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gerade in dieser Zeit Jsrael an der Spiße der Menschheit stehen soll, und warum die Propheten des A. B. vorzüglich auf sie hinausgeschaut und meist über die Kirchenzeit weggesehen haben. Sie sind Propheten Israels, und für Israel kommt die kirchengeschichtliche Periode nur als die Zeit seiner Zerstreuung unter die Heiden in Betracht. Hiemit ist nun wohl auch Dan. 2. u. 7. nach allen Seiten hin zu anschaulichem Verständniß gelangt.

B. Die neueren Auffassungen der Off. Joh.

Unsere Aufgabe ist jezt ihrem positiven Theile nach gelöst, indem durch die eregetische Betrachtung von Off. 12-20. das Verhältniß der beiden Apokalypsen zu einander vollends in's Licht gesezt wurde. Da indessen die in den voranstehenden Blättern gegebene Auffaffung des zweiten und wichtigsten Haupttheils der Off. Joh. zum Theil neu ist, so bleibt uns noch übrig, dieselbe durch Vergleichung und Beurtheilung der übrigen Auffassungen zu rechtfertigen, die gegenwärtig vorzüglich in Betracht kommen. Wir glauben hiedurch zugleich dem Leser einen nicht unwillkommenen Dienst zu leisten; denn es giebt ja wohl fein anderes Buch, wo die verschiedenen Auslegungen so labyrinthisch durch einander gehen, und wo es so schwer ist, sich auch nur historisch über dieselben zurecht zu finden. Die neueste Zeit hat darin noch keine Besserung gebracht; denn die vermehrte Thätigkeit, welche der Apokalypse zugewendet wird, hat den Widerspruch und die Verwirrung der Meinungen eher vermehrt als vermindert, so daß eine klare, geschichtliche Drientirung um so nothwendiger ist, wobei es sich natürlich vor Allem um die Classification der verschiedenen Auffassungsweisen handelt.

Es sind drei Hauptgruppen von Auslegungen zu unterscheiden, die kirchengeschichtliche, die zeitgeschichtliche und die reichsgeschichtliche.

Die erste Ansicht betrachtet die Off. Joh. als ein prophe

tisches Compendium der Kirchengeschichte und nimmt an, der erhöhte Herr habe darin zum Voraus die Hauptereignisse aller Jahrhunderte christlicher Zeitrechnung im Einzelnen chronologisch genau geoffenbart. Diese Auffassung ist in Deutschland immer noch am Bedeutendsten durch Bengel vertreten, dessen apokalyptisches System, wenn auch durch den Erfolg bereits in Hauptpunkten als irrig erwiesen, doch seinem Kerne nach gerade unter den Gläubigen noch heutzutage viele Freunde zählt. Außerdem sind es besonders die Engländer und Franzosen, welche mit Vorliebe dieser Erklärungsart huldigen. Wir werden ihre Behandlung der Apokalypse an zwei der hervorragendsten Werke aus neuester Zeit zu charakterisiren suchen, an den Horæ apocalypticæ des Engländers Elliott, welche 1851. zu London in vierter Auflage in vier starken Bänden erschienen sind (Horæ apocal., or a commentary on the Apocalypse critical and historical, including also an examination of the chief prophecies of Daniel), und an der schon wiederholt angeführten Schrift des Genfers Gaussen, Daniel le prophète, wovon bis jezt drei Bände veröffentlicht wurden, seit 1850. in zweiter Auflage. Gaussen berücksichtigt dabei die Parallelen der Off. Joh. ausführlich. Engländer und Franzosen schenken der theologischen und namentlich der apokalyptischen Literatur Deutschlands eine stets wachsende Aufmerksamkeit, so daß wir ihnen gerne Gegenrecht halten.

