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haupt jede messianische Deutung unseres Abschnitts dadurch unmöglich gemacht, daß nach derselben Daniel der Bedrückung der Juden durch Epiphanes, deren Vorherverkündigung sich unser Buch sonst vorzugsweise zum Ziel gesezt habe, bei den 62 Wochen auch mit keinem Worte gedenke“. Vielmehr ist ja das gerade ein Hauptvorzug der messianischen Erklärung, daß sie nicht genöthigt ist, diesem einzigartigen Kapitel die Beziehung auf Antiochus aufzuzwingen. Daß aber in demselben nicht neben dem Messias auch noch von Antiochus die Rede, daß die Zeit desselben, obwohl in die 62 Wochen fallend, ganz mit Stillschweigen übergangen ist, das erklärt sich nach unserer Auffassung von selbst aus dem Anlaß sowohl als aus der Bestimmung dieser ganzen Offenbarung, wie dieselbe schon oben im ersten Abschnitt dargestellt wurde. Das 9. Kapitel hat ja gerade die Bedeutung, dem Antichrist der näheren Zukunft, der Kap. 8. und 10–12. hinlänglich charakterisirt ist, den Christ gegenüberzustellen. Die übrigen Einwendungen Wieselers, Hofmanns und Hizigs gegen die messianische Auffassung haben, wie wir hoffen, durch die im ersten Kapitel dieses Abschnitts gegebene Entwicklung ihre Erledigung gefunden, auch wenn sie nicht ausdrücklich angeführt wurden. Nur ein einziger Punkt bleibt noch zu berücksichtigen, zu dessen Besprechung wir uns nunmehr wenden, da ihm so ziemlich das Hauptgewicht beigelegt wird.

b. Die Verwandtschaft mit den auf Antiochus bezüglichen Weissagungen.

Die gegnerische Ansicht glaubt nämlich, umgekehrt wie wir, in dem Verhältniß des 9. Kapitels zum 8. und 11. die stärksten Stüßen für die Beziehung des ersteren auf Antiochus zu finden. Man hält uns ausführliche Register der Ausdrücke, Wendungen und Bestimmungen entgegen, welche diesen Gesichten gemeinsam sind oder sein sollen. So z. B. Hofmann, die 70 Jahre 2. S. 97 f. Es kann auch nicht unsere Meinung sein, diese Uebereinstimmung läugnen zu wollen; wir halten sie viel

mehr für eine beabsichtigte und mit dem ganzen Zweck unseres Buches wesentlich zusammenhängende. Nur muß unterschieden werden, was wirklich übereinstimmt, und was blos übereinzustimmen scheint oder in Folge irriger Erklärung zusammentrifft. Zu leßterem rechnen wir z. B., wenn man in dem H 137! V. 26. eine ähnliche Beschreibung des Todes des Antiochus fin det, wie 8,25. ? 72 ODNA: es wäre hier jedenfalls nur eine ganz allgemeine Aehnlichkeit des Gedankens, allein das Suffixum in PP könnte wohl allerdings grammatisch auf den 73 gehen, logisch aber ist diese Beziehung nach dem Zusam menhang nicht wohl möglich; denn wenn es heißt: „die Stadt und das Heiligthum wird zerstören das Volk eines Fürsten, der da kommt“ und dann unmittelbar fortgefahren wird PP, fo wird Jedermann an das Ende des Zerstörten, nicht des Zerstörers denken, um so mehr, da im Folgenden die Schilderung der Verwüstungen fortgesezt wird. Ebenso wenig darf das

