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sern sei, und ließen sich nur angelegen sein, die gutgesinnten Gemüther zu einer besondern Kirche zu sammeln, und mit ihnen die erste Lauterkeit nach Maßgabe der apostolischen Verordnungen gleichsam von Vornen anzufangen. Aber es ist bei allem solchen Eifer und daraus entstandenen Angriffen noch zu keiner Zeit jemals gelungen, daß man den Zweck erreicht und eine reine Kirche Christi dargestellt hätte. Ja, es ist immer wieder neues Unkraut aufgewachsen, und der Risse und. Spaltungen in der Kirche ist nur desto mehr geworden. Der Hausvater hat von Anfang zu solchem Beginnen Nein gesagt, und in der Besorgung seines Ackers weiter gesehen, als seine eifernden Knechte denken konnten. Er giebt ihnen selbst die deutliche und genaue Anweisung: Ausreuten ist nicht euer Amt, das ist der Schnitter Arbeit; dazu will ich ihnen zu rechter Zeit Befehl geben. Er bezeugt hiemit, daß er es keinem seiner Knechte übelnehme, wenn er das Unkraut stehen und fortwachsen lasse, sondern vielmehr, daß es wider seinen Sinn und das Beste seines Reichs laufe, wenn sich einer dessen unterfangen wollte. Dazu hat der Herr seine vielen, weisen und weitaussehenden Ursachen. Eine davon zeigt er den Knechten an: ihr könnet es doch nicht genug unterscheiden; ihr möchtet doch manchen Halm des Unkrauts stehen lassen und dagegen einen guten Halm mit ergreifen, und da wäre es Schade um ein einziges Körnlein. Um der Frommen willen trägt der Herr noch die Bösen mit Geduld. Und so soll ein treuer Knecht Christi sich nach der Haushaltungsregel seines Herrn richten und nicht begehren mehr zu thun, als ihm angewiesen ist. Das hat unser theurer Luther zu seiner Zeit wohl verstanden, und sich in seinem Dienst an dem Evangelio nach diesem Befehl Christi weislich gerichtet. Es ist ihm gar nicht zu verargen, daß er keine genauere Einrichtung in der Kirche gemacht, noch die unbekehrten Menschen von dem Genuß der Sakramente ausgeschlossen hat. Er erkannte wohl das Ziel der Regel, damit ihn Gott in seinem Dienst abgemessen hatte, und pflegte öfters zu sagen: es sei jezt nicht Zeit zu einer lautern Gemeine Christi, seine rohen

Deutschen taugen auch noch nicht dazu, er wolle nur Gelegenheit machen, daß wieder das Evangelium gepredigt, und die Sakramente nach dem Sinn der Einsegung Christi gespendet werden, ob etwa Gott Gnade zu Vieler Besserung geben möchte. Und so ist es noch bis diesen Tag in unserer evangelischen Kirche fortgegangen. Ein redlicher Lehrer unserer Kirche soll sich demnach billig nach dieser Regel halten. Er hat also nicht Ursache, sich an den bösen Menschen, die mit unter dem Haufen sind, zu reiben, noch sich bei ihnen vornehmlich aufzuhalten. Es ist ihm zur Anweisung von seinem Herrn vorgehalten, daß er auch die Bösen mit Sanftmuth trage. Sein Zeugniß aber soll er desto freimüthiger, lauterer und kräftiger führen, und die Wahrheit Allen an das Herz und Gewissen legen, ob etwa auch unter solchen, die Unkraut und Kinder des Teufels sind, einige wieder nüchtern würden aus des Teufels Strick, von dem sie gefangen sind zu seinem Willen (2 Tim. 2, 26.). Und dieser Sinn und Befehl des Herrn selbst ist eigentlich der Grund zu derjenigen Freudigkeit, die Knechte Christi und treue Lehrer noch bei ihrem Amt haben. Das Unkraut macht nicht, daß es nicht mehr des Herrn Acker, und die, so Aergernisse und Laster begehen, machen nicht, daß es nicht mehr sein Reich sei; denn es heißt: Er wolle zulezt dieß Alles aus seinem Reich hinaus schaffen lassen. Der Herr ist mit seinem Gnadengeist auch noch nicht von unserer Kirche gewichen, so lange Er ihr sein Wort und die Siegel seines Bundes, die heiligen Sakramente, läßt und erhält. Was ist ihm innerhalb zweihundert Jahren aus unserer evangelischen Kirche nicht für Waizen ausgeliefert worden! Und unsere Kirche hat noch auf manchen Feldern einen solchen guten Samen, der reichlich Früchte trägt. Obschon das Häuflein der Gläubigen gegen die große Menge der bösen und falschen Scheinchristen klein ist und gering scheint, so ist es doch dem Hausvater nicht gering, sondern theuer werth. Darum sendet Er auch noch immer sein Wort mit seinem Geist, und giebt reichlich und auf mancherlei Weise Gnade, daß, wer sich von der Welt unbefleckt behalten und

Auberlen, Prophet Daniel, 2. A.

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dem Herrn treulich anhangen will, nicht Ursache hat sich zu bes flagen. Es ist demnach billig, daß man auch diese großen Vortheile unserer christlichen Kirche neben dem darin befindlichen Verfall recht erwäge, dem Herrn für seine große Barmherzigkeit und Langmuth danke und sich dadurch reizen lasse, um so mehr alle noch vorhandenen Mittel und Gelegenheiten zu Errettung seiner Seele ernstlich und treulich anzuwenden. Es ist gewiß ein Kennzeichen eines evangelischen und unter die Gnade wahr haft gedemüthigten Herzens, wenn man einestheils sich von den lauen Christen nicht lau, viel weniger von den bösen böse machen läßt, sondern in einem lautern Ernst fortgeht, anderntheils aber nicht unduldsam noch spißfindig ist, noch über Alles mehr klügelt und sich eher daran stößt, als daß man seine eigene Besserung durch Wachen und Beten suchte. Verwahret euch durch Gnade und Wahrheit vor allen Ausschweifungen eures Gemüths und vor allen, auch scheinbaren Versuchungen des Satans, und trauet es dem Herrn zu, daß, da er mitten in der Kirche sein gutes Werk in euch angefangen hat und noch erhält, er es auch niemals lassen, sondern fortführen werde bis auf seinen Tag. Bedenkt aber auch dabei, daß er uns be sonders auf diese unsere legten Zeiten, da die Bosheit und Frechheit des Unglaubens so stark wächst und der Satan so. Viele verführt, zuruft: Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen (Off. 13, 10. 14, 12.)! In diesem Sinne könnt ihr in der Gemeinschaft aller seiner Glaubigen beten, Segen haben, warten, bereit sein und eilen zu der Zukunft des Herrn. Denn wann sein Tag kommt, so wird es schnell anders werden: eher nicht. Da wird die Scheidung auf das Richtigste geschehen, damit es in Ewigkeit dabei sein Bewenden habe." (Evans gelischer Glaubensgrund in Predigten für alle Sonn-, Fest, und Feiertage von M. Fr. Chr. Steinhofer, weil. Dekan und Stadtpf. in Weinsberg [† 1761], auf's Neue durchgesehen von Alb. Knapp. Stuttg. 1846, S. 130 ff.).

Wenn wir nun aber keinen Theil der Christenheit als solchen vom Hurenwesen ausnehmen können, wenn daffelbe na

mentlich am Ende der Tage die herrschende Richtung in der Kirche sein wird: so bleibt es darum doch wahr, daß die kas tholische d. h. die römische und griechische Kirche noch in einem viel tieferen Sinne Hure ist als die evangelische. Babylon ist zu den Zeiten des Johannes Rom geworden; daß es so verstanden sein will, ist wohl nach Off. 17,18. klar. Nun ist sreilich Rom nicht blos gemeint im äußerlichen, geschichtlich-geogra phischen Sinne, sondern, wie eben der mystische Name Babel andeutet, im prophetischen Sinne als Centralpunkt der Weltmacht, als Trägerin des Weltgeistes. Aber gerade dieser Geist des römischen Weltreiches ist in die Kirche eingedrungen und hat aus ihr im Occident von Rom aus einen nach falscher Weltherrschaft trachtenden Kirchenstaat gemacht, im Orient von Byzanz (Neu-Rom) aus eine unter die Weltmacht geknechtete Staatskirche, an beiden Orten eine von dem unsichtbaren Geisteswesen des Evangeliums abgefallene und in die Elemente des Weltwesens' (Gal. 4, 9. Col. 2, 20.) zurückgesunkene Weltkirche. Die katholische Kirche ist es, die vorzugsweise von sich rühmt: Ich size als eine Königin und bin keine Wittwe und Leid werde ich nicht sehen (18,7.); sie hat den traurigen Vorzug, die Hure nar' ¿§oxiv, die Metropole der Hurerei, die Mutter der Huren (Off. 17,5.) zu sein. Gegen das zunehmende Unwesen hat in allen Jahrhunderten der Weibessame in der Kirche mit mehr oder weniger Kraft und Lauterkeit reagirt, und die Reformation ist nichts Anderes als die feinste und kräftigste unter diesen Reaktionen des Weibes gegen die Hure 1). Daher

1) Vielleicht sucht mancher evangelisch Denkende, der sich der göttlichen Wahrheit seines Bekenntnisses freut, in der Apokalypse auch eine Andeutung der Reformation. Eine solche findet sich-auf direkte Weise nicht; denn Johannes hat keine Kirchengeschichte zu schreiben, sondern die sie Seherrschenden Faktoren und Grundrichtungen zu zeichnen. Aber indem wir uns überall hingewiesen sehen auf die Parallele der neutestamentlichen Entwicklung des Gottesreiches mit der alttestamentlichen, können wir uns auf dem Wege der Analogie über die Stellung und Bedeutung der Reformation im Gans zen dieser Entwicklung einigermaaßen orientiren. Sie entspricht wohl der nacherilischen Reformation Israels unter Serubabel und Josua, unter Œéra

verstehen Einige unter Babylon die römische Kirche und betrachten die andern Theile der abgefallenen Christenheit nur als die Huren, deren Mutter Babylon ist. Für die Gesammtauffassung macht dieß keinen wesentlichen Unterschied. J. Fr. v. Meyer (.229.264. 269.): „Was das alte Babylon gegen Jerusalem war, das wurde Rom als Stadt und Kirche gegen die wahre

und Nehemia. Vor dem Eril war das Volk Gottes der Hurerei anheimgefallen und dafür in die Gefangenschaft dahingegeben worden. Ebenso die mittelalterliche Kirche; spricht man doch selbst von einer babylonischen Gefangenschaft der Päpste, und hat Luther über die babylonische Gefangenschaft der Kirche geschrieben. Nach dem Eril stellte Esra das Gefeß wieder her; es war nicht sowohl eine neue, originelle Offenbarung, was jezt hervortrat, als ein Zurückgehen auf das ursprüngliche, mosaische Gotteswort. Ebenso ging die Reformation auf das N. L. und die Urkirche zurück. Die israelitische Reformation wurde aufgehalten und angefeindet durch die frühere, aus jüdischem und heidnischem Blut gemischte Bevölkerung des Landes, durch die Samariter. Wer sieht nicht in ihnen ein Bild der die Reformation bekämpfenden, katholischen Kirche? Gleichwohl kam die Reformation unter dem Schuße der Weltmacht zu Stande, die Juden hatten das reine, volle Gotteswort, sie waren die Träger der göttlichen Wahrheit in dieser Zeit, und es gab in Kraft derselben immer gläubige Seelen, die treu das Gefeß hielten und auf den Trost Israels warteten; aber im Ganzen waren es dennoch kümmerliche Jahrhunderte bis zur Erscheinung des Herrn hin, die geistigen Leiter des Volkes spalteten sich in die Parteien der buchstäblerischen Pharisäer und der rationalisirenden Sadducäer, und in der großen Mehrheit der Nation war kein religiöses Leben. Ist das nicht ein Bild der evangelischen Kirche? Die Samariter mit ihrer Vermischung des Jüdischen und Heidnischen, mit ihrem Zurückbleiben in geistiger und geistlicher Hinsicht (vgl. Joh. 4, 22.) bilden zu den Juden einen ähnlichen Gegensaß, wie früher das Reich Israel zum Reiche Juda, und wie jezt die Katholiken zu den Protestanten. Am Hurenwesen aber hatten beide Antheil, und in das hereinbrechende Gericht wurden beide gleichmäßig hineingezogen. Denn daß es da nicht auf die Reinheit der Lehre und des Bekenntnisses blos ankommt, das zeigen die Pharifäer, denen der Herr so sehr das Zeugniß reiner-Lehre giebt, daß er von ihnen zum Volk und zu seinen Jüngern spricht: Alles, was sie euch sagen, daß ihr halten sollet, das haltet und thut's (Matth. 23, 3.), woran er dann aber die ernsteste Strafpredigt wider sie knüpft. Auch in der vorsündfluthlichen Urzeit finden wir einen ähnlichen Wendepunkt, welchen Henoch bezeichnet, der siebente unter den zehn von Adam bis Noah herabreichenden Erzvätern. Ohne Träger einer neuen Offenbarung zu sein, be= tritt er auf exemplarische Weise den Weg des Heils und wird ein ernster Prediger der Wahrheit (1 Mof. 5, 21–24. Jud. 14. 15.).

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