ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Christenheit, die Hure gegen das Weib mit der Sonne beklei det. Es giebt aber mehr denn Ein Rom und Ein Babylon und kann auch in sogen. protestantischen Herzen und Kirchenanstalten sizen. Alle Hurerei, d. i. jede Abgötterei, jede ungeistliche Liebe zur Creatur, sei es Ehre, Geld, Gut oder was sonst, was sich mit der Liebe und dem Dienst Gottes nicht verträgt, besonders alle Eigenmacht in dem, was Gottes ist, ist Babylon.“

Für richtige Würdigung des Gesammtbildes der Hure dürfen wir nicht vergessen, daß die Apokalypse auch hier die Dinge zeichnet, wie sie am Ende sind, beim Abschluß ihrer Entwicklung, in ihrer Reife zum Gericht. Noch ist das Ges heimniß Babylons nicht völlig ausgeboren, und wir wissen nicht, welche Entwicklungen das falsche Kirchenthum noch durchlaufen wird, bis es den Culminationspunkt erreicht hat, der es reif zum Gerichte macht. Aber Bengel, dem bei allen Fehlgriffen seiner Auslegung im Einzelnen doch eine tiefe, am prophetischen Wort geschärfte Ahnungsgabe verliehen war, hat viels leicht nicht Unrecht gehabt, wenn er meinte, Rom werde noch einmal emporkommen. Ebenso Spener (legte Bedenken III, 475.): „Ich bin gewiß versichert, daß, ehe das schreckliche Ges richt über das römische Babel ausbricht, dieses vorher zur höchsten Macht aufsteigen und, wie ich sorge, Alles oder doch das Meiste von demjenigen, was vor fast 200 Jahren sein Joch von sich geworfen, wieder also unter sich bringen wird, daß es sich vor Niemand fürchten und mit seiner Grausamkeit nach erfülltem Sündenmaaß eben jenes Gericht über sich bringen wird." Auch der griechisch-russische Katholicismus wird wohl noch ein Wort mitzureden haben. Die hurerischen, weltförmigen Elemente in allen Kirchen und Sekten streben dem Katholicismus zu und machen ihm Bahn. So mag er noch einmal zur Macht gelangen. Aber auch sonst gilt es, auf alle Zeichen der Zeit zu achten, die eine Vermischung der Wahrheit und Lüge, des Weltlichen und Christlichen in irgend einer Weise bekunden, und sich davor zu hüten. So viel ist jedenfalls gewiß: im

Moment ihres Triumphs brechen die weltlichen und weltfreundlichen Mächte zusammen, während das Volk Gottes im Moment seines Erliegens zu Rettung und Sieg erhoben wird. Dafür ist Christi Kreuz und Auferstehung Bürge.

b. Die geheilte Todeswunde; Nichtsein und Wiederkehr des Thiers.

Wie das Weib, so erscheint auch das Thier im 17. Kapitel in veränderter Gestalt, und wir haben es deßwegen hier auch noch einmal in's Auge zu faffen. Dasselbe hat ebenfalls in der christlichen Zeit eine Entwicklung durchgemacht und ist jezt zum Gerichte reif. Sehen wir zunächst zu, ob unsere Weissagung von jener Entwicklung etwas andeutet. In dieser Beziehung muß hier noch einmal in's 13. Kap. zurückgegriffen werden, wie zur Deutung der Thierhäupter früher aus dem 13. in's 17. vorgegriffen werden mußte. Da findet sich zugleich eine Antwort auf die Frage, die uns bei Daniel übrig blieb, ob denn die Weissagung der Christianisirung der Weltmacht, wie wir sie thatsächlich im römisch-deutschen Reiche finden, gar keine Erwähnung thue.

