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sondern auch noch der heilige Geist (vgl. Matth. 21, 33-41. mit 23, 34.). Als aber das Volk auch diesen von sich stieß, da war es innerlich todt, wie die ersten Menschen vom Tage des Sündenfalls an, da war es schon ein verfluchter Feigenbaum, eine weggeworfene Rebe, die nur noch des richtenden Feuers harrte, ein Aas, um welches sich bald auch die Adler sammeln mußten (Marc. 11, 12 ff. Joh. 15, 6. Matth. 24, 28.). Daher wendet sich die Apostelgeschichte, was sehr bemerkenswerth ist, von dem Tode des Stephanus, von Kap. 8. an, in ihrer Erzählung von den Juden weg und beschreibt nun, wie das Evangelium allmählig zu den Heiden überging. So wird also dieses merkwürdige Buch durch seine ganze Geschichtsdarstellung, deren tiefe und heilige Planmäßigkeit Michael Baumgarten so schön entwickelt hat, ein beredter Zeuge für die Erfüllung unserer Weissagung und leistet uns, gewiß nicht ohne göttliche Veranstaltung, für den Endpunkt derselben den gleichen Dienst, wie Esra und Nehemia für den Anfangspunkt. Die Vollstreckung des göttlichen Strafurtheils über Israel durch die römische Weltmacht unter Titus wird zwar von dem Engel noch hervorgehoben, gehört aber ebenso wenig mehr zu den siebenzig Wochen im eigentlichen Sinn, als sie im N. T. historisch berichtet wird. Das Fehlen der Sache erklärt sich an dem einen Orte aus demselben Grunde, wie an dem andern. Nachdem einmal Israel das Heil von sich gestoßen hat, ist es nicht mehr Gegenstand der heiligen, sondern nur noch der profanen Geschichte.

Das neunte Kapitel Daniels reicht nach allem Bisherigen bis zum Abschluß der ersten messianischen Periode mit ihrem Heil und ihrem Gericht, bis zur Verwerfung Christi durch Israel und daher hinwieder Israels durch Christum, bis zum Abbrechen der mit Abraham beginnenden Geschichte bei dem Gericht über das Bundesvolk, das Titus auszuführen berufen war". Von da an ist das Reich Gottes von Jsrael genommen und den Heiden gegeben (Matth. 21, 43.) bis zur zweiten Zukunft des Messias, bei welcher das Bundesvolk sich bekehren

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und den nach Gottes unwiderruflicher Wahl ihm gebührenden Plaz an der Spize der Menschheit einnehmen wird (Matth. 23, 39. Apgsch. 1, 6. 7. 3, 19–21. Röm. 11, 25–31. 15.). Diese zweite Zukunft des Messias in Herrlichkeit und die daran sich knüpfende Aufrichtung des Reichs Israel hat Daniel im siebenten Kapitel geschaut; die Zwischenzeit aber zwischen den beiden messianischen Epochen oder zwischen der Zerstörung Jerusalems und der Bekehrung von ganz Jsrael, jene Zeiten der Heiden (Luk. 21, 24.), welche, durch die vierte Monarchie ausgefüllt, für das Bundesvolk eine große Parenthese bilden, sind für unsern Propheten seinem alttestamentlichen, israelitischen Standpunkt gemäß noch in ziemliches Dunkel gehüllt. Und eben in diese Lücke werden wir die johanneische Apokalypse eintreten sehen.

