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laden werden (Off. 19, 17 f. Matth. 24, 28.). Sehr bezeichnend ist, daß der Antichrist und seine Könige in ihrer Verblendung wähnen, es lasse sich mit irdischer Heeresmacht gegen den himmlischen König streiten (V. 19.). Das ist die Spitze der alten babylonischen Thorheit, die da meint, Welt und Fleisch sei etwas. So fahren sie in ihrer tollen Vermessenheit dahin. Christus erscheint mit den Seinigen, aber von einer Schlacht zwischen beiden Heeren ist weit und breit nicht die Rede; sondern der bloße Anblick des Herrn der Herrlichkeit genügt, um dem Antichrist seine völlige Nichtigkeit aufzuzeigen: er wird sein ein Ende machen durch die (einfache) Erscheinung seiner Zukunft (2 Thess. 2,8.). So stürzten einst nach der Erzählung desselben Johannes vor dem, der da sagte: Ich bin's, seine Feinde zu Boden (Joh. 18,6.). Von tödtlichem Schrecken gelähmt, werden das Thier und der falsche Prophet oder, wie Detinger sagt, der Antichrist und seine Philosophen an der Spize ihrer Schaaren ohne Widerrede ergriffen und lebendig in den Feuersee, in die Hölle geworfen (V. 20.).

Dagegen wird ihr Anhang, die Könige, die Hauptleute, die Gewaltigen sammt ihren Untergebenen, nur getödtet durch das scharfe Schwert, das aus Christi Munde geht, d. h. durch seinen Hauch, sein Richterwort (V. 21.15. 2 Thess. 2, 8. Hebr. 4, 12.). Es scheint also ein Unterschied gemacht zu sein zwischen Verführern und Verführten; und so schwer die Strafe auch der legteren ist (vgl. 14,9—11.), so werden doch die ersten noch besonders exemplarisch gestrast, wie wir solche Abstufungen der genau abmnessenden Vergeltung, sölche verschiedene Grade der Verdammniß auch sonst angedeutet finden (Matth. 11, 22. 24. Luc. 12, 47.48. Joh. 19, 11.). „So wie die Besten einer ersten Auferstehung gewürdigt werden, und die Reihe viel später erst an alle Uebrigen kommt: so umgekehrt fahren die obersten Aufrührer vor allen andern in den Feuerpfuhl, da hingegen die minder hervorragenden Sünder in andern Behältnissen auf das Schlußgericht warten.“

Ganz entsprechend, wenn auch nicht so speziell, beschreibt

Paulus das Gericht über den Antichrist in der Stelle, die uns schon so vielfache Parallelen bot, 2 Theff. 2,8. Hiemit ist nun das Thierwesen ein für allemal abgethan und von der Erde ausgemerzt, die Weltreiche in ihrer bisherigen Gestalt hören auf, die Weltgeschichte nimmt einen von dem bisherigen total verschiedenen Charakter an. An die Stelle des Thierreiches tritt das Reich des Menschensohnes und seiner Heiligen.

III. Das tausendjährige Reich.

Daniel und Johannes beschreiben beide das tausendjährige Reich, aber in verschiedener Weise, weil von verschiedenen Standpunkten aus. Das alttestamentliche Prophetenwort schildert dem ganzen Standpunkt des A. B. gemäß vorzugsweise die irdische, das neutestamentliche die überirdische Seite der Zukunft des Reiches Gottes. Und wie wir schon oben gesehen haben, daß beide Apokalypsen Zusammenfassungen der gesammten Weißsagung ihrer Testamente sind, so ist es auch hier: Dan. 2,35.44. 7, 13 f. 27. ist der kurze Inbegriff aller alttestamentlichen, Off. 20, 1-6. aller neutestamentlichen Weissagung über das Reich der Herrlichkeit auf Erden. Eine große Menge prophetischer, eine schöne Anzahl evangelischer und epistolischer Stellen dienen dazu, diese allgemeinen Umrisse reicher auszufüllen. Endlich fehlt es im N. T. auch nicht an solchen Aussprüchen, welche die Brücke schlagen zwischen der irdischen und der überirdischen Seite der Betrachtung.

