ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

mann u. A. auf das zu beziehen, was im 4. Kap. von Nebukadnezar erzählt wird. Die Adlersflügel des Uebermuths, womit er so hoch sich verstieg, wurden dem Nebukadnezar ausgerissen; er demüthigt sich vor Gott, und eben damit verliert er seine Thiernatur und wird zur Menschenwürde erhoben. Dem Uebermüthigen war 4, 13. die Strafe angekündigt worden: sein Herz soll anders als menschlich werden, und ein Thierherz soll ihm gegeben werden; von dem Bußfertigen heißt es nun umgekehrt: eines Menschen Herz ward ihm gegeben. Dieß Menschenherz Nebukadnezars steht zugleich in einem merkwürdigen Contrast (vgl. 1 Sam. 16, 7. Roos S. 146) gegen die Menschenaugen des Antichrists, des Pseudomenschensohns, von denen wir schon oben gesehen haben, daß sie Klugheit, intellectuelle Cultur bezeichnen, während Herz und Mund Gott lästern. Wie hoch steht also der erste Weltherrscher in religiöser Beziehung noch über dem legten! Von der zweiten Monarchie wird schon Nichts mehr so Gutes gesagt, wie von der ersten, doch auch noch nichts Schlimmes. Der dritte dagegen bringt bereits einen Widersacher hervor und die vierte dann den ärgsten. Auch in der äußeren, politischen Entwicklung der eins zelnen Reiche stellt sich eine ähnliche Abnahme heraus. Das erste ist noch Ein Ganzes; das zweite fängt schon an, sich zu theilen in das medische und persische Element (8, 3.); das dritte aber geht gar in vier und das vierte vollends in zehn Reiche aus einander.

Nicht unbemerkt wollen wir lassen, wie die Weissagung auch darin treu und scharf zeichnet, daß in allen diesen Beziehungen innerhalb der vier Monarchieen wieder der große welthistorische Unterschied des Abendlandes und Morgenlandes hervortritt, indem die zwei orientalischen und die zwei occidentalischen Reiche je einander näher stehen. Jene sind durch edle, diese durch unedle Metalle charakterisirt. Das System der Theilung, der Individualisirung ist vorzugsweise den leßteren eigen, wie auch sie es sind, welche die beiden Hauptfeinde des Gottesreiches hervorbringen. Lauter Erscheinungen, die mit dem

oben Entwickelten in genauem Zusammenhang stehen und darin ihre Erklärung finden.

Endlich möchten wir noch auf einen Punkt aufmerksam machen, welcher sich aus einer Vergleichung der einzelnen Weissagungen unter einander und mit der Erfüllung ergiebt. Es ist schon gezeigt: die Weltereignisse werden von Gott und seinem Wort mit einem andern Maaßstab gemessen, als von unserer profanen Geschichtsbetrachtung. Was hier groß erscheint, ist dort klein; und umgekehrt, worüber die Weltgeschichte hinwegsieht, was in den natürlichen Lauf der Dinge von selbst sich einzuordnen scheint, das ist entscheidend. Diese Bemerkung drängt sich uns namentlich in Beziehung auf Antiochus Epiphanes auf. Er war ein syrischer König mitten unter den übrigen; er macht weltgeschichtlich nicht eben Epoche. Auch in der israelitischen Geschichte ist es ähnlich. Die kümmerliche Zeit der 62 Wochen ging nach wie vor ihren Gang; die Bedrängung durch Antiochus schloß sich natürlich an die mancherlei Leiden und Bedrückungen an, welche den Juden aus den immerwährenden Kämpfen der Ptolemäer und Seleuciden bis dahin schon erwachsen waren. Und doch stand in jenem kurzen Zeitabschnitt die Existenz des Reiches Gottes in der Welt auf dem Spiele, wie nie zuvor; doch wird derselbe aus diesem Grunde von der Weissagung so stark hervorgehoben und so genau zum Voraus beschrieben, wie kaum irgend eine andere Zeit. Wir sehen, es können sich große Ereignisse im Reiche Gottes ganz auf dem gewöhnlichen, gemeinen Geschichtswege anbahnen und zutragen Auch in dieser Beziehung ist Antiochus ein Vorbild des Antichrist. Der lettere ist ja ebenfalls ursprünglich ein kleines Horn, das nur so allmälig e.rporwächst, bis es größer wird, als alle seine Genossen (7, 8.20. 8, 9.). Ganz entsprechend schildert das N. T. die der Zukunft Christi vorangehende Zeit. Man ißt, man trinkt, man freit, man kauft und verkauft, man baut und pflanzt auch noch; die Weltentwicklung geht ihren geregelten Gang, Wohlstand, Gewerbe, Handel, Bildung sind in der schönsten Blüthe, ja man nimmt noch eine schönere Zu

kunft in Aussicht; man spricht: Es ist Friede, es hat keine Gefahr (Luc. 17, 26–30. 1 Thess. 5, 3.). Und wenn auch die auffallendsten göttlichen Gerichte kommen, die Augen sind gehalten, daß man sie nicht als Gerichte oder doch nicht als Vorzeichen anerkennt und nicht Buße thut (Off. 16, 9. 11.). Da wird sie das Verderben schnell überfallen, gleichwie der Schmerz ein schwanger Weib, und werden nicht entfliehen (1 Thess. 5, 3.). Das stehende Bild für den Tag des Herrn ist daher, daß er kommt, wie ein Dieb in der Nacht: so beschreibt ihn Jesus selbst, so Paulus, so Petrus, so die Apokalypse (Matth. 24, 43 f. 1 Theff. 5, 2-4. 2 Petr. 3, 10. Off. 3, 3. 16, 15.). Wir haben oben gesehen: Israel war in Gottes Augen ein Aas, es war tødt und gerichtet Jahrzehende vor der Zerstörung Jerusalems. In des Volkes eigenen Augen war der Stand der Dinge ein ganz anderer. Es war die Zeit, wo ein falscher Messias um den andern aufstand, wo das arme, betrogene Geschlecht von einem neuen, politischen und religiösen Aufschwung, von einer Wiedergeburt der Nation, von dem Morgenroth eines neuen Tages träumte, eine Hoffnung, welche die Zeloten bis in die Flammen des Tempels hinein festhielten. Wer weiß, ob nicht auch über unser Geschlecht schon der göttliche Richterspruch gefällt ist?

Roos S. 32 f.: „Man muß bedenken, daß Vieles in der unsichtbaren Welt und vor Gott eine andere Gestalt, Anfang, Ende und Werth habe als unter und vor den sterblichen Menschen. Dieß ist bei dem Lauf Christi von dem Vater und wieder zu dem Vater deutlich wahrzunehmen. Nur der Glaube merkt, wie viel an einem jeden Werke und Leiden Christi gelegen gewesen sei; das natürliche Auge hat es nicht entdecken können. Aber auch andere Werke Gottes geschehen so, daß ihr Werth, Anfang und Ende nur von dem Geist, der Alles weiß, genau angezeigt werden kann. Wer sollte z. E. geglaubt haben, daß an der Wallfahrt Abrahams, Isaaks und Jakobs mehr gelegen gewesen als an den Kriegszügen und Thaten eines Sesostris oder einer Semiramis? und doch ist jene und nicht diese in der

