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3. Das Gericht der Kirche und Weltmacht.

Der Lichtgestalt der Brautgemeinde, welche das positive Resultat der Kirchen- und Weltgeschichte ist, stellen sich also düstere Gestalten der Finsterniß zur Seite: die Hauptpotenzen des Menschheitslebens sind auf's Aeußerste entartet, die Kirche ist zur Hure, die politische Weltmacht zum antichristlichen Thier, die Weltweisheit und Weltbildung zum falschen Propheten geworden. In dreifacher Gestalt, in der Verkehrung der drei Aemter Christi stellt sich das Antichristenthum dar; denn unschwer erkennt man wie im zweiten Thier das falsche Prophetenthum, so im ersten das falsche Königthum und in der Hure das falsche Priesterthum. Das Thier, können wir auch sagen, ist die leibliche, der falsche Prophet die seelische oder die sogenannte geistige, die Hure die geistliche Macht des Widerchristenthums. So ist nichts Zufälliges in der Weissagung, sondern es sind die wesentlichen und nothwendigen Grundformen des Abfalls, welche uns die Apokalypse vorführt, und eben hierin erweist sie sich in ihrer göttlichen Wahrheit. Auch für die Geschichtsbetrachtung bietet dieß Wort der Offenbarung immer neue Aufschlüsse und Gesichtspunkte dar. Das Vorherrschen je einer antichristlichen Macht charakterisirt die verschiedenen Hauptperioden der Kirchengeschichte. Die alte Kirche steht noch unter der Herrschaft des Thieres, der heidnischen Weltmacht, die mittlere Zeit ist von der Hure, die neuere vom falschen Propheten beherrscht. Aber das Wesen der legten Zeit ist es, daß alle diese gottwidrigen Mächte zusammenwirken und sich gegenfeitig zur höchsten Entfaltung ihres Wesens steigern: der falsche Prophet bewirkt die Anbetung des Thieres, und das Thier trägt die Hure.

Tritt also das Antichristenthum in dreifacher Gestalt hervor: so ist es auf der andern Seite ein ebenso lichtreicher Blick in das Wesen der die Geschichte bewegenden Mächte, daß die drei Grundformen des Abfalls auch wieder auf zwei reducirt find. Denn der falsche Prophet ist ja auch ein Thier, und die

beiden Thiere stehen gemeinsam der Hure gegenüber. Beide gehören so wesentlich zusammen, wie Leib und Seele, wie phyfische und geistige Macht; beide werden daher auch immer mit einander genannt und schließlich mit einander gerichtet, während über die Hure ein besonderes Gericht ergeht. Die abgefallene Kirche und die abgefallene Welt, Pseudochristenthum und Antichristenthum sind die beiden Grundformen des widergöttlichen Wesens. Hier findet also auch der alte Streit, ob der Abfall in seiner leßten Gestalt mehr pseudochristlicher oder antichristlicher Art sein werde, seine einfache Lösung. Er wird in der Vereinigung des Pseudochristenthums mit dem Antichristenthum bestehen, welche die Apokalypse durch das Sißen der Hure auf dem Thier ausdrückt. Das Resultat der christlichen Geschichte ist ein Zustand tiefer Unwahrheit und Lüge. Die Völker sind innerlich vom Christenthum abgefallen, aber die Kirche hat sich äußere Anerkennung zu verschaffen gewußt und beherrscht dieselben noch, gestüßt auf die weltliche Macht, welche hinwiederum die Kirche als Mittel für ihre Zwecke braucht. Das ist das Bild der ihrem Gericht entgegengehenden Christenheit, wie es uns Off. 17, 3. vor die Augen gemalt wird. Das heutige, napoleonische Frankreich z. B. ist geeignet, uns die Möglichkeit dieses unmöglich Scheinenden anschaulich zu machen. Nur dürfen wir uns dieß Lügenwesen nicht blos so in seiner äußerlichen, kirchlich-politischen Gestaltung denken, wo es ziemlich grob hervortritt; sondern vorzüglich auf feinere, geistige Weise mischt sich auf allen Lebensgebieten Scheinchristenthum und Widers christenthum, Aberglaube und Unglaube in einander und ver stellt sich der Satan zum Engel des Lichts (2 Cor. 11, 13. 14.).