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werden mit dem O'ZIR DYĮ D'Aisy n’MU! 8, 24.; denn eine nähere Betrachtung beider Stellen macht sogleich einleuchtend, daß, wie die Objekte verschieden sind, so auch die Bedeutung des Verbums: religiöse Corrumpirung und Verführung des Volks ist etwas Anderes als Zerstörung der Stadt und des Heiligthums. Am wenigsten sollte man von einer Gleichheit der Zeitbestimmungen reden. Es kommen in unserm Buche für die Periode des Antiochus drei Zeitbestimmungen vor, die 2300 Abendmorgen 8, 14., sodann die 1290 und 1335 Tage 12, 11. 12.; denn die halbe Woche 9, 27. geht auf die Zeit Christi, die 31⁄2 Zeiten 7, 25. auf die Zeit des Antichrist und ebenso die 12, 7., welche eine absichtliche Rückerinnerung an jene sind, wie sich auch das WIP einfach aus 7, 25. erklärt, wenn es daselbst heißt: die Heiligen werden in die Hand des Antichrist gegeben sein, und er werde sie aufreiben.“ Je deutlicher es nun in die Augen springt, daß die auf Antiochus bezüglichen Zeitbestimmungen bis auf den Tag hinaus genau

sind, desto weniger ist man berechtigt, hier nur in Bausch und Bogen zu verfahren und anzunehmen, die genauen Zahlenangaben erläutern die allgemeinere Ausdrucksweise“ 1), indem die 1290 (oder gar auch die 1335) Tage ungefähr den 31⁄2 Zeiten oder der halben Woche entsprechen. Man kann sich auch nicht auf den ungefähr alle drei Jahre von den Hebräern eingeschobenen Schaltmonat berufen, um herauszubringen, 31⁄2 Jahre seien = 43 Monaten oder 1290 Tagen. Denn reflektirt man einmal auf den Schaltmonat, so wird man nicht alle Monate zu 30 Tagen zählen dürfen, und überdieß haben wir in der Off. Joh. das ausdrückliche Zeugniß, daß 31⁄2 Zeiten = 42 Monaten = 1260 Tagen zu zählen sind. Die ganze Woche 9, 27. und die 2300 Abendmorgen 8, 14. sind ohnedieß ohne Analogie, mag man nun die leßteren 2300 oder 1150 Tagen nehmen.

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und 12, 11. pangewerden, nicht Wie erklärt sich

Ist also in den genannten Beziehungen eine Uebereinstimmung des 9. Kapitels mit dem 8. und 10-12. überall nicht vorhanden: so kann dieselbe dagegen anderwärts nicht in Abrede gestellt werden. Am auffallendsten ist in dieser Beziehung der Ausdruck V. 27. Dzig D'YIPY ɔɔ, der einerseits an das D8, 13. zurückerinnert, und auf den andererseits noch deutlicher 11, 31. in dem Ausdruck DEÜP VIP in dem hiemit dem Wesen nach identischen spielt wird. Doch ist das, wie wir bald sehen der einzige Berührungspunkt der drei Gesichte. nun bei dem sonst so einzigartigen Charakter des 9. Kapitels diese auffallende Erscheinung? Durch eine einfache Reflexion auf den Zweck unseres Buches und des zweiten Theils insbesondere. Wie im 7. Kap. das Kommen des messianischen Reiches die Gottesgemeinde über die und in den demselben vorangehenden Trübsalszeiten tröstet: so soll auch in der näheren Zukunft das bevorstehende messianische Heil und das demselben sich anschließende Gericht über die Bundbrüchigen den Gläubigen

1) So noch Stähelin in der Zeitschr. der deutschen morgenl. Gesellschaft 1857. I, 140 f. Vgl. Hilgenfeld S. 33.

