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des 2. und 7. Kapitels hinzuzufügen, Bemerkungen, welche theils von den Auslegern weniger hervorgehobene Punkte betreffen, theils die Betrachtung der entsprechenden Abschnitte der Off. Joh. vorbereiten und einleiten sollen. Wir reden dabei zuerst von den vier Weltreichen und ihrer Reihenfolge im Ganzen, sodann noch insbesondere von dem vierten, da dieses die meisten Schwierigkeiten sowohl als das meiste Interesse darbietet, indem es noch in die Gegenwart und Zukunft hineinragt, während die drei ersten längst der Vergangenheit angehören. Es werden sich hiebei einige allgemeine Gesichtspunkte ergeben, welche für die Auslegung der Prophetie, wie für die biblisch-prophetische Geschichts- und Zeitbetrachtung von Wichtigkeit sind.

1. Die vier Weltreiche.

Schon oben im ersten Abschnitt bei der allgemeinen Charakteristik des Dan. 2. beschriebenen Traumgesichtes mußte darauf hingewiesen werden, daß sich hier der Gegensaß der göttlichen und menschlichen Welt- und Geschichtsanschauung auf durchgreifende Weise auspräge.

Dieß zeigt sich nicht nur an der Art, wie die Weltmacht im Ganzen taxirt wird, indem sie äußerlich so herrlich und fest erscheint, wie Gold, Silber, Eisen u. s. w., in Wahrheit aber so nichtig ist wie Spreu; sondern es zeigt sich auch an der Art, wie durch die Wahl der Metalle und der Körpertheile die einzelnen Reiche in ihrer Aufeinanderfolge charakterisirt werden. Offenbar nämlich macht sich eine successive Abnahme des Werthes der Metalle bemerklich: Gold, Silber, Erz, Eisen, Thon, und ebenso geht es am Leibe des Bildes in der Stellung und Bedeutung der einzelnen Theile immer mehr abwärts: Kopf, Brust und Arme, Bauch und Lenden, Schenkel und Füße. Es läßt sich nicht leugnen, daß durch beide Züge und zumal durch die Verbindung des ersten mit dem zweiten eine fortschreitende Verschlimmerung des Weltwesens angedeutet ist, wie es denn auch V. 39. gleich von der zweiten Monarchie als Beispiel für

die übrigen ausdrücklich heißt, sie sei geringer als die erste. Daß sich dieß nicht auf die Abnahme der äußeren Macht bezieht, geht deutlich daraus hervor, daß das vierte Reich im 2. und 7. Kap. übereinstimmend als das gewaltigste geschildert wird (2, 40, 7, 7. 19. 23.); und es haben sich daher die Exegeten dieß verkennend und von der Thatsache ausgehend, daß das persische Reich doch eigentlich größer und mächtiger gewesen sei als das babylonische, mit jener Stelle unnöthige Schwierigkeiten gemacht, die sie zum Theil durch Künsteleien zu beseitigen suchten. Vielmehr ist hier offenbar von einer Abnahme an innerem Werth und Gehalt die Rede. Die H. Schrift, indem sie die Weltentwicklung im großen Ganzen überblickt — bei den einzelnen Völkern gibt es natürlich, wie bei den Individuen, eine Zeit des Auf- und Abblühens, — spricht also von einer Bewegung nicht aufwärts, sondern abwärts.

Und mit dieser Anschauung steht nicht etwa Daniel allein, sondern sie liegt dem ganzen Gotteswort des A. und N. B. zu Grunde, besonders alle dem, was uns über die Anfänge und über das Ende unseres Geschlechts gesagt wird. An der Spize der Entwicklung der Menschheit steht nach der H. Schrift ein' paradiesischer Zustand, ein goldenes Zeitalter, wie es seitdem nie wieder erreicht worden ist. Die Sünde ist ein Gift, welches durch die Jahrtausende hin allmälig sich ausbreitet und in den Organismus der natürlichen Menschheit immer tiefer eindringt, denselben zerfressend und depotenzirend. Nicht steht auf einmal die dickste Finsterniß neben dem reinen Lichte, sondern auch hier zeigt uns die Bibel einen organischen Prozeß, eine stufenmäßige Entwicklung zwischen den beiden schon oben aufgezeigten Punkten, vom Falle Adams bis zum Antichrist. Der außerparadiesische Zustand vor der Sündfluth wird uns zwar nur in spärlichen Andeutungen beschrieben; doch ist man wohl ziemlich allgemein darin einverstanden, daß wir ihn uns nach denselben noch als einen Zustand kräftigeren, markigeren, höheren Lebens zu denken haben denn den nachsündfluthlichen: dieß geht ja schon aus der damaligen Lebensdauer hervor. Nach der