Dieser Bund der Hure und des Thiers ist nichts Neues. Er tritt am Ende der neutestamentlichen Zeit nur ebenso hervor, wie er am Ende der alttestamentlichen hervorgetreten ist. Das abgefallene Israel, welches dazumal die Hure war, verbündete sich, seinen Unglauben in heiligen Eifer kleidend, mit der heidnischen Weltmacht wider Jesum und seine Apostel. „Auf den Tag wurden Pilatus und Herodes Freunde mit ein

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ander; denn zuvor waren sie einander feind;" und die Hohenpriester sprachen, um Jesu los zu werden, das entsegliche Wort: Wir haben keinen König denn den Kaiser (Luc. 23, 12. Joh. 19,15.). Paulus mußte in Thessalonich die Gemeinde der Gläubigen ebenfalls von den Juden an die Heiden verrathen sehen (Apgsch. 17, 5—9.), und es geschieht wohl mit auf Grund dieser Thatsache, welche auch ein Sißen der Hure auf dem Thier ist, daß er nach der bekannten Stelle des zweiten Thessalonicherbriefs (2,7.) bereits das Geheimniß der Bosheit sich regen sieht (vgl. Baumgarten Apgsch. II, 1, 311 ff.). Es zogen auch diese Gräuel der Juden die römische Zerstörung Jerusalems d. h. das Gericht der Hure durch das Thier herbei (Dan. 9, 26.27.), sowie jest wiederum am Ende der neutestamentlichen Zeit die Hure durch das Thier gerichtet werden soll.

Denn treten wir nun der Beschreibung des Gerichtes (Off. 17-19.) näher, so fällt auf den ersten Blick der Unterschied auf, daß zuerst die Hure gerichtet wird, und zwar durch das Thier mit seinen Königen, dann erst die Thiere mit ihrem Anhang durch die Parusie Christi selbst. Es ist vorzüglich unsere Aufgabe, die hierin sich ausdrückenden Grundideen hervorzuheben; über das Einzelne wird wenig zu sagen sein, da es theils im Bisherigen schon seine Erklärung gefunden hat, theils nur im Zusammenhang mit der gesammten Weissagung der Apokalypse erläutert werden kann, theils als der Zukunft angehörig seiner näheren Deutung überhaupt noch warten muß.

1) Daß die Hure zuerst gerichtet wird, ist nicht nur dem allgemeinen Grundsaße gemäß, daß das Gericht anfangen soll am Hause Gottes (Jer. 25, 29. Ezech. 9, 6. 1 Petr. 4, 17.); sondern es handelt sich dabei zugleich einfach um Herstellung der thatsächlichen Wahrheit. Was nämlich dann im Grunde allein noch existirt, als existirend anerkannt wird, das ist die Welt; denn auch die Kirche buhlt ja nur noch um ihre Gunst, auch für die Kirche ist sie die einzige Realität. Gegen eine solche Kirche muß die Welt Recht behalten. Darum wird die Hure nicht durch den Herrn selbst, sondern durch das Thier