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für die vorausgehende Versuchungszeit zum Trost und Licht werden. Auch das 9. Kap. hat eine Bestimmung für die Zeit des Antiochus. Wir wissen aus dem ersten Abschnitt, daß sich dieser König zur ersten Erscheinung Chrifti ähnlich verhält wie der Antichrist zur zweiten; wir haben ihn den alttestamentlichen Antichrist genannt. Ebenso hat sich gezeigt, daß und warum im ersten Theil unseres Buchs, wo vom Wüthen des Antichrist und der Erscheinung Christi in Herrlichkeit die Rede ist, diese beiden Momente in Ein Gesicht zusammengefaßt werden konnten, während im zweiten Theil, wo dem Wüthen des Antiochus die Erscheinung Christi im Fleisch gegenübergestellt wird, diese Zusammenfassung nicht möglich war. Sollte nun aber die Gegenüberstellung und gegenseitige Beziehung beider, des Antiochus und des Messias, doch anschaulich gemacht werden, so konnte dieß nur dadurch geschehen, daß in den Ausdrücken und Bestimmungen, in welchen von dem einen geweissagt wurde, unverkennbare Anspielungen und Beziehungen auf die den andern betreffende Weissagung sich fanden, ganz in derselben Weise, wie wir nach neutestamentlichem Vorgang schon durch die Namen Christus und Antichristus die Beziehung beider auf einander hervorheben. Durch den auffallenden Parallelismus in den Worten und Gedanken der beiderseitigen Weissagungen sollte also der gläubigen Hoffnung für die Zeit des Antichrist (Antiochus) der trøstvolle Ausblick auf die Zeit des Christ nahe gelegt; cs sollte, da das 9. Kapitel mit dem 8. oder 11. nicht in Gin Gesicht vereinigt werden konnte, Veranlassung gegeben werden, daß man von der einen Offenbarung in die andere hinüberblickte. Nur aus dieser antithetischen Beziehung erklären sich auch die Parallelen gehörig. Dieselben finden sich im 27. Vers vereinigt, da er der messianischen Woche gewidmet ist; auf ihn nimmt die Schilderung der Befehdung der Theokratie durch Antiochus, wie fie 11, 30-35. (vgl. auch 8, 10-14.) gegeben ist, direkte Rücksicht; und auf dieß Verhältniß reducirt sich die ganze Verwandtschaft der Gesichte des zweiten Theils.

Die antithetische Beziehung zwischen der Zeit des Christ

und des Antichrist tritt sogleich in den ersten Worten von 9,27. vgl. mit 11, 30. 32. hervor. Der Inhalt der messianischen Woche ist, daß sie ' ' ; in der Zeit des Antiochus

,oben an מַרְשִׁיעֵי בְרִית und עֹזְבֵי בְרִית bagegen finb bie

sie sind bei dem Gewalthaber wohl angesehen und spielen nun die Hauptrolle in Israel, während die Gläubigen und Bernünftigen), die rechten Israeliter, die auch hier 'n heißen (V. 33. vgl. 12, 10.), theils durch die Verfolgungen der Feinde, theils durch die Untreue heuchlerischer Freunde Schweres zu dulden haben (V. 33-35.). Eben für diese Verständigen und nur für sie ist nun aber unser Buch geschrieben, damit ihnen die Leidenszeit zu einer rechten Läuterungszeit werde (12, 10. 11, 35.). Ihnen sollte mitten unter den am Bunde Gottes verübten Freveln zur Stärkung ihres Glaubens der tröstliche Ausblick auf die messianische Epoche dienen, welche eine Zeit der Bundstärkung für alle Gläubigen sein wird: jezt ist der Bund Gottes gräuelhaft verlegt und geschändet, bald wird er auf's Neue fester und kräftiger als je dastehen.

Im zweiten Glied des 27. Verses: „und die Hälfte der Woche wird Schlachtopfer und Speisopfer aufhören machen" findet diese merkwürdige Bezeichnung für den Opfertod des Messias und das Aufhören der alten Defonomie ihre vollständige Erklärung erst, wenn wir auch hier die Anspielung auf die Zeit des Antiochus erkennen, welche durch die Wahl des Ausdrucks beabsichtigt ist. Zwar wenn es von Antiochus heißt: 7727 (8, 11.), und von seinen Schaaren und Anhängern: 7 (11, 31.), von der messianischen Woche aber:

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so sieht man leicht, daß mit diesen verschiedenen Ausdrücken nicht, wie die Gegner wollen, eine und dieselbe Sache bezeichnet sein kann. Denn die vorübergehende Einstellung des täglichen Opfers ist doch etwas ganz Anderes als die gänzliche Abschaffung der

1) Roos S. 266 f.: „Verständig das ist gläubig sein. Was heißt verständig sein? Christi Sinn haben, gesinnet sein, wie Jesus Christus auch war. Was dem entgegensteht, ist Unverstand." Vgl. Hebr. 11, 26.

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