Die zeitgeschichtliche Auslegung gehört denjenigen Kreisen der neueren deutschen Theologie an, welche den Propheten Daniel für unächt halten. Man geht hier von einem Begriffe der Prophetie aus, welcher ein wirkliches, gottgewirktes Schauen der Zukunft ausschließt. Daher schränkt man den Blick des Johannes, wie den des Daniel, auf seine geschichtlichen Umgebungen ein: Nero wird in dem einen Falle zu dem gemacht, was in dem andern Antiochus Epiphanes ist. Hand in Hand mit dieser exegetischen Ansicht pflegt die critische zu gehen, daß die Off. und das Evang. Joh. nicht denselben Verfasser haben können, wobei die Einen, Ewald, de Wette, Lücke u. A. das Evan

gelium, die Andern, Baur und seine Schüler, die Apokalypse dem Apostel beilegen. Eine zweite Art der zeitgeschichtlichen Auffassung ist in neuerer Zeit nach dem Vorgange Herders u. A. von Züllig geltend gemacht worden. Er schließt die Beziehung auf Rom und das Heidenthum aus und will Alles auf Jerusalem und das Judenthum bezogen wissen. Seine Ansicht hat jedoch so wenig Eingang finden können, daß wir einer näheren Berücksichtigung derselben überhoben sind. Als Haupvertreter der zeitgeschichtlichen Auffassung haben wir daher neben Ewald, der sie in seinem Commentarius in Apocal. criticus et exegeticus 1828 zuerst durchgeführt hat, vorzüglich de Wette mit seiner kurzen Erklärung der Off. Joh. 1848 und Lücke mit seinem „Versuch einer vollständigen Einleitung in die Off. Joh. zweite Aufl., 1852" zu betrachten. Die Baur'sche Schule hat kein selbständiges Werk über die Apokalypse geliefert, sondern nur einzelne Abhandlungen und gelegentliche Erörterungen.

Die reichsgeschichtliche Auffassung ist diejenige, zu der wir uns bekennen. Sie steht, was das Princip betrifft, auf Einem Boden mit der kirchengeschichtlichen gegenüber der zeitgeschichtlichen. Sie glaubt an wirkliche Weissagung. Sie leugnet auch die Möglichkeit so spezieller Weissagung nicht, wie die kirchengeschichtliche Ansicht sie in der Off. Joh. findet: der zweite Theil Daniels liefert ja durch die Wirklichkeit den Beweis für die Möglichkeit. Aber wir leugnen, daß die neutestamentliche Apokalypse, so wie sie faktisch vorliegt, eine detaillirte Zukunftsgeschichte sein wolle. Wollte sie das, dann müßte sie in der Weise von Dan. 11. geoffenbart sein, wo sich wirklich eine Spezialgeschichte der Zukunft findet. Faktisch aber ist vielmehr Dan. 7. mit seiner Thier- und Menschensymbolik die Grundlage der Off. Joh., und auch die Zahlen derselben gehen wefentlich auf die Dan. 7, 25. sich findende Grundzahl der 31⁄2 Zeiten zurück. Darum will sie nicht Kirchengeschichte im Einzelnen schreiben, sondern sie will die großen Epochen und die leitenden Potenzen der Entwicklung des Reiches Gottes in sei

nem

Verhältniß zum Weltreich darstellen. „Die Apokalypse

zeichnet Wesensbeschaffenheiten; diese sind zu ermitteln, unabhängig von der Frage: auf welche äußere, geschichtliche Erscheinung (Staat, Kirche, Begebenheit, Person) trifft dieß zu?" (J. T. Beck.) Wir haben auch oben bereits den Grund aufzuzeigen versucht, warum für das alttestamentliche Volk Gottes speziellere Weissagungen nothwendig waren als für das neutestamentliche. Die reichsgeschichtliche Auffassung, die ursprüngliche und älteste, wurde zuerst wissenschaftlich wieder angebahut durch J. Chr. K. Hofmann,' welcher 1844 im zweiten Theil seiner „Weissagung und Erfüllung“ (S. 300 ff.) die Auslegung auf die danielische Grundstelle zurückführte und so für das Verständniß des Thiers neue Bahn brach, während er hinsichtlich des tausendjährigen Reiches die von Bengel so kraftvoll wieder bezeugte Wahrheit auf's Neue hervorhob. Die beiden neuesten Auslegungen der Off. Joh. von Hengstenberg (2 Bde, 1849-51.) und Ebrard (1853.) haben auf dem von Hofmann gelegten Grunde weiter gebaut, wobei jener zum Theil in die vorbengel'sche Auffassung zurückfiel, dieser französischenglische Ideen aufnahm.