Wir haben nämlich einen Zug in dem Bilde der Welts macht, der im 13. Kap. mehrmals hervorgehoben wird, bis jest absichtlich nur flüchtig berührt. Johannes sieht eines von den Häuptern des Thiers wie geschlachtet zum Tode, aber seine Todeswunde ward geheilt (V.3. 12. 14.). Diese einem der Weltreiche beigebrachte Todeswunde erinnert an das, was Daniel (7,4.) in Bezug auf den König von Babel schaute: da wurden dem Löwen die Flügel ausgerissen und er empfing die aufrechte Stellung und das Herz eines Menschen. Wir wissen, daß hiemit die Demüthigung des hochfliegenden Stolzes Nebukadnezars und seine Bekehrung zu dem lebendigen Gott dargestellt ist. Eine ähnliche Veränderung geht nun mit einem der apokalyptischen Thierköpfe vor sich. Zwar wird er nicht etwa in ein Menschenhaupt verwandelt, doch wird

er tödtlich verwundet und also unschädlich gemacht. Das Weltreich, welches unter diesem Kopfe gemeint ist, bekehrt sich nicht wirklich zu dem lebendigen Gott, so daß es menschliche Art bekäme, wie Nebukadnezar; aber es entfaltet auch seinen thierisch brutalen, widergöttlichen Charakter nicht so wie die sechs andern, es legt sein antichristliches Wesen vorübergehend ab. Es erscheint wie geschlachtet zum Tode, ws sópayμévov, und man macht mit Recht darauf aufmerksam, daß dieser Ausdruck ohne Zweifel absichtlich gewählt sei, um das Thier in äußere Aehnlichkeit mit dem Lamme zu stellen, welches Johannes (5,6.) ebenfalls ús éópayμérov sieht. Wie das zweite Thier durch seine Hörner (13,11.), so gleicht das erste durch seine Todeswunde dem Lamme. Man darf also selbst vom Thierwesen, von der eigentlichen Weltmacht nicht erwarten, daß es sich in blos heidnischer Weise fortentwickeln werde bis an's Ende, sondern es wird ein Christo ähnliches Aussehen gewinnen, es wird äußerlich christianisirt werden; ja es wird zeitweise ganz ertödtet scheinen, ohne daß es doch zu sein und Thier zu sein aufgehört hat.

Welches Weltreich nun hier gemeint sei, läßt sich unschwer errathen. Auf den Parallelismus zwischen der tödtlichen Verwundung und der Verschlingung des Wasserstroms durch die Erde, wornach wir hier an die Germanen zu denken haben, ist S.311. hingewiesen worden. Wie das lezte Reich bei Daniel nicht aus hartem Metall, sondern aus bildsamem Thon besteht, so erscheint es bei Johannes nicht in ungebändigter Thierheit, sondern seine wilde Naturkraft ist bis zum Tod abgeschwächt. Die sechs ersten Weltreiche waren heidnisch gewesen; und wenn auch das römische noch am Abend seines Bestehens das Christenthum annahm, so brach damit doch für dieß Reich als Reich feine neue Erhebung an, sondern es ging so wie so vollends zu Grunde. Darum gedenkt die Weissagung, welche die Weltreiche nur in ihren Höhepunkten ins Auge faßt (s. S. 73 f.), dieser verspäteten Christianisirung des römischen Reiches hier, wo von der Weltmacht die Rede ist, nicht, während sie als für die Kirche bedeutend 12, 14. vielleicht angedeutet war (s. S. 296.).

[ocr errors]

Erst das siebente Reich ist ein christliches Weltreich, christlicher Staat geworden; und das ist der Sinn der Todeswunde.