Ehe wir weiter gehen, müssen wir noch einer Auffassung der lezten Woche und des 27. Verses gedenken, welche sich in neuerer Zeit bei manchen findet, die in der Deutung von V. 24-26 mit uns einig sind, besonders in solchen Kreisen, wo die Idee der Zukunft Israels stark betont wird. Vgl. z. B. Sammlungen für Liebhaber christlicher Wahrheit und Gottseligkeit, Basel 1853, S. 129 ff. Calwer Bibelerklärung S. 893. E. Guers, Israel aux derniers jours de l'économie actuelle, Genève et Paris, 1856, S. 94 ff. Vorlesungen über den Prophet Daniel in neun Abenden (von Darby), S. 104 ff. (wo jedoch auch unsere Erklärung, wenigstens theilweise, offen gelassen ist). Sie beziehen die siebenzigste Woche auf „die sieben lezten Jahre ehe der Herr kommt“, auf die Zeit des Antichrists und treten so gewissermaßen bei V. 27. zu unsern später zu besprechenden Gegnern hinüber, welche diesen Vers von Antiochus, dem vorbildlichen Antichrist, verstehen. Schon deßwegen würde diese Ansicht Berücksichtigung verdienen. Sie legt uns die Frage nahe, ob es denn nicht doch durch den Text geboten sei, V. 27. in antichristlichem statt in messianischem Sinne zu verstehen, weil ja namentlich das 2. Versglied, das vom Aufhören der Opfer handelt, beides zuläßt, ja auf den ersten Blick einer feindseligen Abschaffung derselben eher günstig scheinen kann.

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Außerdem berührt sich diese Ansicht mit der Hofmann'schen Eschatologie und wohl auch mit seiner Deutung der sieben ersten Wochen. Was nun das Nähere betrifft, so gehen freilich auch hier die Meinungen wieder, aus einander, wenigstens über das erste Versglied, indem die Basler Sammlungen unter der Bundstärkung die Bekehrung eines Theils der jüdischen Nation verstehen, womit verbunden sein werde 1) die Wiedereinräumung des heil. Landes, 2) die Wiederherstellung Jerusalems, 3) die Wiederbauung des Tempels, 4) die Wiedereinrichtung des Opferdienstes, 5) der Auftritt der zwei Zeugen (Offb. Joh. 11.), während Guers u. A. erklären, der Antichrist werde mit der in ihr. Vaterland zurückgekehrten Majorität der jüdischen Nation einen starken Bund schließen, indem sie, die den Messias verworfen haben, den Antimessias mit offenen Armen aufnehmen werden. Auch Guers aber denkt sich während der ersten Hälfte der Schlußwoche Israel nach Kanaan zurückgekehrt, den Tempel und Cultus wiederhergestellt. In der Mitte der Woche wird nun der Antichrist das Opferwesen abschaffen und „sein Gräuelbild bei den Flügelthüren des Tempels aufstellen“. (Samml.) oder als der Verwüster über die Gräuelzinne des Tempels kommen, -indem er den Cultus seiner eigenen Person darin aufrichtet (Guers); und dies wird dauern bis das von Gott verhängte Gericht über ihn und seinen Anhang sich ergießt. Die zweite Hälfte der Woche entspricht also im Wesentlichen den 31⁄2 Zeiten Dan. 7, 25. und ebenso den 42 Monaten und 1260 Tagen Offenbarung 11, 2 f. 13, 5. Unter den Gründen, welche uns abhalten, dieser Erklärung beizutreten, sind die hauptsächlichsten folgende: 1) Die 70 Wochen sind ein zusammenhängendes Ganze s. V. 24., und obgleich die lezte Woche V. 27. besonders ausgezeichnet wird, so darf man sie doch nicht zeitlich von den 69 trennen, wenn jenes Ganze nicht auf eine unzulässige Weise zerrissen werden soll. Man beruft sich dafür auf „die lange Parenthese der Heiden", welche für die Prophetie nicht in Betracht komme. Was an diesem Gedanken Wahres ist, haben wir bereits anerkannt, allein den einfachen chronologischen Faden