1. Die kirchengeschichtliche Auffassung.

Das Wesen der kirchengeschichtlichen Auffassung hat Luther treffend ausgesprochen, wenn er sagt: „Weil es soll eine Offenbarung sein künftiger Geschichten und sonderlich künftiger Trübsale und Unfall der Christenheit, achten wir, das sollte der nächste und gewisseste Griff sein die Auslegung zu finden, so man die ergangene Gefchichte und Unfälle, in der Christenheit ergangen, aus den Historien nähme und dieselbigen gegen die Bilder hielte und also auf die Worte vergliche. Wo sich's alsdann würde fein mit einander reimen und eintreffen, so könnte man darauf fußen als auf eine gewisse oder unverwerfliche Auslegung." Dieses Auslegungsprincip hat auf den ersten Anblick etwas sehr Einleuchtendes und doch ist es nicht richtig. Es verstößt gegen den von der evangelischen Kirche sonst mit so

großem Recht und Nachdruck geltend gemachten Grundsay, daß die H. Schrift sich selbst auslege. Dieser findet auch auf die Off. Joh. Anwendung. Obwohl sie als prophetisches Buch in die Zukunft weist, so weist sie doch selber für ihr Verständniß vor Allem in die Vergangenheit. Das ist die hohe Bedeutung, welche der durchaus alttestamentlichen Färbung der Sprache und Darstellung zukommt. Dadurch wird der Leser an die frühere Schrift gewiesen und aufgefordert, die Deutung der an sich so dunkeln Bilder bei den älteren Propheten Gottes zu suchen. Thut man das, so gewinnt Alles auf einfache Weise Licht, Ordnung, Regel, Zusammenhang; man ist dann des willkürlichen Rathens überhoben, weil sich allenthalben von selber Plan- und Gesezmäßigkeit herausstellt. Ganze Reihen von Auslegungen beseitigen sich so auf prinzipmäßige Weise. So ist z. B. aus Daniel klar zu erweisen, daß das Thier keine geistliche Macht bedeuten kann, wie sich umgekehrt aus der ganzen Bedeutung der Hurerei in der Schrift ergiebt, daß die baby, lonische Hure eine geistliche Macht sein muß und keine bloße Stadt sein kann. Versäumt man aber die biblische Feststellung der Grundbegriffe und Grundsymbole, so ist der Willkür Thür und Thor geöffnet. Und darum giebt es zahllose Systeme kirchengeschichtlicher Deutung, und können und werden deren je nach dem Gang der kirchlichen und weltlichen Ereignisse noch manche aufgestellt werden. Der Grundfehler ist, daß man hier Auslegung und Erfüllung mit einander vermischt und jene von dieser abhängig macht. Dadurch wird aber das Wort Gottes nur zu leicht von der menschlichen Geschichtsbetrachtung abhängig, während es doch in sich selbst vollendet ist und durch das Licht, das es in sich selber trägt, denen, die göttlichen Verstand haben, eine Leuchte in der Finsterniß der Weltzeiten sein will. Wir sollen aus der Offenbarung die Zeit, nicht aus der Zeit die Offenbarung verstehen lernen, obwohl es dann allerdings in der Natur der Sache liegt, daß bei den Verständigen eine Wechselwirkung zwischen beiderlei Verständniß eintritt. In dieser Weise aufgeschlossen, ist das heilige Buch noch weit ein

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