und seine Könige gerichtet (Off. 17, 13.16.17.). Dieß geschieht ganz nach demselben Reichsgrundgeseze Gottes, welches wir schon im A. T. überall hervortreten sehen, daß nämlich die hurerische Gemeinde eben in die Hände der Weltmacht hingegeben wird, mit welcher sie gebuhlt hat. Womit man sündigt, damit wird man gestraft. Aegypten ist dem Hause Israel ein Rohrstab, welcher, wenn sie ihn in die Hand fassen, so bricht er und schligt ihnen die ganze Schulter, wenn sie sich aber darauf lehnen, so zerbricht er und spießt ihnen die ganzen Lenden (Ezech. 29, 5.6. Jes. 36,6.). So ist Jsrael für seine Hurerei mit Assur und Babel in's assyrische und babylonische Exil gewandert; für seine Hurerei mit den Römern ist Jerusalem von Titus zerstört und das Volk abermals unter die Heiden zerstreut worden. Ebenso wird nun die Kirche, weil sie mit der Weltmacht, auch noch mit der abgefallenen, gehuret hat, statt wider sie zu zeugen, von eben dieser Weltmacht gerichtet. Wie Christus eine Braut hat, so Antichristus eine Hure; aber wäh rend jener seine Brant verherrlicht und zur Hochzeit heimholt, wird von diesem seine Hure am Ende verstoßen und vernichtet. Es wird die Zeit kommen, wo die irdischen Machthaber der Kirche als Mittel für ihre Zwecke nicht mehr zu bedürfen glauben; dann werden sie das heuchlerisch getragene Joch derselben abschütteln und ihrem Hasse freien Lauf lassen und werden die Hure wüst machen und nackt und werden ihr Fleisch (rás sáoxas avens plur. zur Bezeichnung der Fülle fleischlichen Wesens, darein die Kirche versunken war) essen und sie selbst werden sie mit Feuer verbrennen (17, 16.). Dieses Gericht über die Hure wird nun nach seinen verschiedenen Seiten 18,1-19, 5. näher beschrieben, zuerst durch einen mächtigen Engel 18,1-3., dann durch eine andere Stimme vom Himmel V. 4-20., hierauf noch einmal durch einen starken Engel V.21-24., woran sich 19,1-5. wieder himmlische Stimmen schließen, welche Gott für das vollbrachte Gericht preisen.

Ueber die näheren Hergänge desselben etwas zu bestimmen, ist jezt noch unmöglich, obwohl es an Vorspielen und Anbah

nungen nicht fehlt. „Die Anfänge oder vielmehr das schreckenhafte Vorspiel dieser der Christenheit bevorstehenden Verwüstung hat Gott uns in der ersten französischen Revolution vor die Augen geführt. Da wurde das untreue Weib durch das Thier wüste und blos gemacht. Alle weltlichen und geistlichen Institutionen des Reiches, dessen König den Titel des allerchristlichsten führte, wurden durch den Haß der Gottesleugner zerstört. Ein treffenderes Bild dieser Zerstörung giebt es wohl nicht als das eines wehrlosen Weibes, das der zerstörenden Macht eines wüthenden Thieres preisgegeben wird. Das Schicksal Frankreichs war eine Warnung für die gesammte Christenheit. Sie hat die Warnung nicht zu Herzen genommen. Die Lehren und Grundsäge des Antichristenthums, in früheren Zeiten mehr oder weniger das traurige Monopol der sogenannten Gebildeten, sind in den lezten Jahrzehnten wie ein Sauerteig, durch die Volksmaffen gedrungen. Der gemeine Mann kennt keine Geschichte, und das Mißlingen früherer revolutionärer Versuche wird seine Hand von dem Werke der Zerstörung nicht zurückhalten, wenn Gottes Stunde, wo Er Babel richten will, geschlagen hat. In Einer Stunde (Off. 18,10.17.) soll der Reichthum der großen Stadt verwüstet werden. Einen plößlichen Umsturz der jezigen Ordnung der Dinge verkündigt das prophetische Wort. Trog aller Warnungen, die Gott gegeben, und sie haben sich in unserer Zeit oft genug wiederholt, wird ein allgemeiner Schrecken die Menschen ergreifen, wenn die große Stadt zusammenstürzen wird.“ (Charles J. T. Böhm, Schatten und Licht in dem gegenwärtigen Zustande der Kirche, mit einem Vorwort von Dr. Heinr. W. J. Thiersch, 1855, S. 181.).

Der schon früher betrachtete Abschnitt 19,6—10., welcher schildert, wie durch die Vernichtung der Hure nunmehr der Ehrentag des Weibes, seine Rechtfertigung und seine Hochzeit gekommen sei, bildet den Uebergang zum Folgenden. Denn mit dem Gericht über den Antichrist (V. 11--21.) und dem Anbruch des tausendjährigen Reiches (20, 1 ff.) beginnt das Hochzeitmahl des Lammes (19,9.), an welchem der Herr mit

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