beginnt. Von da an hat sich dasselbe Princip weiter entfaltet in den sich selbst überlassenen Völkern und Staaten, in den Weltreichen, von denen Daniel weissagt, und die man ja zum Unterschied von Jsrael, dem Religionsvolk, als die Culturvölker zu bezeichnen pflegt. Jm Hellenenthum hat allerdings diese Ausbildung des natürlichen Menschenwesens und seiner Gaben, die künstlerische Verklärung" des Fleisches, die Entfaltung der Humanität von unten her ihren vorzüglichen Ausdruck gefunden. Daher erscheinen die Hellenen im N. T. als die Repräsentanten des heidnischen Culturlebens (Röm. 1, 14. 16. 1 Cor. 1, 22-24.) und überhaupt. des Heidenthums im Gegensaß zu den Juden. Eben daraus erklärt sich auch die Hinneigung uns serer modernen Bildung zum Hellenenthum, das freilich oft sehr irrthümlich idealisirt wird, wie andererseits die Abneigung derselben Bildung gegen Israel, ihre Verschloffenheit gegen Geseß und Propheten. Eben daraus erklärt es sich aber auch, daß aus dem griechischen Reiche jener erste Hauptfeind des Reiches Gottes hervorging, den uns Dan. 8. und 11. schildert. Indem Antiochus Epiphanes, dieser Fanatiker der hellenischen Cultur '), den Zeus Olympios an die Stelle Jehovas sehen wollte: kam es zum ersten Conflikt zwischen den beiden großen universal historischen Principien, zwischen den, welches von unten her, und dem, welches von oben her ist, zwischen heidnischer Cultur und geoffenbarter Religion. Und wie die hellenische Cultur den ersten, so wird die modern heidnische Cultur den legten, schlimmeren und allgemeineren Antichrist aus sich erzeugen. Er heißt sehr bezeichnend Antichristus; denn, um wieder Baumgartens Worte zu gebrauchen (Apostelgesch. 1, 305.), „dem Horn werden Augen wie Menschenaugen und ein redender, also gleichfalls menschenähnlicher Mund beigelegt (Dan. 7, 8.). Das Menschen

"

1) Er besaß „außerordentliche Kunstliebe, welche sich in großartigen Bauten, namentlich von Tempeln, kund that, und einen gewissen Fanatismus für den heidnischen Kultus.“ Wieseler in Herzogs Realencyklop. I, €. 384.

ähnliche an einem Gebilde, welches durchaus thierisch ist und eben durch seinen thierischen Charakter die innere Eigenthüm lichkeit des Weltreiches darstellen will, ist um so bedeutsamer, da das dem Weltreiche gegenübergestellte Reich als das menschliche bezeichnet wird (V. 13.). Demnach weist das Horn mit Menschenaugen und mit Menschenmund auf eine Gestalt des Weltreiches hin, in welcher es, ohne die Eigenthümlichkeit seines Charakters auszugeben, sich in den Schein des Gottesreiches fleidet." Der Antichrist will und verheißt ganz dasselbe, was Christus bringt, nur auf entgegengeseytem Wege, ohne Kreuz, - das ist sein Zauber, womit er nach der Off. Joh. Völker und Könige verführt. Er verheißt, Fleischesverklärung ohne Tödtung des Fleisches, Weltverklärung ohne Weltgericht. Er ist ein Christus ohne Kreuz und daher in Allem das Zerrbild Christi, der Antimessias, der Pseudomenschensohn, sowie die Menschenvergötterung die Karikatur der Gottebenbildlichkeit des Menschen ist. Er verheißt den Menschen ein wahrhaft menschliches, ein göttergleiches Dasein, den Himmel auf Erden, das tausendjährige Reich 1). Aber. Fleisch und Welt müssen gerich tet werden, weil der Fluch auf ihnen liegt; und wo man das auf Golgatha, über sie ergangene Gericht nicht annehmen und sich nicht in Christi Tod ergeben will, da kommt das äußere Gericht mit seinen Schrecken. Eben jener Gefreuzigte erscheint als der Herr, der Herren und der König der Könige, und das herrliche Weltwesen zerstiebt vor ihm wie Spreu von der Tenne.

[ocr errors]

„Können wir verkennen, daß die politischen, socialistischen und, communistischen Tendenzen der neueren Zeit diese Ausgeburten des hereinbrechenden Antichristenthums mit dem craffeßten Chiliasmus geschwängert find?" ́ ́Martensen, Dogmatik, S. 533. Vgl. dazu die anderwärts gemachte Bemerkung: „Nicht Alles ist im Socialismus und in der Demokratie Irrthum: iu ihrem Ideal find manche Züge wahr. Sie haben geahnt, ges sucht, geforscht, gerungen, während die Kirche den Chiliasmus ächtete. Auch im Ahnen der Zukunft sind die Kinder dieser Welt flüger ge gewesen als die Kinder des Lichts. Aber sie haben ihre Sache erstrebt durch menschliche Kraft, ohne Gott,' ohne Christus, und weil sie den rechten Grundstein verwarfen, sind diese Bauleute zu Schanden geworden.“

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »