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es gilt, vor dieser Geistesgröße sich zu beugen; man lernt von der Weisheit Gottes groß und von der Weisheit der Menschen klein denken. So übt die Wahrheit nach und nach ihren anziehenden und überzeugenden Einfluß aus, und eben indem sie alle Vernunft gefangen nimmt unter den Gehorsam Christi, macht sie uns innerlich frei..

Schlagen wir aber dissen inneren Weg der Beweisführung ein, so wird sich uns von selbst noch ein anderer Vortheil ergeben. Statt einer bloßen Polemik gegen die negative Critik werden wir auf diese Weise eine positive Entwicklung und eine lebendige Totalanschauung der apokalyptischen Weissagung gewinnen, wobei die Offenbarung Johannis ergänzend und weiterführend zu Daniel sich gesellt. Und der Verfasser gesteht, daß ihm diese Ausbreitung der Reichthümer im Worte Gottes die Hauptsache ist. Während man in solchen Dingen ohnedieß in der Regel darauf verzichten muß, die Gegner zu überzeugen, wird bei der angedeuteten Behandlungsweise den Suchenden eine tiefere und umfassendere Erkenntniß geboten, nicht nur über die betreffenden Bücher, sondern eben damit zugleich über den ganzen Gang des Himmelreichs. Die critische Frage wird uns daher im Verlauf unserer Untersuchung immer mehr zu einer bloßen Vorfrage werden, zum wissenschaftlichen Unterbau, auf welchem wir das hohe Bild der apokalyptischen Wahrheit selbst mit ihren eregetischen, dogmatischen, ethischen, geschichtsphilosophischen, praktischen Consequenzen aufzustellen gedenken. Daher denn auch im dritten Abschnitt die Vergleichung der Offenbarung Johannis ziemlich ausführlich gerathen und fast die Hälfte des ganzen Buchs einnehmen wird. Auf diese Weise hoffen wir der Wissenschaft sowohl als der Kirche einen wesentlicheren Dienst zu leisten als durch bloße Polemik und Critik.

Erster Abschnitt.

Charakteristik des Buches Daniels.

Erstes Kapitel.

Der offenbarungsgeschichtliche Ausgangspunkt.

I. Die Bedeutung der babylonischen Gefangenschaft. Wollen wir zum Verständniß unseres Buches gelangen, so haben wir von dem Standpunkte auszugehen, auf welchen es uns selbst gleich in seinen beiden ersten Versen stellt. Es ist der Gegensaz Israels und der heidnischen Weltmacht, in den wir uns hier hineinverseßt sehen, und zwar in demjenigen Stadium seines Verlaufs, welches mit dem babylonischen Exil eintritt. Das leßtere bildet die historische Grundlage der danielischen Weissagungen, wie der Prophet selbst in dem Einleitungskapitel sehr geflissentlich hervorhebt, indem er es mit der Erwähnung des Beginns der Gefangenschaft eröffnet und mit der Erwähnung des Endes derselben schließt (1, 1 f. 21 vgl. 9, 1. 2.). Ein kurzer Rückblick auf die frühere Entwicklung der Theokratie wird dienlich sein, um die offenbarungsgeschichtliche Bedeutung dieser Epoche anschaulich zu machen.

Gott hatte durch Abrahams Berufung aus dem großen Völkergewoge, wie eine Insel aus dem Meere (Dan. 7, 2.), ein Geschlecht abgesondert und zu seinem Eigenthum erwählt, um dasselbe zum priesterlichen Vermittler seiner Offenbarungen an die Menschheit zu machen und so die Verbindung zwischen Himmel und Erde auf's Neue anzuknüpfen, auf welcher die

ganze Zukunft unseres Geschlechtes beruht (1 Mos.12, 1-3., 2 Mos. 19, 4-6.). In Aegypten war die Familie Abrahams zum Volk erwachsen, durch Mose hatte das Volk das Gefeß von Gott empfan

unter David und Salomo den Höhepunkt seiner alttestamentlichen Entwicklung in einem wohlgeordneten Staatsleben erreicht. Das eigentliche Wesen der Theokratie im Gegensaß zu heidnischer Religion und heidnischer Macht kam durch diese beiden Könige so völlig zur äußeren Darstellung, daß Jsrael nicht nur von den Heiden unabhängig war, sondern auch die umliegenden Völker fich unterworfen hatte. Die davidisch-salomonische Zeit ist daher das besondere Vorbild der messianischen: an David knüpft sich von da an die Weissagung auf die herrliche Epoche, wo völlig und wesentlich erscheinen soll, was im A. T. nur äußerlich abgeschattet war. Schon mit Salomo aber beginnt der Verfall. Derselbe fing damit an, daß sich das israelitische Gottesreich in zwei Reiche spaltete und dadurch die innere Kraft und den Halt nach außen verlor. Das nördlich Reich der zehn Stämme, welches von dem Heiligthum Jehovas zu Jerusalem und von der Dynastie der Verheißung abgefallen war, suchte zuerst seine Stärke in der Hingabe an heidnisches Wesen; es schloß sich Juda gegenüber an Phönicien und Syrien an und hing sich buhlerisch an Gößendienst und weltliche Macht. Aber wenn Gottes Volk seinem Herrn untreu wird und mit der Weltmacht sich einläßt, so erweckt Gott eben diese Weltmacht zur Strafe über sein Volk. Wer auf das Fleisch säet, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten (Gal. 6, 8.). Das mußte das Reich Ephraim erfahren, indem ihm im Jahr 722 v. Chr. durch die Assyrer ein Ende gemacht wurde. Dieselbe Entwicklung finden wir auch im Reiche Juda, nur daß sie hier langsamer sich vollzog, weil verhältnißmäßig noch länger die Treue gegen Jehova herrschte, durch den Tempel und das davidische Haus gestüßt. Allein auch Juda ließ sich verführen und hurete Ephraim nach. Ungefähr vom Jahr 740 an, wo Ahas sich um Hülfe gegen Ephraim und Syrien troh Jesajas Warnung nach Assyrien wandte (Jes. 7.), wurde auch das bessere Reich in die Welt

