangstermin. Und hierin haben wir wieder den Räthselcharakter unserer Weissagung, von dem schon oben die Rede gewesen ist. Wie wir indeß bei näherer Betrachtung den Anfang der siebenzig Wochen an ein bedeutungsvolles, im Worte Gottes selbst dem Forscher sich darlegendes Ereigniß geknüpft sahen: so ist es auch beim Schlußpunkt. Eine Zeit von 3—4 Jahren nach Christi Tod nämlich muß es etwa genauere chronologische Data sind uns nicht aufbewahrt 1) - gewesen sein, in welcher das Evangelium ausschließlich den Juden verkündigt wurde, und in welcher die Christengemeinde Gnade bei dem ganzen Volke hatte (Apgsch. 2, 47. 5, 13. 14.). Dann aber brachen die Verfolgungen von Seiten Israels über die apostolische Kirche aus, Stephanus fiel als der erste Märtyrer (Apgsch. 7.); und nun war die dem Volk auch nach der Wirksamkeit Jesu noch gegebene Gnadenfrist zu Ende, nun machten die Juden das durch die Ermordung des Messias schon erfüllte Maaß ihrer Sünden noch gedrückt, gerüttelt und überflüssig voll (Matth. 23, 32—38.); nach der Zeit seiner Heimsuchung, nach der letzten festlichen, hochzeitlichen Woche wurde es mit dem ehebrecherischen Geschlecht ärger denn zuvor (Matth. 12, 43-45.). Das Gericht über Jsrael konnte nicht hereinbrechen, bevor ihm die lehten und höchsten Gnadenoffenbarungen dargeboten waren, nicht blos der Sohn Gottes,

1) Gegen den Einwand, welchen man hieraus wider unsere Auffassung nehmen könnte, schüßt uns die Analogie der auf die Zeit des Antiochus bezüglichen Zeitbestimmungen. Auch für die Nachweisung ihres Eintreffens bietet nicht nur die H. Schrift keine Anhaltspunkte, sondern auch die außerkanonische Literatur reicht dazu nicht völlig aus (vgl. Delißsch a. a. D. 6. 285.).

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