der 70 Wochen durch diese Parenthese zu unterbrechen, giebt uns der Text kein Recht. 2) Die Fleischestage Christi würden dann von der Rechnung ausgeschlossen, was fachlich unzulässig ist, wie es denn, auch vom israelitischen Standpunkt aus, doch nicht genügend wäre, von der ersten Erscheinung des Messias nur das Negative hervorzuheben, daß er ausgerottet und verworfen werde. 3) Die Wiederherstellung Israels wird zwischen V. 26. und 27. lediglich vorausgesezt. Die „Sammlungen" suchen zwar in der Bundstärkung hier einen textuellen Anhalt zu gewinnen, aber sie legen in dieselbe offenbar viel zu viel hinein; Guers dagegen muß die ganze Sache rein hinzudenken, was um so unmöglicher * ist, da eben am Schluß von Vers 26. noch von der römischen Zerstörung Jerusalems die Rede war: das zwischen V. 26. und 27. wieder eingetretene Gegentheil könnte nicht verschwiegen sein. 4) Consequenterweise muß man dann auch V. 24. auf die leßte Zeit beziehen, wie denn die Salbung des Allerheiligsten von Guers auf die Reinigung des durch den Antichrist entweihten Tempels bezogen wird. Allein die Sühnung der Sünden geschieht ja nicht erst in der lezten Zeit, sondern sie ist schon auf Golgatha geschehen; nur die Sündenvergebung für Israel könnte etwa in die lehte Zeit verlegt werden. Es ist aber im Texte von der objektiven Heilsbegründung, nicht von der subjektiven Heilsaneignung die Rede. Oder man müßte die 4 ersten Versglieder auf die erste, die 2 leßten auf die zweite Erscheinung Christi beziehen, was aber eine willkürliche Trennung wäre. 5) So einladend die Analogien für die zweite Hälfte der Woche scheinen, so stände doch die erste Hälfte ganz ohne Analogie in der H. Schrift da. Es ist gut, daß gegenüber der älteren, orthodoxen Auslegung, welche fast alle Verheißungen in Jesu und der Kirche erfüllt sah, die richtige Beziehung derselben auf Israel und seine zukünftige Wiederherstellung geltend gemacht wird; aber Manche sind jezt in der entgegengesezten Gefahr eines extremen Futurismus.

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Auberlen, Prophet Daniel, 2. A.

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Bweites Kapitel.

Die modernen Auffassungen.

Hat sich durch unsere bisherige Untersuchung die uralte, kirchliche Deutung der 70 Wochen auf's Neue bewährt, so ist hiedurch der modernen Critik von rein exegetischem Standpunkt aus ein tödtlicher Schlag versezt. Die Hauptinstanz derselben, auf welche ihre ganze Hypothese über unser Buch sich gründet, daß es nämlich nur bis auf Antiochus Epiphanes reiche, ist untergraben. Ob diese genaue chronologische Weiffagung 200 oder 600 Jahre vor ihrer Erfüllung, ob sie unter Antiochus oder Darius gegeben ist, ein Wunder bleibt sie so wie sø. Natürlich ist es aber noch Niemand, der sich zur richtigen Auffassung derselben bekannte, eingefallen, Daniel für unächt zu erklären; denn ein solcher ist überhaupt innerlich frei von der rationalisirenden Scheue vor speziellen Weissagungen.

In dieser Hinsicht gewährt das 9. Kapitel, richtig erklärt, noch einen andern bedeutenden Gewinn, nämlich in Bezug auf das 11. Kapitel, welches mit seinen so ungemein detaillirten historischen Aufschlüffen auch für Offenbarungsgläubige manchmal einen Anstoß bei unserm Buche bildet. Schon oben mußte von verschiedenen Gesichtspunkten aus darauf aufmerksam gemacht werden, wie eng verwandt die Offenbarungen des 9. und 11. Kap. in formeller Hinsicht sind. Beide hat Daniel nach längerer Vorbereitung durch Gebet und Fasten, wie es scheint, im wachen Zustande empfangen. Beide kommen ihm einfach und bildlos durch Engelwort zu; hiedurch aber sind die speziellsten Aufschlüsse nicht nur möglich, sondern die Mittheilung derselben durch Engel motivirt sich um so überzeugender, wenn wir die übrigen Andeutungen gerade unseres Buches über den mächtigen Einfluß der Engel auf die Weltbegebenheiten hinzunehmen, wovon schon

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