Es wird dienlich sein, auf alle diese Punkte etwas genauer einzugehen, da die Lehre vom tausendjährigen Reiche so viel verkannt und vernachläßigt ist. Freilich sehr mit Unrecht. Denn es beruht diese Lehre nicht blos, wie man es so oft ansieht, auf einer vereinzelten, apokalyptischen Stelle, sondern die ganze Prophetie des A. B. kann ohne dieselbe gar nicht wahrhaft verstanden werden, und was das N. T. betrifft, so weist der Grundbegriff der Lehre Jesu, in welchem er die Hauptsumme

der messianischen Weissagungen zusammenfaßt, der Begriff des Reiches Gottes, schon durch seinen Namen auf die Verwandtschaft mit unserer Lehre hin. Gewöhnlich fast man die Sache so auf, als habe Jesus im Gegensatz zu den äußerlichen, fleischlichen Messiaserwartungen des jüdischen Volks ein rein innerliches, sittliches, geistiges Gottesreich gepredigt. Dieß ist aber zu der materialistischen Auffassung der damaligen Juden nur das andere, spiritualistische Extrem. Freilich mußte der Herr dem Fleischessinn seines Volks gegenüber auf die inneren Bedingungen für die Theilnahme am Reich, auf Buße und Glauben mit doppeltem Nachdruck dringen. Aber darum läßt er das Reich nicht in dieser Innerlichkeit aufgehen, sondern es ist ihm „die göttliche Ordnung der Dinge, welche durch ihn, den Messias, verwirklicht wird als eine von innen nach außen sich entfaltende“ (Chr. Fr. Schmid, bibl. Theol. des N. T., I, 325.). So hat das Reich Gottes verschiedene Perioden; es ist erschienen in Christo (Matth. 12, 28.), es breitet in der Welt sich aus auf inwendigen, verborgenen Geisteswegen (Matth. 13, 33.); aber eigentlich als Reich in königlicher Herrlichkeit kommt es doch erst bei der Parusie (Luc. 19, 11. 21, 31. 22, 18.), wie uns denn der Herr noch fort und fort um das Kommen des Reiches beten heißt (Matth. 6, 10.). Und das ist nun nicht nur die ewige Seligkeit nach dem jüngsten Gericht, welche allerdings die lezte Reichsvollendung ausmacht (Matth. 25, 34.), sondern es ist schon vorher ein irdisches, israelitisches, aber freilich nicht fleischliches Reich der Herrlichkeit, wie es die Propheten geschildert haben, denen Jesus in keinem Stück widerspricht, sondern deren Weissagung er anknüpfend vorausseßt (Matth. 19, 28. Apg. 1, 6—8.). Jesus war also, wie alle Propheten und Apostel, ein Chiliast. Von Paulus bemerkt in dieser Beziehung Lechler (apostol. und nachap. Zeitalter, 2. Aufl., S. 141.): „Auf das irdische Reich der Herrlichkeit deuten, wenn man ein offenes Auge dafür hat, eine Menge Aeußerungen in den Briefen des Apostels, und dies ist zugleich derjenige eschatologische Punkt, in welchem alle Briefe am meisten harmoniren;" und Hase nennt den

Chiliasmus „den großen Glaubensartikel der apostolischen Kirche“ (protest. Kirchenzeitung 1857, S. 317).