Mit diesem Einen Zuge ist der Grundcharakter der Weltentwicklung in der christlichen Zeit ebenso in seinem innersten Wesen gezeichnet, wie der der Kirchenentwicklung damit, daß das Weib zur Hure wird. Beide Entwicklungen entsprechen einander genau. Die Weltmacht legt ihre Feindseligkeit ab und nimmt äußerlich das Christenthum an; aber wie das Thier fein gottwidriges Wesen aufgiebt, so umgekehrt das Weib sein göttliches. Es wird von beiden Seiten dem Gegensatz die Spize abgebrochen, Welt und Kirche machen sich gegenseitig Concessionen, das Thier trägt die Hure (17,3.7.). Verweltlichtes Christenthum einerseits und verchristlichte Welt andererseits ist der Grundtypus der christlichen Jahrhunderte. Wer hiebei gewinnt, das ist freilich in legter Instanz nur die Welt, denn die Kirche, die ihr Leben aus Gott und Christo hat, kann blos verlieren, wenn sie mit der Welt sich vermischt. So befriedigend daher auch die christlichen Weltzustände vor Menschenaugen etwa scheinen mögen, vor Gottes Augen ist diese Durchdringung der Welt mit dem Christenthum noch lange nicht die ächte: wenn wirklich die Reiche der Welt unsers Herrn und seines Christus werden sollen, so muß zuvor der Herr selbst ein Neues schaffen. Die Schrift erkennt der christlichen Politik und Cultur, indem sie sie als tödtliche Verwundung des Thiers charakterisirt, nur eine negative, nicht eine positive Bedeutung zu: die vorübergehende Niederhaltung und Ueberwältigung des Antichristenthums, nicht die wirkliche Ueberwindung und geistliche Verklärung der Welt ist damit erreicht. Die Weltgeschichte für sich allein ist so wenig die Weltverklärung als das Weltgericht. Immerhin aber ist auch schon dieses zwischeneingekommene Nichtsein des Thiers ein Großes, wofür wir dankbar zu sein, um dessen Erhaltung wir zu ringen haben. Nur dürfen wir nicht meinen, daß wir des Thieres Wiederkehr verhindern können. Das Weltwesen ist wahrlich jezt noch nicht gar abgethan und noch viel weniger positiv durchdrungen mit

den himmlischen Kräften des heiligen Geistes, sondern es besteht noch und hat seinen antichristlichen Charakter nur eine Zeit lang und äußerlich abgelegt, bricht aber wieder in seiner alten, ja in verstärkter Gewalt hervor. Darum hat Daniel an der Weltmacht gar keine durch das Christenthum bewirkte Veränderung wahrgenommen; Johannes sieht eine solche, aber er sieht zugleich, daß es nur eine vorübergehende, unwesentliche Veränderung ist. So widerspricht der neutestamentliche Seher dem alttestamentlichen nicht, sondern er ergänzt ihn nur und bestimmt seine Weissagung näher, wie es seines Amtes ist. Die Todeswunde wird immer nur zugleich mit ihrer Heilung erwähnt.

Also die Todeswunde wird wieder geheilt. Die christlich-germanische Welt fällt wieder vom Christenthum ab, das alte, widergöttliche und widerchriftliche Thierwesen gelangt aufs Neue zu Kraft und Bestand, ein modernes Heidenthum bricht über die christliche Welt herein. Und dieses ist schlimmer als das alte. Denn das alte Heidenthum, wie es die ersten Thierhäupter vertraten, war nur ein Abfall von der allgemeinen Natur- und Gewissensoffenbarung (Röm. 1. und 2,14 ff.), das neue aber ist der Abfall von der vollen Gnadenoffenbarung Gottes in seinem Sohne (vgl. Matth. 12, 41-42.); es ist das raffinirte, potenzirte Heidenthum, zu welchem einmal gesagt werden wird: Gedenke, wovon du gefallen bist! (Off. 2,5.). Auch mit dieser Weissagung steht die Apokalypse nicht allein; es ist dieß derselbe Abfall (ároórasia), welchen Paulus 2 Thess. 2.3 ff. vorausschaut, und welchen er im Antichrist, in dem Menschen der Sünde und dem Kind des Verderbens culminiren sieht. Auch Paulus, indem er die bösen Zeiten der lezten Tage schildert 2 Tim. 3, 1 f., beschreibt den Charakter der dann lebenden Menschen auf eine Weise, welche ganz an die Charak teristik der Heiden Röm. 1, 29 ff. erinnert; der Ausdruck Gesetzlosigkeit, den er 2 Theff. 2, 7 f. vom Antichristenthum braucht, ist eine spezifische Bezeichnung des Heidenthums (vgl. Röm. 2, 12. 1 Cor. 9, 21.); auch Paulus sieht also ein neues Heidenthum in

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »