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2. Die Erklärung des Einzelnen.

Wir gehen nunmehr von dem äußeren, chronologischen Rahmen zur Betrachtung des Bildes selber fort, das unser Text nach der gegnerischen Ansicht vor uns ausbreiten soll, und das von demjenigen, welches wir gefunden haben, so weit verschieden ist. Zuerst muß auf einige Einzelheiten hingewiesen werden; im folgenden Paragraphen soll sodann der Totaleindruc des Ganzen zur Sprache kommen. Nach demjenigen was über V. 24. und 25. schon aus Anlaß der chronologischen Berechnung zu bemerken war, können wir uns hier kurz fassen und heben nur die eklatantesten Punkte in V. 26. und 27. hervor.

1) Entscheidend ist hier der Maschiach. Früher verstanden Hißig u. A., wie noch jezt Ewald, unter demselben einen der Seleuciden, den Vorgänger des Antiochus Epiphanes; allein diese Ansicht mußte aufgegeben werden, weil, wie wir oben sahen, der Tod desselben einige Jahre zu früh fällt. Schon der Wechsel der Meinung zeigt hier wieder die Verlegenheit. Jezt denken Hofmann, Wieseler und Hißig einstimmig an den Hohenpriester Onias, wobei schon dieß gerügt werden muß, daß Maschiach hier in einem andern Sinne genommen wird, als unmittelbar vorher bei Maschiach Nagid, weßwegen Delißsch diesen Ausdruck vom Messias als Hohenpriester und König deutet. Außerdem aber sind jene drei Ausleger auch in Bezug auf Onias doch wieder nicht einstimmig. Es ließe sich etwa an diesen denken, wenn man mit Hofmann das ? von seiner Absegung oder vielmehr Verdrängung verstehen könnte, mit welcher allerdings nach 2 Macc. 4, 7 ff. „die verderbliche Einwirkung des Antiochus auf jüdisches Wesen begann" (Weisf. u. Erf. I, S. 295). Allein Niemand wird Hofmann glauben, daß ? anders als von gewaltsamem Tode verstanden werden könne; er selbst scheint das auch jezt anzuerkennen, wenigstens überseßt er im Schriftbeweis II, 2, 545. das Wort mit „umkommen“. Jedenfalls behalten Wieseler und Hißig mit Recht die allgemein anerkannte

Uebersehung bei: „es wird ein Gesalbter umgebracht“1). Nun ist aber die Ermordung des seit Jahren verdrängten Onias nicht nur an sich ein bedeutungsloses Faktum, sondern dasselbe eignete sich um so weniger, hier in der Weissagung hervorgehoben zu werden, da sich bei dieser Gelegenheit Antiochus von einer edleren Seite gezeigt hat (2 Macc. 4, 33-38.). Auch das 17? gewinnt bei dieser Ansicht keine rechte Bedeutung; und ebenso wenig ist einzusehen, warum gerade an die Ermordung eines abgesezten Hohenpriesters das Hereinbrechen des großen Elends angeknüpft ist, von welchem die zweite Vershälfte handelt. Bergegenwärtigen wir uns den tiefen und gewaltigen Sinn, welcher diesem Verse nach der messianischen Deutung innewohnt, und den prägnanten Gedankenzusammenhang, der seine einzelnen Theile verknüpft: so erscheint dagegen bei der modernen Erklärung die Hauptsache so gesucht und prekär, und dabei doch so trivial, so matt und fleinlich, daß die Entscheidung zwischen beiden Auffassungen Niemanden schwer werden wird.

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2) Im zweiten Theile von V. 26. ist Manches mit der Ansicht, daß hier blos von dem Treiben des Antiochus Epiphas nes die Rede sei, nicht vereinbar. So möchte z. B. schwer nachzuweisen sein, daß das '❤♫, wo es Stadt und Heiligthum zum Objekt hat, - ein Anderes ist's 8, 24 — auch bloße Verstörung, wie Hofmann überseßt, bedeuten könne statt Zerstörung. Das Wort wird z. B. 1 Mos. 19, 14. von dem Schicksale Sodoms gebraucht. Im Zusammenhang unserer Weissagung vollends wird die Bedeutung desselben durch den Gegensag zur Erbauung zweifellos festgestellt. Von 7 und SP wird unten noch die Rede sein.