So sehr man sich nun hüten muß, die Zustände des kommenden Reiches über die Keuschheit des Schriftwortes hinaus in ein Detail auszumalen, welches der Vater seiner Macht vorbehalten hat, so wenig ist man andererseits berechtigt, die zahlreichen, hieher gehörigen Worte Jesu und seiner Propheten und Apostel zu verflüchtigen oder umzudeuten. Dieser lettere Fehler ist aber, auch bei der gläubigen Schriftauslegung, noch immer der vorherrschende. Nicht blos der Rationalismus, sondern längst vor ihm die Kirche selbst hat das Verständniß des großen, göttlichen Reichsganges verloren. Es ist uns Heidenchristen wirklich begegnet, wovor uns Paulus so nachdrücklich warnt (Röm. 11, 17 ff.): wir haben vergessen, daß wir als wilde Zweige in den edeln Delbaum Israels eingepropft sind; wir sind sicher geworden in der schriftwidrigen Meinung, das Christenthum sei nur für uns, für Weltverhältnisse wie die unsrigen da; wir zucken die Achseln über das Volk der Wahl und seine Zukunft, daher auch über den Chiliasmus; unsere eschatologischen Ideen beschränken sich auf die himmlische Seligkeit, und nur in äußerlicher, unvermittelter Weise denken wir uns das jüngste Gericht als Abschluß im fernen Hintergrunde. Und doch hätte eigentlich bloß der Katholicismus Anlaß, gegen eine solche Auffassung des Verhältnisses von Welt und Reich Gottes, wie wir sie im Bisherigen an der Hand der Schrift dargelegt haben, sich zu sträuben. Er ist seinem innersten Wesen nach eine falsche Anticipation des tausendjährigen Reiches in der kirchengeschichtlichen Zeit, eine Vermischung von Kirche und Reich: „die Rechte, deren sich Rom als eine Hure vorher angemaßt hatte, wird alsdann die Braut des Lammes heiliglich ausüben.“ (Roos S.121.125.) Die Reformation, die uns wieder auf's Glauben allein hingewiesen hat, sollte uns geheilt haben von ähnlichen, im jezigen Protestantismus gangbaren Irrthümern, wornach man, statt zu glauben, sehen und Werke thun will. Das evangelische Glaubensprincip vollendet sich erst in der biblischen

Grundanschauung vom göttlichen Reichsgang. Jhn an der Hand des prophetischen Wortes verstehen zu lernen, ist Aufgabe jeziger Theologie. Und der Herr bietet eben jezt seiner Gemeinde dieß Verständniß von verschiedenen Seiten dar, weil sie desselben für ihre bevorstehenden Kämpfe bedarf. „Von der Bekehrung der Juden, sagt schon Oetinger, reden die Theologen nur exegetisch, ja problematisch, noch viel mehr vom tausendjährigen Reiche. Warum? Weil das den früheren Zeiten verliehene Erkenntnißmaaß diese Lehren noch nicht fassen konnte. In unserer Zeit aber entwickelt sich eine hellere Erkenntniß. Der Zusammenhang der Glaubensartikel mit den legten Dingen tritt bereits flarer hervor." 1)

1. Aussagen der Off. Joh. und des N. T.

Die Zahl der tausend Jahre für die Dauer des Reiches ist der Apokalypse eigenthümlich. Es wurde schon darauf hingewiesen, daß auch sie zunächst in ihrer symbolischen Bedeutung zu fassen ist. Die Zehn, die Zahl der Weltvollständigkeit, erscheint hier mit der Gotteszahl Drei potenzirt, also die Welt jcht wirklich vom Göttlichen durchdrungen. Dahingestellt muß es bleiben, ob die Zahl auch mit chronologischer Genauigkeit die Dauer des Reiches bezeichnen will. Wenn Bengel und seine Nachfolger zwei Jahrtausende annehmen, so beruht dieß, wie wir unten sehen werden, auf einem exegetischen Mißverständniß.

Das Erste nun, was die Apokalypse vom Wesen des tau= sendjährigen Reiches berichtet, ist die Bindung des Satans, seine Verschließung in den Abgrund (20, 1-3.). Nicht umsonst wird diese zuerst genannt; denn sie schließt sich mit innerer Nothwendigkeit an das Vorhergehende (19, 20 f.) an. Wie der

1) Vgl. meine Schrift „Die Theosophie Oetingers xc.", S. 594. Die geistvollen Blicke dieses tiefen Denkers in die güldene Zeit, wie er das tau sendjährige Reich nennt, f. ebendas. S. 592 ff.

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