Sündfluth bildet der Thurmbau zu Babel wieder eine Epoche, von welcher an die Menschheit tiefer in Zerrissenheit, Verderben, Heidenthum hineingerieth. In demselben Babel gründet Nimrod, der Empörer, das erste Weltreich (1 Mos. 10, 8-12.). Von da an läßt nun die H. Schrift das Menschengeschlecht im Ganzen seine eigenen Wege gehen und hat es nur mit dem Bundesvolk zu thun. Aber das Resultat dieser Eigenentwicklung finden wir eben bei Daniel, der uns nach demselben Babel versezt: sein babylonisches Weltreich nimmt gleichsam den Faden wieder auf, der mit dem Thurmbau und Nimrodsreich abgebrochen war. Beim babylonischen Thurmbau hat sich die ganze damalige Menschheit wider Gott vereinigt; mit dem babylonischen Reiche hat die Zeit der Universalmonarchieen begonnen, die abermals nach einer widergöttlichen Vereinigung der gesammten Menschheit trachten. Babel ist seitdem und bis in die Off. Joh. hinein der stehende Typus des Weltwesens ge= blieben. Wie sich nun vom babylonischen Reiche an die Weltmacht mehr und mehr verschlimmert, bis im Antichrist das widergöttliche Wesen seinen vollendeten Ausdruck gewinnt, das zeigt uns eben unsere Weissagung. Es ist also ein successives Herunterkommen vom Paradiese bis zum Gericht. Damit stimmt denn wesentlich zusammen, wie uns die Bibel allenthalben das Resultat der Entwicklung der Menschheit beschreibt, den Endzustand, mit welchem sich die Weltgeschichte abschließt. Sie schildert uns einen Zustand des Abfalls, der Unbußfertigkeit, der Sicherheit, der Gottesvergessenheit, welcher das Gericht nothwendig herbeizieht (Matth. 24, 37-39. Luc. 18, 8. 1 Theff. 5, 3. 2 Tim. 3, 1 ff. 2 Petr. 3, 3 f. Apokal. 9, 20 f. 16, 9.11.). Schon der Umstand überhaupt aber, daß die Weltgeschichte mit einem Gericht endet, ist für die biblische Grundanschauung von derselben entscheidend.

Es ist das einer jener Punkte, die auf den ersten Anblic religiös indifferenter Natur scheinen, und wo daher auch redliche Christen oft meinen, mit der Zeitbildung Hand in Hand gehen zu können. Eine tiefere Betrachtung zeigt aber, daß, wer

schriftmäßig denken und etwas Ganzes werden will, auch hier durchbrechen muß, und daß, zumal in jeziger Zeit, für die Gesammtheit unserer Weltansicht und daher auch unseres Lebens und Wirkens gar viel darauf ankommt, wie wir in solchen Fragen urtheilen. So wenig es für den denkenden Christen gleichgültig ist, ob er eine mechanische oder eine lebensvolle, wunderfähige Naturanschauung hat, so wenig ist es gleichgültig, wie er über die Geschichte philosophirt. Denn Natur, Geschichte und Offenbarung sind die drei großen Gebiete der göttlichen Lebensentfaltung, von welchen das legte und höchste die beiden anderen zur nothwendigen Vorausseyung hat. Darum hat die Bibel ihre eigene Natur- und Geschichtsbetrachtung, und für legtere ist eben Daniel von ganz besonderer Wichtigkeit; sein Buch enthält die göttliche Philosophie der Geschichte im Grundriß.