3) In V. 27. legt das 77 der modernen Auffassung unübersteigliche Hindernisse in den Weg. Die Erklärung Hofmanns, Ewalds und Wieselers, Antiochus

1) Delißsch sagt unbestimmt: nachdem im Jahr 176 Onias ge= fallen war.“ Das Jahr 176 fällt aber überdieß nach dieser Zählung noch in die 62ste Woche, sogar an deren Anfang, nicht nach den 62 Wochen“.

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werde mit vielen Juden einen starken Bund machen, hat Hizig S. 164 f. treffend widerlegt; er erkennt an, daß nur von dem Bunde Gottes mit Israel verstanden werden könne. Er selbst aber sezt eine unhaltbare Erklärung an die Stelle, indem er der einmal vorgefaßten Meinung zulieb für die unerweisliche Bedeutung erschweren" erfindet: „der Bund Gottes lag schwer auf ihnen, seit er und das Volk wegen desselben angefeindet wurde." Da ließe sich noch weit eher violare herbeis ziehen. Wir können also auch hier die gegnerischen Ansichten sich untereinander selbst richten und corrigiren lassen. Hißig hat den drei Andern gegenüber Recht hinsichtlich der Bedeutung von, fie gegen ihn hinsichtlich der von 22. Die Worte können unmöglich anders übersezt werden als so: „Und es stärkt den Bund Vielen Eine Woche", wobei, wie öfters, der Zeit zugeschrieben ist, was in ihr geschieht, und das zwar an unserer Stelle noch mit besonderer Absicht. Wir haben oben gesehen, daß i als Siebenzeit eine Zeit göttlicher Offenbarung ist. So wird also hier durch das Subjekt selbst schon angedeutet, was dann das Verbum mit seinem Objekt nur in seinen Wirkungen weiter beschreibt. Gotteszeit und Bundstärkung gehören nothwendig zusammen.

4) Und das ist nun eben ein weiterer Tadel, welcher die gegnerischen Ansichten alle miteinander trifft, daß sie nicht im Stande sind, die symbolische Bedeutung der Zahlen, auf welche doch der Engel gleichsam mit Fingern hinweist, irgendwie zu ihrem Rechte kommen zu lassen. Am schreiendsten tritt dieß bei der ihnen gemeinsamen Auffassung der lezten Woche hervor, wo die Bedeutung der heiligen Zahl geradezu in ihr Gegentheil verkehrt wird. Denn hier würde die Sieben, welche doch anerkanntermaßen die Zahl des Göttlichen ist, zur Signatur des Widergöttlichen. Es wundert uns, wie namentlich Hofmann, der doch sonst ein offenes Auge für die biblischen Zahlen hat, diesen Punkt so ganz übersehen und übergehen konnte.

Was wir schon bei V. 25. bemerkt haben, das nehmen wir

also auch wieder bei V. 26. und 27. wahr: die moderne Er klärung verträgt sich mit den Worten und einzelnen Zügen des Textes so wenig als mit dem chronologischen Rahmen des Ganzen. Auch zu B. 27. wird in dieser Hinsicht im folgenden Paragraphen noch einiges beizubringen sein. Am wichtigsten ist aber hiebei immer das ? V. 26. Christi Kreuz ist auch hier der Stein des Anlaufens.

3. Der Gharakter des ganzen Kapitels.

a. Die Grundverschiedenheit von den auf Antiochus Epiphanes
bezüglichen Weissagungen.