bewegungen hineingezogen. Es gab an die afsyrische, “an die ägyptische Weltmacht sich hin; darum ward endlich Babel von Gott berufen, die Theokratie ganz zu vernichten. Drei Einfälle machte Nebukadnezar in Juda. Schon bei dem ersten unter Jojakim (606 v. Chr.) wurde der Gottesstaat dem babylonischen Weltreiche zinsbar. Unter den Gefangenen, welche damals nach Babel geführt wurden, war auch Daniel. Bei dem zweiten Einfall (598) sehen wir den König Jojachin und den Propheten Ezechiel in's Eril geschleppt. Beim dritten endlich (588) zerstörte Nebukadnezar die heilige Stadt, brachte den lezten jüdischen König Zedekia gebunden nach Babel und machte dem Reich Juda ein Ende. Von nun an war die Selbstständigkeit des Volkes Israel für Jahrtausende dahin; denn auch durch die Rückkehr aus dem Exil wurde dieselbe nicht wieder hergestellt und nur später einmal sehr vorübergehend errungen. Im Ganzen blieb das Volk in Abhängigkeit von den einander ablösenden Weltmonarchieen, aus deren einer es an die landere überging, bis es nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer vollends unter alle Nationen zerstreut wurde. Einen Gottesstaat giebt es seit dem Beginne des babylonischen Exiles nich mehr auf Erden. Und wie bei Israel das politische und das religiöse Element immer auf's Engste verbunden sind, so stand es wit den über das Volk hereingebrochenen Gerichten in nothwendigem Zusammenhang, daß auch die Offenbarungen Gottes von da an immer spärlicher wurden, ja daß bald eine mehr als vierhundertjährige, offenbarungslose Periode eintrat. Der lezte König Juda's, Zedekia, wurde von Nebukadnezar nicht bloß in Ketten gelegt, es wurden ihm auch die Augen ausgestochen. (Jer. 39, 7.)

Mit der babylonischen Gefangenschaft, welche man schon vom ersten Einfall Nebukadnezars an zählt, weil mit ihm die selbständige Existenz der Theokratie aufhörte, begann also in der Entwicklungsgeschichte des Gottesreiches eine neue Hauptperiode, deren Wesen die Herrschaft der Weltmächte ist. Das Hereinbrechen dieser schweren Heimsuchungszeit war zunächst eine Erfüllung des Wortes der Weissagung. Dem in den bei

den Reichen um sich greifenden Abfall hatte ja Gott die Propheten entgegengestellt, welche zur Buße mahnen und, als das Volk nur immer mehr dem Verderben sich hingab, das hereinbrechende Gericht verkündigen mußten. Das hatten dieselben gethan von Joel und Amos bis herab auf Jeremia und Ezechiel, welche das Eṛil noch erlebten. Aber troß dieses furchtbaren, durch die schwersten Sünden herbeigezogenen Gerichtes war und blieb Israel das auserwählte Volk, durch welches Gott noch seine Absichten an der Menschheit erreichen wollte. Seine Gaben und Berufung mögen ihn nicht gereuen (Röm. 11, 29.). Darum ließ er durch alle Propheten hinter der Zeit der Gerichte und Züchtigungen noch eine herrliche Periode des Heils und Segens verheißen, die des messianischen Reiches. Doch auch für die Züchtigungszeit selbst sollten dem Volke Licht und Trost von oben nicht fehlen. Daher hatte es für die babylonische Gefangenschaft schon zum Voraus durch Jesajas Mund (Kap. 40-66.) ein Wort der erquickendsten, evangelischen Glaubensstärkung erhalten von dem Gott, dem seiu Herz von Erbarmen wallte, daß er seinen auserwählten Knecht also züchtigen mußte. Ja unter den Weggeführten am Fluß Chaboras wirkte noch Ezechiel. So war Israel für den Augenblick nicht ohne das Licht von oben. Aber für die kommenden Jahrhunderte waren noch weitere Aufschlüsse nöthig. Denn da sollte es dem Volke Gottes immer fümmerlicher gehen, da konnte, na. mentlich als nach dem Exil das erwartete volle Heil nicht anbrach und die Offenbarung allmälig verstummte, mehr und mehr der Schein entstehen, als habe der Herr sein Werk und Reich auf Erden aufgegeben, und als triumphiren allein die Mächte dieser Welt. Es war eine harte Versuchung gewesen," sagt Calvin in der Einleitung zu seinem Commentar über Daniel, „als die Juden siebenzigjährige Verbannung erdulden mußten; aber nachdem sie in's Vaterland zurückgekehrt waren, zog Gott statt der siebenzig Jahre die volle Befreiung noch siebenzig Jahrwochen hinaus. So wurde die Verzögerung in's Siebenfache gesteigert. Da konnten ihre Herzen tausendmal entmuthigt werden oder zu

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