Hat man dieß früher in äußerlicher Weise anerkannt, so hat man es in neuerer Zeit äußerlich und innerlich geleugnet. „Daniel, sagt hierüber Baumgarten (Apg. II, 1. S. 255. 265 f.), hat die von Gott festgesezten und für die ganze Menschheit bedeutsamen Zeitpunkte und Zeitläufte theils im Allgemeinen, theils auch im Einzelnen bestimmt und dadurch den ganzen Begriff von entscheidenden Zeitpunkten der gesammten Menschheitsentwicklung (Apostelgesch. 17, 26.) innerhalb der Offenbarungsgeschichte festgestellt. Die christliche Weltanschauung ging auch ursprünglich auf die darin angedeutete Auffassung der Weltgeschichte ein. Die Darstellung der Weltgeschichte nach den vier Weltmonarchieen währte in Deutschland bis Gatterer. Da aber diese Auffassung und Darstellung in ihrer unfreien und unvermittelten Anlehnung an das dem Buche Daniel entnommene Schema die Mannichfaltigkeit und Wirklichkeit der Welt- und Völkerverhältnisse nicht zu ihrem vollen Rechte kommen ließ, so trat auch hier die Periode der Emancipation von der Bevormundung durch eine geheiligte Autorität ein. Die Geschichtsforschung erging fich in der Auffindung und Darlegung der Einzelnheiten dergestalt, daß sie der Einheit und des Gesammtfortschrittes völlig vergaß. Es ist gewiß, daß durch diese Rich

tung sehr Großes geleistet worden ist und fortwährend geleistet wird, und daß damit zu einer vollendeten Auffassung der Geschichte ein bisher fehlender Grund gelegt wird; allein hierin ein Genüge zu finden, ist doch nur möglich, so lange das Gefühl der Neuheit noch frisch ist. Die Geschichtsforschung und Geschichtsauffassung, welche von dem Impulse der christlichen Weltanschauung ursprünglich ausgegangen ist, wird immer wieder auf die Zusammenfassung der Totalität zurückkommen müssen. Diese Einlenkung von der Richtung auf das Einzelne zu der Aufmerksamkeit auf das Ganze hat auch bereits Statt gefunden; aber wir stehen noch fern vom Ziele. Joh. v. Müller hat, durch biblische Studien und Reminiscenzen geleitet, manchen tieferen Blick in das Innere der geschichtlichen Ereignisse gethan, er erhebt sich auch wohl einmal zu einem wahrhaft universalhistorischen Gedanken; aber im Ganzen ist und bleibt er in Hinsicht der Totalanschauung der Geschichte ein Schüler Gatterers und Schlözers. Daß in derjenigen Auffassung der Geschichte, welche das Volk Gottes zum Mittelpunkt aller Entwicklung seßt, welches er die theologische Disposition der Geschichte nennt, eine tiefe Wahrheit verborgen sei, hat B. Niebuhr geahnt, aber von dem Respekt vor einer solchen Auffassung bis zur Aneignung und eigenthümlichen Durchführung ist natürlich noch ein sehr großer Schritt. H. Leo endlich lag es am nächsten, auf der bezeichneten Bahn der Entwicklung einen wirklichen Anfang zu machen; aber auch er vermag in jener Eintheilung der Weltgeschichte in die vier Perioden der Weltmonarchieen, indem er die biblische Grundlage mit der mangelhaften Ausführung zusammenwirft, Nichts weiter als einen guten Takt“ zu erkennen. Gegenwärtig ist die Universalgeschichte im Wefentlichen über den Standpunkt des Herodot nicht hinausgekommen; denn wenn sie auch größere Gebiete übersieht und höhere Zielpunkte erkennt, der Gesichtskreis bleibt doch immer ein national und individuell beschränkter. Daher ist es auch ganz in der Ordnung, daß man Herodot als den Vater der Geschichte bezeichnet, während doch in Wahrheit nicht Herodot,

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