Faffen wir endlich das Verhältniß in's Auge, in welchem die vier Verse der Weissagung zum ganzen neunten Kapitel stehen, und sodann das Verhältniß, in welches das neunte Kapitel zum ganzen Buche Daniels sich stellt: so stößt auch in dieser Beziehung die moderne Auffassungsweise auf die größten Schwierigkeiten. Sie paßt weder in den Zusammenhang unseres Kapitels, noch stimmt sie mit der Art überein, wie unser Buch sonst von Antiochus redet.

Wir befinden uns hier in einem ganz andern Gedankenkreise als der auf Antiochus bezügliche ist; der Ausgangspunkt, die treibenden Ideen unsers Kapitels vertragen sich mit der Erwähnung des Antiochus nicht. Es handelt sich im Gebete Daniels um die Rückkehr aus dem Eril, um die Wiedererbauung der Stadt und in Verbindung damit um das Heil des Volks, um die Erfüllung der messianischen Verheißungen. Was hat nun mit dem allem Antiochus Epiphanes zu thun, welcher ja namentlich hinsichtlich der Stadt Jerusalem, deren Geschick neben der Zahl 70 den eigentlichen Schwerpunkt unserer Weissagung ausmacht (s. besonders auch Y V. 26.), nichts irgend Entscheidendes gebracht hat? Also gerade die beiden Angelpunkte, um die sich, wie schon aus V. 2. hervorgeht, unsere ganze Weifsagung dreht, die Zahl 70 und die Wiedererbauung und Wiederzerstörung Jerusalems, vermag die moderne Auffassung nicht

zu erklären. Man stelle sich überhaupt einmal vorurtheilsfrei und lebendig in die Situation hinein, wie sie in den 19 ersten Versen unseres Kapitels gezeichnet ist, und man wird finden, daß hier eine Erwähnung des Antiochus nicht am Plaze wäre, vielmehr für den Gedanken, wie für das Gefühl etwas durchaus Störendes und Verlegendes hätte, während der von uns aufgezeigte Ideengang sich nicht nur mit Leichtigkeit, sondern mit innerer Nothwendigkeit aus der Situation ergiebt.

Läßt sich nun aber, wenn wir den Ausgangspunkt und Zweck unseres Kapitels in's Auge fassen, nicht absehen, wie in demselben auf Antiochus die Rede kommen sollte: so muß auch umgekehrt gesagt werden, daß die Art der Stellen, wo sonst in unserm Buche unzweifelhaft von Antiochus die Rede ist, Kap. 8. und 11., nicht zu der Art stimmt, wie er in unserm Kapitel auftreten würde. Sonst erscheint er durchweg im Zusammenhang mit der Entwicklung der Weltmacht als die Spize der dritten Monarchie; hier dagegen würde er nur so von außen hereinkommen als eine völlig vereinzelte Erscheinung. Kann man überhaupt verkennen, daß unser Kapitel einzig und eigenthümlich dasteht in dem Propheten, während die Kapitel 2. 7. 8. 10-12. einen gleichartigen Charakter an sich tragen, durch den sie in einem unverkennbaren Zusammenhang unter einander stehen? Alle diese Gesichte gehen vom Standpunkt der Weltmacht aus, das unsrige dagegen durch und durch von dem des Bundesvolks. Muß nicht schon aus diesem Grund sich immer wieder von selbst der Gedanke aufdrängen, es werde auch der Inhalt unserer Weissagung ein eigenthümlicher, von den übrigen verschiedener sein müssen? Schon dieser eine Punkt ist einleuchtend genug, um uns starke Bedenken gegen diejenigen einzuflößen, welche im Daniel Alles ohne Unterschied und um jeden Preis auf Antiochus Epiphanes beziehen.

Durch diese Betrachtungen verwandelt sich auch ein von Wieseler (die 70 Wochen S. 83 f.) gemachter und mit besonderm Nachdruck betonter Einwurf gegen unsere Auffassung von Dan. 9. in fein Gegentheil. Er meint nämlich, es werde über

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